Testbericht: CHERRY AUDIO ELKA-X – Italian Stallion

Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 18.08.2022

Nach einer kurzen Sommerpause meldet sich CHERRY AUDIO mit einem neuen Software-Synthesizer zurück. Zum ersten Male haben sich die Kalifornier der Vitualisierung eines Klangerzeugers aus europäischen Gefilden angenommen, genauer gesagt aus Italien, denn ebendort stammt das emulierte Vorbild her, der ELKA SYNTHEX. Unter dem doch sehr ähnlich klingenden Namen ELKA-X firmiert das Plugin von CHERRY AUDIO, das wir im Folgenden einem Test unterzogen haben.


Italienische Verhältnisse…

Wenn man an die polyphonen Analogsynthesizer der 70er und 80er Jahre zurückdenkt, fallen einem in der Regel zuerst die üblichen Schlachtschiffe aus den USA (OBERHEIM, SEQUENTIAL CIRCUITS, MOOG) oder aus Japan (ROLAND, YAMAHA, KORG) ein. Dass man in dieser Zeitphase auch hier bei uns in Europa nicht untätig war, scheint hingegen bei vielen in Vergessenheit geraten zu sein.

Insbesondere aus Italien kamen ein paar interessante Synthesizer, die damals wohl lediglich deshalb keine übermäßige Beachtung fanden, weil sie von Firmen stammten, die in erster Linie durch die Produktion und den Verkauf von elektrischen Orgeln bekannt waren (wie uncool…). Für einen nicht geringen Teil dieser italienischen Synthies zeichnete der Entwickler Mario Maggi verantwortlich, so unter anderem auch für den ELKA SYNTHEX, der 1982 der Öffentlichkeit vorgestellt und bis 1985 produziert wurde.

ELKA SYNTHEX
ELKA SYNTHEX

Der SYNTHEX war ein achtstimmiger, mit Speicherplätzen ausgestatteter Analogsynthesizer der mit zwei Oszillatoren und einem Multimode-Filter sowie einem eingebauten Vierspur-Sequencer aufwartete. Oszillator-Synchronisation, Ringmodulator und PWM-Cross-Modulation sorgten für Klänge abseits analoger Standardkost. Der SYNTHEX konnte zwei Klänge gleichzeitig erzeugen, die dann mit jeweils vier Stimmen entweder im Split- oder im Double-Modus spielbar waren.

Wenngleich man dem Klangbild des SYNTHEX häufig eine gewisse Kühle attestierte, zumindest im Vergleich zu ähnlichen Geräten, wie etwa OB-Reihe, zum PROPHET-5, zum CS-80 oder zum JUPITER-8, so vermochte er dennoch durch seinen breiten und fülligen Klang zu überzeugen.

Eine gewisse Bekanntheit erlangte der SYNTHEX dadruch, dass Jean-Michel Jarre als Klangzeuger für seine Auftritte mit der Laser Harpeinsetzte (obwohl der dabei verwendete Sync-Sound nicht sehr spektakulär war und sicherlich auch mit so manch anderem Synthie erzeugt werden konnte…).

Dennoch war dem SYNTHEX seinerzeit kein sonderlich großer Erfolg beschieden, nicht zuletzt auch, weil ihm YAMAHA mit dem DX7 einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte. Damit war er sicherlich nicht alleine, denn so mancher seiner analogen Mitbewerber teilte sein Schicksal (wer zu spät kommt, den bestaft das Leben…).

Heutzutage ist der SYNTHEX, und auch dies hat er mit vielen seiner früheren Weggefährten gemeinsam, wieder ein gesuchter Synthesizer, der inwischen zu fünfstelligen Liebhaberpreisen angeboten wird (bei EBAY gibt’s aktuell einen für 15.000,- Peitschen, billiger kommt man da bei REVERB mit „nur“ 11.000,- weg. Jeweils mehrere hundert Euronen an Versandkosten nicht mitgerechnet…).

