Testbericht EAReckon Analog87 Series Plugins von Perry Staltic

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Vorweg…

Dies ist mein erster Testbericht für buenasIdeas.de, genauer gesagt sogar mein erster Testbericht überhaupt, den ich veröffentliche. Sollten bei Euch nach dem Lesen noch wichtige Fragen offen geblieben sein, so zögert bitte nicht, diese via Kommentar zu stellen. Ich werde dann gesondert darauf eingehen.

Auch sei vorweg genommen, dass mein Background eigentlich die rein elektronische Musik ist (ich produziere diese mittlerweile ausschließlich mit Software), daher war meine Herangehensweise an diesen Test auch vermutlich eine andere, als sie es vielleicht gewesen wäre, wenn ich etwa täglich im Studio diverse Musiker mit ihren Instrumenten aufnehmen würde… 😉

Ich habe außerdem nur die Windows x32-Versionen der Plugins getestet, da auf unseren DAW-Rechnern nach wie vor noch Windows XP zum Einsatz kommt – Never change a running horse… 😉 Als DAW bzw. VST-Host habe ich EnergyXT 2.6 verwendet, ich war zu ungeduldig, um erst auf den trödeligen Start von Cubase zu warten… Auf dem Testrechner war übrigens nur eine für heutige Verhältnisse recht lahme Athlon64 3500-CPU verbaut.

EAReckon

„Wir befinden uns im Jahre 2011 nach Christus. Die gesamten DAW-Rechner der Studiowelt werden von den überteuerten Plugins der mächtigen Firmen aus Übersee besetzt … Die gesamten Rechner? Nein! Eine von einem unbeugsamen Gallier betriebene Entwicklerfirma hört nicht auf, der Vormacht der Geldbörsen verzehrenden Hochpreis-Hersteller Widerstand zu leisten…“

Für die Mehrheit der geneigten buenasideas-Leser wird der Name EAReckon sicherlich nicht unbekannt sein, denn sie durften (nicht nur!) hier bereits allerlei Gutes über das professionelle Hall-Plugin EAReverb sowie den überaus Touchscreen-freundlichen Plugin-Host BloXpander lesen.

Dieses Mal schickt die kleine Firma von Philippe Decuyper aus Frankreich das neue Update ihrer Analog87 Series ins Rennen, und ohne das Fazit meines Testberichts schon vorweg nehmen zu wollen, merke ich bereits jetzt an, dass es sich hierbei durchaus wieder um professionelle „Arbeitsgeräte“ für den (Heim-)Studioalltag handelt, die keinen Vergleich mit zum Teil deutlich teueren Konkurrenzprodukten scheuen müssen.

Ich erspare mir an dieser Stelle die langweilige nochmalige Auflistung der technischen Daten, denn diese könnt Ihr bei Interesse auch hier nachlesen:

Allgemeines (Installation, Optik, Bedienung etc.)

Bevor es losgehen kann, muss man sich nach Erhalt der Seriennummern zunächst auf www.eareckon.com registrieren, sofern man dort noch keinen Account besitzt (etwa um an die Freebies von Eareckon zu gelangen…). Dies funktioniert schnell und unspektakulär, und außer einer gültigen E-Mail-Adresse und einem beliebigen Namen muss man dort auch keine sensiblen Daten angeben. In eben diesem Account kann man anschließend dann die einzelnen Plugins mittels separater Seriennummern registrieren sowie im gewünschten Plugin-Format (für Windows x32/x64 und für MacOs) herunterladen.

Nach dem Entpacken der heruntergeladenen Zip-Dateien erhält man neben den Installern auch das Manual im PDF-Format, jeweils auf Englisch und auf Französisch, welches alle Plugins der Analog87 Series beschreibt und welches somit auch bei allen Plugins identisch ist. Das Manual hat etwa 28 Seiten Umfang und richtet sich vermutlich vorrangig an Leser, die eigentlich schon wissen, wozu sie sich genau solche Audio-Plugins angeschafft haben. Daher ist es manchmal vielleicht ein wenig knapp gehalten, geht ansonsten aber in einer verständlichen und stringenten Weise auf die einzelnen Parameter-Sektionen aller Plugins ein. Nur ein Einstiegstutorial oder dergleichen gibt es nicht, wer so etwas sucht, wird aber im Netz leicht fündig.

