Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 27.09.2023
Bei der D16 GROUP ist man ganz offensichtlich gerade fleißig dabei, das hauseigene Instrumenten-Portfolio auf Vordermann zu bringen und nach und nach unter der Versionsnummer 2 neu zu veröffentlichen. PHOSCYON 2 und LUSH-2 waren bereits dran, und nun ist endlich die virtuelle Trommelmaschine DRUMAZON an der Reihe.
Wer DRUMAZON noch nicht kennen sollte (echt nicht…?!), es handelt sich dabei um eine Nachahmung der ROLAND TR-909, einem hybriden Drumcomputer aus den frühen 1980ern, der zunächst eher wenig Beachtung fand und erst später im Zuge musikalischer Genres wie House und Techno zum obligatorischen Kultinstrument avancierte.
Start-up…
DRUMAZON 2 ist als Plugin für PCs (ab WINDOWS 7) und APPLE-Computer (OS X 10.13 bis macOS 13, auch M1-CPUs werden unterstützt) erhältlich. An Plugin-Formaten werden VST2, VST3 und AAX geboten, beim Mac kommt natürlich auch noch AU dazu.
D16 GROUP ist einer der ganz wenigen Anbieter am Markt, der neben aktuellen 64-Bit-Plugins auch heutzutage nach wie vor 32-Bit-Versionen im Angebot hat. Den einen oder anderen, der mit einem veralteten System arbeitet, mag dies sicherlich erfreuen.
Zudem gehört D16 GROUP zu den leider immer seltener werdenden Firmen, die nicht zwingend einen Internetanschluss am Host-Rechner voraussetzen, um das Plugin freischalten zu können, sondern daneben auch noch eine Offline-Aktivierung ermöglichen.
Sofern DRUMAZON 2 eine aktive Internetverbindung erkennt, wird automatisch eine ausschließliche Freischaltung darüber angeboten. Sollte der Rechner hingegen nicht am Netz hängen, erfolgt die Aktivierung über eine spezielle Autorisierungsdatei, die sich (dann natürlich mittels eines anderen internetfähigen Computers oder Smartphones) aus dem persönlichen Account downloaden lässt und die jeweils eine Gültigkeitsdauer von 72 Stunden besitzt (danach muss diese Auth-Datei erneut heruntergeladen werden, um zu funktionieren).
Im Gegensatz zur Vorgängerversion kann DRUMAZON 2 nun endlich mit einer skalierbaren Bedienoberfläche punkten, die auch auf heute üblichen Monitorgrößen und -auflösungen eine gute Figur macht. Wie gleich noch sehen werden, wurde das GUI auch in anderer Hinsicht deutlich verbessert und wirkt insgesamt deutlich frischer.
Eine Skalierbarkeit existiert auch bezüglich Qualität der Audioausgabe, diese lässt sich in vier Stufen (DRAFT, NORMAL, HIGH und ULTRA) einstellen, und zwar separat für die Echtzeitausgabe und für das Offline-Rendering. Zwar soll eine erhöhte Qualitätsstufe auch mit einer gesteigerten Belastung der CPU verbunden sein, jedoch vermochte hier auf meinem Host-Rechner (CPU i7-4790K mit 4 x 4,0 GHz und 16 GB RAM) keinen übermäßigen Anstieg festzustellen, allerdings auch keine wesentlichen Unterschiede im Klangbild.
Die virtuellen Regler lassen sich nicht nur mit der Maus oder dem Scroll Wheel bedienen, sondern auch via MIDI-CCs und Automation fernsteuern. Zum Anlernen dient ein Dialog, der sich bei Rechtsklick auf das gewünschte Bedienelement öffnet. Neben einer MIDI-Learn-Funktion gibt es hier auch den Menüpunkt ENABLE HOST AUTOMATION für jeden ausgewählten Parameter.
Der Grund dafür ist einfach: DRUMAZON 2 bietet weitaus mehr fernsteuerbare Parameter an, als die Host-Automation mit ihren lediglich 128 Einträgen vorsieht, dies gilt auch für die ebenso vielen möglichen MIDI-CCs. Einen schnellen Überblick über die aktuellen Belegungen bietet das separat aufrufbare Fenster MIDI / AUTOMATION SUMMARY.