Mit der virtuellen Replik von CHERRY AUDIO bleibt einem angesichts solcher Preisvorstelllungen noch genügend Geld übrig, um sich ein nettes kleines Studio drumherum einzurichten… 😉


Déjà vu

Die grundlegenden Eigenschaften aller Synthesizer-Plugins von CHERRY AUDIO fallen – bis auf minimale Abweichungen hier und dort – nahezu identisch aus. Wichtige Neuerungen werden in der Regel via Update auch den älteren Produkten zuteil. Da ich wenig Lust verspüre, für diese doch immer gleichen Merkmale zum drölfzigsten Male neue Worte zu suchen, habe ich einmal mehr von einer überaus praktischen Funktion namens „Copy & Paste“ Gebrauch gemacht und die folgenden Zeilen zu großen Teilen aus meinem früheren Testbericht zum CHERRY AUDIO MINIVERSE rekrutiert.

Wie schon seine Geschwister, ist auch ELKA-X nur als 64-Bit-Plugin verfügbar, das dürfte heutzutage aber wohl kaum jemand mehr enttäuschen. Ab WINDOWS 7 beziehungsweise ab macOS 10.9 ist man dabei, auch die neuesten Versionen dieser beiden Betriebssysteme werden unterstützt. Auf M1-Prozessoren läuft ELKA-X ebenfalls, und zwar nativ.

Es existiert wieder eine Standalone-Version, darüber hinaus werden die Plugin-Formate VST2, VST3, AAX sowie AU angeboten, ich habe jedoch lediglich die VST-Plugins des ELKA-X installiert und getestet. Meine Testumgebung besteht aus einem stationären Rechner mit i7-4790K-CPU (4 x 4,0 GHz) und 16 GB RAM, der wahlweise mit WINDOWS 7 oder WINDOWS 10 läuft. Der ELKA-X lief darauf auch mit mehreren parallelen Instanzen ohne zu murren.

Einmal mehr muss ich einen kleinen Minuspunkt bezüglich der Installations- und Aktivierungs-Prozedur vergeben, denn CHERRY AUDIO besteht dabei auch beim ELKA-X auf eine Internetverbindung, und die ist nun mal nicht unbedingt in jedem Studio vorhanden, auch wenn das in unseren Zeiten für den einen oder anderen überraschend erscheinen mag. Ich selbst erlaube meinem Studiorechner jeweils nur temporär den Zugang zum Netz, eben für solche Aktivierungsgeschichten, und begrüße es immer, wenn ein Hersteller auch zumindest alternativ eine Offline-Aktivierung anbietet.

Bei CHERRY AUDIO ist der Internetzugang allerdings auch bereits für die reine Installation vonnöten, da hierbei noch diverse Daten nachgeladen werden. Möchte man den ELKA-X anschließend freischalten, so sollte man die Zugangsdaten in Form von Email-Adresse und Passwort bereithalten, mit denen man sich auch in seinen Online-Account bei CHERRY AUDIO anzumelden pflegt. Ohne eine derartige Freischaltung verbleibt ELKA-X in einem dreißigtägigen Demo-Modus, in dem zwar alle Funktionen verfügbar sind, jedoch immer wieder mal ein Rauschen als Störsignal ertönt.

CHERRY AUDIO ELKA-X
CHERRY AUDIO ELKA-X

Bei der (skalierbaren) Bedienoberfläche des Plugins hat sich CHERRY AUDIO sich bis auf wenige Ausnahmen ziemlich genau am SYNTHEX orientiert. Das betrifft sowohl die Farbe und die Form als auch die Anordnung der Bedienelemente. Löblicherweise haben die Designer aber auf ein fotorealistisches GUI verzichtet, ich finde diese nämlich zumeist suboptimal, insbesondere wenn man dabei auch noch Schatten, Lichtreflexionen und dergleichen zu imitieren versucht.

CHERRY AUDIO ELKA-X - Focus-Funktion
CHERRY AUDIO ELKA-X – Focus-Funktion

Auch beim ELKA-X gibt es eine FOCUS-Funktion, mit der sich einzelne Bereiche der Bedienoberfläche fensterfülllend vergrößern lassen, das ist bisweilen sehr praktisch.

Die Möglichkeiten, seinen bevorzugten MIDI-Controller zur bequemeren Steuerung mit dem ELKA-X zu verbinden, sind ebenfalls wieder vorbildhaft. Man kann sämtliche getätigten Mappings auch im Nachhinein noch anpassen, unter anderem lässt sich für jedes Element getrennt der Regelbereich mit Minimal- und Maximalwerten definieren und sogar invertieren, zudem lässt sich auch seine Regelkurve mit der Maus stufenlos verbiegen, so dass hier neben linearen auch exponentielle und logarithmische Verläufe möglich sind.

