Noisebud „Lazy Kenneth v1.5“ – kostenloser Ducking-Effekt im Test

Testbericht von Perry Staltic

Da habe ich vor einigen Tagen ein kleines kostenloses (eigentlich Donationware…) VST-Ducking-Effekt Plugin von Noisebud entdeckt, das auf den lustigen Namen „Lazy Kenneth“ hört und mir zumindest einen kurzen Test wert ist.

Vor allem wer zeitgenössische Tanzmusik im 4/4-Takt produziert, steht regelmäßig vor dem Problem, dass Kickdrum und Bassline sich Frequenzbereiche streitig machen, wenn sie parallel laufen. Das klangliche Ergebnis der dabei entstehenden Phasenauslöschungen ist dann häufig eine mumpfige Bass-Suppe, die nicht so recht drücken will.

Eine bewährte Lösung für derartige Probleme ist der Einsatz eines Kompressors mit Sidechain- Eingang. Der Kompressor hockt dann auf der Bass- Spur und erhält seine Regelimpulse von der Kickdrum- Spur, die über den Sidechain- Eingang zugeführt wird.

Jedes Mal, wenn die Kickdrum „bumm“ macht, regelt der Kompressor den Bass um den eingestellten Wert herunter, so dass sich die Beiden nicht mehr so ins Gehege kommen und die Kickdrum stets durchsetzungsfähig bleibt. Außerdem erhält der Bass dadurch noch eine nette, rhythmisch pumpende Dynamik.

Doch in der Praxis ist der Einsatz von vorhandenen Sidechain- Eingängen bei Plugins nicht immer ganz so problemlos, wie es sein sollte. Möglicherweise verfügt die verwendete DAW nicht über entsprechende Routing-Möglichkeiten, um diese Eingänge nutzen zu können oder stellt diese vielleicht auch nur VST3-Plugins zur Verfügung, womit die Mehrzahl der verfügbaren Kompressor- Plugins gleich aus dem Rennen wäre.

Lazy-Kenneth automatischer Ducking Effekt
Lazy-Kenneth automatischer Ducking Effekt

Der Verfasser persönlich nutzt für solche Einsatzzwecke übrigens zumeist das schon etwas ältere Plugin „SideKick“ von Twisted Lemon, das über ein eigenes, internes Routing verfügt und daher theoretisch auch in jeder DAW funktionieren sollte, unabhängig von deren Routing-Fähigkeiten. Dabei dient mir häufig eine „Geister-Spur“ mit einer zweiten Kickdrum als Triggersignal, welches im eigentlichen Mix gar nicht zu hören ist. Das hat den Vorteil, dass ich den Bass oder andere Spuren auch dann „ducken“ kann, wenn die Kick gerade mal nicht mitläuft.

Lazy Kenneth verfolgt jedoch einen völlig anderen Ansatz, um das oben erwähnte Problem in den Griff zu bekommen. Das VST-Plugin für Windows (nur in 32bit-Ausführung verfügbar) wird einfach in einen FX-Insert auf der Bass- Spur geladen und erzeugt den gewünschten Ducking- Effekt dann automatisch im 4/4-Takt synchron zum Host-Tempo. Signalisiert wird das Ganze durch eine simulierte LED, die im Takt aufleuchtet. Andere Taktarten oder Rhythmen, als die vorgegebenen „Four on the Floor“ sind mit Lazy Kenneth nicht möglich, aber für die oben genannte Standardanwendung reicht das Plugin völlig aus und verrichtet seinen Dienst ziemlich gut.

Mittels „Duck Amount“ stellt man die Effektstärke ein, während man mit „Fallback Time“ die Geschwindigkeit bestimmt, mit der das Audiosignal wieder auf die ursprüngliche Lautstärke zurückgeregelt wird. Schließlich gibt es noch einen Schalter namens „Method“, der zwischen zwei verschiedenen Modi wechselt. Der Modus „Dynamic (classic)“ verwendet dabei eine kompressorartige Lautstärkeregelung. Der Modus „Filter“ hingegen setzt einen Hochpassfilter für den Effekt ein und somit ist das klangliche Ergebnis auch deutlich hörbar anders.

Welcher dieser beiden Modi zu bevorzugen ist, hängt sowohl vom Ausgangssignal als auch vom persönlichen Geschmack ab, also einfach ausprobieren.

Ich habe auf die Schnelle auch mal ein kleines Klangbeispiel zur Demonstration erstellt. Ihr hört eine acht Takte lange Bass- Sequenz, in der zweiten Hälfte habe ich zusätzlich eine Kickdrum unterlegt. Zunächst läuft der trocken abgemischte Part, also ohne Lazy Kenneth, dann folgt ein Part mit dem Lazy Kenneth im Dynamic- Modus und zum Schluss das Gleiche noch einmal im Filter-Modus.

Klangbeispiel Noisebud Lazy Kenneth

Natürlich kann man mit Lazy Kenneth auch ganz andere Signale als Basslines zum Pumpen bringen. Laut Entwickler ist Lazy Kenneth v1.5 übrigens so programmiert worden, dass es sich in ungenutzten Passagen in einen „Schlaf-Modus“ begibt, um die CPU-Ressourcen zu schonen.

Ich könnte jetzt vielleicht noch kritisieren, dass das Plugin keine Mausradbedienung erlaubt (mit SynthEdit gemacht…?), allerdings mache ich mich damit bei den lediglich zwei vorhandenen Drehknöpfen am Lazy Kenneth wohl etwas lächerlich… 😉

Einzig die GUI könnte für meinen Geschmack gerne etwas kleiner sein, die Hälfte oder gar nur ein Drittel der Fläche wären sicherlich völlig ausreichend. Aber da man einem geschenkten Gaul bekanntlich nicht unter den Schweif schaut (oder wie war das nochmal…?), mag man über derartiges getrost hinwegsehen. Denn ansonsten macht dieses Plugin genau das, was es verspricht, und das sogar recht ordentlich.

Zum Abschluss noch der Download-Link: noisebud.wordpress.com/vst-plugins

Testbericht von Perry Staltic

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