Wenn man die Plugins nach der Installation zum ersten Mal in dem Host-Programm seiner Wahl aufruft, ist vor einer Nutzung zunächst eine kleine Kopierschutz-Prozedur von Nöten. Neben dem auch von einigen anderen Herstellern bekannten „Challenge/Response-System“ (bei dem man auf jedem Rechner eine eindeutige ID-Nummer erhält, die man kopieren und anschließend in seinem Account eintragen muss, um im dort im Gegenzug eine weitere ID-Nummer zu erhalten, die wiederum dann zur endgültigen Freischaltung des Plugins auf eben jenem Rechner eingegeben werden muss, EAReckon erlaubt dies für bis zu 4 verschiedene Rechner, wenn es denn notwendig sein sollte…) steht alternativ auch die Möglichkeit zur Verfügung, ein mit einem „elektronischen Wasserzeichen“ versehenes Keyfile aus seinem Account herunterzuladen. Dieses lässt sich dann einfach beim allerersten Plugin-Start einladen, womit das jeweilige Plugin dann auch ohne lästige „Copy & Paste“-Aktionen freigeschaltet wird.

Ich persönlich finde diesen „Challenge/Response-Kopierschutz, der über die Webseiten der Hersteller läuft, eigentlich immer unbequem, da meine DAW-Rechner erstens striktes Internetverbot haben und zweitens bei mir immer die Frage offen bleibt, was denn mal ist, wenn der Hersteller einmal unerreichbar sein sollte (etwa durch fehlenden Internetzugang, technische Probleme, Insolvenz, was weiß ich…). Ich ziehe eine Seriennummer oder ein Keyfile vor. Daher habe ich auch nicht lange überlegt und mich für die Variante mit dem Keyfile entschieden. Das funktionierte übrigens schnell, reibungslos und ganz ohne Gezicke. Gut so!

Das GUI-Design der Analog87 Series finde ich durchweg gelungen. Das meine ich nicht nur hinsichtlich der ästhetischen Gestaltung, denn diese ist ja schließlich in erster Linie Geschmacksache, sondern auch in Bezug auf die funktionelle Anordnung der Bedienelemente. Alles ist da, wo man es erwarten sollte. Die Plugins lassen sich alle ohne Lupe bedienen, decken andererseits aber auch nicht gleich den kompletten Monitor zu, haben also eine vernünftige Größe. Die GUI bildet jeweils eine nicht-existente Hardware nach. Die Plugins sehen somit so aus, als wären sie kleine Rack-Geräte aus einem alten Studio.

Nun ist die Optik, wie gesagt, ja eine reine Geschmacksangelegenheit und nicht selten von einem gewissen psychologischen Phänomen begleitet („Was so edel und „echt“ aussieht, muss doch wohl auch gut klingen…“). Auch ich bin schon wiederholt darauf hereingefallen und habe dann anschließend enttäuscht feststellen müssen, dass sich „unter der Haube“ einer schicken GUI nur ein mittelmäßiger bis schlechter Sound verbag. Davon kann bei den Plugins der Analog87 Series jedoch keine Rede sein! Sie sehen nicht nur ansprechend aus, sondern klingen auch amtlich. Bei den Klangbeispielen, die ich für diesen Testbericht erstellt habe, habe ich zum Teil extreme Parametereinstellungen verwendet (etwa beim BW-Limit 87). Dennoch konnte ich keine Artefakte oder eine wahrnehmbare Degradierung des Audiosignals feststellen. Im Gegenteil, den Klang empfand ich sogar als ausgesprochen „musikalisch“, falls man dies über reine Audioprozessoren überhaupt so sagen kann. In dieser Hinsicht also ebenfalls ein Plus!

Wer sich einmal ein Bild, ähh…, ein Ohr 😉 vom Grundsound der EAReckon-Plugins machen möchte, dem seien die Freebies empfohlen, eine Handvoll kostenloser Plugins des Entwicklers, die im Vergleich zu ihren kommerziellen Geschwistern halt nur deutlich weniger Einstellmöglichkeiten und Funktionen aufweisen, unter der GUI jedoch über die selbe „Sound Engine“ verfügen.

Während des Testzeitraumes sind übrigens keinerlei Ungereimtheiten wie Abstürze oder dergleichen aufgetreten, und auch die Prozessorauslastung bereitete mir keinen Anlass zur Sorge. Da die Plugins sowohl für Windows, als auch für MacOs vorliegen, kann man dies als Indiz dafür betrachten, dass es sich hierbei nicht um mit SynthEdit oder SynthMaker programmierte Kreationen handelt, nur falls dies für jemanden von Interesse sein sollte.

