Ein Testbericht von Andreas, veröffentlicht am 10.11.2015
iZotope hat die Mastering Software OZONE aktualisiert und die Preise deutlich gesenkt, neu sind einige Vintage Style Module und auch die Standalone Vesion wurde deutlich aufgemotzt, so dass diese eigentlich vollkommen ausreicht, um ein komplettes Mastering auch mehrerer Tracks umzusetzen. OZONE 6 haben wir vor einiger Zeit hier bereits getestet (iZotope OZONE 6 Testbericht) daher gehe ich hier nur auf die Neuigkeiten in OZONE 7 das wir in der advanced Version getestet haben ein.
Auch das neue OZONE 7 kommt in einer Standard und einer Advanced Version, wobei die Advanced Version deutlich im Preis gesenkt wurde und nun aktuell nur noch 459,- Euro kostet. Die Standard Version, welche auf einige der neuen Module verzichtet und auch nicht die Möglichkeit bietet die einzelnen Module auch in der DAW oder in einem Audio Editor als Plugins einzusetzen, kostet aktuell 229,- Euro. Allerdings möchte ich noch auf ein wirklich starkes Angebot von iZotope hinweisen, OZONE 7 advanced ist in dem iZotope Music Production Bundle enthalten welches sich zusätzlich aus der Vocal Bearbeitungs Software NECTAR 2 (Testbericht hier), das Plugin TRASH 2 und der ausgefeilten Mixing Plugin Sammlung ALLOY 2 zusammensetzt. Der Preis für das Music Production Bundle ist gerade mal 150,- Euro höher als OZONE 7 advanced also 599,- Euro.
Neu hinzugekommen in der OZONE 7 advanced Version sind vier Vintage Module, iZotope orientiert sich hier an legendären Hardware Geräten wie den PULTEC Equalizern oder einer Studer A810 Bandmaschine. Diese sollen dem Master den letzten Schliff verleihen aber der Reihe nach.
iZotope OZONE 7 Vintage Tape
Der Flair einer analogen Bandmaschine ist auch heute noch ungebrochen, ich habe selbst noch eine REVOX A77 im Studio und liebe dieses Stück Technik aus dem vergangenen Jahrhundert. Das neue iZotope Modul Vintage Tape erlaubt es den Sound einer Studer A810 für das Mastering anzuwenden, das Design des Moduls, ist wie bei iZotope gewohnt, recht nüchtern dafür aber sehr effektiv ausgefallen. Wir können den Input Drive anpassen, den Bias Wert verändern, die Bandgeschwindigkeit in zwei Stufen einstellen und Harmonics hinzufügen, zudem können auch die Emphasis Werte, welche abhängig von der gewählten Bandgeschwindigkeit sind verändert werden.
Das Vintage Tape Plugin sollte immer am Anfang der Bearbeitungskette genutzt werden, da diese dem normalen Mastering Vorgang entspricht. Grundsätzlich kann dieses Modul ohne große Änderungen an den Parametern genutzt werden, dann gibt es den Original Sound einer gut eingemessenen STUDER 810 wieder. Das Vintage Tape Modul ist nur in der advanced Version enthalten.
iZotope OZONE 7 Vintage-Limiter
Das neue Vintage Limiter Modul basiert auf dem Tube (Röhre) Modus des in OZONE 6.1 enthaltenen Maximizers, nun ist eben dieses Limiting Modul als eigenständiges Modul verfügbar.
An Bedienelementen finden wir hier nur das nötigste, wir können zwischen einer analogen Schaltung oder dem Klang eines mit Röhren betriebenen Limiters sowie einer modernen Schaltung wählen. Als Pate für das Vintage Limiter Modul in Ozone 7 hat der Fairchild 670 Hardware Limiter gedient. Wir können mit einem kombiniertem Threshold und Ceiling Regler das Limiting regulieren, zudem ist auch ein als Character bezeichneter Regler verfügbar der zischen schnellem und behäbigem Eingreifen des Limiters wählen lässt.
iZotope Ozone 7 Vintage Equalizer
Neben den drei bereits in Ozone 7 enthaltenen voll parametrischen Equalizern (Equalizer, Post Equalizer und Dynamic Equalizer) gibt es in Ozone 7 advanced nun auch einen Vintage Equalizer, der sich an den Hardware Vorbildern der Marke Pultec orientiert.