CHERRY AUDIO ELKA-X - MIDI Learn
CHERRY AUDIO ELKA-X – MIDI Learn

Bereits mit dem MINIVERSE hat CHERRY AUDIO die MIDI-LEARN-Funktion um die Möglichkeit erweitert, einzelne oder gleich alle vorgenommenen Einstellungen sowohl global als auch nur für das jeweilige Preset geltend abzuspeichern. Der aktuelle Status lässt sich dabei jederzeit ändern. Auf diese Weise können die Bedienelemente eines MIDI-Controllers bei dem einen Preset etwas völlig anderes regeln als bei dem anderen.

Selbstredend lässt sich der ELKA-X auch mittels Parameter-Automation steuern, wer mag, der kann dazu auch das Mausrad verwenden, und die praktischen UNDO- und REDO-Funktionen fehlen ebenfalls nicht.

CHERRY AUDIO ELKA-X - QWERTY Keyboard
CHERRY AUDIO ELKA-X – QWERTY Keyboard

Aber auch ganz ohne MIDI-Eingabegerät lässt sich der ELKA-X spielen, dem sogenannten QWERTY KEYBOARD sei Dank. Dieses wird wahlweise mit der Maus oder der alphanumerischen Tastatur bedient, neben Noten können damit auch diverse Kontrollwerte wie etwa Anschlagsdynamik, Pitch Bender oder Modulationsrad erzeugt werden.

CHERRY AUDIO ELKA-X - Settings
CHERRY AUDIO ELKA-X – Settings

Das Settings-Menü des ELKA-X folgt ebenfalls dem CHERRY AUDIO-Standard, verteilt sich auf drei Tabs (GENERAL, INTERFACE und ACCOUNT) und ermöglicht diverse Grundeinstellungen, beispielsweise in Bezug auf Darstellung und Bedienung, Zugangsdaten und Updates oder des Verzeichnisses für die Presets.

CHERRY AUDIO ELKA-X - Preset-Browser
CHERRY AUDIO ELKA-X – Preset-Browser

Die Verwaltung der Klangkreationen erfolgt wie gewohnt über den Preset-Browser, der dazu über Optionen wie thematische Kategorien, eine Suchfunktion sowie eine vom Anwender bestückbare Favoritenliste verfügt. Die altbekannte Pin-Funktion verhindert bei Aktivierung, dass sich das Browser-Fenster sofort wieder schließt, nachdem man ein Preset ausgewählt hat. Die Presets können innerhalb des Browsers auch mit Hilfe der Cursortasten ausgewählt werden.

CHERRY AUDIO ELKA-X - Oversampling-Faktor
CHERRY AUDIO ELKA-X – Oversampling-Faktor

Zu guter Letzt finden wir noch ein kleines Pulldown-Menü, das sich bei Betätigung der Schaltfläche mit dem Q öffnet. Hierin lässt sich der Oversampling-Faktor anpassen, die Voreinstellung beträgt dabei stets 1x. Höhere Werte verbessern die Klangqualität und beugen Aliasing-Artefakten vor, stellen aber gleichzeitig auch etwas höhere Ansprüche an die CPU.


Mafiatorte…

Sowohl in Bezug auf die Optik als auch auf die Klangarchitektur hält sich CHERRY AUDIO beim ELKA-X eng an die Vorgaben des SYNTHEX, natürlich nicht ohne hier und dort wieder das eine oder andere Extra hinzuzufügen. Der Aufbau ist daher sehr logisch und gibt keine Rätsel auf. Wer auch nur etwas mit subtraktiver Klangerzeugung vertraut ist, der findet sich hier sofort zurecht.

Kernstück der Klangarchitektur bilden zwei identisch ausgestattete und bei Bedarf miteinander synchronisierbare Oszillatoren, die beim Original übrigens als DCOs ausgeführt waren. Ihre Tonhöhe kann jeweils in Oktaven (Fußlagen von 16′ bis 1′), Halbtönen (TRANSPOSE) und Cents (TUNE) eingestellt werden.

Die verfügbaren Wellenformen sind Dreieck, abfallender Sägezahn, Rechteck sowie Puls. Bei Letzterem lässt sich die Pulsweite manuell und via LFO verändern. Darüber hinaus kann die Pulsweite auch noch mittels des jeweils anderen Oszillators moduliert werden (PWM-Cross-Modulation), da dieses dann mit Audiogeschwindigkeit erfolgt, sind recht interessante Obertonveränderungen die Folge. Das Gleiche gilt auch für den Ringmodulator, mit dem sich beispielsweise metallische und glockenartige Klangspekten erzeugen lassen.