Nun zur Bedienung. EAReckon verzichtet nach eigener Aussage bewusst auf die Implementation all zu vieler visueller Anzeigen, damit der Benutzer lernt, beim Abmischen seinen Ohren zu vertrauen und nicht seinen Augen. So sucht man beispielsweise vergeblich nach der Darstellung etwa von Kompressionskurven oder Wellenformverläufe. Vermisst habe ich diese allerdings nicht, da sie ich in der Regel sowieso nicht so interpretiere, wie es sich tatsächlich anhört. Lediglich beim Equalizer macht EAReckon einen kleinen Kompromiss in der Bedienphilosophie, doch dazu später.

Ansonsten gibt es natürlich auch die üblichen Pegel- und Werteanzeigen sowie simulierte Betriebs-LEDs, man mischt also nicht etwa völlig im Blindflug ab… 😉 Was allen Plugins fehlt, ist ein Bypass-Knopf. Zwar kann man das Plugin ja auch meistens in der DAW deaktivieren, jedoch bedeutet ein derartiger Schalter am Plugin selbst deutlich weniger Mausgeschubse für schnelle A/B-Vergleiche zwischen dem bearbeiteten und dem unbearbeiteten Signal. Vielleicht eine Idee für ein künftiges Update…?

Wer überwiegend mit dem Trackball oder der Maus arbeitet, der wird begrüßen, dass sich mit gedrückter SHIFT-Taste Feineinstellungen der Regler vornehmen lassen, während man den jeweiligen Parameter bei gleichzeitig gedrückter STRG-Taste bequem resettet. Die Werte der Regler werden auch numerisch dargestellt, und mit einem Doppelklick auf die jeweilige Anzeige kann man genaue Parameterwerte auch per Tastatur eingeben.

Zudem erlauben die Plugins auch die Werteänderung per Mausrad, was mich ganz besonders erfreut, denn ich nutze einen „Griffin Powermate“, welcher bei mir einfach Mausradbewegungen emuliert und somit zum handlichsten und coolsten Plugin- und Cubase-Controller mutiert ist (so ähnlich wie Steinbergs „AI-Knob“…). Alles, was sich unter dem Mauszeiger befindet, lässt sich dann sofort per Endlos-Drehknopf steuern. Leider unterstützten dies längst nicht alle Plugins, die Analog87 Series hingegen macht genau das, Philippe sei Dank! 🙂 (Anmerkung Andreas: Das Teil ist wirklich genial und der Preis ist noch genialer, für gerade einmal 45,- Euro kann man wieder an den Reglern schrauben! Unbedingt anschauen! Hier ist der Link. )

Nach dieser Betrachtung der Gemeinsamkeiten aller Plugins der Analog87 Series schauen wir uns im Folgenden die fünf einzelnen Plugins doch einmal etwas genauer an.

Beginnen wir dabei mit dem

SD-COMP 87 Sidechain Compressor

EAReckon - SD-COMP 87 (Analogseries)
EAReckon – SD-COMP 87 (Analogseries)

Dieser Audio-Kompressor verfügt über die klassischen Bedienelemente für Threshold, Ratio, Attack, Release und Make Up (Gain), die auch alle ihren Dienst so verrichten, wie sie es sollen.

Darüber hinaus gibt es in der Output-Sektion noch einen Mix-Regler, mit dem man stufenlos zwischen dem komprimiertem und dem unkomprimiertem Audiosignal überblenden kann. Man verwendet dies für die so genannte Parallel- oder auch „New York“-Kompression, bei der das mehr oder weniger heftig (über)komprimierte Signal leiser zum Originalsignal gemischt wird, um den Sound „anzufetten“.

Des weiteren finden wir in der Output-Sektion auch noch einen zuschaltbaren Limiter, der dafür sorgt, dass das Signal nicht über die 0 dB-Grenze gelangen kann, somit also Übersteuerungen verhindert.

