Ein Testbericht von Stefan Federspiel,
veröffentlicht am 13.04.2020
Aktueller Anlass für diesen Vergleich ist der Sale von Voltage Modular, der noch bis zum 15. April 20 läuft und in dessen Rahmen ich mir diesen Modularsynthesizer auch noch angeschafft habe und nun alle vier Systeme sehr grob miteinander vergleichen kann.
Das ist also ein Vergleich verschiedener Systeme, kein genauer Testbericht von Voltage Modular.
Ausgangspunkt ist Modular von Softube, zu dem ich einen Bericht schrieb, als er damals heraus kam. Siehe:
https://www.buenasideas.de/test/musikproduktion/plugins/virtuelle-instrumente/softube-modular-ein-erfahrungsbericht/
Dieses Software-Modularsystem war schon sehr ungewöhnlich zu dem Zeitpunkt, weil man das erste Mal von einem wirklich umfassenden und authentischen Ansatz sprechen konnte. Bis dahin gab es keine völlig offenen Systeme, die beständig erweiterbar waren, abgesehen von NI Reaktor, dass zu diesem Zeitpunkt aber noch keine Blocks hatte und die Entwicklung und Integration von Ensembles zu größeren Einheiten eine Sache für Nerds war. Erst recht solche exotischen Entwicklungsumgebungen wie Pure Data.
Für normale Nutzer gab es so etwas wie Arturias Modular V oder als Freeware Kamiooka, also recht beschränkte Ansätze letztendlich.
Softube Modular
Softube Modular hatte den Anspruch in Zusammenarbeit mit den Herstellern der Hardware Module authentisch nachzumodellieren, was sehr gut gelang, wenn auch auf Kosten der Prozessorlast. Aber das ist bei High-End Emulationen wie U-He Bazille als einem semi-modularen Synth auch der Fall.
Softube Modular kommt mit ca. 50 Modulen und im Moment ca. 16 Extra- Premium Modulen, die man dazu kaufen kann. Damit ist schon ein sehr weites Feld an Möglichkeiten abgedeckt. Einige der regulären Plugins von Softube, wie Tube Delay und die TSAR-Reverbs können wie die Drum-Einheiten von Heartbeat innerhalb von Modular verwendet werden. Insgesamt sind das zwar längst nicht so viele Module, wie bei den anderen Systemen, der Realismus und die Soundqualität ist aber meinem Eindruck nach eine Stufe besser. Die Einheiten sind gut ausgewählt, denn es sind aussergewöhnlich interessante und penibel nachmodellierte Geräte. Jedoch alle Module sind nach wie vor strikt monophon, große Patches gehen schnell an die Grenze der Rechenkapazität. Die Preise für die meisten Premium-Module sind etwas höher als bei Voltage Modular oder den kommerziellen Modulen von VCV Rack, wenn man einige der Premium-Module kauft ist das dann auch ein recht hochpreisiges System.
VCV Rack
Dieses Projekt kam ja irgendwie aus dem Nichts und startete voll durch. Für Freeware sehr ambitioniert und mit hohen Qualitätsstandards für das Grundsystem. Auch und gerade beim optischen Design der Grundelemente, Regler, Beschriftung, Oberflächen, die VCV Rack bei der ohnehin tendenziell extremen Unübersichtlichkeit all der Module und Patchverbindungen noch am Augenfreundlichsten bei der Bedienung macht. Es gibt sehr viele Entwickler, die dafür Module kostenlos bereit stellen und inzwischen auch einige interessante kommerzielle Einheiten zu meist vergleichsweise moderaten Preisen. Das große Manko ist, dass VCV Rack ein Standalone-Programm ist und die deshalb fehlende Einbindung in die DAW, das Bridge-Projekt als eine Notlösung ist gescheitert und es kann zwar sein, dass VCV Rack irgendwann ein VST-Plugin wird, dann aber wohl kommerziell und es kann noch dauern.
