Serenity Group Buy bei HGSounds

Der Serenity Group Buy bei Homegrown Sounds dürfte der am längsten laufende seiner Art der Weltgeschichte sein. Er wurde durch eine schwere Krankheit des Entwicklers lange unterbrochen. Und da hier das Prinzip gilt, dass die nächste Phase des Group Buys immer erst durch die neu hinzukommenden Teilnehmer vorfinanziert wird, also Elemente eines Crowdfundings hinzukommen, konnte das Ganze erst wieder weiter gehen, als er sich erholt hatte. Dass ungünstige Umstände dazu führten, dass er vorher auch noch seine komplette Website neu aufsetzen musste verzögerte den Prozess zusätzlich. 

Serenity
Serenity Synthesizer

Gestartet 2019 kommt der Group Buy nun Ende Januar 2022 doch zu einem Ende. Erreicht wurde bisher das Level 7. Das heisst der Inhalt dieses Group Buys für gerade mal 25$ ist inzwischen auf sechs Instrumente für die Vollversion von Kontakt 6 und eine Sammlung von 1000 Serum-kompatiblen Wavetables gewachsen (das heisst, man kann sie auch in Vital und einige andere Wavetable-Synthesizer laden). 

Das erste Instrument ist Serenity selbst, ein Wavetable-Synth mit zwei Oszillatoren, jeder verfügt über einen eigenen Synthese-Strang mit Volumen, Filter, Wavetable Position, Wavetable Shape und Wavetable Harmonics. Wobei ich die Harmonics besonders interessant finde, weil sie das Timbre des Sounds deutlich verändern und höher oder tiefer machen. Moduliert man Harmonics Schrittweise extern bekommt man eine Art Unter-Melodie.  Jeder Oszillator verfügt über eine eigene Hüllkurve, deren Auswirkung dosiert werden kann, ebenfalls wie die Modulationstiefe des LFO, von dem es jedoch nur einen für den gesamten Synthese Strang gibt. 

Kinetic basiert auf 28 (!) Motion-Sequenzer in 7 XY-Pads, die Parameter in dem Synth modulieren, was bei Wavetables natürlich besonders gut funktioniert. Die Bewegungen von Regler-Objekten in den XY-Pads können in Echtzeit aufgezeichnet und dann in Sequencer-artigen Feldern nachbearbeitet werden. Falls nötig oder man kann die Reglerbewegungen auch dort direkt einzeichnen. Das Ergebnis sind dann sehr lebendige Klangverläufe. 

Kinetic Main
Kinetic Main
Kinetic FX und Presets
Kinetic FX und Presets

Equilibrum ähnelt Serenity, verfügt aber über sehr viel mehr Modulations-Möglichkeiten und Quellen. Im unteren Teil befindet sich eine Modulationsmatrix, mit der man die verschiedenen Werte-Ströme von den internen LFOs und Envelopes auch mit externen Quellen kombinieren kann. Der Arpeggiator kann auch dazu verwendet werden Wavetables zu sequenzieren, ein Feature, das aus HGSounds Spezialität Wave-Sequencing auf Wavetables übertragen wurde. Das neue – na gut, nicht mehr ganz so neue, aber vor zwei Jahren schon – Wavetable -Feature in Kontakt 6 wird hier wirklich bis an die Grenzen ausgereizt. 

Equilibrum Main
Equilibrum Main
Equilibrum Arpeggiatoren
Equilibrum Arpeggiatoren

Interpolator verwendet die von HGSounds neu entwickelten interpolierten Sequenzer, die dann die Funktion eines LFOs haben, wobei man die Wellenform mit dem Sequenzer selbst erstellen kann. Optisch ist das gegenüber editierbaren Multipunkt-Vektorkurven, die es vereinzelt in VST-Synths gibt natürlich eine Notlösung, aber Kontakt lässt so etwas nun mal nicht zu. Man kann die neue Form der Welle aber optisch dennoch erkennen und damit arbeiten. Interpolator beherbergt nur einen Oszillator und vier Sequenzer, die aber schon erstaunliche Klangänderungen zustande bringen.
Das Prinzip der interpolierten Sequenzer/LFOs wird in einem vom Group Buy separaten Produkt, dem MIDI-Generator MIDI MOD mit vier LFOs auf MIDI CC Werte angewandt und man kann damit also jeden beliebigen Synthesizer oder Effekt entsprechend extern modulieren. 

