„Einmal mit alles…“ – Test Komplete 12 Ultimate Collectors Edition von Native Instruments

Testbericht von Klaus Feurich
veröffentlicht am 12.01.2019

Ja-ha, ich weiß, den Titel kennt ihr schon. Denn so fing auch der letzte Test zu Komplete 11 von Andreas vor ziemlich genau 2 Jahren an. Und jetzt ist es wieder soweit. Nur das diesmal ich dann darf. Und es natürlich „Komplete 12“ heißt.

Angekündigt hatte Native Instruments das Update auf die nächste Versionsnummer ja bereits im September 2018, es hat dann aber doch noch einige Tage nach der Veröffentlichung gedauert, bis uns ein entsprechendes Testexemplar zur Verfügung stand. Und bis ich mit dem ganzen Testprocedere und Ausprobieren und so fertig war dann halt auch nochmal. Aber jetzt ist es soweit.

Und da wir „Komplete“ ja jetzt schon mehrfach, auch sehr ausführlich, für euch getestet haben, werde ich hier nur auf die wichtigsten Neuerungen eingehen, den Umfang der verschiedenen Editionen erläutern, denn ja, da hat sich etwas getan, und natürlich meine völlig subjektive Einschätzung zu dem Update abgeben. Also so, wie ihr das zum Teil ja schon von mir kennt. Wer darüber hinaus weitere Details wissen möchte, nehme sich einfach die vorherigen Tests einmal vor und schaue auch noch einmal bei Native Instruments auf der Webseite vorbei. Links dahin findet ihr zwischendrin immer wieder mal und natürlich ganz am Ende des Artikels.

Komplete?! Hä?! Fehlt da nicht nen Buchstabe?!

So als Fachidioten setzen wir ja irgendwie immer schon voraus, dass ihr wisst, um was es geht. Aber bei lauter Betriebsblindheit sollte man für die Neueinsteiger doch auch noch mal kurz erklären, was „Komplete 12“ überhaupt ist. Der Rest überspringt die nächsten Zeilen bitte einfach.

„Komplete“ von Native Instruments ist ein (Komplett-)Bundle für die Musikproduktion, bestehend aus dem Sampler „Kontakt“, der mit vielen erhältlichen Libraries quasi den Industriestandard in der samplebasierten Musikproduktion darstellt und etlichen hochqualitativen Samplelibraries, inklusive einiger Libraries von Heavyocity. Die Libraries reichen dabei von typischen Bandinstrumenten wie Gitarre, Bass, Vocals und verschiedenen Schlagzeugen inklusive midibasierter Rhythmuspatterns über klassische Instrumente mit Klavier, Streichern und Bläsern bis hin zu kompletten Orchestersektionen, so dass man für alle Bereiche von der kontemporären Musik über Klassik bis hin zu Filmmusik in allen Variationen bestens ausgerüstet ist.

Außerdem dabei: etliche Effekte, viele dabei in Zusammenarbeit mit der schwedischen Softwareschmiede Softube entstanden, bekannte Softwareynths wie „Massive“, dem Minimoog Clone „Monark“, dem FM-Synthese Synth „FM8“, dem „Absynth“ und natürlich dem Synthbaukasten „Reaktor“, direkt mehreren Drummachines wie z.B. „Battery 4“ und „Drumlab“, der Gitarrenamp Simulationssuite „Guitar Rig“und einigem mehr.

Je nach gewählter Edition schwankt dabei in erster Linie der Umfang bei der Zahl der Samplelibraries und den enthaltenen Effekten.

Grade wer in der elektronischen und 4-on-the-floor Dancemusic unterwegs ist, wird sicher schon den ein oder anderen Klang aus „Massive“ gehört haben, einem grade in diesen Gefilden sehr häufig eingesetzen Multitalent in Sachen Synthese.

Und in wie vielen Produktionen heutzutage „Kontakt“ als Sampler anstelle von „echten Instrumenten“ zum Einsatz kommt, kann man wahrscheinlich schon gar nicht mehr zählen. Grade im Bereich Film- und Computerspielemusik wird einiges ausschließlich mit diesem Sampler und den von vielen anderen Herstellern speziell für ihn produzierten Libraries realisiert.