Damit ist es sehr viel umständlicher mit VCV Rack im Kontext eines entstehenden Tracks Ideen zu finden, Sounds anzupassen und etwas einzuspielen. Es gibt MIDI-Player Module, das heisst, man kann kann die Noten mit ähnlichen Sounds in der DAW entwickeln, diese dann in den MIDI Player laden, den Sound dann anpassen, aufnehmen und das Audio in die DAW importieren. Oder eben direkt zu einem Playback mit dem Keyboard einspielen. Im Grunde nicht viel anders, als die Arbeit mit einem Hardware-Synth, dennoch eben deutlich aufwendiger als direkt in der DAW und man ist im Workflow ausgebremst.
Der große Vorteil ist, dass man ohne einen Cent zu bezahlen mit einer großen Menge sehr unterschiedlicher Module experimentieren und arbeiten kann. Bleibt man bei VCV Rack wird man sich früher oder später auch einige der kommerziellen Module holen. Die Soundqualität an sich ist durchwachsen, es kommt darauf an, was man vor hat, wenn man sehr authentische, kaum von der echten Hardware unterscheidbare Klänge und z. B. das korrekte Verhalten von Komponenten in Extremeinstellungen haben will ist man bei Softube besser bedient. Letztlich sind das aber in den meisten Fällen Nuancen. Ganz interessant ist ein Vergleich der Algorithmen der digitalen Module von Mutable Instruments mit der Hardware: https://youtu.be/2uhsi0aN0ew
Reaktor Blocks
Von Native Instruments selbst gibt es bisher noch nicht allzu viele der Blocks-Module. Jedoch die, die es gibt sind meist interessant und eigen und haben eine hohe Klangqualität, z. B. Komponenten aus der Moog-Simulation Monark. Von Usern/Hobbyentwicklern gibt es ähnlich wie bei VCV Rack sehr viele beigesteuerte Module unterschiedlichster Qualität, nur die neueren beherrschen die Front-Verkabelung. Von Drittherstellern gibt es Sammlungen kommerzieller Blocks-Module, die interessant aussehen, jedoch auch ziemlich ins Geld gehen können.
Reaktor ist ja an sich ein eigenes Universum, das durch die Blocks deutlich flexibler erweitert wurde. Nach wie vor gilt, wenn man selbst etwas Hand anlegen und Komponenten auf einer tieferen Ebene zusammenbasteln will hat man hier alle Freiheiten und einen einfacheren Zugang (also sehr relativ gesehen…) als in richtig harten Entwicklungsumgebungen.
Für reine User ist das Ganze etwas unübersichtlicher, welche Module es gibt und was etwas taugt. Mit der Verkabelung auf der “Rückseite” im Edit-Mode muss man sich etwas auseinandersetzen. Reaktor ist dafür ein VST Plugin und von daher einfacher zu verwenden, als VCV Rack.
Die Kosten für Reaktor alleine sind im Vergleich hoch. Im Komplete Standard -Bundle wiederum im Verhältnis niedrig, weil dieses Bundle an sich das beste Preis-Leistungsverhältnis in der gesamten Industrie hat.
Voltage Modular
Cherry Audio hat mit Voltage Modular den Markt der Software-Modularsynthesizer ziemlich aufgemischt und präsentiert sich als die modernere und offenere Variante. Durch die Öffnung für Dritthersteller, die mit dem Entwicklungskit relativ einfach eigene Module erstellen können kamen schon im ersten Jahr eine große Anzahl Module zusammen. Allen voran der renommierte Hersteller PSP Audio, der sehr gute Effekte und auch sonst interessante Module beisteuert. Aber es gibt auch von anderen Herstellern ungewöhnliche Logik-Module oder generative Sequenzer oder Zufallsgeneratoren, die bis in den Audiobereich hinein gehen.