Auch das Preset-Management wurde maßgeblich verbessert und entspricht nun dem neuen Standard von D16 GROUP, wie wir ihn auch schon bei PHOSCYON 2 und LUSH-2 kennengelernt haben. Dabei gibt es mehrere Kategorien von Presets, von denen die sogenannten SCENE PRESETS die oberste Hierarchie darstellen, denn sie umfassen sämtliche Einstellungen der untergeordneten Kategorien, also Instrumenten-, Drum Kit- und Effekteinstellungen und Sequencer Patterns.
Es gibt darüber hinaus separate auch noch separate Presets für jedes der Instrumente, für Drum Kits, für den Master-Bus sowie für die Sequencer Patterns. Jede dieser Kategorien verfügt über einen eigenen Browser. Normalerweise werden diese in dem Bereich eingeblendet, den sonst der Step-Sequencer einnimmt, nur im Falle der Sequencer Patterns erfolgt die Darstellung sinnigerweise im oberen Bereich der Bedienoberfläche, damit der Sequencer weiterhin frei zugänglich bleibt.
Alle Preset-Browser verfügen über Tagging- und Sortierfunktionen sowie über ein Eingabefeld für die Preset-Suche, eine weitere nützliche Option stellen die Favoriten und die Pinning Presets dar, mit denen sich die persönlichen Lieblings-Presets in einer jeweils eigenen Liste zusammenfassen lassen. Der Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass Favoriten global verfügbar sind, also sowohl projekt- als auch instanzübergreifend, die Pinning Presets hingegen bloß in der aktuellen Instanz innerhalb eines Projekts bereitstehen.
Es existiert übrigens auch ein umfassendes PDF-Manual für DRUMAZON 2, das man auch vor dem Kauf herunterladen und einsehen kann, derzeit allerdings nur in englischer Sprache.
Kegelbahn…
Der obere Bereich von DRUMAZON 2 beherbergt vier verschiedene Ansichten, zwischen denen sich mittels entsprechender Schalter in der VIEW-Sektion auf der rechten Seite wechseln lässt.
Nach dem Laden des Plugins ist die sogenannte SYNTH VIEW aktiv. Hier haben wir Zugriff auf die elf Drum-Instrumente und ihre jeweiligen Klangparameter. Mit der TR-909 gemein hat DRUMAZON 2, dass alle Instrumente bis auf die Hihats und die beiden Cymbals nicht durch Samples, sondern mittels Synthese erzeugt werden, hier natürlich auf virtuell-analogem Wege.
D16 GROUP hat ihrem Schützling allerdings eine gegenüber dem Original etwas erweiterte Parametrisierung spendiert, will heißen, es stehen ein wenig mehr Eingriffsmöglichkeiten in den Klang zur Verfügung als beim der TR-909.
So bietet etwa die Bass Drum zusätzliche Regler für PITCH und TUNE DEPTH, bei der Snare Drum sind es TUNE DEPTH und DECAY, bei den drei Toms TUNE DEPTH, TONE und TUNE DECAY und auch die weiteren Instrumente haben jeweils einen oder zwei sinnvolle Parameter dazu bekommen, die der TR-909 abgehen. Gegenüber der Vorgängerversion hat sich hier eigentlich nichts verändert, wenn man einmal von der geänderten Reihenfolge einzelner Instrumente absieht (Rim Shot und Handclap befinden sich nun links von den Toms und nicht mehr rechts davon, wohl deshalb, weil dies auch ihrer Standard-Position in der MIDI-Map entspricht).
Jedes Instrument lässt sich wie gehabt stumm oder auf Solo schalten. Wer die beim Vorgänger noch direkt über den Instrumenten zu findende Einstellmöglichkeit sucht, mit denen man diese jeweils auf separate Audioausgänge routen konnte, der muss dafür nun ein separates Fenster aus dem Options-Menü aufrufen.
Statt der bisherigen zwölf stehen bei DRUMAZON 2 jetzt sechzehn Ausgänge zur Verfügung. Diese können beliebig auf die Drum-Instrumente, aber auch auf einen Master Out, zwei Effekt-Bussen und drei Trigger-Signalen verteilt werden (zu all jenen kommen wir gleich noch), bei Bedarf können sich auch mehrere Signalquellen einen gemeinsamen Ausgang teilen.
