Testbericht: PRESONUS STUDIO ONE 6 – Es geht weiter

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Ein Testbericht von Klaus Feurich-Tobien,
veröffentlicht am 21.01.2023

(Update 07/2023: Presonus SPHERE heißt jetzt STUDIO ONE +)

Letztes Jahr hat die Firma PRESONUS, die inzwischen zur FENDER MUSICAL INSTRUMENTS CORPORATION INC. gehört, ein Major Update seiner Recordingsoftware STUDIO ONE veröffentlicht. Aktuell sind wir somit bei Version 6. Höchste Zeit also, dass ich auch mal mein Review zu diesem Major Update schreibe. Also, es geht weiter: hier kommt der Test zu Presonus STUDIO ONE Version 6.

STUDIO ONE 6 – Was haben wir denn hier?

Wie immer darf ich hier die Pro Edition testen, die mir durch eine Mitgliedschaft in der PRESONUS-eigenen Community SPHERE zur Verfügung steht. Meinen Testbericht der vorherigen Version 5.2 aus dem Jahre 2021 findet ihr hier. Außerdem weise ich euch auf all die vorherigen Testbericht zu STUDIO ONE bei uns hin.

Von daher gehe ich hier nur auf die auffälligsten und wichtigsten Neuerungen ein. Zu dem, welche Art an DAW (Digital Audio Workstation) STUDIO ONE an sich ist, findet ihr weiter unten eine Infobox. Und auch zu PRESONUS SPHERE, das eben nicht nur ein Abo- oder Subscriptionsmodell ist, gibt es weiter unten ein paar mehr Infos.

Test Presonus "Studio One" 6
Test PRESONUS STUDIO ONE 6

PRESONUS STUDIO ONE 6 wird natürlich auch wieder in den drei bekannten Editionen PRIME, ARTIST und PROFESSIONAL angeboten. Die Unterschiede im Funktionsumfang haben sich nicht geändert.

PRIME ist weiterhin völlig kostenlos, hat aber den geringsten Funktionsumfang. ARTIST ist die kleinere Version, mit der sich aber bereits super arbeiten lässt und die vielen Hardwareprodukten von PRESONUS gratis beiliegt. Wer das ganze Paket will, braucht hingegen die PRO-Version. Die genauen Unterschiede könnt ihr hier nachschauen: https://www.presonus.com/produkte/de/Studio-One/version-auswaehlen.

Alle Versionen sind für WINDOWS oder macOS erhältlich.  

Klotzen statt Kleckern

In erster Linie hat PRESONUS bei dem Update auf Version 6 von STUDIO ONE auf den Input und die Vorschläge der User reagiert. Wie bisher auch ist PRESONUS damit sehr nah an den Wünschen und Bedüfrnissen seiner Nutzer, um die DAW kontinuierlich weiter zu verbessern. Richtige Quantensprünge sind heutzutage allerdings im Bereich DAW nicht mehr zu erwarten. Allerdings viele kleine, aber feine Verbesserungen. Und da hat man meiner Meinung wieder einmal mehr geklotzt als gekleckert.

50 Shades of Verbesserungen

Denn immerhin mehr als 50 Verbesserungen und Bugfixes finden sich in der Beschreibung des Updates. Einige davon sind durchaus als notwendige Nachbesserung zu betrachten, zum Beispiel endlich ein bordeigener De-Esser, andere als wichtiges, neues Feature, was die DAW verbessert und runder als Allroundwerkzeug positioniert. Das ist in diesem Fall zum Beispiel die Videointegration und die Möglichkeit, nun im Editor und auch in der Notation die Lyrics eines Songs zu integrieren und notengenau anzeigen zu können.

Aber auch einige „Kleinigkeiten“, die den eh schon hervorragenden Workflow verbessern, sind hinzugekommen.

Die wichtigsten Änderungen werde ich euch gleich im Laufe dieses Reviews vorstellen. Doch zunächst die grundsätzliche Info zur DAW STUDIO ONE von PRESONUS:

Infobox: STUDIO ONE – was ist das eigentlich?
PRESONUS STUDIO ONE ist eine Recordingsoftware, eine sogenannte DAW.