Von der Prozessorlast her bewegt sich Voltage Modular auf ähnlichem Niveau wie VCV Rack, der Rechner kommt nicht ganz so schnell an die Grenzen wie bei Softube. Die Klangqualität der Grundmodule finde ich etwas besser, als bei VCV Rack, aber auch hier gibt es einen deutlichen Unterschied zu Softube. Voltage Modular nimmt hier eine Mittelstellung ein, ähnlich viele Module wie VCV Rack, allerdings alle kostenpflichtig, es gibt polyphone Module, wie bei VCV Rack nun auch, die Einbindung von VST-Plugins innerhalb des Modularsystems ist in beiden möglich. Natürlich kommt Voltage Modular auch als Plugin für die DAW, Parameter können über die Vermittlung von Makro-Reglern von aussen geroutet werden, ähnlich wie in Softube Modular. Es gibt sogar ein zusätzliches Premium-Modul, dass MPE MIDI-Befehle entgegennimmt und weiter verteilt. Grafisch ist Voltage Modular bunter, die Beschriftung ist jedoch teilweise nicht ergonomisch, winzig klein und kaum entzifferbar.
Der Workflow an sich ist komfortabler als in Softube, die 6-fach Kabelverteiler, die an jeder Buchse aufploppen sind sehr praktisch, die Fließrichtung der Signale wird auf den Kabeln manchmal angezeigt, warum bei den einen und bei den anderen nicht hat sich mir bisher nicht erschlossen. Module können ähnlich wie in VCV Rack einfach verschoben werden, in Softube ist das umständlicher.
Die Patches von Voltage Modular hören sich teilweise sehr gut an. Der Aufbau polyphoner Patches ist durch die polyphonen Oszillatoren und Logikbausteine einfach. Doch in der Grundausstattung gibt es davon nicht viele Typen. Da findet man einige von der Funktionalität her ähnliche in der PSP Ultimate Collection, jedoch sehr ungewöhnliche polyphone Logikbausteine von Bernard und sogar einen polyphonen Wavetable-Oszillator gibt es extra zu kaufen.
Von den Paketen die Cherry Audio anbietet kommt ernsthaft nur das Core-Bundle in Frage, Ignite bietet einfach zu wenige Module und Nucleus, das im Moment frei zu haben ist erst recht. Bis zum 15 April 20 ist Core mit den Misfit Drum Modulen noch für 50 $ zu haben. Das ist ein angemessener Einstiegspreis, den Originalpreis von ca. 180 halte ich für überhöht, da bekommt man bei Softube für die Hälfte mehr in besserer Qualität.
Die PSP Ultimate Modular Collection mit allen Modulen des Herstellers ist ebenfalls für 50 Euro zu bekommen, was im Verhältnis zum Originalpreis sehr günstig ist und das Grundpaket vor allem mit mehr und ausgezeichneten Effekten erweitert. Sind hier die Möglichkeiten des Core-Bundles noch etwas begrenzt, wird in Kombination damit ein Multi-Effekt mit aussergewöhnlichen Eigenschaften geschaffen.
Wobei in der Praxis die PSP Module etwas mehr Prozessorlast verursachen als die Standard-Module von Cherry Audio. Eine Instanz mit einem polyphonen Patch von Voltage Modular und eine Instanz als FX mit einem Patch mit PSP-Modulen bringt meinen Rechner hart an die Grenze, was bei nur zwei aktiven Plugins wenige Kombinationen schaffen.
Grund-Sound der Oszillatoren
So komplexe und unterschiedliche Gebilde wie Modularsysteme lassen sich schwer vergleichen. Jeder Synthesizer hat jedoch einen Satz an Standardbausteinen, Oszillatoren, Hüllkurven, Filter und Amplifier mit denen sich eine einfache Synthesizer-Stimme aufbauen lässt. Entscheidend ist für die grundlegende Soundqualität der Klang der Oszillatoren und dann der Filter. Für einen sehr einfachen und groben Vergleich nahm ich eine Sägezahnwelle, die durch das offene Tiefpassfilter geleitet wurde. Man hat also bis auf eventuell doch färbende Anteile des Filters den reinen Oszillatorsound.
Hintereinander Softube, dann VCV Rack, einmal der analoge Modus des Standard-Oszillators und einmal der digitale, dann Voltage Modular und zum Schluss Reaktor Blocks mit den Basis-Modulen.