Ein ebenfalls sehr interessantes und nützliches Feature ist die Sidechain-Sektion. Der SD-COMP 87 stellt hierzu ein zusätzliches Stereo-Eingangspaar zur Verfügung. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass das verwendete Host-Programm dies ebenfalls unterstützt. Das von mir zu diesem Test eingesetzte EnergyXT ist modular aufgebaut und erlaubte mir daher eine problemlose virtuelle Verkabelung auch der Sidechain-Eingänge des SD-COMP 87. Die DAWs auf dem Markt unterscheiden sich in diesem Punkt jedoch durchaus gewaltig. In Cubase legt man wohl am besten die berühmte Quadro-Spur an, wie es mit Live, FL-Studio und Konsorten aussieht, vermag ich hingegen nicht zu sagen. Habe ich nämlich nicht… 😉

Mittels der Sidechain-Funktion kann man etwa den bekannten Ducking-Effekt erzeugen – Ihr wisst schon, jedes Mal wenn der Onkel im Radio in die Mucke hineinquatscht, wird diese immer automatisch leiser… 😉 Auch in der Musikproduktion verwendet man diesen Effekt heutzutage recht gerne, beispielsweise um Bass und Kick „unter einen Hut“ zu bringen. Hierbei wird der Kompressor nicht von dem zu komprimierenden Signal angesprochen, sondern von einem Steuersignal, das am Sidechain-Eingang vorliegt (also etwa der eben erwähnte Radiosprecher oder die Kickdrum).

Beim SD-COMP 87 lässt sich dieses Steuersignal darüber hinaus auch noch durch ein jeweils durchstimmbares Hochpass- und Tiefpassfilter beschneiden, so dass man genau festlegen kann, auf welche Frequenz der Kompressor reagieren soll. So könnte man zum Beispiel von einem kompletten Drumloop nur die Frequenzen der Kick übrig lassen, um diese dann zur Steuerung des Kompressors zu verwenden.

Beim folgenden Klangbeispiel zum SD-Comp 87 hört Ihr zunächst einen unbearbeiteten Loop, bestehend aus Bassline und 4/4-Kick. Deutlich kann man hören, wie die Kickdrum immer wieder von der Bassline maskiert wird und sich nicht richtig durchsetzen kann. Anschließend hört Ihr den selben Loop, jedoch komprimiert der SD-Comp 87 die Bassline immer dann, wenn die Kick, die am Sidechain-Eingang anliegt, gerade spielt. Die Kick setzt sich nun besser durch, und außerdem bekommt die Bassline auch noch eine nette, pumpende Rhythmik mit auf den Weg.

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Der Klang des SD-Comp 87 hält durchaus gehobenen Ansprüchen stand und kann sich auch mit deutlich teureren Vertretern seiner Zunft messen. Natürlich kann man mit entsprechenden (extremen) Einstellungen auch sein Audiosignal regelrecht „zerquetschen“, wenn man es denn möchte, ansonsten aber arbeitet der SD-Comp 87 eher angenehm transparent und bei Bedarf unauffällig.

Für ein eventuelles Update würde ich mir lediglich wünschen, dass EAReckon noch ein dB-Meter für die Gain Reduction hinzufügt, ähnlich wie beim BW-Limit 87. Auch so ein Monitor-Schalter für die Sidechain-Sektion, wie ihn das SD-Gate 87 bietet , wäre vielleicht noch eine sinnvolle Erweiterung.

SD-GATE 87 Sidechain Gate

EAReckon -SD-GATE 87 (AnalogSeries)
EAReckon -SD-GATE 87 (AnalogSeries)

Das SD-Gate 87 bietet einige Extras im Vergleich zu der üblichen Standardausstattung dieser Geräteklasse. So sein zunächst wieder die Sidechain-Sektion zu nennen, die gegenüber dem SD-COMP 87 sogar noch erweitert wurde. So gibt es hier den beim Kompressor vermissten Monitor-Schalter zum separaten Abhören des gefilterten Sidechain-Signals. Außerdem lässt sich bei Bedarf noch einstellen, ob die beiden Stereo-Kanäle des Sidechain-Signals getrennt oder als Paar zusammengeschaltet zur Steuerung des Gates herangezogen werden sollen.

Die eigentliche Gate-Sektion bietet ungewöhnlicherweise gleich zwei Threshold-Regler (einmal High und einmal Low), mit denen das sogenannte „Flattern“ um den Threshold-Wert, der bei herkömmlichen Gates auftreten kann, verhindert werden soll. Des weiteren gibt es einen Schalter, mit dem man zwischen Gate- und Duck-Modus umschalten kann sowie einen Weiteren, mit dem man die beiden Threshold-Regler verkoppeln kann.

