Episode 1: Der erste Kontakt
Zurück in die Zukunft…
Gerade erst hat die Ferienzeit begonnen, da bemustern uns die freundlichen Mitarbeiter der Presseabteilung von Native Instruments (NI) mit einer Testversion ihres REAKTOR 5. Da es sich dabei aber nun nicht gerade um ein völlig neues Produkt handelt, vielmehr ist der REAKTOR ja eine schon seit Jahren etablierte Klangwerkstatt, mag sich der eine oder andere Leser jetzt fragen, ob ein herkömmlicher Testbericht hierzu vielleicht nicht doch eine etwas zu hohe Latenz aufweist.
Genau das haben wir uns auch gesagt, zumal einer unserer üblichen Testberichte bei einem Monster wie dem REAKTOR sicherlich deutlich langatmiger ausgefallen wäre. Auch wenn der Sommer hierzulande dieses Jahr mal wieder nur in kurzen Intervallen aus den Strümpfen kommt, so ist dies nicht unbedingt die Zeit, in der man allzu lange Abhandlungen, zu einem sicher vielen längst bekannten Plugin, am Stück lesen (und schreiben…) mag.
Das schwarze Loch…
Darum machen wir’s heute einmal anders: Wir haben einfach unseren leibeigenen Tester Perry Staltic mitsamt seinem Rechner und dem REAKTOR darauf in einen dickwandigen Keller auf einem abgelegenen Landgut eingesperrt (hier hört Dich wirklich niemand schreien, Perry…). Heraus lassen wir ihn dort erst wieder, wenn er mit dem REAKTOR ganz durch ist. Und jedes Mal, wenn er etwas Neues zum REAKTOR geschrieben hat, dann erhält er selbstverständlich auch Wasser und Nahrungskonzentrate oder darf mal aufs Klo. Schließlich sind wir bei BuenasIdeas keine Unmenschen! Also, schreib, Perry, schreib…
28 Tage später…
Welches Datum haben wir eigentlich heute? Nach einigen Tagen bei dieser künstlichen Beleuchtung nur durch meinen TFT kann ich mittlerweile nur noch raten, ob wir gerade Tag oder Nacht haben oder wie spät es ist. Ich habe inzwischen so ziemlich jedes Zeitgefühl verloren. Ich habe Durst, diese komische Tubennahrung hängt mir schon zum Hals heraus, und den Gedanken an einen Ausbruch habe ich auch längst aufgegeben.
Zum Glück hat man mir wenigstens meinen Rechner hier hingestellt, auch wenn es bloß ein alter Athlon X2 4200+ mit 2,5 Gigabyte RAM ist. Darauf habe ich noch Windows XP Professional x32 mit SP3 installiert, und löblicherweise läuft der REAKTOR auch in der neuesten Version 5.70 darauf immer noch ohne Probleme, auch wenn NI dem entgegen auf ihrer Webseite Windows 7 als Mindestvoraussetzung nennen. Es geht also auch ohne…
Wie bei NI üblich, muss man den REAKTOR 5 nach der Installation auch noch über das ebenfalls mitinstallierte „NI Service Center“ beim Hersteller aktivieren. Dazu benötigt man zwingend einen Online-Account bei Native Instruments, der jedoch nichts kostet und schnell eingerichtet ist. Ach ja, wo hatte ich denn gleich noch den Zettel mit der Seriennummer hingelegt…?
Eigentlich stehe ich ja nicht so sehr auf diese umständlichen Aktivierungsmethoden, zusätzliche Kopierschutzsoftware oder gar Hardware-Dongles, angesichts der nicht zu verleugnenden Raubkopie-Problematik (und Native Instruments kann da sicher ein langes Lied von singen…) führt aber wohl kaum ein Weg an derartigem vorbei, zumindest aus Herstellersicht. Bei NI funktioniert das Ganze aber wenigstens ohne irgendwelche Scherereien, ich habe die Aktivierung des REAKTOR 5 auf Anhieb hinbekommen.
Das unentdeckte Land…
Klar hatte ich vorher schon längst von REAKTOR gehört, wer wohl nicht, der mit Plugins Musik macht?! Das Teil hat ja sogar schon seinen eigenen Wikipedia-Eintrag: wikipedia.org/wiki/Reaktor_%28Software%29
Auch war mir bekannt, dass bei einigen der Synthesizer von Native Instruments, genannt seien hier beispielsweise die beliebten FM8 und MASSIVE, eigentlich ebenfalls die REAKTOR-Engine unter der Haube werkelt. Dort sieht man sie halt nur nicht. Damit stellt der REAKTOR sozusagen die Mutter aller NI-Synthies dar. Gearbeitet hatte ich mit dem REAKTOR aber noch nicht, wenn man einmal vom kürzlichen Test zum SKANNER XT absieht, bei dem ja die Player-Version zum Einsatz kam.