Für meine Wahrnehmung klingt auch schon bei einer simplen Sägezahnwelle Softube Modular am echtesten. VCV Rack bietet zwei deutlich unterschiedliche Geschmacksrichtungen mit den zwei Modi analog und digital und es ist bei unterschiedlichen Tonhöhen bei den aufgezeichneten Wellenformen eine Verschiebung aus der Mitte der Polarität zu beobachten, was das Volumen reduziert und das so durch eine Normalisierung wegen dem Wave-Offset nicht ausgeglichen werden kann. Auffällig war auch, dass die Hüllkurve bei Attack auf dem Nullpunkt Zaps am Anfang jeder Note hinein machte, die erst weg gingen, wenn der Attack etwas hoch gestellt wurde. Voltage Modular bietet eine solide Performance, die sich recht neutral, aber auch nicht wirklich analog anhört. Was mich hier beim reinen Sägezahn verblüffte war eine leichte rhythmische Störung, eine Art leises Klappern, das da absolut nicht hin gehörte. Ich brauchte lange um heraus zu finden, dass das nicht an den Einstellungen und nur bedingt am Oszillator selbst lag, denn der alternative “Vintage-Oscillator” machte dasselbe, sondern am Host… ein Rendering-Fehler, irgend etwas verträgt sich da nicht so ganz, die internen Sample-Raten oder weiss der Geier… nicht das erste Rendering-Artefakt, dass nur in FL Studio auftritt. In Tracktion war das praktisch kaum mehr wahrnehmbar, die Aufnahme nahm ich dann. Reaktor Blocks Sägezahn hörte sich überraschend analog an.
Interessanterweise kann man das auch in den vergrößerten Wellenformen sehen. Softube Modular und Reaktor Blocks haben diese leichten Störungen an der Spitze des Zahns, die sich auch in Samples von vielen alten Vintage-Synthesizern zeigen. Die elektrischen Schaltkreise bringen eine leichte Sättigung hinein. VCV Rack analog rundet hingegen sowohl die Flanke, als auch die Spitze ab und klingt zwar nicht digital aber auch zumindest nicht typisch analog. VCV Rack digital ist schon deutlich auf der digitalen Seite, unterscheidet sich aber nicht allzu sehr von dem Sound von Voltage, das auch hier wieder so eine Mittelstellung einnimmt zwischen digital und irgendwie doch analog. Reaktor klingt zwar schon deutlich analog, jedoch nicht ganz so knackig wie Softube.
Als Test taugt in dem Zusammenhang noch eine Filterhüllkurve auf dem Sägezahn, womit die Arbeitsweise und der Klang des Filters deutlich wird. Hier gelang es nur annäherungsweise die gleichen Hüllkurven einzustellen, was mit der etwas anderen Skalierung des Reglerweges zu tun hat und sicher auch internen Kurven des Attacks und Decays. Am krassesten bei der Hüllkurve von Reaktor Blocks, die entweder eine Pause zwischen den Tönen wegen einer zu steilen Decay-Zeit hinein machte oder dann sprunghaft gar nicht mehr auf Null fiel, wenn man etwas weiter aufdrehte.
Man hört bei Softube das authentische Verhalten des Filters bei höherer Resonanz, bei VCV Rack geht das zwar in eine etwas andere Richtung, hört sich jedoch interessant an. Das Filter von Voltage Modular ist ähnlich wie der Oszillator unspektakulär neutral. Das Bento Box Filter von Blocks Base klingt auch relativ analog.
Insgesamt kann man deutlich unterschiedliche Grundsounds schon bei einer einfachen Sägezahnwelle mit kurzen Filtersweeps und Resonanz feststellen.