Es handelt sich um eine bandmaschinenbasierte, oder korrekter, timeline-basierte DAW. Sie arbeitet somit wie eine klassische Bandmaschine, also wie Cubase oder Samplitude, und nicht auf Pattern- oder Clipebene, wie zum Beispiel Ableton oder FLStudio. Allerdings bringt sie als DAW natürlich einen „digitalen Schneidetisch“ mit, der die sehr interessante Zusatzfunktion namens „Scratchpad“ besitzt, mit der man verschiedene Arrangements ein und desselben Tracks testen kann. Natürlich gibt es einen Arranger, einen Midi-, einen Audio- und einen Notationseditor. Und einen Mixer. Der Mixer verfügt dabei über Sub- und VCA-Gruppen, echtes Sidechaining, und pre- und postfader konfigurierbare Insertslots, über speicherbare Scenes und jetzt auch CUE Mixes.

Außerdem gibt es eine Projektseite, um ganze Sets oder eben CDs zusammenzustellen und zu Mastern und eine Show Page.

Zum Lieferumfang gehört ebenfalls eine gute Ausstattung an virtuellen Instrumenten und Effekten, so dass eigentlich alles vorhanden ist, was man zum direkten Einstieg in die Musikproduktion benötigt.


Die Besonderheit von STUDIO ONE ist, dass man aufgrund des im Arrangerfenster integrierten Browsers vieles über Drag and Drop realisieren kann, indem man einfach Instrumente oder Effekte einfach aus einer Liste auswählt und in die zu bearbeitende Spur zieht. Dadurch entsteht ein recht einzigartiger Workflow, den ich so nur von STUDIO ONE kenne.


In den Browser eingebunden sind dabei auch die Onlineressourcen von PRESONUS Exchange, worüber sich Mappings, Presets, Pitchtaboes und ähnliches herunterladen und nutzen lassen

Die Neuerungen im Überblick

Schauen wir doch als nächstes mal, was es alles Neues gibt. Wie immer, hier erst nur kurz angerissen als Übersicht. Und die meiner Meinung nach wichtigsten Details schauen wir uns dann danach noch etwa genauer an.

Es gibt:

  • zwei neue Effekte: De-Esser und Vocoder
  • den globalen Video Track für die Videovertonung
  • die Integration von Songlyrics
  • den sogenante Mixer-Channel-Overview
  • Fader-Flip im Mixer, womit die Fader jetzt wahlweise auch Cue-Mix oder FX regeln können.
  • Customization Editor um Werkzeugleisten anzupassen
  • flexibleres Panning
  • Microview Controls für FX anderer Hersteller
  • Smart Templates für Songs
  • Track Presets, mit denen ihr eigene Presets inkl FX für einzelne Spuren speichern und als Template abrufen könnt
  • Icons für die Tracks im Mixer für bessere Übersicht
  • eine Überarbeitung des PRO-EQ, ebenso wie die Überarbeitung von MAI TAI, PRESENCE XT und SAMPLE ONE XT, die jetzt MPE-Support bieten
  • die FX Kanäle können jetzt per Send auch an andere FX Kanäle gesendet werden
  • eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen SPHERE und den STUDIO ONE Sessions
  • wie immer noch einiges an Bugfixes und eine leichte optische Überarbeitung

Was mir persönlich dabei mit am besten gefällt, sind die neuen Microcontrols von Effekten auch von Drittherstellern, der Mixer-Channel-Overview und natürlich der „Global Video Track“. Und ein Feature, was im ersten Moment völlig unspektakulär daher kommt, aber bei genauerem Hinsehen eins meiner Highlights der neuen Version 6 ist. Von daher werden dass auch so die Sachen sein, die ich gleich mit euch ein wenig genauer anschauen werde.

Aber auch zu den anderen Neuigkeiten werde ich kurz noch etwas im Schnelldurchlauf erzählen.

Systemvoraussetzungen und Installation

Bevor wir aber die Neuerungen anschauen können, hat der Gott der DAW – entschuldigt bitte die Blasphemie – den Download und die Installation der Software gesetzt. Höchste Zeit, also hier einmal kurz zu schauen.