Hier haben wir es mit einer passiven Equalizerschaltung zu tun welche die Möglichkeit bietet neben dem Bearbeitungsmodi Stereo sowie Links – Rechts auch im Mid / Side Modus das Klanggeschehen zu beeinflussen. So ist es möglich, sofern erforderlich, die Seitenanteile des Klangsignals anders zu bearbeiten als das Mittensignal. Zum Beispiel kann es sinnvoll sein aus den Seiten die tieffrequenten Anteile zu entfernen oder dieses zu reduzieren, um selbige im Mittensignal anzuheben und dort dafür die hochfrequenten Anteile anzupassen, allerdings ist bei dieser Verfahrensweise Vorsicht mit der Monokompatiblität geboten.
Die insgesamt 6 Bänder des Vintage Equalizers lassen sich sowohl absenken oder anheben, in jedem Band kann ich zudem wählen welchen Frequenzbereich ich bearbeiten möchte. Im oberen Bereich sehe ich anhand einer Kurve genau was mit meinem Klangsignal gerade passiert. Das Vintage Equalizer Modul ist nur in der advanced Version enthalten.
iZotope Ozone 7 Vintage Compressor
Bei dem Vintage Compressor Modul schweigt sich iZotope über die zugrunde liegende Hardware leider aus, sicherlich hat dies den Grund das mit diesem Compressor Modul vielfältige Hardware Lösungen emuliert und dabei sogar noch in Klang und Bedienung übertroffen werden können.
Wir finden drei Modi Sharp, Balanced und Smooth. Je nach Einsatzzweck, wir wollen ja nicht vergessen das in der advanced Version alle Module auch in der DAW als eigenständige Plugins eingesetzt werden können, kann so Gesang, Gitarre, Schlagzeug oder eben auch ein komplettes Master bearbeitet werden.
Auch hier bietet uns iZotope wieder neben dem Stereo Modus einen Mid Side Modus an, welcher es zum Beispiel erlaubt die Seitenanteile etwas weniger zu komprimieren als den Mittenanteil. iZotope bezeichnet das vintage Compressor Modul als Single Band Feedback Compressor welcher bestens dazu geeignet ist dem Signal subtil analoge Wärme einzuhauchen.
An Regelelementen finden wir neben dem Treshold Fader die Einstellungsmöglichkeiten für die Ratio sowie die Attack und Release Zeiten, nebst den drei Modi und einem Gain Regler. Interessant ist die Möglichkeit den Einsatz des Kompressors frequenzabhängig zu steuern dies kann im oberen Bereich des Moduls mittels einer Kurve mit drei Eingreifpunkten durchgeführt werden. Auch das Vintage Compressor Modul ist nur in der advanced Version enthalten.
iZotope Ozone 7 Maximizer mit IRC IV Algorithmus
Der Loudness War tobt ja trotz vielfacher Versuche selbigen zu beenden immer noch und ein Ende ist dabei kaum abzusehen. Schön ist es wenn schon auf Kosten der Dynamik eine höhere Lautheit erzielt wird das es dabei noch gut klingt.
iZotope hat dazu das Maximizer Modul um einen weiteren Algorithmus bereichert, der IRC IV Algorithmus sorgt dabei für eine hohe Lautstärke bei gleichzeitig transparentem Klang und das macht der richtig gut. Es ist erstaunlich wie viel an Lautheit hier aus dem Audiosignal herauszuholen ist, wenn es nicht übertrieben wird ist dabei absolut nichts an schädlichen Klanganteilen zu bemerken, das hat iZotope wirklich klasse gelöst, Hut ab!
iZotope Ozone 7 Codecs Preview (prehear)
Eine sehr nützliche Funktion ist die Möglichkeit bei Verwendung von Codecs wie MP3 oder dem Apple Format AAC, welche zur Komprimierung der Audiodateien dienen, die Ergebnisse je nach verwendeter Bitrate in Echtzeit vorzuhören.
