WaveEdit Wavetable Editor Testbericht

Die Import-Sektion von WaveEdit ermöglicht die Anpassung der geladenen WAV-Datei, im wesentlichen ist das eine Zoom-Funktion, die auf einen Ausschnitt vergrößert und ein Offset, der den Startzeitpunkt verschiebt. Dann kann noch die Anzahl der Slices/Wellenformen aus denen die Wavetable bestehen soll eingegrenzt werden. Wobei man die zwei Fälle unterscheiden muss, einmal ein gewöhnlicher Sound, der dann einfach zerteilt und importiert wird und einmal eine schon bestehende Wavetable, die aus einer bestimmten Anzahl unterschiedlicher Wellenformen mit einer fixen Länge in Samples besteht. Wenn man also weiss, dass diese Wavetable, die in eine WAV-Datei als eine Abfolge von Wellenformen abgespeichert wurde z. B. 52 statt 64 Single-Cycles enthält kann man das anpassen.

Hier ein Video zu der Importfunktion von Synthesis Technology:

Der Export des Ergebnisses aus WaveEdit erfolgt über das File-Menü oben und bietet die Option als Wavetable in eine WAV-Datei abzuspeichern oder als einzelne, durchnummerierte Single-Cycles in einen Ordner. Was eine Form ist, die manche Synthesizer verlangen.

WaveEdit Online bietet den direkten Zugriff aus dem Programm heraus auf eine wachsende User-Bibliothek im Internet. Man kann hier eine solche Bank direkt laden oder eine eigene selbst erstellte hochladen. Diese Bibliothek kann man auch direkt über den Browser ansteuern und alle Wavetables auf einen Schlag herunter laden, wenn man sie in einem Synth verwenden will.
Online User Wavetable-Bibliothek: https://waveeditonline.com/index.html

2048 oder 256 Samples – ein Vergleich

Die Frage, die ich mir gleich stellte, als ich las, dass WaveEdit nur 256 Samples lange Wellenformen unterstützt war, ob das eine praktische Auswirkung hat. Denn die übliche Wellenform-Länge von Serum intern beträgt 2048 Samples und auch Falcon unterstützt das. Diese Auflösung und die enthaltene Information ist viel höher, auch wenn diese Wellenform wiederholt als normaler Sound in einem Sampler gar nicht hörbar wäre, weil weit im Sub-Bass Bereich, zumindest bei einer Sample-Rate von 44.100 Hz. Im hörbaren Bereich durch den Wavetable-Oszillator wesentlich schneller zyklisch abgespielt erzeugt diese Information eine differenzierte Obertonreihe, die eigentlich anders sein muss, als die einer viel gröberen Welle.

Als Startpunkt für einen Vergleich nahm ich eine Wavetable mit 64 Slices und einer Länge von 2048 Samples, lud diese in WaveEdit und speicherte sie wieder ab. Dadurch war sie nun pro Zyklus nur noch 256 Samples lang.

Es gibt also einen Unterschied, er ist aber kaum hörbar, am ehesten noch im Bass-Bereich. Dennoch wäre es schön, wenn die Möglichkeit auch mit einer Wellenformlänge von 2048 Samples in WaveEdit zu arbeiten noch eingebaut werden würde. Auch wenn das für die Hardware-Module für die WaveEdit eigentlich programmiert wurde keine Rolle spielt.
Dass SynthMaster One beim Import des Wavetables diese völlig anders interpretiert und verfälscht irritiert mich sehr. Aber ich fand keine Option, die hier einen Einfluss auf die Resynthese beim Import nehmen würde. Auch die verschiedenen Oszillator-Modi haben hier keinen Effekt.

Fazit

Ein Wavetable Editor, der so leicht zu bedienen ist und sehr interessante Ergebnisse liefert ist eine große Bereicherung für die Community derjenigen, die sich mit Wavetable-Synthese beschäftigen, die weit über die Anwender der sicher großartigen Module von Synthesis Technology hinaus geht (… für wahre Synthesizer-Enthusiasten ist ein Modular-Rack auf diesem Niveau natürlich ein Traum). Aber es gibt auch tolle Software-Synthesizer und WaveEdit erleichtert den Zugang zu selbst gemachten Wavetables deutlich.

Produktseite von WaveEdit: http://synthtech.com/waveedit/

Wavetable Synthesizer, die Wavetables laden und Indexbasiert durchfahren können, wobei sehr unterschiedlich sein kann, was dabei heraus kommt:

  • Serum, von Xfer Records
  • Falcon, von UVI
  • VPS Avenger, von Vengeance
  • Icarus, von Tone2
  • SynthMaster, SynthMaster One, von KV331 Audio
  • Dune 2, von Synapse Audio
  • Nave, von Waldorf
  • PPG WaveGenerator, PPG WaveMapper, Infinite Pro, Phonem, von Wolfgang Palm
  • Codex, von Waves
  • Sektor, von Initial Audio
  • Circle², von Future Audio Workshop
  • (Halion, von Steinberg verfügt über einen Editor, kann aber keine WAVs importieren)
  • (Zebra 2, von UHe verfügt über einen Editor, kann aber keine WAVs importieren)

Mit frei verfügbaren, echten Wavetable Synthesizern, die importieren und durchfahren können sieht es leider mau aus. Falls mir da etwas entgangen sein sollte wäre ich für Hinweise dankbar.

Ein Testbericht von Stefan Federspiel