Wie bereits erwähnt, läuft PRESONUS STUDIO ONE 6 auf WINDOWS und macOS, aber – und das aus gutem Grund – schon seit einigen Versionen ausschließlich in der 64-bit-Variante des jeweiligen Betriebssystems. Bei WINDOWS sollte das inzwischen WINDOWS 10 oder 11 sein, bei macOS geht es mit Version 10.14 los.

Außerdem – und auch das ist nichts Neues – die Version 6 steht nicht als Update/Upgrade der Version 5 zur Verfügung, sondern möchte komplett neu installiert werden. Allerdings werden bereits installierte FX, Soundpools und weitere STUDIO ONE Add-ons automatisch erkannt und übernommen.

Wer STUDIO ONE noch nicht kennt: Bei der Installation wird nur die DAW selbst installiert. Die restlichen Bestandteile der DAW lassen sich dann später aus der DAW heraus nachträglich laden und installieren. Ein sehr praktisches Vorgehen in meinen Augen, denn der Download weiterer Komponenten erfolgt im Hintergrund, während man die DAW selbst bereits nutzen und einrichten kann. Außerdem muss man so nicht erst ewig lang auf Gigabytes an Download warten, bevor man loslegen kann.

Es gibt auch wieder ein deutsches Handbuch zum herunterladen und installieren.

Wie in den vorherigen Versionen ist es auch bei STUDIO ONE 6 wieder so, dass sich in älteren Versionen erstellte Arrangements, Projekte und Shows in der neuen Version öffnen lassen. Spätestens mit dem Speichern bekommt man jedoch die Warnmeldung, dass sich mit Version 6 erstellte oder gespeicherte Projekte nicht mehr in älteren Versionen der DAW öffnen lassen. Ihr seid also wie immer gut beraten, vorher entsprechende Backups zu machen.

Studio One - Aktivierung

Die Aktivierung der Software erfolgt wie bisher auch per Überprüfung durch einen PRESONUS-Server. Das geht am einfachsten natürlich online. Es geht aber auch offline mittels eines an einem anderen onlinefähigen Gerät erzeugten Bestätigungskeys. Alternativ wird nach einer aktiven Mitgliedschaft in der Onlinecommunity SPHERE gesucht. Mehr zu SPHERE findet ihr weiter unten in einer Infobox. Nach der Aktivierung ist die Software 30 Tage lang ohne weitere Überprüfung offline nutzbar. Außerdem darf STUDIO ONE auch wieder auf bis zu fünf euerer Rechner installiert werden.

Kommen wir dann jetzt aber zum

Blick auf die Details

Schauen wir uns also einmal im Detail an, was PRESONUS seiner DAW STUDIO ONE an wirklich Neuerungen spendiert hat.

Ganz oben steht dabei der „Global Video Track“ – das Feature, das laut PRESONUS von den Usern am meisten für die neue Version von STUDIO ONE gewünscht wurde.

Der Global Video Track

Hinter diesem doch etwas sperrigen Begriff versteckt sich das Feature, mit dem es jetzt in STUDIO ONE möglich ist, Videos sample- und framegenau zu vertonen. Denn jetzt ist es endlich möglich, Videos in STUDIO ONE zu importieren, und dann passend mit Spuren zu unterlegen.

Studio One - Überblick
Das Ein-Fenster-Konzept von STUDIO ONE – jetzt auch mit integriertem Videoplayer

Damit ist dann das Videofenster endlich integraler Bestandteil des Arrangerfensters und bleibt im Blick, während man Spuren dazu aufnimmt oder bearbeitet. Dabei kann das Video stumm oder aber auch mit der eigenen, separierten Tonspur importiert werden.

Und natürlich kann die originale Tonspur des Videos ebenfalls bearbeitet werden. Nicht nur im Editor, sondern näturlich steht sie auch als eigene Audiospur im Mixer zur Verfügung. Dort kann sie dann nach Herzenslust mit FX bearbeitet werden. Egal ob als Insert oder Send. Außerdem kann sie auch mit Automation versehen werden. Die Tonspour des Videos ist eben in diesem Moment einfach nur eine ganz „normale“ Audiospur.

