Wenn eines gewiss ist, dann, dass von Unfiltered Audio ungewöhnliche Instrumente kommen und auch schon etablierte Instrument-Typen, wie ein Drum-Plugin, einen interessanten Twist bekommen.
Stimmen
Battalion ist ein Drum-Synth mit acht Stimmen. Jede Stimme hat grundsätzlich den gleichen Aufbau, der Drum-Sound setzt sich aus einem Synth-Sound und einem Sample zusammen, die ineinander anteilig überblendet werden können. Einen solchen Sound kann man dann auch mit allen darauf liegenden Modulationen speichern und in einem anderen Kit wieder laden. Man könnte im Extremfall auch ein Kit aus acht Snares zusammenstellen.
Die Klangerzeugung ist extrem flexibel, der Synth-Part bietet 20 Engines für verschiedene Drum-Sounds, das reicht von etlichen Algorithmen für völlig unterschiedliche Kicks über spezielle Engines für Snares und Hi-Hats bis zu Synth-Sounds, deren Algorithmen aus dem Synth Lion von Unfiltered Audio übernommen und auf Drum-Hits angepasst wurden. Jede Engine ist mit vier darauf zugeschnittenen Parametern editierbar. Schon hier geht alles von klassischen Drum-Machines bis zu völlig abgefahrenen Glitch-Sounds.
Dazu kommt der Sample-Player, der neben einem klassischen Modus auch Phase Warp, Cloner, and Granular bietet, womit man allein schon das Sample extrem verbiegen kann. Auch hier sind die vier Parameter für jeden Modus anders.
Auf die Parameter der Synth-Engines und des Samplers kann man Modulationsquellen routen, wobei man zwischen denen der Stimme und allgemeinen Modulationsquellen unterscheiden muss. Pro Stimme gibt es zwei Envelopes, wovon eine Envelope immer auch die Amp-Envelope ist, und zwei LFOs. Es sind pro Stimme an allgemeinen Modulatoren noch Velocity einstellbar und es gibt einen großen Regler, der mit “Variations” beschriftet ist und dessen Anteil pro Stimme regelbar ist. Er bestimmt die Auswirkung kleiner Variationen auf allen Parametern. Einen Random-Generator und zwei Makro-Regler pro Stimme gibt es auch noch. Alle diese Modulatoren können auf fast alles geroutet werden.
Auf jeder Voice-Page der Stimme befindet sich ein eigener Filter mit zahlreichen Typen und ein Distortion-Regler mit einigen Verzerrungs-Algorithmen.
Abschließend findet man Sends für Delay und Reverb, einen Pan-Regler und einen Gain-Slider, der das endgültige Volumen der Stimme bestimmt.
Mixer
Auf einer Mixer-Page kann man Volumen und Pan im Überblick regeln, aber auch so etwas wie Choke-Gruppen bestimmen, bei denen z. B. eine geschlossene Hi-Hat eine offene Hi-Hat mutet. Hier sind auch die zwei Send-Effekte Shatter Delay und Headspace Reverb beheimatet.
Performance
Die Performance Page ist eine Besonderheit, denn sie erlaubt den direkten Zugriff auf die entsprechenden Parameter in allen Stimmen gleichzeitig. Das heißt, wenn man den Attack-Parameter aufdreht, dann geschieht das in allen acht Amp-Envelopes gleichzeitig. Was den Gesamtcharakter des Outputs von Battalion sehr stark verändern kann. Es gibt jeweils Regler für die vier Parameter der Synth-Engines und der Sampler sowie die jeweilige Lautstärke. Und das gleiche Konzept wird auch auf Filter, Distortion und die Makros angewandt.
Auch für den Sequenzer gibt es Performance-Regler, die dann alle Sequenzen gleichzeitig beeinflussen.
Sequenzer
Auch der Sequenzer von Battalion ist sehr ungewöhnlich und stellt eine Kombination aus einem manuellen Step-Raster und einem euklidischen Sequenzer dar – so etwas habe ich noch nicht gesehen.
Man kann also einerseits wie gewohnt manuelle Steps in einer Sequenzer-Lane mit bis zu 16 Steps setzen, ergänzt werden diese jedoch durch die durch den euklidischen Sequenzer erzeugten Steps. Dabei kann man außer der Häufigkeit der Steps pro Sequenzer-Lane auch noch ein Pattern mit einem Regler auswählen, wie diese über die ganze Länge verteilt sind. Auch das erscheint wiederum gleichzeitig komfortabel und flexibel.
Mit dem Snap-Button kann man festlegen, ob diese Pattern nach einem Vielfachen der Länge der Sequenz neu getriggert werden, oder ob das polyrhythmisch frei geschieht.
Die Modifier Shift, Swing und Shape verschieben die Steps aus dem Quantisierungsraster, um z.B. eine schleppende Hi-Hat zu erzeugen. Density beeinflusst global die Wahrscheinlichkeit, dass die Sequenz aufgefüllt wird und dichter klingt oder ausgedünnt wird. Humanize bringt zusätzlich noch leichte unregelmäßige Timing-Variationen hinein, die die Performance etwas natürlicher klingen lassen.
Ergänzt wird der Sequenzer durch in der Länge von der Hauptsequenz unabhängige Parameter-Sequencer Lines. Prominent ist hier Velocity, aber es gibt noch Lanes für Rachets, also schnelle Wiederholungen innerhalb eines Steps, Pan, Shift, Pitch, Envelopes, Variations, Probability, Sends und Makro 2. Das bedeutet eine große Variationsbreite des Sounds pro Note.
Unter “ALL” findet man eine Übersicht aller Voice-Sequencer und kann auch hier Drum-Pattern zusammenstellen.
Master
Abschließend, in der Master-Sektion, die immer rechts sichtbar ist, regelt man den Output insgesamt, kann das Signal mit einem Maximizer boosten, hat einen einfachen EQ und einen Clipper zur Verfügung.
Eindruck
Insgesamt bietet Battalion eine sehr interessante Mischung aus einerseits Übersichtlichkeit und andererseits sind tiefe Eingriffe in den Sound möglich. Die Menge an Algorithmen für den Synth ist beeindruckend und lädt zum Experimentieren ein.
Das ist sicher kein Allerwelts-Brot-und-Butter-Drum-Synth, mit dem man normale Drumpattern spielt, sondern Battalion bietet zwar einerseits auch normale Kost, aber der Sinn ist hier exotische, experimentelle, ungewöhnliche Drums, Glitches und Synth-Sounds zu erzeugen, die man mit anderen Engines nur mit viel Aufwand hin bekommt oder für die man sogar verschiedene Synths und Sampler gleichzeitig verwenden müsste, um diese verrückten Ergebnisse zu erreichen.
Website von Battalion bei Plugin Alliance:
https://www.plugin-alliance.com/en/products/unfiltered_audio_battalion.html
Jenseits der Videos auf der Plugin-Website fand ich noch einige längere Streams, durch die man sich hindurch klicken kann, um einen Eindruck von der Vielfalt der klanglichen Möglichkeiten zu bekommen.
Das hier ist in Kombination mit zwei Effekten von Unfiltered Audio, Needlepoint und Silo, was dann schon sehr experimentelle Klanglandschaften erzeugt.