Das einzige, was diesem Komplettpaket quasi fehlt, ist eine eigene DAW. Aber das muss auch nicht sein, da sind die Ansprüche doch viel zu verschieden, und somit geht es bei „Komplete 12“ in erster Linie um jede Menge Klang und Instrumente.

So, nun aber weiter im Text…ähm…Test.

Select, Standard, Ultimate und Ultimate Collector – die Editionen

Das direkt mal vorweg: Gab es bei den letzten Versionen immer eine „Select“, eine „Standard“ und eine „Ultimate“ Edition, so ist mit „Komplete 12“ jetzt auch das erste Mal die sogenannte „Ultimate Collectors Edition“ dazu gekommen. Beinhaltet die „Ultimate“ ja eigentlich schon „alles“, so ist die „Ultimate Collectors Edition“ noch einmal ein wenig umfangreicher. Wie das gehen soll, wenn doch schon die „Ultimate“ alles enthält?! Nun, das ist eine der Fragen, denen ich in diesem Test nachgehen werde.

Wichtigste Neuerungen in Version 12

Werfen wir aber zunächst kurz einen Blick auf die wichtigsten und augenfälligsten Neuerungen, die „Komplete 12“ uns bringt. Wurde mit der Version 11 seinerzeit der Synthesizer-Baukasten „Reaktor“ auf Version 6 aktualisiert, so ist es dieses Mal der „state-of-the-art“ Sampler und Industriestandard „Kontakt“, der nach etlichen Jahren eine neue Version spendiert bekommt. Ab sofort spielt die Musik bzw. Native Instruments und die samplebasierte Welt der virtuellen Instrumenten dann auf „Kontakt 6“.

Wichtig dabei zu wissen: nicht nur ist „Kontakt 6“ natürlich in der Lage, sämtliche Libraries für „Kontakt 5“ zu verwenden, ebenso ist auch weiterhin „Kontakt 5“ mit im Umfang von „Komplete 12“. Ein nicht unwichtiger Faktor in Sachen Abwärtskompatibilität und Verwendung älterer Recordingprojekte in der DAW des Vertrauens.

Eine weitere wichtige Neuerung ist das Update des – ebenfalls state-of-the-art – virtuellen Synthesemonsters „Massive“. Dümpelt doch auch der bereits seit einigen Jahren bei Version 1.5 vor sich hin, soll auch dieser jetzt in Version 2 kommen und dann den Namen „Massive X“ erhalten. Moment – „soll kommen“?! Ja, leider richtig gelesen, soll kommen. Denn noch gibt es ihn nicht. Aber warum erwähne ich in dann?! Nun, eigentlich ganz einfach. Er gehört zu „Komplete 12“ dazu. Will sagen, das Release von „Massive X“ ist für Februar 2019 angekündigt. Ab da gehört er dann dazu. Und natürlich hat Native Instruments versprochen, dass alle, die „Komplete 12“ vorher erwerben, ihn dann entsprechend nachgeliefert bekommen. Ich gehe mal davon aus, dass wir euch da dann nochmal mit einem eigenen Bericht erfreuen werden.

Ähm, und auch „Kontakt 6“ werde ich nur kurz anreißen, auch da hoffe ich, dass wir euch in Kürze noch einen eigenen, ausführlichen Test nachreichen können. Das liegt aber nicht wie bei „Massive“ daran, dass es „Kontakt 6“ noch nicht geben würde, denn das ist nicht der Fall, das ist schon dabei, sondern einfach nur daran, dass das den Rahmen dieses „Komplete 12“ Tests sprengen würde.

Weiter neu dazugekommen sind einige Libraries aus den letzten zwei Jahren, sowie unzählige Expansions, der ein oder andere Effekt und ein, zwei kleine Goodies. Das schauen wir uns im weiteren Verlauf weitestgehend mal an.

Einmal mit alles… und scharf – Der Lieferumfang

Ok, kommen wir erst noch einmal zurück zu den verschiedenen Editionen und dazu, was diese eigentlich enthalten.

„Komplete 12 Select“

  • 14 Instrumente und Effekte
  • 3 Expansions
  • 45 GB große Library

Wichtig dabei: „Select“ enthält nicht die Vollversionen von Kontakt und Reaktor, sondern nur deren kostenlosen Player. Außerdem ist hier nicht das noch kommende Update auf „Massive X“ enthalten. Da „Select“ den geringsten Umfang hat, werde ich diese Edition auch im weiteren Artikel auch vernachlässigen, da die meisten Neuerungen sie eh nicht betreffen.