Ist die Vertonung dann nach den eigenen Wünschen fertiggestellt, lässt sich das Ganze auch wieder exportieren. Und zwar nicht nur als Audio oder als einzelne Spuren (Stems), sondern natürlich auch als komplettes Video über „Video exportieren“. Dabei werden als Videoformate MPEG, MPEG-4 und M4V (Windows) und MOV, MPEG-4 und M4V (macOS) für den Export unterstützt.

Natürlich mutiert STUDIO ONE jetzt nicht zum Videoeditor, mit dem man ausgefallene Videobearbeitung machen kann. Aber einige grundsätzliche Bearbeitungsfunktionen sind auch hier gegeben. So ist es unter anderem möglich, das Video zu schneiden. Womit das Video natürlich auch neu arrangiert werden oder nur in Teilen bearbeitet und exportiert werden kann.

Ich weiß jetzt nicht, ob ich deswegen mit STUDIO ONE eine komplette Filmproduktion vertonen möchte, aber einzelne Szenen oder auch kurze Videoclips oder Musikvideos lassen sich damit jetzt mit STUDIO ONE hervorragend erstellen, Und das wurde auch Zeit.

Von daher ein großes Lob, dass PRESONUS hier auf das Feedback der User gehört hat und dieses wichtige Feature nun integriert ist.

Mixer Channel Overview

Direkt der nächste, im Englischen etwas sperrige Begriff: „Mixer Channel Overview“. Dahinter verbirgt sich eigentlich nichts anderes, als eine recht kompakte, aber eben deutlich übersichtlichere Darstellung des einzelnen Channels. In Deutsch heißt das wesentlich weniger sperrig einfach nur „Kanalübersicht“.

Studio One - Mixer Channel Overview
Der Mixer Channel Overview – alle Details der Spur auf einen Blick

Wie man hier schön sehen kann, werden alle Inserts und die Sends, aber auch die Einstellungen für den neu hinzugekommenen CUE Mix – also umgangssprachlich den Monitormix – dargestellt. Grade bei vielen Spuren im Arrangement lässt sich das so wesentlich besser erfassen und überschauen, als in der reinen Mixeransicht.

Aufgerufen wird die Ansicht über den Button rechts neben dem Fader, direkt über dem Symbol für Audio- oder MIDI-Spur.

In dem Bild oben könnt ihr außerdem zwei weitere Verbesserungen bzw. Neuerungen sehen: zum einen die neuen Icons, die ihr jeder einzelnen Spur zuweisen könnt. Das geht übrigens auch über den Mixer Channel Overview.

Zum anderen aber auch die sogenannten Microcontrols für Effekte. Waren diese bisher meist den PRESONUS-eigenen FX vorbehalten, so gibt es diese nun auch für eine ganze Reihe anderer Hersteller und VST-Plugins. So diese denn die dafür notwendige Schnittstelle bieten. Gerade für User, die auch mit NATIVE INSTRUMENTS KOMPLETE arbeiten, ist das sehr erfreulich, denn diese FX werden jetzt unterstützt.

Und gerade die Microcontrols machen natürlich mit dem neuen Mixer Channel Overview deutlich mehr Spaß als vorher im normalen Channel Strip des Mixers. Das Fenster für die Mixer Channel Overview lässt sich dabei natürlich frei skalieren.

Integration von Songtexten

Eine weitere wichtige Neuerung in STUDIO ONE ist die Möglichkeit, jetzt auch Songtexte direkt in einen Song einzubinden.

Studio One - Lyrics Integration
Lyrics direkt in der Spur – notengenau

Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten: im Notationseditor, als „globale Spur“ oben im Arrangerfenster oder in der Pianoroll des Editors des jeweiligen Events. Dabei ist es im Endeffekt egal, wo ihr die Texteingabe vornehmt. Sie wird nach Eingabe an den jeweiligen Stellen der Spur oder des Events dargestellt und kann auch jeweils überall bearbeitet werden.

Und natürlich werden Worte durchaus auch den einzelnen Noten automatisch zugeordnet. Vorsicht, nur Worte, nicht Silben. Trennt ihr Wörter jedoch mit einen Bindestrich und Leerzeichen in Silben, so werden die Silben den einzelnen Noten zugeordnet. Das geht aber nur bei der erstmaligen Eingabe. Und auch nur in der globalen Spur oder im Editfenster. Im einfachen Textfenster, wie ihr das oben in der Abbildung seht, ist das durchaus noch fehlerbehaftet. Später müsst ihr das dann im schlimmsten Fall händisch für den ganzen Song korrigieren. Also gut aufgepasst bei der Eingabe.

