The Kiss of Shame – Tape Emulation Gratis

Eine weitere Tonbandmaschinen-Simulation, das scheint aktuell ein Trend zu sein, welches die perfekte rausch- und störfreie digitale Audioverarbeitung am Computer wieder mit all den Schwächen aus den Anfängen der Musikproduktion versorgt.

Das Tape Simulations Plug-In wurde von Matthijs Hollemans in die Plugin-Formate VST3 und AU portiert, der zugrundeliegende Quellcode für das Magnetband-Emulations-Plug-in aus dem Jahr 2014 The Kiss of Shame wurde von dem Entwickler Eros Marcello gespendet. Das zugrundeliegende Plugin wurde nie fertiggestellt oder veröffentlicht, aber Eros hat es großzügigerweise als Open Source freigegeben.

The Kiss of Shame (Sieht aus wie eine bekannte Bandmaschine der Firma Technics)

Matthijs betreibt mit Plugin Archeology ein Projekt, in dem er Audio-Plugins anderer Entwickler, welche inzwischen als Open Source freigegeben wurde, analysiert und wenn möglich verbessert und in gängige Audio Plugin-Formate überträgt. Am besten, ihr lest selbst: https://audiodev.blog/plugin-archeology/

The Kiss of Shame ist eine Bandsimulation, welche auf zwei Tonbändern basiert:

  • S-111: Ein hochwertiges Spulenformat, das in den 50er- bis 70er-Jahren beliebt war und für viele Ingenieure das bevorzugte Referenzband darstellte.
  • A-456: Dieses klassische Format mit hoher Leistung und geringem Rauschen war und ist auch heute noch ein Standard für die Aufnahme, welcher in sehr vielen Produktionen verwendet wird.

Zum Thema Bandmaschinen-Simulation haben wir bereits einige Artikel hier auf BuenasIdeas veröffentlicht:

UAD Verve Analog Machines Essential, gratis bis zum 30. April
SN03G Tape Simulator kostenlos
VarietyOfSound, FerricTDS aktualisiert auf Version 1.5

Weitere Bandmaschinen-Simulationen gibt es von Waves, UAD, Softube und vielen mehr, in einigen DAWs wie zum Beispiel in Cubase ist einen Bandmaschinen-Emulation bereits enthalten.

Nun aber zu The Kiss of Shame, was übersetzt so viel heißt wie „Der Kuss der Schande

Der Entwickler Eros Marcello schreibt zu seinem 2014 fertiggestellten Produkt: Es ist das weltweit erste (und meines Wissens nach) einzige Band-/Analogschaltungs-Emulations-Plugin, das die Auswirkungen von Magnetpartikelinstabilität, Schmiermittelverlust, Substratverformung, Drift, Scrape-Flatter, Durchdruck und Spulenausdehnung/-kontraktion realistisch in einer Suite aus FX-Verarbeitungstools für Sounddesign und Musikproduktion modelliert. Wir waren auch die ersten, die maschinelles Lernen nutzten, um die enormen Nichtlinearitäten zu berücksichtigen, die Magnetbändern und analogen Schaltkreisen innewohnen.

Aha, da wurde 2014 also schon die gerade im Hype befindliche KI genutzt, und eine Magnetpartikelinstabilität emuliert, samt Substratverformung und Schmierverlust-Emulation, das hört sich sehr technik- und detailverliebt an. Was es dann audiotechnisch bringt, ist eine andere Geschichte. Mir persönlich gefallen die UAD Verve Analog Machines Essential, welche noch bis zum 30. April 2024 gratis zu haben sind, klangtechnisch besser. Allerdings lassen sich mit dem Kuss der Schande Sachen anstellen, welche andere Tape Simulations-Plugins nicht bieten.

Die Parameter von The Kiss of Shame

Input Trim – Fügt dem Eingangssignal ungerade und gerade harmonische hinzu.

Environment – Auswahl zwischen mehreren simulierten Lagerbedingungen, um die klanglichen Auswirkungen von Faktoren wie Magnetpartikelinstabilität, Oxidation, Schmiermittelverlust, Ausdehnung/Zusammenziehung des Bandpakets, „Essigsyndrom“ und mehr auf das Ausgangsmaterial anzuwenden. Aktuell ist nur die Hurrikan-Sandy-Environment (Umgebung) implementiert, welche anhand von Bändern modelliert wurde, die in das Hochwasser des Unwetters eingetaucht und dann daraus geborgen wurden. (Stimmt nicht ganz, ich habe zum Beispiel auch die Emulation eines Bandes gefunden, welches aus der Tonstudiotoilette geborgen wurde, siehe Bild oben 🙂 )

Age – Die hypothetische Zeit, die das Band der gewählten „Umgebung“ ausgesetzt war, sodass der Benutzer die Schwere der entsprechenden Auswirkungen beeinflussen kann.

Shame – Der Kiss of Shame reproduziert das gesamte Spektrum an Faktoren wie Drift, Wow, Flutter und Scrape-Flutter, die der Benutzer mit dem mittleren Knopf einstellen kann. Es kann das Quellsignal von leicht gefärbt bis völlig verstümmelt verändern.

Hiss – Fügt dem Klang eine subtile Geräuschschicht hinzu.

Blend – Eine Standardsteuerung für die Trocken-/Nassmischung.

Output Trim – Zum Abschwächen des Ausgangssignals.

Die Link-Schaltfläche unter den Trimmknöpfen verknüpft die Eingangs- und Ausgangsverstärkung, sodass durch Drehen eines Knopfes der andere Knopf in die entgegengesetzte Richtung bewegt wird.

Bypass – Deaktiviert den Effekt.

Reach out and touch tape – The Kiss of Shame bietet animierte, interaktive Rollen, die mit einem einfachen Klick oder einer Berührung manipuliert werden können. Dadurch kann in Echtzeit auf authentisches analoges Tape-Flansch zugegriffen werden, ohne dass zwei physische Tape-Decks erforderlich sind.

Alle Parameter, einschließlich der Rollenbewegungen, sind vollständig automatisierbar und zur Optimierung der Bildschirmfläche sind die Rollen zusammenklappbar und vollständig anpassbar.

Print-Through – Diese Emulation wird auch als „Bleed-Through“ bezeichnet und erfasst die mechanischen Geschwindigkeitsschwankungen, die bei analogen Aufnahmen auftreten. Während sie in der Vergangenheit Ingenieure vor Herausforderungen stellten, wurden sie zu einem Markenzeichen klassischer Schallplatten.

Der Shame-Knopf ist der große in der Mitte. Laut Originalbeschreibung des Plug-Ins reproduziert dieser Regler Faktoren wie Drift, Wow, Flutter und Scrape-Flutter.

Alles in allem ein sehr interessantes detailverliebtes Plugin, das zudem auch noch gratis zu haben ist, dass sich in der Plugin-Bedienoberfläche (GUI) die Bandspulen auch noch drehen, finde ich irgendwie gut, auch wenn es kaum einen klanglichen nUTZEN HABEN DÜRFTE (Ich hasse die Sch&%ß Feststelltaste, das bleibt jetzt so, Grmpff)

Preis und Verfügbarkeit

The Kiss of Shame ist gratis zu haben, ihr bekommt das Plug-In hier: https://audiodev.blog/kiss-of-shame/

Ich werde diese Seite weiter beobachten, da scheint noch einiges Interessantes zu kommen.

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