Wenn der Gate-Modus eingestellt ist, dann öffnet das Gate, wenn das Audiosignal den High Threshold-Wert überschreitet, und schließt erst dann, wenn das Signal wieder unter den gewählten Low Threshold-Wert abfällt.

Ist hingegen der Duck-Modus aktiviert und gleichzeitig auch der Link-Schalter für die beiden Threshold-Regler, so öffnet das Gate, wenn das Audiosignal den Low Threshold-Wert unterschreitet, macht jedoch bei Überschreiten des High Threshold-Werts „dicht“. Das BW-Gate 87 arbeitet somit dann also genau umgekehrt, als im Gate-Modus.

Bei deaktiviertem Link-Schalter lässt das Gate nur die Signale durch, deren Pegel oberhalb des Low Threshold-Werts und unterhalb des High Threshold-Werts liegen, also eben die Signalpegel, die zwischen den beiden eingestellten Threshold-Werten liegen.

Öffnen und Schließen des Gates zeigt das BW-Gate 87 übrigens auf einem separaten Meter an.

Es gibt darüber hinaus auch noch eine Hüllkurven-Sektion, mit der Einschwing-, Halte- und Ausschwing-Zeiten des Gates eingestellt werden können. Bei Nullstellung dieser Regler arbeitet das Gate eher wie ein Schalter.

Die klassischen Anwendungsgebiete für ein solches Gate sind ja zum Beispiel die Säuberung von Gesangs- oder Instrumentalaufnahmen zumindest in den Signalpausen, die Trennung von Mikrofonsignalen bei der Aufnahme von akustischen Schlagzeugen oder auch das aus den 1980er Jahren bekannte sogenannte „Gated Reverb“, bei dem etwa Snare und Toms mit einem fetten Hall versehen werden, welcher aber recht schnell durch ein Gate abgeschnitten wird, damit die Hallfahne nicht alles zumatscht.

Mit derartigen Anwendungsbereichen habe ich in der rein elektronischen Musik naturgemäß ja nun doch eher wenig an der Brause. Aber das SD-GATE 87 lässt sich durchaus auch abseits bekannter Pfade zur kreativen Klang(ver)formung einsetzen.
Bei meinem Klangbeispiel zum SD-GATE 87 hört Ihr wieder zuerst einen unbearbeiteten Loop, der recht aufdringlich und „voll“ wirkt und sich dadurch auch nur eher schlecht in ein fertiges Arrangement einfügen dürfte. Im nächsten Take ist dann das Gate aktiviert und ein Low Cut eingestellt. Vom ursprünglichen Loop ist nun nicht mehr viel übrig. Dann folgt ein Durchlauf mit zusätzlichem High Cut, und in den letzten drei Aufnahmen erhöhe ich dann nacheinander jeweils die Hold-, die Release- sowie die Attack-Zeit. Wie man hört, kann man das Ausgangsmaterial sehr schön durch die Mangel drehen.

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BW-LIMIT 87 Brickwall Limiter & Maximizer

Wie der Name schon andeutet, handelt es sich hierbei um ein Plugin zur Verhinderung von Übersteuerungen sowie zur Erhöhung der wahrgenommenen Lautheit auf Kosten der Dynamik. Naturgemäß kommt ein solcher Limiter mit einer überschaubaren Anzahl an regelbaren Parametern aus. Beim BW-LIMIT 87 sind dies Input- und Output sowie Threshold und Release. Dazu kommen noch Schalter für den Stereo-Link sowie einer Funktion namens „Maximize“, bei der es sich um eine Art „Auto-Make Up“ zu handeln scheint. Ist „Maximize“ aktiviert, so wird der Ausgangspegel automatisch angehoben, überschreitet dabei jedoch niemals den mit „Level“ eingestellten Maximalwert.

In der Praxis stellt man zur Anhebung der Lautheit (Stichwort „Loudness War“…) den Output Level zum Beispiel auf einen Wert von -0,5 dB oder -0,3 dB. Dann schaltet man Maximize hinzu und dreht am Threshold, bis am virtuellen LED-Meter die gewünschte Gain Reduction angezeigt wird. Mit Input Drive kann man dann bei Bedarf dem Limiter noch weiter „einheizen“. Sollte die LED-Kette zu sehr zappeln, was auf Pump-Effekte hindeutet, dann kann man so lange den Release erhöhen, bis die Anzeige wieder „entspannter“ reagiert. Die Attack-Zeit des BW-Limit 87 ist laut Bedienungsanleitung übrigens fest auf einen praxisnahen Wert eingestellt und zudem noch mit einer „Look Ahead“-Funktion gekoppelt. Beim Test habe ich auch eigentlich keinen solchen Attack-Regler vermisst.