Und iZotope wäre nicht iZotope wenn es da nicht noch ein kleines aber äusserst feines Schmankerl gäbe, es ist möglich nur die bei der Komprimierung entstehenden klanglichen Artefakte vorzuhören um zu entscheiden was wir dem Endkunden schlussendlich zumuten wollen. Sehr fein gelöst!
iZotope Ozone 7 History
Diese Funktion ist nicht neu aber nochmal erwähnenswert, wir können in der History zu bestimmten Bearbeitungsschritten zurückkehren, zudem sind auch noch vier Bearbeitungspunkte speicherbar. Hier haben wir ein sehr nützliches Feature das dabei hilft Angstschweiß und Panik zu vermeiden.
iZotope Ozone 7 Presets
Ein weiters nicht unbedingt neues aber hilfreiches Feature von OZONE 7 sind die vielen bereits enthaltenen Mastering Presets. Diese wurden bedingt durch die neuen Möglichkeiten, die sich mit den neuen Vintage Modulen auftun, komplett neu überarbeitet bzw. ergänzt.
Als Startpunkt oder letzte Rettung können die Presets sehr nützlich sein, neben den Mastering Presets finden sich auch Presets für die klangliche Bearbeitung von Einzelinstrumenten, so dass OZONE 7 auch im Mix eingesetzt werden kann.
Fazit:
Sowohl die neuen Vintage Module wie auch der neue IRC IV Maximizer Algorithmus wissen zu überzeugen, das dabei der Preis nach unten reguliert wurde (für die advanced Version) ist für mich eher erstaunlich. Sehr gut gefallen hat mir auch die Prehear Funktion für die MP3 und AAC Kodierung.
Nachdem ich meinen Audio Rechner auf Windows 10 in der 64 bit Version umgestellt habe nutze ich auch nur noch 64 bit Plugins und Software, viele 64 bit Plugins werden heute bereits im Steinberg VST3 Format angeboten, finde ich solche 64 bit VST3 Plugins installiere ich die 64 bit VST2 Varianten nicht mehr um die Plugins nicht zweimal in der DAW oder im Audioeditor zu haben. Leider findet OZONE 7 die 64 bit VST3 Plugins nicht, ich denke da wäre noch Handlungsbedarf seitens iZotope. Die 64 bit VST2 Plugins sind alle in der OZONE 7 Standalone Version auffindbar und einsetzbar.
Insgesamt ist OZONE 7 in der advanced Version ein umfangreiches und bestens ausgestattetes Mastering System welches auf einem zeitgemäßen Rechner mit gutem Audiointerface und professioneller Abhöre einen ganzen Haufen an teuerer Hardware ersetzen kann.
Ich würde unbedingt dazu raten die advanced Version zu erwerben und wer rechnen kann sollte unbedingt das Music Production Bundle ins Auge fassen. Allein das in Nectar 2 enthaltenen Plate Reverb rechtfertigt die 150,- Euro Aufpreis, das dazu noch eine Melodyne ähnliche Tonhöhenkorrektur und feinste Alloy 2 Audio Plugins fürs Mixing im Paket sind sollte die Kaufentscheidung unbedingt positiv beeinflussen.
Wir haben Ozone 6 einen buenasideas Tipp verliehen und werden dies für Ozone 7 natürlich weiterführen, soviel Leistung zu diesem Preis ist einen unbedingten buenasideas Tipp wert!
Wer sich selbst von der Leistungsfähigkeit von OZONE 7 advanced (oder Standard) überzeugen der kann dieses mit einer 10 Tage lang voll funktionsfähigen Vollversion testen, hier ist der Link dazu: www.izotope.com/en/support/product-downloads/ozone-7