Streifenwagen…
Ich weiß von nicht wenigen, die sich in den 90ern im Zuge des Techno-Booms voller Stolz und Vorfreude für viel Geld eine gebrauchte TR-909 gekauft hatten, um dann im Heimstudio festzustellen, dass die ja irgendwie doch nicht so klang wie in den Produktionen ihrer musikalischen Vorbilder, vor allem die Kick.
Kein Wunder, denn ähnlich wie eine TB-303 lebt auch die TR-909 erst dann richtig auf, wenn man ihr eine angemessene Behandlung durch entsprechende Effekte zuteilwerden lässt, insbesondere eine Dynamikbearbeitung.
DRUMAZON 2 bietet daher in der STRIPS VIEW für jedes der elf Instrumente einen eigenen Channel Strip. Das jeweils zu bearbeitende Instrument wird über die Schalter auf der linken Seite ausgewählt.
In der Mitte befinden sich nochmals die schon von der SYNTH VIEW bekannten individuellen Parameter für das jeweilige Instrument im Zugriff.
Dazu gesellt sich eine Filtersektion mit einem Hoch- und einem Tiefpassfilter, die beide über eine gemeinsame Resonanzregelung verfügen und in Kombination auch als Bandpassfilter fungieren.
Darunter befindet sich ein aus zwei separat aktivierbaren Bändern bestehender parametrischer Equalizer, der Frequenzanhebungen und -absenkungen von bis zu 24 dB erlaubt.
Danach folgt ein Audio-Compressor, der neben den üblichen Einstellmöglichkeiten für Attack, Release, Threshold und Ratio sogar ein zuschaltbares Look Ahead mit wahlweise 1ms oder 5ms vorzuweisen hat.
Wie weiter oben schon erwähnt, lassen sich auch die Bearbeitungen der einzelnen Drum-Instrumente als separates Preset verwalten, der Zugriff auf den dazugehörigen Browser erfolgt ebenfalls in der STRIPS VIEW.
Das Ausgangssignal eines jeden Channel Strips kann anschließend entweder direkt zum Master-Bus oder zu einer der beiden Effekt-Busse geleitet werden. Es kann dabei sogar definiert werden, an welchem Punkt in der Signalkette des jeweiligen Effekt-Busses das Ausgangssignal eingespeist werden soll (Slot 1 bis 5), und auch der Signalpegel lässt sich einstellen.
Reisebus…
Während beim Vorgänger noch auf jegliche Onboard-FX verzichtet wurde, zeigt man sich bei DRUMAZON 2 dafür umso spendabler und hat, wie gerade schon erwähnt, gleich zwei voneinander unabhängige Effekt-Busse integriert, die von den Channel Strips der einzelnen Instrumente aus gefüttert werden, also als globale Send-Effekte funktionieren.
Jeder Bus bietet fünf seriell angeordnete FX-Slots, deren Reihenfolge einfach per Drag & Drop geändert werden kann. Wie man anhand der Screenshots unschwer erkennen kann, sind die zentral platzierten Effekt-Busse in allen Ansichten stets erreichbar (außer bei geöffnetem Pattern-Browser).
Zur Verfügung stehen acht verschiedene Effekt-Algorithmen, die nach Belieben auf die insgesamt zehn Slots verteilt werden: EQ und DYNAMICS sind dabei jeweils doppelt vorhanden, ansonsten gibt es noch BITCRUSHER, CHORUS, DELAY, DISTORTION, FILTER sowie REVERB, jeweils mit einem angemessenen Set an Einstellmöglichkeiten (eine Aufzählung aller verfügbaren Effektparameter erspare ich mir an dieser Stelle…).
Jeder der beiden Busse kann darüber hinaus mittels der MORE-Schalter in eine erweiterte Ansicht versetzt werden, in der dann noch diverse weitere Parameter der einzelnen Effekte zugänglich werden.
Qualitativ bewegen sich die Effekt-Algorithmen auf dem gleichen hohen Niveau, das man auch schon von den anderen Software-Instrumenten sowie den einzeln erhältlichen FX-Plugins aus dem Hause D16 GROUP kennt und erwartet. Daher ist es bei DRUMAZON 2 im Unterschied zu seinem Vorgänger auch grundsätzlich kein Problem, auf eine weitere Nachbearbeitung mit Effekten innerhalb der DAW zu verzichten, denn der Sound, der aus dem Plugin ertönt, ist auch so bereits amtlich.