Neben der Limitierung und Maximierung von Summensignalen bietet sich der BW-LIMIT 87 auch hervorragend zur Bearbeitung von Einzelsignalen an, etwa im Insert eines Kanals. Ein Anwendungsbeispiel wäre hier etwa die „Bändigung“ allzu dynamischer Synthesizerklänge. Filter-Sweep-Geschichten mit hohen Resonanzeinstellungen gehen häufig mit drastischen Pegeländerungen einher und lassen sich mit dem BW-LIMIT 87 so auf einen konstanten Ausgangspegel bringen.

Das Wichtigste bei einem solchen Brickwall Limiter ist natürlich sein Klang und seine Transparenz. Er soll das Audiosignal ja schließlich nicht zu Brei zermatschen. Ich war überrascht, dass das bearbeitete Audiosignal auch bei sehr extremen Einstellungen am BW-LIMIT 87 stets klar und frei von Verzerrungen und sonstigen Kompressions-Artefakten blieb. Hut ab! Die von mir zum Vergleich herangezogenen Plugins „Crysonic SpectraPhy LE“ (kommerziell, $ 99,-) sowie „LoudMax“ (Freeware) schnitten hier meiner subjektiven Wahrnehmung nach deutlich schlechter ab, da hatte der BW-LIMIT 87 doch eindeutig die Nase vorn.

Als Klangbeispiel hört Ihr diesmal einen einfachen Drumloop, zunächst wieder erst unbearbeitet und danach „volle Röhre“ durch den BW-LIMIT 87 gejagt. Bitte beachtet, dass beide Signale dabei ihre Peaks bei -0,3 dB haben, dennoch erscheint der bearbeitete Loop wahrnehmbar lauter.

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PR-EQUA 87 Parametric Equalizer

EAReckon -PR-EQUA 87 (AnalogSeries)
EAReckon -PR-EQUA 87 (AnalogSeries)

Bei diesem Plugin handelt es sich um einen parametrischen Equalizer mit 4 Bändern (LF, LMF, HMF und HF – beim LF und beim HF-Band (also bei den Bässen und bei den Höhen) ist zusätzlich eine Shelve-Charakteristik schaltbar), die unterschiedliche Frequenzbereiche abdecken, sowie zusätzlichen Hoch- und Tiefpassfiltern, bei welchen jeweils die Flankensteilheit gewählt werden kann (12 dB oder 24 dB). Auch lassen sich Eingangs- und Ausgangslautstärke regeln, und die EQ-Sektion ist sogar komplett abschaltbar.

Als zusätzliches Gimmik enthält der PR-EQUA 87 auch noch eine zuschaltbare Limiter-Funktion, die Übersteuerungen beim Boosten des Signals entgegenwirkt und damit ein durchaus sinnvolles und praktisches Feature darstellt. Das Ausgangssignal überschreitet damit dann niemals die 0 dB-Marke.

Gegenüber den anderen Plugins der Analog87 Series weicht EAReckon bei diesem Equalizer auch ein wenig von der Philosophie des minimalistischen visuellen Feedbacks ab, indem der PR-EQUA 87 ein augenfreundliches Display zur mehrfarbigen Darstellung der Frequenzkurven bietet. Zudem lässt sich per Schalter noch ein zusätzlicher Analyzer aktivieren, der dann in Echtzeit die Kurve des Ausgangssignal einblendet und damit ein zusätzliches Plugin dieser Art erspart. Derartige Anzeigen kennt man ja auch schon von anderen EQ-Plugins, und ich persönlich mag’s auch lieber mit, als ohne. Daher finde ich diese Abweichung vom ansonsten eher puristischen Vintage-Design der Analog87 Series auf jeden Fall lobenswert.