Die Lyrics lassen sich dann auch während der Aufnahme timinggenau darstellen. So kann die Notation in einem eigenem Fenster – und durchaus auch auf einem eigenen Monitor – inklusive des Texts zum Beispiel für den Sänger in der Gesangskabine wiedergegeben werden. Der Aufnahmecursor wandert entsprechend mit.

Und natürlich können die Lyrics auch mitsamt Notation ausgedruckt werden.

Damit erweitert PRESONUS STUDIO ONE um ein entscheidendes Tool im Bereich Songwriting. Zwar konnten natürlich auch bisher schon Lyrics als Notizen zum jeweiligen Song hinzugefügt und gespeichert werden, aber es ist nun doch schon etwas völlig anderes, ob dies auch in der Notation direkt geschieht. Und dass das dann auch noch beim Recording just in time ausgegeben werden kann, kommt noch hinzu.

Also eine absolut gelungene Neuerung. Auch wenn die genaue Zuordnung der Silben zu den Noten bzw. Tönen noch verbessert werden kann.

Track Presets

Die Track Presets bieten die Möglichkeit, komplette Settings für einzelne Spuren zu speichern und zu laden. Das klingt jetzt erst einmal völlig unspektakulär, ist es aber nicht. Und in meinen Augen ist dieses Feature auch nicht zu unterschätzen. Ganz im Gegenteil.

Wobei der Terminus „einzelne Spuren“ so nicht ganz zutreffend ist. Denn in Wirklichkeit lassen sich mit den Track Presets auch komplexe Spurarrangements speichern. Also zum Beispiel eine Spur mit einem VSTi, zum Beispiel hier mal ein Flügel in NI KONTAKT, dazu ein per FX Send angesteuerter Hall als FX Spur und eine Audiospur mit Kompressor und De-Esser für Vocals in den Insert-Slots. Damit haben wir dann ein wunderbares Setting für Klavier mit Gesang. Das alles wird dann einfach durch Auswahl der entsprechend vorbereiteten Spuren im Arranger mit Rechtsklick als Track Preset gespeichert.

Studio One - Track Presets
Track Presets – das unspektakiläre Highlight

Damit steht genau diese Kombination dann für jedes neue, weitere Projekt zur Verfügung. Dabei werden sogar die FX Send Spuren gespeichert und beim Recall miterzeugt und sowohl die VSTi als auch die jeweiligen FX inklusive der vorher eingestellten Parameter automatisch eingerichtet.

Um jetzt ein Track Preset zu nutzen, erzeugt man einfach eine neue Spur, klickt auf Track Preset laden, sucht das gewünschte Preset und das wars. Der Rest geht automatisch. Wie gesagt, inklusive aller gespeicherter Parameter der verwendeten VSTi und FX.

Grade, wenn man bestimmte Lieblingskombinationen an Spuren und FX hat, lässt sich damit eine Menge Zeit sparen.

Bisher gab es das nur in Form von Templates für den gesamten Song. Oder in Form der FX Chains, die sich jedoch rein auf Effekte beschränkten. Diese Funktionen gibt es natürlich auch immer noch. Bei den Song Templates jetzt als Smart Tempalte auch mit einer Handvoll sinniger Factory Templates. Es ist jedoch ein ganz gewaltiger Unterschied, ob man das nun nur global für einen ganzen Song oder eineiEffektkette machen kann, oder eben wie jetzt, gezielt für Spuren und Instrumente innerhalb eines Songs.

Also, so unscheinbar diese Neuerung auch wirkt, grade sie ist für mich eins der echten Higlights der neuen Version von STUDIO ONE. Und stellt eine echte Verbesserung und Erweiterung für den eh schon genialen Workflow mit dem Browser und dem Drag and Drop von Instrumenten und Effekten dar. Großartig, PRESONUS.

Weitere Neuerungen im Schnelldurchlauf

Was hat sich sonst noch so getan, was erwähnt werden sollte?