Ab der jetzt folgenden Standardversion sind dann aber die Vollversionen von Reaktor und Kontakt und der noch kommende „Massive X“ dabei und darüber hinaus auch der Drumsampler „Battery 4“. Der fehlt in der Select Edition nämlich auch.

„Komplete 12“ (Standard)

  • > 50 Instrumente und Effekte
  • 10 Expansions
  • 220 GB große Library

„Komplete 12 Ultimate“

  • > 100 Instrumente und Effekte
  • 20 Expansions
  • 600 GB große Library

„Komplete 12 Ultimate Collectors Edition“

Wer es ganz exakt wissen und bis auf die Library genau nachschauen möchte, wo die Unterschiede zwischen den einzelnen Editionen sind, findet hier den ultimativen Überblick: https://www.native-instruments.com/de/products/komplete/bundles/komplete-12-ultimate/compare/

Alle Editionen sind sowohl als Download als auch als Produktbox verfügbar. Wobei „Select“ auf einem USB Stick daher kommt, während die anderen Editionen auf einer entsprechenden USB 3 Festplatte geliefert werden. Dabei gilt es wie bisher zu beachten, dass „Komplete 12 “ trotzdem noch installiert werden muss. Die Festplatte dient nur als Installationsmedium. Ich persönlich finde das sehr gut, dass hier inzwischen auf DVDs verzichtet wird.

Wie inzwischen gewohnt kommt natürlich für Lizensierung und Updates wieder „Native Access“ zum Einsatz, das „Service Center“ hat ja jetzt schon ein wenig länger ausgedient.

Installation

Für den Test stand mir netterweise die „Komplete 12 Collectors Edition“ zur Verfügung. Als Download. Zum Glück verfüge ich über eine 120MBit Leitung, sodass das doch recht zügig ging. Denn für die „Collectors Edition“ wollen doch immerhin fast 1 TB an Installationsdaten heruntergeladen werden. Das ist nicht grade wenig.

Um das Ganze wirklich sauber zu installieren und auch ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen, habe ich dementsprechend vorher einmal alles, was ich sonst so von Native Instruments bisher auf dem Rechner hatte runtergeschmissen und auch mittels Registryhack auch wirklich alle Einträge von vorherigen Installationen gelöscht. Leider ein kleiner Fehler, wie sich hinterher herausgestellt hat. Aber dazu komme ich später dann noch.

Soweit von mir nur schon mal der Tipp: auch wenn ihr euch die „Collectors Edition“ holt, macht nen Upgrade und lasst eure Vorinstallationen auf der Platte.

Das Procedere bei Native Instruments kennen wahrscheinlich einige von euch schon. Insofern man einen Download gekauft hat, registriere man die Seriennummer mittel „Native Access“ oder auf der Webseite und lässt dann den Download und die Installation von „Native Access“ erledigen. Bei der Erstinstallation fragt „Native Access“ dazu die Orte ab, an denen die VST(i)s und die Libraries abgelegt werden sollen und dann geht es schon los.

Ok, sagte ich bereits, dass das dauert?! Nicht?! Ok, ES DAUERT!

Da ich ja die „Ultimate Collectors Edition“ installiert habe, hat das ganze inklusive Download – „Native Access“ downloaded und installiert dann ohne weiteres zutun – gut und gerne 16 Stunden gedauert. Ich bin extra so lange für euch aufgeblieben, um das auch bis zur letzten Installation des letzten Pakets mitzubekommen und euch das dann mitteilen zu können. Wir von Buenasideas tun halt alles für unsere Leser*innen 😉

Aber, muss man auch mal lobend erwähnen, es lief problemlos. Und ich hab natürlich nicht die ganze Zeit vorm Rechner gesessen und mir die Fortschrittsanzeige angeschaut. Was dachtet ihr denn?! 😉

Gut, „Komplete 12“ ist damit dann installiert. Und jetzt können wir uns mal anschauen, was sich denn so getan hat.

Was ist (neu) dazugekommen?

Wie bereits angesprochen, ist die wichtigste Neuerung natürlich „Kontakt 6“.

