Das Interesse an modularen Synthesizersystemen ist weiterhin ungebrochen, und dieser Trend hat seinen Zenith offenbar auch noch lange nicht erreicht. Während das Sammeln von Hardware-Modulen sehr schnell zu einem teuren Vergnügen mit offenem Ende ausarten kann, stellen die virtuellen Vertreter dieser Gattung eine günstige Alternative dar. Ganz kostenlos geht’s mit dem neuen VCV RACK, welches für Windows, OS X sowie Linux verfügbar ist, jeweils in 64-bit.
Okay, der dazu notwendige flotte Rechner hat natürlich auch seinen Preis, dieser dürfte aber in den meisten Fällen immer noch weit unter dem eines halbwegs vernünftig ausgestatteten Hardware-Modularen liegen, und zudem kann ein Rechner ja bekanntlich auch noch andere Aufgaben übernehmen.
VCV RACK emuliert ähnlich wie SOFTUBE MODULAR ein Eurorack-System, ist dabei aber kein Plugin, sondern eine eigenständige Anwendung. Zur Einbindung in eine DAW-Umgebung hat der Entwickler jedoch schon das sogenannte RACK BRIDGE-Plugin im VST- und AU-Format angekündigt, welches zum Austausch von Audio- und MIDI-Daten zwischen DAW und VCV RACK dienen soll.
Bei einem „echten“ Modularen gibt es prinzipiell keinen Unterschied zwischen Audio- und Steuersignalen (beides sind einfach nur Gleichspannungen…), und dieser Logik folgt auch VCV RACK. Somit können auch Audiosignale für allerlei FM-Experimente herhalten, was bei einer Software ja längst nicht so selbstverständlich ist.
Neben dem Grundsystem, welches bereits mit einer kleinen, aber brauchbaren Auswahl an Modulen kommt, werden auf der Webseite noch einige weitere Module angeboten, die Emulationen diverser Module von MUTABLE INSTRUMENTS, SYNTHESIS TECHNOLOGY und BEFACO darstellen, mit dem sich auch Klangebilde weit jenseits subtraktiv-analoger Vintage-Klischees verwirklichen lassen.
Während die VCV RACK-Applikation ohne Registrierung direkt von der Webseite herunter geladen werden kann. Ich habe nur die Windows-Version ausprobiert, diese lässt sich einfach ins gewünschte Verzeichnis entpacken und ohne Installation sofort als „Portable App“ nutzen. Die zusätzlichen Module erfordern hingegen eine vorherige Registrierung auf der Webseite des Entwicklers (die dabei anzugebende Email-Adresse scheint aber offenbar nicht verifiziert werden…), auf diesem Wege sollen sich künftig neben den kostenlosen auch mögliche kommerzielle Module einbinden lassen. Zumindest bis jetzt (Stand Beta v0.31) sind alle angebotenen Module aber kostenlos erhältlich.
Ein kleiner Hinweis noch: Audio- und MIDI-Interfaces des Wirtsrechners werden über jeweils eigene Rackmodule eingebunden. Wem beim Audio-Modul sofort die dort angezeigte angebliche CPU-Auslastung ins Auge springt (diese lag auf meinem System stets um die 100% herum, auch ohne irgendeinen Ton erzeugt zu haben, wohlgemerkt nur beim Audio-Modul!), der sei hiermit beruhigt, es handelt sich dabei nach Angabe des Entwicklers lediglich um die Anzeige der Idle-Prozesse des Soundchips, nicht etwa um die tatsächliche CPU-Belastung! Diese mißverständliche Darstellung soll daher wohl auch bald wieder aus dem Audio-Modul verschwinden.
Zur Webseite geht’s hier lang: https://vcvrack.com/