Straßenmeisterei…
Die dritte mögliche Ansicht von DRUMAZON 2 nennt sich MASTER und bezieht sich auf den gleichnamigen Bus, in dem die einzelnen Drum-Instrumente sowie die beiden Effekt-Busse summiert werden und gemeinsam noch ein abschließendes Finish erhalten.
Dazu steht ein Multiband-Compressor mit drei Bändern bereit, die durch zwei einstellbare Frequenzweichen definiert werden. Auch hier kann man bei Bedarf wieder ein Look Ahead mit entweder 1ms oder 5ms bemühen, was sich allerdings auch geringfügig auf die Latenz des Plugins auswirkt.
Zu guter Letzt wandert die Summe noch durch einen Limiter mit zuschaltbarer Soft Clip-Funktion, die gegebenenfalls alle Signalanteile über 0 dB abrasiert.
Übrigens, standardmäßig wird der Master Out dem ersten Audioausgang zugeordnet und gibt darüber die Summe aller Instrumente wieder, während die anderen Ausgänge erstmal deaktiviert sind.
Als ich mit diesem Testbericht begonnen hatte, war es noch so, dass ein Instrument, das man auf einen separaten Ausgang legte, nicht aus dem Master Out verschwand, sondern dort weiterhin hörbar blieb. Da dieses Routing-Verhalten für den einen oder anderen verwirrend sein mag, hatte ich diesbezüglich einmal bei D16 GROUP nachgefragt und prompt erfahren, dass das zwar durchaus so beabsichtigt sei (also das Routing-Verhalten, nicht etwa die Verwirrung…), man jedoch eine Option plane, mit der man selbst bestimmen kann, ob separierte Instrumente aus dem Signalweg des Master Out entfernt werden oder nicht. Und nur wenige Tage später hatte D16 GROUP tatsächlich schon ein Update am Start, dass unter anderem genau diese Funktionalität bietet!
Triggerpunkte…
Die vierte und letzte Ansicht der Bedienoberfläche ist mit TRIGGERS / MIDI betitelt und beherbergt einerseits die Möglichkeit, eigene Drum Maps anzulegen, andererseits werden hier die sogenannten TRIGGER OUTS verwaltet.
Auf der linken Seite wird eine virtuelle Klaviatur angezeigt, auf der ersichtlich ist, welches Drum-Instrument welcher MIDI-Note zugewiesen ist. Wer die vorgegebene, sich an General MIDI orientierende Belegung abändern möchte, der kann dies nach vorheriger Auswahl des Instruments entweder durch Mausklick auf die gewünschte virtuelle Taste oder via MIDI LEARN mit Hilfe eines angeschlossenen Keyboards erledigen.
Derartige Drum Maps sind in DRUMAZON 2 nur für die Ansteuerung von außen relevant, also bei Deaktivierung des internen Step-Sequencers. Sie lassen sich abspeichern und natürlich auch wieder laden. Ebenso lässt sich die ursprüngliche Standard-Belegung wiederherstellen.
Auf der Rückseite der ROLAND TR-909 findet man unter anderem auch einen Klinkenausgang, der mit TRIG OUT (RIM SHOT) beschriftet ist. Dieser gibt ein Pulswellensignal aus, mit dem sich externe Klangerzeuger ansteuern lassen, etwa über entsprechende Trigger- oder Gate-Ins. Der darüber ausgegebene Rhythmus folgt dabei der in der TR-909 programmierten Rim Shot-Spur.
Nun gab es einige findige Produzenten, die eben dieses Pulswellensignal, das einem kurzen Knacksen gleicht, einfach als eigenständiges Instrument verwendet haben.
Genau dieses Vorgehen erlaubt DRUMAZON auch. Besaß die Vorgängerversion wie ihr Vorbild noch lediglich einen derartigen Trigger Out, so sind bei DRUMAZON 2 inzwischen drei daraus geworden.
Als rhythmische Quelle kann nicht nur der Rim Shot dienen, sondern die Sequencer-Spur eines jeden Instruments von DRUMAZON 2. Lautstärke und Panorama kann für alle drei Trigger-Signale separat eingestellt werden. Darüber hinaus lässt sich für jeden Trigger festlegen, ob dieser direkt zum Master-Bus oder erst zu einem der beiden Effekt-Busse geroutet werden soll. Im letzteren Fall kann auch hier wieder der genaue Einstiegspunkt in der Effektkette (Slot 1 bis 5) definiert werden.