Aber auch darüber hinaus sind in den letzten zwei Jahren natürlich einige Libraries und FX dazugekommen, die ich dann im Folgenden mal kurz anreißen werde. Bitte habt dabei im Hinterkopf, dass nicht alles bei allen Editionen dabei ist. Aber alles, was ich vorstelle, ist bis auf eine Ausnahme in „Komplete 12 Ultimate“ enthalten.

Sampler „Kontakt 6“

Auf den ersten Blick ist da sicher nicht viel Neues zu sehen, das Design unterscheidet sich nicht großartig von der letzten v5.8 des Vorgängers. Leidglich die Aufteilung der beiden Hauptfenster hat sich ein wenig geändert. Insbesondere das rechte Fenster in der die aktiven Instrumente angezeigt werden, ist jetzt deutlich breiter. Die neueren Libraries sind auch bereits auf diese Breite angepasst.

Das Meiste hat sich da also eher unter der Haube getan. Dazu gehören zum Beispiel die Erweiterung der Effektsektion und dass „Kontakt“ jetzt auch mit Wavetables arbeiten kann.

Was auch auffällt, ist, dass „Kontakt“ jetzt nicht mehr die Seriennummer im Titel trägt, sondern tatsächlich nur noch „Kontakt“ heißt. Das gleiche gilt auch für DAS dazugehörige VSTi. Moooment mal… „DAS“ (<- Einzahl) VSTi?! Ja, genau. Das eine VSTi namens kontakt.dll, denn anders als beim Vorgänger gibt es nur noch diese eine und nicht mehr verschiedene, die sich dann in der Anzahl der Multi-Outputs unterscheiden und dadurch unterschiedlich großen Ressourcenhunger hatten. War das bei „Kontakt 5“ noch sehr hilfreich, so ist das scheint es aktuell aufgrund der heutzutage höheren Rechenpower wohl nicht mehr als relevant betrachtet worden.

Dennoch lassen sich natürlich wie vorher auch die Multi-Outs in der DAW des Vertrauens weiterhin je nach Bedarf und in benötigter Zahl konfigurieren, bei 64 Stereokanälen ist aber weiterhin wie auch bei „Kontakt 5“ Schluss.

Wichtig zu wissen, wenn auch schon einmal erwähnt: „Kontakt 6“ nimmt natürlich alle älteren Libraries klaglos an, weil er komplett abwärtskompatibel ist. Außerdem wichtig: „Kontakt 5“ bleibt weiterhin im Lieferumfang und wird automatisch mitinstalliert. Ein nicht unwichtiger Fakt, da die .dll nicht einfach ausgetauscht wird und es sonst zu Problemen kommen würde, wenn man in einer DAW ein älteres mit „Kontakt 5“ erstelltes Projekt öffnen würde. Denn dann wäre das VSTi nicht (mehr) verfügbar und damit aber auch sämtliche Einstellungen der betroffenen „Kontakt“-Instanz. Bei komplexen Arrangements mit vielen Multi-Instrumenten und etlichen konfigurierten Multiouts wäre das eine Katastrophe.

Mit zu „Kontakt“ gehören auch die neuen Synth Libraries „Hybrid Keys“, „Analog Dreams“ und „Ethereal Earth“ aus der „Play Series“ mit etlichen Presets und einigen Eingriffsmöglichkeiten was die Klanggestaltung betrifft. Hier sollte man aber natürlich nicht zu viel erwarten, denn es bleiben Samples, die hier bearbeitet werden und keine „Klangsynthese“ im eigentlichen Sinn. Die drei Libraries dürfen aber trotzdem als gelungen betrachtet werden.

Außerdem neu bei „Kontakt“ sind die „Creators Tools“, die die Programmierung von eigenen Libraries mittels Script-Engine vereinfachen sollen.

Weitere Infos speziell zu „Kontakt 6“ findet ihr direkt bei Native Instruments:
https://www.native-instruments.com/de/products/komplete/samplers/kontakt-6/

Synthesizer TRK -1

Mit dem TRK 01 wächst auch die Palette der Synthsizer, die in „Komplete“ enthalten sind. Neben den altbekannten wie „Form“, „Skanner XT“, natürlich „Absynth“ und „FM8“, dem Moog-Clone „Monark“ und all den anderen sind es inzwischen dann 13 virtuelle Klangerzeuger.

Der neuste Sproß, der TRK-01, stellt dabei einen Synth speziell für Kick und Bass dar.