Interpolator
Interpolator

Mit Divider findet sich hier auch der versprochene euklidische MIDI-Sequenzer. Er verfügt über acht Sequenzer, die man mit Scale-Presets auf bestimmte Tonarten trimmen kann und damit vor allem für tonale Sequenzen und nicht nur für Percussion geeignet ist. Mit Parametern für die Laufgeschwindigkeit, Anzahl der Steps, wie viele Beats über diese Steps automatisch nach euklidischen Prinzipien gleichmäßig verteilt werden, Shift, das den Start nach rechts verschiebt, Velocity, Step-Länge und Wahrscheinlichkeit, dass die Steps getriggert werden bekommt man eine Menge Kontrollmöglichkeiten. Zwischen bis zu 12 gespeicherten Pattern kann mit einer Oktave voller Trigger-Tasten auf dem Keyboard/Piano Roll umgeschalten werden. 

Von Divider gibt es als separates Produkt mit Fractionate eine große Version mit 12 Sequenzern, wo dann jeder Note einer zugeordnet ist und man einen euklidischen Sequenzer mit Akkorden wie einen Arpeggiator füttern kann. Fractionate fehlen zwar aus diesem Grund die Pattern, dafür gibt es aber eine extra interne Modulations-Abteilung, die wiederum global alle Sequenzer moduliert, was zu besonderen rhythmischen Verschiebungen führt.
Zu Fractionate schrieb ich einen Testbericht.

Divider
Divider

Formula ist schließlich ein Euklidischer Sequenzer für Drums, wofür dieses Sequenz-Prinzip normalerweise verwendet wird. Wie Divider oder Fractionate sendet es MIDI Noten nach aussen. Hier gibt es ein Kit-Management mit einer Bezeichnung und einer zugewiesenen MIDI Note und eine Oktave mit Timing Performance Triggern. Die Group-Trigger, die über eine Button-Matrix zugänglich sind erlauben es jedem der 12 Trigger-Keys eine Gruppe von Track-Sequenzern zuzuweisen, die dann spielen. Schlussendlich gibt es noch eine Oktave mit Mute-Triggern, die Sequenzen zwischendurch stumm schalten. 

Formula Main
Formula Main
Formula Groups
Formula Groups

Mit diesem Group Buy erhält man eine Kiste voller interessanter und ein Stück weit einzigartiger Instrumente, plus eine große Menge Wavetables, von denen man nie genug haben kann. Sicher kann man mit diesen Wavetable-Synths nicht Serum, Vital oder Pigments ersetzen – jedoch ergänzen, gerade ein Instrument wie Kinetic führt hier neue Aspekte ein, auch die Modulationsmatrix und das Wavetable-Sequencing von Equilibrum ist etwas besonderes. Dazu kommen die in allen HGSonds -Instrumenten enthaltenen exzessiven Randomisierungs-Buttons, die auf allen Ebenen die Parameter durcheinander schmeissen und auf Knopfdruck neue Presets erzeugen. Die euklidischen MIDI-Generatoren sind mehr als eine nette Dreingabe, sondern erschließen eine spezielle Ecke des Sequencing, das man mit normalen Sequenzern nicht erreicht. Fractionate kann ich als Zukauf sehr empfehlen, so etwas gibt es sonst höchstens in entfernt ähnlicher Form und nirgends so ausgebaut. 

Ansonsten geht auch der allgemeine Sale auf der Seite bis Ende Januar, MIDI MOD ist ebenfalls im Preis reduziert, ich bin  aktuell noch dabei dazu einen Testbericht zu schreiben, weil das eben auch ein außergewöhnlicher MIDI-Generator ist, an denen ich ja immer besonders interessiert bin. Die Synth-Sammlung Tanagra, Darmok & Shaka mit 500 Wavetables entspricht funktional den Synths im Serenity Group Buy, nur mit anderen Wavetables. 

Produktseite Serenity Group Buy:
https://hgsounds.com/product/serenity-group-buy/

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