In meinem Kopf herrschte die Vorstellung von einem hochkomplexen (und logischerweise dementsprechend komplizierten…) Baukastensystem für Klangerzeuger und -verbieger à la SynthEdit oder SynthMaker. Von den letzteren Beiden hatte ich in der Vergangenheit ja zugegebenermaßen bereits nach kurzer Zeit wieder die Finger gelassen, da mir das persönlich dann schließlich doch viel zu viel Herumgefrickel war. Beim REAKTOR komme ich dieses Mal aber wohl nicht darum herum, ich will ja irgendwann auch mal wieder aus diesem Verließ hier heraus gelassen werden…
Der Flug des Navigators…
Neben diversen verfügbaren Plugin-Formaten wird auch eine Standalone-Version mitinstalliert, die ohne Host läuft, und mit dieser habe ich einfach mal angefangen.
Wenn man den REAKTOR das erste Mal startet, dann erwartet einen zunächst keine gewohnte GUI, wie man sie von den meisten Plugins her kennen dürfte. Vielmehr erblickt man eine größtenteils leere Oberfläche, dazu kommt oben noch eine Menüleiste sowie ein flexibler „Tree-Browser“ auf der linken Seite. Das ist alles. Sieht erstmal wenig spektakulär aus. Und irgendwie auch gar nicht nach einem Synthesizer oder so etwas, eher nach leerem Textprogramm…
Die obere Menüleiste dient zum Aufruf von Presets, die beim REAKTOR „Snapshots“ genannt werden. Zudem finden wir hier einige Anzeigen und globale Bedienelemente, beispielsweise eine BPM-Anzeige für tempobasierte Kreationen, eine Einstellmöglichkeit für den Master-Level sowie eine Anzeige der jeweiligen CPU-Auslastung.
Das leere Fenster, das den größten Teil der REAKTOR-Oberfläche einnimmt, fordert mich mit einer Textmeldung dazu auf, doch eine Datei aus dem Browser auf der linken Seite mit der Maus in es hinein zu ziehen. Da liegt unter dem Reiter „Factory“ aber eine ganze Menge auf Halde, was soll ich denn da jetzt bloß auswählen? „Core Cells“, „Core Macros“, „Ensembles“ oder doch lieber „Instruments“…?
Nun, vom SKANNER XT her weiß ich noch, dass die fertigen Instrumente und Effekte aus dem REAKTOR-Labor sich „Ensembles“ schimpfen. Da ich an dieser Stelle aber sicherlich noch nicht vorhabe, mir irgendetwas zusammenzubasteln, ohne eigentlich genau zu wissen, wie das funktioniert, begnüge ich mich erst einmal damit, die ganzen mitgelieferten Ensembles zu laden, schön eines nach dem anderen.
Also immer fleißig von links nach rechts mit der Maus gezogen und abgelegt. Blöderweise habe ich dabei mit den „Ensembles“ aus dem Ordner „Effects“ begonnen und wundere mich nun erstmal, dass ich gar nichts höre, auch nicht, wenn ich das MIDI-Keyboard anschlage… Ich Depp! Dazu müsste ich den REAKTOR mitsamt dem entsprechenden „Ensemble“ natürlich auch als FX in einen Audiokanal innerhalb einer DAW laden oder aber direkt über die Soundkarte ein Signal einspeisen. Habe ich aber nicht. Okay, dann schaue und höre ich mir halt zunächst mal nur die mitgelieferten Klangerzeuger an.
Rücksturz zur Erde…
Als ich aber gerade all diese ganzen REAKTOR-Brennstäbe hochfahren und inspizieren will, fällt mir auf, wie dick sich meine Zunge anfühlt und wie dehydriert mein Körper doch insgesamt schon ist. Irgendwie ist mir auch ein wenig schwindelig, ich sehe alles nur noch verschwommen, und meine Gedanken fließen immer zäher. Ich habe hier unten in diesem Loch seit gestern, so glaube ich zumindest, nichts mehr zu trinken bekommen. Oder war es doch schon vorgestern…?
Und an etwas zu essen, wage ich erst gar nicht zu denken. Haben die mich hier drinnen etwa völlig vergessen? Das kann doch wohl nicht wahr sein! Ich klopfe jetzt einfach mal an diese schwere Eisentür. Hallo? Kann mich jemand hören…? Ich habe Durst! Hallo…? Haalloooo…?
Anmerkung der Redaktion: So wir werden Perry jetzt erst mal mit allem nötigem, was das Leben im Verließ schöner macht, versorgen, also lauwarmes abgestandenes Wasser und hartes furztrockenes Brot…. Bevor der Test nicht komplett fertig ist, kommt er aus dem Loch nicht mehr raus, wir sind gespannt auf den nächsten Teil! …. Wärter!!! Warte! Hier ist noch ein Stück 12 Wochen alter auf der Heizung gelagerter Harzer Roller, nimm ihm das auch mit, wir wollen ja nicht so sein!