Der TRK-01 ist quasi die „große“ Version der beiden „Weihnachtsgeschenke 2018“ „TRK-01 Kick“ und TRK-01 Bass“. Nur eben mit mehr Möglichkeiten. Wie wir das von den ganzen Freebies kennen, welche jeweils auch immer als XT Version später kostenpflichtig und mit mehr Umfang auf den Markt kamen.

„Middle East“ – Library

Und auch die Discovery-Series bekommt Nachwuchs: zu den bereits bekannten Libraries „West Africa“, „Cuba“, „India“ und „Balinese Gamelan“ kommt jetzt „Middle East“ hinzu.

Und auch wie bei den anderen Vertretern der Discovery-Serie handelt es sich hier wieder um ein buntes Sammelsurium der verschiedenen typischen, traditionellen Instrumente aus der namensgebenden Region. Alle wieder verfügbar als einzelne Instrumente, aber auch als komplettes Ensemble und natürlich auch wieder mit entsprechendem, editierbarem Patternplayer, um das ganze auch ohne viel Arbeit traditionell aufspielen lassen zu können.

„Strummed Acoustic 2“ – Library

War bei „Komplete 11“ die Library „Strummed Acoustic“ grade neu dazu gekommen, so ist es bei „Komplete 12 “ bereits die „Strummed Acoustic 2“.


Und war die „Strummed Acoustic“ noch eine einfache 6-saitige Gitarre, mit der an stilecht vor sich hin schrammeln („strummed“eben) konnte, so kommt in v2 der Library auch noch ein 12-Saiter dazu.

Nicht geändert hat sich in der v2, dass es weiterhin einen sehr guten Patternplayer dazu gibt, der es dem nicht-Gitarristen um ein vielfaches erleichtert, authentische Gitarrenklänge zu erzeugen. Denn das ist ja nun doch ein wenig mehr, als einfach nur ein paar Tasten auf dem Keyboard zu drücken. Da gehören auch noch Akkord- bzw. Voicingkenntnis und Groove dazu. Und das übernimmt hier dankenswerterweise alles der Patternplayer. Mit etlichen Groovepatterns.

Aber, leider auch ein kleiner Wermutstropfen: die v1 ist nicht mehr dabei. Da sag ich später nochmal was zu. Deswegen hab ich ja auch in der Einleitung schon mal ne Andeutung gemacht.

„Electric Sunburst“ – Library

Bleiben wir bei den Gitarren: auch neu dabei ist die „Electric Sunburst“. Also eine typische, elektrische Vertreterin des Genres „Les Paul“.

Und die macht in erster Linie erstmal genau das, was auch die „Strummed Acoustic“ macht: den Gitarristen ersetzen (sorry, liebe Gitarist*innen). Aber eben mit typischen Riffs und E-Gitarrenpattern. Und ergänzt mit einem monströsen Pedalboard, um die verschiedenen Kombinationen an Bodentretern auch noch nachbilden zu können. Und natürlich lassen sich auch verschiedene Amps, Tops und Boxen auswählen.

Das Ganze macht seine Arbeit ebenso sauber und zuverlässig, wie die Akustik-Library.

„Session Strings Pro 2“- Library

Auch neu dabei: die v2 der excellenten String Library „Session Strings“ in der Pro Version.

Hier hat man sich jetzt im Gegensatz zu der v1 eher an der Gestaltung und Aufmachung der „Session Horns“ orientiert, statt die Instrumente einfach nur als Ensemble zusammenzufassen. Die Strings werden nämlich jetzt auch hier in entsprechende Instrumentengruppen eingeteilt und so dann zusammengefasst und im Klangbild verteilt.

Auch sind hier jetzt mehr Pattern und Artikulationen dazugekommen.

Der Clou dabei: der Phrase- und der Rhythm-Animator. Beide erzeugen auf Basis eines Sequenzers dynamische Streicherfiguren. Beim Phrase-Animator gibt es dazu jede Menge verschiedene „Songs“ mit animierten Sequenzen und verschiedenen Phrasen, die über das Keyboard mittels Keyswitches abgerufen werden können, und passend der Voreinstellung der Tonart variiert werden. Das stellt quasi eine Mischung aus den „Emotive Strings“, den „Action Strings“ (die aber beide auch noch dabei geblieben sind) und den bisherigen „Session Strings“ dar. Und macht sehr viel Spaß.