Da diese drei Trigger-Signale ebenfalls individuellen Audioausgängen zugewiesen werden können, sollten sie sich – natürlich ein Audiointerface mit genügend Ausgängen vorausgesetzt – prinzipiell auch für den von ROLAND ursprünglich einmal angedachten Zweck eignen, also zum Ansteuern externer Hardware mit entsprechenden Eingängen. Ich habe dies testweise einmal mit dem AKAI RHYTHMWOLF ausprobiert und es funktionierte tatsächlich einwandfrei.
Spieluhr…
Der interne Step-Sequencer zählt mit zu den Sektionen in DRUMAZON 2, die die größten Veränderungen im Zuge des Upgrades erfahren haben. Welche das sind, sticht eigentlich sofort ins Auge.
Wo die Vorgängerversion sich noch sehr an ihr Vorbild orientierte und eine Lauflichtprogrammierung nach Art der TR-909 bot, bei der zunächst das jeweilige Instrument mittels Drehschalter ausgewählt und anschließend der gewünschte Rhythmus über die einzige, sechzehnschrittige Tasterreihe eingegeben wurde, nutzt DRUMAZON 2 die Möglichkeiten moderner Bedienoberflächen und bringt einen Grid-Sequencer mit, der übersichtlich alle elf Drum-Spuren plus eine globale Accent-Spur gleichzeitig anzuzeigen vermag, was die Programmierung von Rhythmen doch sehr erleichtert (Uff, was für ein Satz…).
Einzelne Sequencer-Spuren lassen sich bei Bedarf stumm schalten oder solo abhören. Der Inhalt einzelner Spuren lässt sich kopieren, einfügen und löschen Sowohl eine einzelne Spur als auch das gesamte Pattern kann schrittweise nach vorne oder nach hinten verschoben werden.
Ein Pattern lässt sich zudem via Drag & Drop als MIDI-Clip in die DAW ziehen oder auf eine andere Plugin-Instanz übertragen bzw. auf der Festplatte ablegen. Der Sequencer verfügt übrigens über einen aktivierbaren MIDI-Ausgang und kann somit auch externe Klangerzeuger ansteuern, seien es andere Plugins oder Hardware-Instrumente.
Steps werden wie gewohnt mittels Mausklick ins Grid gesetzt und durch kleine Rechtecke dargestellt. Dabei hat man die Wahl zwischen normalen (rote Rechtecke) und akzentuierten (braune Rechtecke) Steps. Der gewünschte Modus wird über STEP TYPE eingestellt und bei gedrückter STRG-Taste wird dann temporär der jeweils andere Modus aktiviert.
In dem Einstellungsfenster recht neben dem Grid kann man auch die entsprechenden Anschlagsdynamikwerte für beide Step-Typen definieren. Die oben erwähnte globale Accent-Spur versieht alle Spuren gleichzeitig mit einer Akzentuierung auf dem gewünschten Step.
Die Artikulation lässt sich ebenfalls pro Step festlegen und wird durch durch kleine Notensymbole angezeigt. Zusätzlich zu normalen Steps lassen sich hier Flams (Doppelschläge) sowie Subdivisionen mit zwei, drei oder vier Noten erzeugen (entspricht einer sogenannten Ratchet-Funktion bei anderen Sequencern).
Die maximale Patternlänge beträgt 64 Schritte, und der hier SHUFFLE genannte Swing-Faktor kann zwischen 0 und 100 Prozent eingestellt werden.
Über einen Tab lässt sich eine RANDOMIZE-Funktion aufrufen, die wahlweise einen oder mehrere ausgewählte Drum-Spuren oder auch komplette Patterns zufallsgesteuert generiert. Die gewünschte Notendichte lässt sich dabei für jede Drum-Spur separat mit Hilfe kleiner Drehregler festlegen. Zudem kann man einstellen, ob Akzentuierungen und Artikulationen ebenfalls in diesen Prozess miteinbezogen werden sollen.
Hinter einem weiteren Tab verbirgt sich der sogenannte Tap-Modus, mit dem sich auf allen Spuren Steps bei laufenden Sequencer live einspielen lassen, entweder mit der Maus oder via MIDI-Keyboard bzw. Drum-Controller.
