Falcon 3 von UVI

UVI veröffentlichte nun die Version 3 ihres Hybrid-Synthesizers und Samplers Falcon. Die erste Version, zu der ich damals in 2015 einen umfangreichen Testbericht schrieb, war schon ein einzigartig tiefes und zu ziemlich allem fähiges Instrument. Dieser Testbericht beschreibt nach wie vor gültig den Grundaufbau und die Besonderheiten von Falcon und man kann damit schon zu einer guten Einschätzung der Fähigkeiten von Falcon kommen. In den Versionen 1.5, 2 und 2.5 kamen nach und nach einige Erweiterungen und Optimierungen dazu.

Der Sample-basierte Texture Oszillator und der Additive Oszillator sind hier auf der Tongenerator-Seite die Highlights. Ausgebaut wurden auch vor allem die Skripte, die hauptsächlich die Form von MIDI-Input verarbeitenden speziellen Sequenzern annehmen, die die Vielfalt der Klangerzeugung von dieser Seite noch einmal ergänzen.

Falcon 3
Falcon 3

Man kann also sagen, dass Falcon über die Jahre kontinuierlich weiter entwickelt wurde, von daher fallen nun auch die Neuerungen in der Version 3 nicht spektakulär, aber dennoch deutlich aus. Bei den Oszillator-Typen kommt VOSIM, ein Vintage Voice Synth emulierender Oszillator dazu und Bowed String, physikalisch modellierte Saiten und ein Bogen, eine Ergänzung zu Pluck. Das ist, ebenso wie der neue dritte Oszillator Harmonic Resonators, bei dem ein Exiter eine Resonatorbank anregt, nicht ganz auf dem Niveau von spezialisierten Instrumenten in dieser Richtung, wie String Studio oder Chromaphone von AAS – aber fast.

Im Gesamtzusammenhang, was man alles mit Falcon an sich erreichen kann, sind diese neuen Syntheseverfahren aber sehr interessant, denn Falcon ist mehr als die Summe seiner Teile… Denn mit ein bisschen Herumschrauben wird klar, dass die FX-Version von Harmonic Resonators hervorragend mit dem Harmonic Resonators Oszillator zusammenwirkt, aber auch mit allen möglichen anderen Impulsen, die Falcon so hervorbringen kann.

Harmonic Resonators FX
Harmonic Resonators FX

Neue Effekte sind noch ein Ladder-Filter, das offenbar den Moog-Filtern nachempfunden ist, Disperser, ein fortgeschrittener Transient Shaper, und Opal, der einen optischen Kompressor emuliert.
Bei den skriptgesteuerten Events, also Sequencern, Chordern usw. kamen weitere exotisch aussehende Oberflächen dazu, Motion Grid, Snowflakes, Node Arp und ein MIDI CC Smoother. Und eine sehr wichtige Neuerung: all diese weiterverarbeiteten MIDI-Noten bekommt man mit MIDI Out auch wieder aus Falcon heraus, zurück in die DAW oder zu Hardware-Synths!

Events
Events – MIDI Prozessoren

Zusammen mit den schon existierenden Event-Prozessoren hat man nun noch mehr Möglichkeiten, in Falcon 3 eintreffende Noten in perlende Sequenzen oder fortgeschrittene Akkorde umzuwandeln.

Die Gesamtanzahl der Presets wurde auf über 1500 erhöht und die der enthaltenen Wavetables auf 500. Man hat also, auch ohne tiefer in das Sound Design einzusteigen, allein mit dieser Fülle an Sounds mehr als genug Möglichkeiten.

Zumal alle Bibliotheken von UVI – und das sind bekanntlich nicht wenige – in Falcon miteingebunden werden können. Solo oder als Teil eines Gesamtklangs aus anderen Quellen.

Presets

Nach dem ersten Eindruck von der neuen Version bestätigt sich weiterhin aus meiner Sicht, dass UVI mit Falcon 3 den umfassendsten Hybrid-Synthesizer überhaupt vorlegt. Kein anderes Instrument, das viele verschiedene Synthesemethoden und Sampling vereint, kann da mithalten, dagegen sind auch Synths wie Avenger, Rapid, Pigments von den Kombinationsmöglichkeiten der verschiedenen Elemente, Oszillatoren, Sampleplayer, Effekte, Sequenzer, Scripting usw. geradezu relativ simpel. Selbst MSoundFactory von Melda oder Halion kommen da nicht ran.

Und ja, natürlich, wenn man selbst Hand anlegen will, muss man sich einige Wochen mit diesem Über-Synth auseinandersetzen. Doch die neuen Workflow-Verbesserungen sehen hilfreich aus und im Verhältnis zu den nahezu unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten in einem einzelnen Instrument lohnt sich der Aufwand.

Mit der Subskription von UVI hat man Zugriff auf alle Samplebibliotheken und Effekte von UVI und eben auch Falcon. Ansonsten lohnt es sich, wenn man einzelne Bibliotheken dazukaufen will, die Sales abzuwarten, die es ab und zu gibt.

Bis zum 5. November ist Falcon 3 für 199,- statt 349,- Euro zu haben (43 % Rabatt), für existierende User ist das Update frei. Bei den Erweiterungen für Falcon, also Preset-Bibliotheken, die mit den internen Oszillatoren und Effekten auskommen, bekommt man zwei Erweiterungen für den Preis von einer. Sie stammen teils von so bekannten Sound-Designern wie Richard Devine und Simon Stockhausen.

https://www.uvi.net/falcon.html

Ergänzend noch das beste Video, auf das ich zu dem Update gestoßen bin. Nicht nur, dass Benn Jordan ebenso der Meinung ist, dass das der Einsame-Insel-Synth ist, sondern im zweiten Teil des Videos macht er einen Schnelldurchgang durch 15 Tutorials zu Falcon 3, die sehr deutlich machen, dass das ein semimodularer Synth ist, bei dem man durch die raffinierte Kombination der Möglichkeiten beinahe alles nur vorstellbare erreichen kann. Da bleiben nur noch Nischen für modulare Systeme oder totale Spezialisten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*