Die Instrumenten Presets (nki) liegen dabei übrigens jeweils in einer „traditionellen“ und einer „modernen“ Version vor. Die „traditionelle“ Version dürfte dabei meinem Ohr nach der „Motown“ Variation der älteren String-Libraries von NI entsprechen.

Ergänzt werden die ganzen Presets jeweils durch unzählige Snapshots pro nki, die verschiedene Klang- und Effektvoreinstellungen darstellen und dadurch völlig unterschiedliche klangliche Grundstimmungen erzeugen.

„Thrill“ – Library

Speziell für die verschiedenen, aber ganz insbesondere düsteren Atmosphären ist die Library „Thrill“ mit an Board gekommen.

Wobei es sich tatsächlich um eine Sample-Library handelt und nicht etwa um synthetische Klänge. Denn „Thrill“ beinhaltet jede Menge orchestrale Samples von Clustern, Noises, Atmosphären und, der „Elektroniker“ würde sagen, Drones.

Also genau das Material, das man für die Nachvertonung von Filmen oder Computerspielen mit dem gewissen Gruselfaktor unbedingt braucht. Denn da bin ich ganz altmodisch: die besten Soundeffekte mit dem größten Gruselfaktor erzielt man immer noch klassisch-orchestral. Und genau das macht „Thrill“!

Beispiel gefällig?! Lauscht hier mal rein:


THRILL Audio Demos – The Opening – ©Native Instruments

Wie ihr in dem kleinen Demo bereits hören könnt, da ist einiges an Bewegung drin. Richtig. Denn „Thrill“ verfügt über ein X/Y-Pad. Oder anders gesagt: die Sounds bestehen jeweils aus zwei Audioquellen, das können Cluster, Atmosphären oder auch Stimmen oder Metallgeräusche oder etwas anders sein, die dann mittels Pad gemischt und in Echtzeit verändert werden können, bevor sie noch durch eine ganze Handvoll Effekt geschickt werden.

Und weil ich diese Library so völlig genial finde, zeig ich euch noch ein passendes Video dazu. Das zeigt nochmal ganz eindrucksvoll, worum es hier eigentlich geht.

Also, wer was zum Gruseln braucht, für den ist „Thrill“ dazugekommen. Und das meine ich absolut positiv!

„Mod-Pack“ und „Crush-Pack“ – Neue Effekte in „Komplete 12“

Und auch ein paar neue Effekte gibt es in „Komplete 12“. Die bisherigen Effekte, insbesondere natürlich auch die Emulationen alter Klassikern aus dem Bereich Reverb und Kompression wie z.B. Lexicon 480, Teletronix LA-2A und 1176, die für NI von Softube realisiert wurden, von bleiben zum Glück erhalten, aber auch der NI eigene grandiose Verzögerer bzw Delayeffekt „Replika XT“.

Neu hingegen sind das „Mod-Pack“, dessen Phaser „Phasis“ es ja auch schon gratis zu dessen Einführung gab. Dazu gesellen sich noch „Flair“ als Flanger und „Choral“, ihr habt es sicher schon geahnt, als Chorus.

Auch neu das „Crush-Pack“ mit Distortion, Sättigungs- und Bitcrushing Effekten.

Und das war es dann eigentlich auch schon mit den Neuerungen, bis auf eine. Und die ist dann tatsächlich, abgesehen von der reinen Anzahl an Produkten, einer der größten Unterschiede zwischen der „Ultimate“ und der „Ultimate Collectors „Edition:

Die Symphony Series (Essentials) – Library

Seit „Komplete 11“ gehört diese Serie in der abgespeckten Essentials Version mit verschiedenen orchestralen Libraries für Percussion, Holz- und Blechbläsern und natürlich auch Strings zum Lieferumfang dazu. Für diese Library wurde, nur mal so als Beispiel für das „String Ensemble“, der Sound eines 60-köpfigen Streichorchesters im „Studio 22“ in Budapest aufgenommen. Damit gehen sie weit über den orchestralen Umfang von z.B. „Session Strings“ hinaus.

Und hier unterscheiden sich jetzt die beiden „Komplete 12“ Editionen. Denn nur in der „Collectors Edition“ gehört die große Version der „Sypmhony Series“ zum Lieferumfang. Die „Ultimate“ Version muss sich weiterhin mit den Essentials zufriedengeben.