Ganz offensichtlich fallen natürlich die beiden neuen Effekte ins Auge: ein einfacher De-Esser, um aus Vocals die Zischlaute herauszu bekommen. Außerdem neu dabei: ein 10-Band Vocoder.

Studio One - der neue Vocoder
Neu dabei: ein 10-Band Vocoder

Einen De-Esser hätte man nun freilich von einer DAW schon früher erwartet, er ist jetzt aber dabei, und er arbeitet auch ganz ordentlich.

Dank des neuen Customization Editors ist es möglich, das gesamte Userinterface – also die GUI – von STUDIO ONE 6 den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Werkzeugleisten etc. können nach Belieben dem eigenen Gusto verändert und vor allem auch gespeichert werden. So kann sich der Poweruser ein ganz eigenes, anderes Set an Tools zusammenbauen als zum Beispiel der Songwriter. Oder man erstellt sich selbst mehrere Sets, je nachdem, welche Aufgabe man grade verrichten möchte. Also z.B. für den Mix ein anderes Set an Tools als fürs Arrangieren.

Dann gibt es jetzt die Möglichkeit „echter“ CUE Mixes. Vorher konnte man diese zwar auch schon über entsprechende Sends verwirklichen, aber als echte CUE Mixes ist das doch etwas angenehmer. Außerdem erhalten diese jetzt dabei auch eigene Optionen für die PAN-Einstellung. Und sind dank Fader-Flip (s. nächster Absatz) auch per Fader zu regeln.

Ebenso gibt es jetzt im Mixer die Möglichkeit des Fader-Flips. Also des Tauschens des eigentlichen Lautstärke Faders mit anderen Funktionen. Sei es als Fader für die AUX Sendlevel oder eben als Fader für den CUE Mix. Das Ganze wird jeweils global links neben den Fadern für alle gemeinsam umgeschaltet und ist danach auch an der Farbe der Fader zu erkennen, damit man den Überblick behält, was denn grade mit den Fadern geregelt wird.

Die sogenannten Smart Templates habe ich grade schon einmal erwähnt. Damit gibt es jetzt sinnvoll gestaltete Templates für neue Songs. Bisher konnte man diese nur selbst erzeugen, jetzt hat PRESONUS auch hier mal einige sinnvolle Presets beigesteuert, mit denen ihr einen neuen Song mit nur einem Klick starten könnt und direkt eine passende Grundeinrichtung der DAW habt.

Studio One - Smart Templates
Neues Projekt mittels Template starten

Dann gibt es noch Verbesserungen in MAI TAI, PRESENCE XT und SAMPLE ONE XT. Diese bieten jetzt auch MPE-Support.

Und noch viele kleine andere Änderungen und Ergänzungen, teils optischer Natur, alles ein wenig „runder“ statt „eckig“, die Werkzeuleisten lassen sich nun individueller anpassen und ähnliche Kleinigkeiten.


(Update 07/2023: Presonus SPHERE heißt jetzt STUDIO ONE +)

Infobox: SPHERE – mehr als nur ein Abomodell?
PRESONUS SPHERE ist eine globale Onlinecommunity und kein Abo- oder auch Subscriptionsmodell.

Bei „SPHERE ist die Software nur ein Teil des Pakets bzw. der Mitgliedschaft. Dabei hat man dann nicht nur Zugriff auf STUDIO ONE in der PRO-Version, sondern auch auf viele der ansonsten kostenpflichtigen Add-Ons, Libraries, Plugins, Sounds und Loops und vor allem auch weiterer Software wie z.B. dem Notensatzprogramm NOTION. Außerdem gehören aber auch die ganzen Onlinefeatures wie Workspaces, die Kollaborations Tools, das Exchange Netzwerk, Tutorials, Trainings und Events für die Mitglieder dazu.

Das zusammen macht SPHERE aus.

Wichtig dabei: SPHERE ist nicht verpflichtend. STUDIO ONE ist auch als Stand-alone für eine einmalige Zahlung zu erwerben. Dann aber eben nur mit dem Umfang, den man bezahlt. Und das nächste Major Update muss dann ebenfalls erneut käuflich erworben werden.