Wie sich die Patterns des internen Sequencers auslösen lassen, wird durch den per Tab ausgewählten Trigger-Modus im rechtsseitigen PATTERN SELECTOR bestimmt. Dieser bietet Zugriff auf bis zu 48 Patterns, die in vier Bänken (A bis D bzw. 0 bis 3) mit jeweils einem Dutzend Patterns organisiert sind.
Im standardmäßig aktiven LIVE MODE werden die Patterns mit der Maus über den virtuellen Nummernblock ausgewählt und über den roten Schalter gestartet und auch wieder gestoppt. Mit dem Zahnradsymbol aktiviert man den HOST LINK, bei dem DRUMAZON 2 der aktuellen Abspielposition der DAW folgt und sich somit immer taktsynchron bewegt.
Ist der HOST NOTE MODE aktiv, lassen sich die Patterns durch eingehende MIDI-Noten auslösen, sei es durch die DAW oder durch ein MIDI-Keyboard. Die Abspieldauer des Patterns wird dann durch die Länge der jeweiligen Trigger-Note bestimmt. Jedes der 48 Patterns wird durch eine andere Notennummer ausgelöst.
Zu guter Letzt sei hier der Vollständigkeit halber noch erwähnt, dass sich der interne Pattern-Sequencer auch komplett deaktivieren lässt und dann platzsparend aus der Bedienoberfläche ausgeblendet wird. DRUMAZON 2 befindet sich dann im sogenannten External Mode, und reagiert dann ausschließlich auf MIDI-Befehle gemäß der eingestellten Drum Map.
Klopfmassage…
Ich besitze keine TR-909 für einen ordnungsgemäßen Direktvergleich, kenne das Original allerdings noch aus früheren Tagen, da der eine oder andere Musikant in meinem Bekanntenkreis ein solches Gerät sein Eigen nannte (und damals auch noch keine horrenden Geldsummen dafür hinlegen musste…). Insofern hatte ich bereits mehrfach Gelegenheit, meine Hand an diesen Klopfgeist anzulegen.
Und natürlich verfüge ich auch über zahlreiche gute 909-Samples aus verschiedenen Quellen, wenngleich diese vermutlich größtenteils nicht unbearbeitet geblieben sind und sich daher nur bedingt für einen Vergleich eignen. Zumindest ist mir der unverwechselbare Klang einer TR-909 aber sehr vertraut.
Daher traue ich mir durchaus zu, den Klang von DRUMAZON 2 bezüglich seiner Authentizität zu beurteilen. Das, was aus diesem Plugin ertönt, klingt zweifelsohne nach einer waschechten TR-909.
Was die virtuell-analog erzeugten Drumsounds angeht, unterscheidet sich der reine Grundklang, also ohne die ganzen zusätzlichen Effekte, eher marginal vom dem des Vorgängers, wenn man hier einmal geringe Unterschiede in Lautstärke und Bassanteil bei einzelnen Drum-Instrumenten außer Acht lässt, die sich durch nachträgliche Anpassung leicht kompensieren lassen. Ich sehe dies aber eher als ein Zeichen dafür, das bereits die erste DRUMAZON-Version einen überzeugenden Klang vorweisen konnte.
Die vier samplebasierten Instrumente, namentlich CLOSED und OPEN HIHAT sowie CRASH und RIDE, können hingegen mit hörbar mehr Brillianz im Klang punkten als dies bei der in dieser Hinsicht etwas dumpfer tönenden Vorgängerversion der Fall ist.
Zum Vergleich hört Ihr nachfolgend immer abwechselnd DRUMAZON 1 und DRUMAZON 2, die jeweils vier Schläge eines Instrumentes wiedergeben:
Zur Minimierung etwaiger Lautstärkeunterschiede habe ich die einzelnen Instrumente nachträglich auf den gleichen Peak-Level normalisiert.
Der nur kurz zum Vergleich herangezogene direkte Konkurrent ROLAND CLOUD TR-909 wirkt abgesehen von den recht ähnlichen Samples bei den modellierten Drumsounds im Grundklang bisweilen etwas holziger und dumpfer als DRUMAZON 2, der wiederum etwas knackiger und transientenreicher klingt.
Auch hier wieder ein Vergleich der einzelnen Instrumente in ihren jeweiligen Standardeinstellungen. Wo diese ein bei den beiden Plugins unterschiedlich gestimmt waren, habe ich das Tuning gegebenenfalls nach Gehör angepasst, auch fand wieder eine anschließende Normalisierung statt:
Nur mal nebenbei angemerkt: Beim ROLAND-Plugin finde ich die Bedienung friemeliger und das GUI recht altbacken, insbesondere den Preset-Browser.