Und nur um es grade einmal erwähnt zu haben: alleine die „Symphonies Series – Collection“ mit allen 6 Libraries kostet außerhalb von „Komplete 12“ bereits 999,-€ .

Expansions

Die Expansions sind etwas, was die Nutzer von Native Instruments „Maschine“ schon etwas länger kennen. Seit einiger Zeit sind diese nun auch Bestandteil der „Komplete“ Serie. Die Expansions verfügen je nach Expansion in erster Linie über etliche Presets für „Maschine“, Groups und Kits ebenfalls für „Maschine“ und „Battery 4“, sowie zum Teil auch noch über Presets für z.B. „Massive“, „Prism“ oder „Monark“ und jede Menge Samples und Loops.

Jede Expansion ist dabei thematisch aufgebaut, bedient also entweder ein ganz bestimmtes Genre, einen Mood/Stimmung oder eine Szene.

Waren die Expansions bisher in erster Linie für Produzenten interessant, die mit „Maschine“ arbeiten, so hat Native Instruments die Expansions inzwischen so nachgearbeitet, dass sie auch von Produzenten, die per DAW und ohne „Maschine“ arbeiten, nutzbar sind. Denn inzwischen sind bei den Expansions auch Presets für „Battery 4“ enthalten, über die alle Drumsamples, Loops und Kits auch für nicht „Maschine“ User gut und einfach nutzbar sind. Lediglich auf die für „Maschine“ zugeschnittenen Midipatterns kann man nicht direkt zugreifen.

Expansions sind ab der Standard Edition im Lieferumfang enthalten. Die Standard Edition enthält dabei 10, Ultimate 20 und die „Collectors Edition“ alle bisher erschienen 50 Expansions.

„Collectors Edition“ – wirklich alles?!

Ihr erinnert euch noch, dass ich es bereut habe, mein altes „Komplete“ vor der Installation von“Komplete 12 Ultimate Collectors Edition“ deinstalliert zu haben?! Ja?! Jetzt erkläre ich euch warum.

Irgendwo meine ich nämlich aufgeschnappt zu haben, dass die „Collectors Edition“ alle(!) bisherigen Libraries von Native Instruments umfassen soll. Und das ist nämlich leider nicht so. Auch wenn man das vielleicht von einer „Sammler Edition“, denn das bedeutet „Collectors Edition“ ja nun mal, erwarten könnte.

Installiert man jetzt „Komplete 12“ tatsächlich zum allerersten Mal, so ist das sicher nicht weiter tragisch und fällt auch nicht auf. Hat man jedoch schon mit vorherigen Versionen gearbeitet und noch ältere Projekte in Bearbeitung, kann das aber sehr wohl zu Problemen führen. Denn dann fehlen auf einmal Libraries, die man eventuell verwendet hat und jetzt braucht.

Um ins Detail zu gehen: bei mir waren es insbesondere die schon etwas älteren, aber immer noch sehr guten Pianolibraries „New York“, „Vienna“ und „Upright“. Die wurden zwar schon in einer der Vorversionen durch „Grandeur“, „Maverick“ etc. ersetzt, ich habe sie aber trotzdem noch in Projekten drin. Durch die komplette Deinstallation und Neuinstallation ausschließlich der 12er Version fehlen mir genau diese jetzt. Das ist ärgerlich. Denn so muss ich diese tatsächlich noch einmal separat nachinstallieren. Und da diese ebenfalls aus einer „Komplete“ Version stammen, geht das leider nicht einzeln.

Ebenso betroffen sind die v1 Versionen von „Strummed Acoustic“ und „Session Strings Pro“. Die beide zwar noch nicht ganz so alt sind, in „Komplete 12“ jedoch nur noch in der (besseren) v2 enthalten sind. Aber auch das alte „Battery 3“ ist nicht mehr dabei. Umso wichtiger, dass natürlich „Kontakt 5“ noch dabei ist.

Wie gehabt, dass sind jetzt keine Sachen, die wirklich kritisch sind, aber ein wenig ärgerlich in Sachen Abwärtskompatibilität ist es doch. Deswegen auch die unbedingte Empfehlung meinerseits, eine Vorgängerversion eher zu aktualisieren und nicht die große Säuberung durchzuziehen und dann erst komplett neu zu installieren.