Klanglich gibt es auch am PR-EQUA 87 nichts zu bemäkeln, das auch ansonsten hohe Niveau der Analog87 Series wird auch hier erreicht. Ich empfand den Sound als angenehm und die Attribute, die man häufig mit einem digitalen Equalizer verbindet, etwa einen harschen oder gar „plastikmäßigen“ Klang sucht man hier zum Glück vergebens. Wer bisher nur die DAW-internen Equalizer zur Verfügung hat, der sollte dem PR-EQUA 87 auf jeden Fall einmal sein Ohr schenken!

Ich muss gestehen, dass ich selbst Equalizer fast ausschließlich zum Beschneiden (Cut) von Frequenzbereichen verwende und eher weniger zum Anheben (Boost). In meinem Klangbeispiel zum PR-EQUA 87 hört Ihr wieder mal einen Loop. Dieser ist wieder schon recht „voll“. Im zweiten Durchlauf habe ich dann einen weiteren Loop mit Kick und Hihat hinzugefügt. Wie man hört, klingt das zusammen schon ziemlich Kacke… 😉 Im dritten und letzten Durchlauf habe ich dann den ersten Loop mit dem PR-EQUA 87 so weit in seinen Frequenzen beschnitten, dass er sich problemlos in den zweiten Loop einfügt.

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CS-STRIP 87 Channel Strip

EAReckon - CH-Strip 87 (AnalogSeries)
EAReckon – CH-Strip 87 (AnalogSeries)

Als Letztes der fünf Plugins der Analog87 Series schauen wir uns nun noch den Channel Strip an. Der Name deutet es schon an, hier handelt es sich um die Nachbildung der kompletten EQ- und Dynamik-Sektion eines Kanalzugs, so wie man sie ebenfalls zumindest bei edleren (und auch dementsprechend kaum bezahlbaren) Profi-Mischpulten vorfindet.

EAReckon hat aber auch hier wieder bewusst darauf verzichtet, eine bestimmte, existierende Hardware irgendeiner renommierten Firma zu kopieren, um dann von deren Image zu profitieren, so wie es einige andere Entwickler versuchen. Herausgekommen ist dabei vielmehr, wie auch bei den anderen Plugins der Serie, ein völlig eigenständiges Tool, das sich nicht mit fremden Federn schmückt. Und mal ehrlich, wer braucht schon wirklich die x-te, vermeintlich originalgetreue Kopie bekannter Vintage-Hardware? Ich persönlich eigentlich nicht und Philippe Decuyper ganz offensichtlich auch nicht. Er hat daher seine Energien löblicherweise darauf fokussiert, ein gut klingendes und praxisnahes Plugin zu kreieren.

Der Channel Strip verfügt über eine Eingangssektion mit Hoch- und Tiefpassfilter sowie Gain, einen Kompressor, ein Gate, einen Equalizer und auch noch einen zusätzlichen Limiter. Der Ausgangspegel lässt sich natürlich auch regeln. Außer der Eingangs- und der Ausgangs-Sektion lassen sich alle diese Module auch separat zuschalten oder bei Nichtgebrauch und zum A/B-Vergleich deaktivieren. Bei den einzelnen Sektionen handelt es sich im Prinzip um reduzierte Versionen der anderen vier Plugins der Analog87 Series, zusammengefasst in einer einzigen Bedienoberfläche. Somit ist also die gleiche hohe Klangqualität gewährleistet. Lediglich einige Einstellmöglichkeiten und Funktionen der großen Geschwister wurden weggelassen. So verfügt das Gate beispielsweise nur über einen einzigen Threshold-Regler (wie sonst auch üblich), der EQ besitzt kein Display, und der Kompressor muss ebenfalls ohne Sidechain auskommen. Der CS-STRIP 87 bietet sich somit eher als Arbeitspferd für Standardanwendungen an, während die heikleren Spezialaufträge seinen „Kollegen“ vorbehalten sind.

Als letztes Klangbeispiel zu diesem Testbericht hört Ihr einen Loop aus Händeklatschen und Fußgestampfe mit deutlichem Raumanteil. Nacheinander hebe ich dann zuerst mit dem EQ den Bass etwas an, trockne danach mit dem Gate den Hall aus und schalte schließlich auch noch den Kompressor hinzu.

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Fazit

Wer bis hierher gelesen hat, dem dürfte nicht entgangen sein, dass ich der Analog87 Series gegenüber weitgehend positiv eingestellt bin. Dies hat ganz einfach damit zu tun, dass mir der Klang, die Bedienung, aber auch die Optik der Plugins durchweg gefallen hat, während ich nur wenig vermisst habe, etwa fehlende globale Bypass-Schalter an den Plugins oder eine GR-Anzeige am SD-COMP 87. Dies entspringt aber mehr meiner persönlichen Vorliebe und Arbeitsweise, als dass es wirklich schwerwiegende Einschränkungen wären.