Soweit zum nackten Klang der Emulationen. Wenn nun allerdings noch die ganzen Bearbeitungsmöglichkeiten und Effekte von DRUMAZON 2 hinzukommen, dann zeigt dieser sowohl seinem Vorgänger als auch seinem Mitbewerber, wo der Frosch die Locken hat!
Die Presets bieten zahlreiche produktionsfertige 909-Sounds unterschiedlichster Couleur, die eigentlich keine weitere Politur mehr benötigen und sich sofort einsetzen lassen. Die klangliche Bandbreite ist dabei so enorm, dass man manchmal vergessen könnte, dass es hierbei eigentlich „bloß“ um eine TR-909-Emulation handelt und nicht etwa um ein generisches Drum-Plugin.
Das erste Klangbeispiel beinhaltet ein simples Pattern, das ich innerhalb von wenigen Sekunden zusammengeklickt hatte. Zunächst hört Ihr vier Takte lang den unbearbeiteten Klang des Init-Presets, bei dem keinerlei interne Effekte zum Zuge kommen. Anschließend wechsele ich manuell nach jeweils vier Takten das Drum Kit mit seinen jeweiligen Klang- und Effekteinstellungen, wodurch das Pattern zum Teil einen völlig anderen Charakter erhält:
Die Auswahl der Drum Kits geschieht dabei rein willkürlich und stellt lediglich einen kleine Ausschnitt aus dem reichhaltigen mitgelieferten Fundus dar.
Auch die Scene Presets, also die Zusammenstellungen von Patterns mit dazu passenden Drumsounds sind derart zahlreich, dass ich hier nur eine verhältnismäßig kleine Auswahl präsentieren kann, ebenfalls mit einem manuellen Wechsel nach jeweils vier Takten:
Einmal mehr kommt hier bei manchen Presets der Eindruck auf, man habe es gar nicht mit einer TR-909 zu tun, sondern einem ganz anderen Klopfgeist, und das ist in diesem Fall tatsächlich positiv gemeint, zeigt es doch die Vielseitigkeit von DRUMAZON 2.
Fazit:
Wer die erste Inkarnation von DRUMAZON mochte, der wird DRUMAZON 2 lieben. D16 GROUP hat seine Emulation in vielen Belangen verbessert, angefangen von der moderneren Bedienoberfläche über den zugänglicheren Step-Sequencer bis hin zu den zahlreichen Nachbearbeitungsmöglichkeiten durch eine Batterie an Effekten, die den Klang bei Bedarf auch in eine völlig andere Richtung jenseits der authentischen TR-909-Emulation zu verbiegen mögen.
Hinzu kommen diverse nette Kleinigkeiten, wie etwa die Ansteuerung externer Hard- und Software via MIDI und sogar durch Audio-Trigger. Gleichzeitig konnte ich während des Tests keine signifikanten Schwächen oder Minuspunkte feststellen, was mich dazu verleitet, hier mal wieder unseren BuenasIdeas-Tipp zu vergeben.
D16 GROUP bietet DRUMAZON 2 derzeit noch zu einem Einführungspreis von 89,- Euro an, der spätere reguläre Verkaufspreis wird 119,- Euro betragen und ist damit immer noch günstiger als der Konkurrent von ROLAND, bei gleichzeitig deutlich mehr Funktionalität.
In der Einführungsphase erhalten registrierte Bestandskunden von D16 GROUP zudem weitere Preisnachlässe. So zahlen Besitzer der Vorgängerversion lediglich 29,- Euro, während alle anderen mit ebenfalls noch sehr fairen 59,- Euro dabei sind. Die kostenlose Demoversion mag bei der Kaufentscheidung gerne behilflich sein.
Positives:
+ sehr guter Grundklang
+ flexible Klanganpassung
+ einfache Bedienung
+ umfangreiche FX-Sektion(en)
+ zugänglicher Sequencer
+ Ansteuerung externer Plugins und Geräte möglich
+ Drag-Export von Patterns
+ einfache Offline-Aktivierung möglich
+ CPU-freundlich
Negatives:
– nix, nada, niente
Produktwebseite: https://d16.pl/drumazon2