Und natürlich hat man das Problem auch, wenn man ein neues System aufsetzt.

Also, um das zu beantworten: nein, es ist nicht „alles“ vorhanden, sondern „nur“ das, was derzeit aktuell ist.

So. Und nach so viel Text will ich euch jetzt auch nicht noch wesentlich länger quälen und fasse ausnahmsweise mal Zusammenfassung und Fazit in einem Abschnitt zusammen.

Zusammenfassung und Fazit

Mit „Komplete 12“ aktualisiert Native Instruments seinen in die Jahre gekommenen „state-of-the-art“-Sampler und Industriestandard „Kontakt“ auf die nächste Version. Und eigentlich alleine schon aufgrund dieser Neuerung ist der Kauf von bzw. das Update auf „Komplete 12“ sein Geld wert.

Darüber hinaus finden etliche weitere, neue Libraries, Softwaresynths und Effekte ihren Weg in das Paket, sodass der Preis für das Update wesentlich weniger ist, als man für die einzelnen Libraries zusammen hinlegen müsste.

Damit ist „Komplete 12“ nach wie vor das ultimative Package für den Producer, der gerne auf Libraries, Softsynths und gute VST Effekte zurückgreift.

Welche Version man sich dabei im Endeffekt zulegt, ist sicherlich dem persönlichen Geschmack und vor allem auch dem persönlichen Geldbeutel geschuldet. Wie bei den letzten Versionen auch gibt es aber auch dieses Mal wieder entsprechende Update- und Upgrademöglichkeiten, so dass der Preis eigentlich immer im vertretbaren Rahmen bleibt.

Aber auch, wer bisher noch nicht mit „Komplete“ gearbeitet hat, sei die neueste Version des Bundles empfohlen. Denn wie sonst auch ist hier die Summer wieder viel mehr als ihre Teile. Will sagen, für den Preis von „Komplete 12“ erhält man ein Mehrfaches an Wert, als wenn man sich die Libraries einzeln oder nur in Teilen zulegt. Auch wenn der Preis im ersten Moment hoch zu sein scheint, die Grundausstattung an hervorragenden Samplelibraries für die professionelle Musikproduktion bekommt man hier zu einem absolut fairen und vernünftigem Preis!

Wer neu einsteigt, sollte sich aber durchaus überlegen, doch mindestens mit der „Standard“ Edition anzufangen, da ansonsten doch schon recht viele Libraries, FX und Synths fehlen.

Plus/Minus entfällt ausnahmsweise mal aufgrund des riesigen Umfangs.

Preise

Alle Versionen von „Komplete 12“ von Native Instruments sind sowohl direkt auf der Seite von Native Instruments erhältlich, als auch über die verschiedenen (Online-)Fachhändler.

Komplete 12 Select

Vollversion 199,- €
Upgrade ab 99,-€

Komplete 12 (Standard)

Vollversion 599,- €
Update von Komplete 2-11 199,-€
Upgrade von Komplete Select u.a. 399,-€

Komplete 12 Ultimate

Vollversion 1.199,- €
Upgrade von Komplete 8-12 599,-€
Update von Komplete Ultimate 8-11 399,-€
Upgrade von Komplete Select u.a. 999,-€

Komplete 12 Ultimate Collectors Edition

Vollversion 1.599,- €
Upgrade von Komplete 8-12 999,-€
Upgrade von Komplete Ultimate 8-12 599,-€


Links zur Herstellerseite von Native Instruments

Produktseite „Komplete 12“
https://www.native-instruments.com/de/specials/komplete/komplete-12/

Vergleichsübersicht der verschiedenen Editionen
https://www.native-instruments.com/de/products/komplete/bundles/komplete-12-ultimate/compare/


Tests der Vorgängerversionen

„Komplete 10 Ultimate“
https://www.buenasideas.de/test/musikproduktion/audiotools/ni-komplete-10-ultimate-test/

„Komplete 11 Ultimate“
https://www.buenasideas.de/test/musikproduktion/audiotools/native-instruments-komplete-11-ultimate-test/


Klaus Feurich Über Klaus:
Musiker und Techniker: Keyboards, Gitarre, Sounddesign, Ton- und Studiotechnik, Computertechnik
http://lunymarmusic.com

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