Auch der Standard-Oszillator von Softube Modular bildet einen relativ harschen Döpfer OSC ab und keinen Moog Oszillator, das Premium Modul Korgasmotron, das ich damals auch getestet habe ist zwar etwas weicher und liefert eine größere Bandbreite an Sounds ab, aber so dieses ganz warme satte Wummern und Röhren, das man mit einem analogen Synth im Idealfall assoziiert bringt man damit auch nicht hin. Hier ist U-He Diva doch deutlich voraus. Jedoch ist ein Modularsystem an sich und auch als Software aus meiner Sicht eher ein experimentelles Gerät, das durch seine kreativen Verschaltungsmöglichkeiten und Modulationen von allem gegenseitig ganz spezielle Sounds erzeugen kann, die mit keinem normalen Synth gehen. Mit einem Modularsynthesizer sollte man das machen, was er im Unterschied zu allen anderen kann.
Mit nichts kann man besser Synthese lernen, als mit dem Zusammenbauen dieser Grundbausteine, ist zwar der harte Weg, aber man bekommt noch mal auf einer tieferen Ebene ein Grundverständnis der Vorgänge und Zusammenhänge.
Soundbeispiele Voltage Modular
Zu Softube Modulars Presets gibt es einige Beispiele im Testbericht, zu VCV Rack gibt es viele Videos zu Patches auf Youtube und man kann einige auch selbst auf Patchstorage herunterladen und ausprobieren. Von Voltage Modular gehe ich ein paar Presets durch um zu zeigen, wo da die Schwerpunkte liegen.
Der Output von Modularsynthesizern ist auch eine gute Quelle um fortgeschrittene Multieffekte dahinter zu hängen. Einerseits Voltage Modular selbst als Effekt. Hier ist die Anzahl der Effektmodule im Core-Bundle nicht so groß, aber einige klassische Effektketten lassen sich damit verwirklichen und die Modulationsmöglichkeiten gehen über das Gewohnte hinaus.
Voltage Modular Bass mit Voltage FX
Die PSP Ultimate Collection enthält schon ein paar interessante Module, die zum Teil aus dem Multieffekt-Plugin PSP Nitro stammen. Allen voran das BQF Dual-Filter, der Comb Filter, der Envelope Follower und viele andere Effekte, Delay, Reverb, Phaser, die Poly-Module und der neue eFeMerizer, ein FM Oszillator. Die Power dieser Effekte wird durch die flexible modulare Verschaltung, die in Voltage Modular möglich ist gegenüber der Plugin-Version erheblich gesteigert.
Ein Polyphones Patch in Voltage Modular mit Voltage Modular FX mit Patches aus dem PSP Ultimate Bundle
Eine interessante Alternative sind moderne Multi-Effektplugins, wie das Melda Production MCreativeBundle in MXXX Core oder als Steigerung noch der ebenfalls modulare Multiband-Effekt Triad von Unfiltered Audio. Damit kann man den typischen Modular-Output in eine noch mal andere Geschmacksrichtung verbiegen.
Komplexe Patches und Sound FX zusammen mit Triad
Bei den Patches für PSP Ultimate Collection sind die überwiegende Anzahl instrumentale Presets mit integrierten Effekten, von denen viele auch sehr gut klingen.
Es gibt von Cherry Audio noch ein Bundle mit den Premium-Modulen des ersten Jahres, unter denen sind auch noch etliche interessante, wenn nicht gar essentielle, wie das Remote Control Modul, dass alle Knöpfe und Buttons in jedem Modul fernbedienen und automatisieren kann oder der 16 Step Sequencer.
Darüber hinaus gibt es wie gesagt noch Module und Bundles von anderen Drittherstellern, die so ziemlich alles abdecken, was man sich in dem Bereich so ausdenken kann. Hier nimmt sich das mittlerweile kaum mehr etwas mit den vielen – kostenlosen – Modulen von VCV Rack. Insgesamt kann das dann wohl auch im Lauf der Zeit ziemlich ins Geld gehen, wenn man damit arbeitet und das eine oder andere noch anschafft.
Theoretisch kann man sich auch selbst Module dazu programmieren, mit dem Voltage Modul Designer. Damit kann man einfach Oberflächen gestalten und bekommt eine Entwicklungsumgebung, in der man mit vorgefertigte DSP Code arbeiten oder selbst welchen schreiben kann – äh – wenn man es kann.