Die Analog87 Series gehört meiner bescheidenen und subjektiven Meinung nach eindeutig zu den gehobenen Vertretern im unüberschaubaren Dschungel der Plugin-Welt. Die Plugins präsentieren sich alle als sehr gut klingende, flexible Arbeitspferde für den Studioalltag, erlauben durch ihre Ausstattung aber teilweise auch speziellere Anwendungen. Ladet Euch einfach selbst mal die Demo-Versionen bei EAReckon herunter!

Natürlich ist der Markt voller Mitbewerber, und andere Entwickler haben teilweise ähnliche Produkte im Portfolio. Mit der Analog87 Series trifft EAReckon also nicht gerade auf bisher „unbeflügte Äcker“. Uns Kunden kann das eigentlich nur Recht sein, steigen damit doch einfach unsere Möglichkeiten, etwas Passendes für uns zu finden. Hier sollte jeder sein Augenmerk auf die ihm wichtigen Details richten, und dann schränkt sich der Kreis der Plugins, die für einen in Frage kommen, meist doch sehr deutlich ein.

Die Analog87 Series bietet beispielsweise die häufig gewünschte Mac-Kompatibilität (für mich persönlich jedoch kein Kriterium), die Plugins bieten auch teilweise Funktionen, die man bei ähnlichen Mitwerbern meist selten oder so gar nicht findet (etwa die zwei Threshold-Regler des SD-GATE 87 oder auch die flexiblen Sidechain-Möglichkeiten).

Zudem gehören die Plugins der Analog87 Series erfreulicherweise zu den günstigeren Angeboten auf dem Markt. Ein einzelnes Plugin kostet faire 29,- Euro, während man das gesamte Bundle mit allen fünf Plugins für 99,- Euro erhält. Achtung! EAReckon bietet derzeit das komplette Bundle bis zum 12 November 2011 für nur 69,- Euronen an! Wer sich für diese Plugins interessiert und den Kauf des Bundles erwägt, sollte also nicht allzu lange warten, wenn er dabei etwas sparen möchte… EAReckon gehört zu den kleinen, aber feinen Software-Schmieden, bei denen man nicht vom niedrigen Preis auf die Qualität der Plugins schließen darf. Man muss eben nicht immer gleich den Betrag einer Monatsmiete oder gar seines monatlichen Einkommens ausgeben, um einwandfreie Qualität zu erhalten. Wem auch die Preise EAReckons immer noch zu hoch erscheinen, der sollte sich halt mal die Freebies abgreifen, billiger geht’s nimmer!

Ich persönlich würde die Analog87 Series all denen empfehlen, die noch eine solide Grundausstattung an hochwertigen Studio-Tools suchen und dabei bisher allenfalls das „Vergnügen“ hatten, die übliche mitgelieferte Standausstattung ihr DAW benutzen zu dürfen. Aber auch wer mit dem Grundlegenden schon einigermaßen ausgestattet ist, dem rate ich, zumindest einmal einen Blick auf das eine oder andere Tool zu werfen, denn die Plugins richten sich mitnichten nur an Einsteiger, wie man bei diesem Preis vermuten könnte, sondern sind ausgewachsene Profi-Tools, die durchaus auch ein wenig Verständnis und Einarbeitungszeit benötigen. Mein persönlicher Favorit der Serie ist übrigens das SD-GATE 87, das wird bei mir in Zukunft sicherlich noch häufiger an der einen oder anderen Klangverwurstelung beteiligt sein.

Was mir besonders gut gefiel:

  • Hohe Klangqualität
  • Gute Bedienung
  • Optisches Design
  • Flexibilität
  • Gute Performance
  • Preis

Was mir weniger gut gefiel:

  • Bei allen Plugins der Serie:
  • Kein globaler Bypass-Schalter

Beim SD-COMP 87:

  • Keine Anzeige der Gain-Reduction
  • Kein Monitor-Schalter für die Sidechain-Sektion
  • Gesamtnote Gut bis Sehr gut

Die Freeware und Demoversionen sowie auch die Kaufmöglichkeit findet Ihr bei: www.eareckon.com

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