Und da SPHERE monatlich gebucht und bezahlt wird, kann man auch hingehen und – zum Beispiel bei schmalem Budget – die Mitgliedschaft und damit auch die Software wie STUDIO ONE nur dann buchen, wenn man sie gerade braucht. Oder passend flüssig ist. Und hat dann aber immer die aktuelleste Version.

Zusammenfassung

Wie ich eingangs schon sagte: keine Quantensprünge, aber viele Detailverbesserungen, die die DAW STUDIO ONE von PRESONUS auch in der Version 6 weiter aufwerten. Insbesondere die weitere Verbesserung des Drag-and-Drop-Workflows durch u.a. den neuen Mixer Channel Overview machen die Arbeit noch flotter. Als Highlights sind hier auch die neuen Track Presets zu nennen, und auch der Mixer Channel Overview macht vieles einfacher und übersichtlicher.

Außerdem gibt es endlich auch eine framegenaue Einbindung von Videos, um mit STUDIO ONE vernünftig Videos vertonen zu können.

Dazu kommen insgesamt 50 weitere kleine bis größere Verbesserungen. Von zwei neuen Effekten (De-Esser und Vocoder), die ihre Arbeit beide durchaus ordentlich verrichten, über die Möglichkeit Songtexte in die Notation zu integrieren bis hin zu Verbesserungen, die eher in den Bereich Bugfixing gehören.

Die einzige Frage, die ich euch nicht beantworten kann: Nimmt man sich lieber die Standalone-Version mit Kauflizenz oder doch die Mitgliedschaft bei SPHERE. Denn immerhin bekommt man bei SPHERE die PRO-Version mit vielen Add-ons. Berücksichtigt man darüber hinaus, dass wahrscheinlich in zwei Jahren das nächste Major Update kommt, ist man bis dahin auf alle Fälle mit SPHERE günstiger unterwegs, als wenn man jetzt die Vollversion kauft. Und in zwei Jahren danach die nächste.

Aber das müsst ihr halt für euch selbst entscheiden.

Fazit

Alles in allem ein gelungenes Major Update mit einigen hervorstechenden Neuerungen, und einigen guten und durchdachten Verbesserungen, die die Arbeit mit PRESONUS Recordingsoftware STUDIO ONE in der Version 6 noch flotter und einfacher machen. Ganz besonders gut finde ich dabei, dass auch dieses Mal wieder auf die Wünsche und Bedürfnisse der User eingegangen wurde. Also den Menschen, die diese DAW auch in der Praxis nutzen. Das nenne ich zielgruppenorientiert und das ist sehr gut so.

Plus

+ ausgereifte DAW mit vielen guten Features
+ sehr guter Workflow durch Drag and Drop
+ großer Lieferumfang an integrierten Effekten und Instrumenten
+ nahtlose Einbindung externer Instrumente
+ Notationseditor
+ ausgefeilter Mixer mit Snapshots, Szenes, Listen Bus und VCA Automation
+ Videospur
+ Texteditor für notengenaue Lyrics

Minus

– keine


Bezugsquellen

Die Recordingsoftware STUDIO ONE 6 ist u.a. direkt über die Seite des Herstellers PRESONUS oder die diversen (Online-)Fachhändler als Download oder im Rahmen des kostenpflichtigen Abodienstes SPHERE erhältlich: https://shop.presonus.com/Studio-One


Preise

Die Preise von PRESONUS STUDIO ONE reichen von der kostenlosen PRIME-Version, über ca. 100,- Euro für die ARTIST-Version bis zu knapp 395,- Euro für die PROFESSIONAL-Version. Außerdem gibt es wieder die diversen Upgrade- und Crossgrade-Optionen.

Die Mitgliedschaft in PRESONUS Onlinecommunity SPHERE gibt es für ca. 15,- Euro monatlich bis ca 160,- Euro für 12 Monate bei einmaliger Zahlung. (Stand 01/2023)

Es werden weiterhin keine Dongles, eLicenser oder iLok benötigt!

Weitere Informationen findet ihr auf der Herstellerseite: http://www.presonus.com/produkte/de/Studio-One


Klaus Feurich Über Klaus:
Musiker und Techniker: Keyboards, Gitarre, Sounddesign, Ton- und Studiotechnik, Computertechnik
http://lunymarmusic.com

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