Es gibt eine freie Version mit der man Module für den eigenen Gebrauch schreiben kann oder eine kommerzielle, mit der man Module in den Cherry Audio Shop stellen kann, wenn diese eine Evaluierung erfolgreich durchlaufen haben.
Generell finde ich es faszinierend, was man sich für seltsame Signalwege ausdenken kann, die man in kaum einem vorgefertigten Synthesizer so vorfindet. Wo kann man beispielsweise mit einem Sample einen Oszillator Frequenzmodulieren?
Video Sample FM
Eigentlich alle Patches, nicht nur in Voltage Modular, auch sonst in den Presets von Softube und VCV Rack sind nicht Velocity-sensitiv oder ist das Mod Wheel nicht eingebunden. Das läßt sich zumindest in simplen Patches mit Gain-Modulen schnell nachrüsten. In komplexen Patches kann das schwieriger sein und ist manchmal nur so halb von Erfolg gekrönt.
Abschlussfrage
Da der bald endende, aktuell sehr günstige Sale bei Cherry Audio Anlass war diesen Vergleich zwischen den verschiedenen virtuellen Modular-Systemen am Markt zu machen ist die Frage, ob man sich überhaupt einen Modularen Synth zulegen sollte, bzw. ob VCV Rack für den normalen Hausgebrauch nicht auch ausreicht. Die Antwort auf diese Frage ist natürlich vollkommen individuell abhängig von der Situation, den Genres, in denen man arbeitet, dem grundsätzlichen Interesse daran eigene Synth-Presets zu basteln und generell, ob man von Modularsynths an sich fasziniert ist.
Da ein ordentliches reales Hardware Modular-System irgendwo zwischen dem Gebraucht- und Neupreis eines Kleinwagens anfängt kommt das für die meisten Hobby/Semiprofi Musikproduzenten nicht infrage. Dem sehr viel günstigeren Softsynth fehlt natürlich wie immer die Haptik, die unmittelbare Interaktion und das letzte Quäntchen authentisches Verhalten.
Warum sich die Mühe machen virtuelle Strippen zu ziehen und nicht einfach bei den virtuellen Softsynths bleiben, die man ohnehin schon hat und die zunächst mal einfacher und übersichtlicher sind? Ich kann also nur berichten, was mich dazu veranlasst hat dann doch die Core-Version und die PSP Ultimate Collection zu kaufen, nachdem ich da seit der Veröffentlichung von Voltage Modular drum herum schlich und das immer wieder verworfen hatte. Wenn ich mich richtig erinnere war die PSP Ultimate Collection nie so günstig – oder nur sehr vorübergehend – das war eigentlich ausschlaggebend, weil in der Kombination mit Core ist das ein Paket, das über die Möglichkeiten der Factory-Module von Softube hinaus geht. Plus die bestechend komfortable Integration als Plugin in der DAW im Gegensatz zu VCV Rack, das zwar auch polyphone Module vorweisen kann und man keine Monster-Patches braucht um Akkorde spielen zu können, aber eben für mein Verständnis bei der Soundqualität der Grundmodule etwas abfällt.
Letztendlich ist ein Modularer Synthesizer eine Herausforderung auf die man Lust haben muss, es müssen einen die Möglichkeiten reizen, dass man nicht an die vorgegebenen Strukturen eines normalen Synths gebunden ist, sondern sich mit jedem Preset einen ganz eigenen Synthesizer zusammenstellen kann. Das kreative Entwickeln von Signalwegen führt dann zu sehr lebendigen generativen Patches oder den typischen experimentellen Sounds, die man nur mit einem Modular-System hin bekommt.
Zum Abschluss das hervorragende Video, dass Cameron von Venus Theory zu Voltage Modular gemacht hat. Mit einer Vorstellung aller wichtigen Module, einschließlich derer von PSP Audio.
Ein Gedanke zu “Vergleich Voltage Modular mit anderen Software-Modularsynthesizern”
Der allgemeine Sale von bis zu 50 % wurde bis zum 01. Mai 2020 verlängert. Auch zum Beispiel für die sehr gut klingenden Module von Vult oder die First Year Collection.