Für beide Oszillatoren unabhängig voneinander kann eine GLIDE- oder eine PORTAMENTO-Funktion mit einstellbarer Geschwindigkeit (und zusätzlich der Intensität beim GLIDE) aktiviert werden. Werden diese beiden Begriffe normalerweise synonym verwendet, so ist mit GLIDE beim SYTHEX und beim ELKA-X eine Art auf- oder absteigende Tonhöhenhüllkurve gemeint, während PORTAMENTO den üblichen fließenden Tonhöhenwechsel von einer Note zur nächsten darstellt.

Als zusätzliche Klangquelle neben den beiden Oszillatoren gibt es noch einen Rauschgenerator, der weißes und rosa Rauschen zu erzeugen vermag.

CHERRY AUDIO ELKA-X - Klangarchitektur
CHERRY AUDIO ELKA-X – Klangarchitektur

Das resonanzfähige Multimode-Filter stellt eine Emulation des im Vorbild verbauten CEM3320-Chips dar und bietet fünf Modi (der SYNTHEX hatte bloß vier, da es dort nur einen Tiefpass-Modus gab), als da wären zwei Tiefpässe mit einer Flanksteilheit von 12 dB/Oktave (LP1) bzw. 24 dB/Oktave (LP2), zwei Bandpässe mit 6 dB/Oktave (BP1) bzw. 12 dB/Oktave (BP2) sowie ein Hochpass mit 12 dB/Oktave.

Durch seine beiden Bandpässe war der SYNTHEX damals deutlich flexibler aufgestellt als manche seiner ebenfalls auf dem CEM3320 basierenden Mitbewerber. Über den mit ENV(elope) INV(ert) beschrifteten Schalter kann die Polarität der Filterhüllkurve umgekehrt werden.

Wo wir schon bei den Hüllkurven sind, auch hiervon existieren zwei, eine – wie gerade erwähnt – für das Filter und eine für den Verstärker. Es sind einfache, aber den meisten von uns wohl höchst vertraute ADSR-Varianten. CHERRY AUDIO hat ihnen noch eine zusätzliche Regelmöglichkeit für den Einfluss der Anschlagsdynamik mitgegeben.

Linksseitig finden wir die beiden doch recht unterschiedlich ausgestatteten LFO-Sektionen. LFO 1 arbeitet in einem Geschwindigkeitsbreich von 0,02 Hz bis 20 Hz, lässt sich aber auch synchron zum Host-Tempo betreiben. Sein Einsatz lässt sich durch den DELAY-Regler um bis zu 30 Sekunden verzögern. Diese Funktion wird deaktiviert, sobald man den MOD WHEEL-Schalter aktiviert, denn dann wird der LFO-Einsatz mit dem Modulationsrad gesteuert. Zudem kann LFO 1 wahlweise frei schwingen oder bei jedem Notenanschlag erneut starten (RESET).

LFO 1 bietet sechs Wellenformen, neben Dreieck, abfallenden und aufsteigenden Sägezahn sowie einem bipolaren und einem unipolaren Rechteck existiert auch eine zufällige Modulation (RND).

Es gibt zwei Gruppen von Modulationszielen (A und B), die jeweils über eigene Einstellnöglichkeiten für die Intensität verfügen (DEPTH A und DEPTH B). Zu den (auch gleichzeitig auswählbaren) Zielen der Gruppe A zählen die Tonhöhen und die Pulsweiten der beiden Oszillatoren, Gruppe B erlaubt die Auswahl von Filterfrequenz und Verstärker, hinzu kommt noch die von CHERRY AUDIO implementierte Abspielgeschwindigkeit des integrierten Sequencers.

LFO 2 ist deutlich einfacher ausgestattet, beim SYNTHEX war er mit dessen als Spielhilfe vorgesehenen Joystick verknüpft und somit für die Live-Performance gedacht. Beim ELKA-X hingegen ist er mit dem Modulationsrad verbunden, kann mittels des INIT AMOUNT-Reglers aber auch ohne dieses aktiviert werden. LFO 2 lässt sich ebenfalls zum Host-Tempo synchronisieren, ansonsten schwingt er in einem Bereich von 0,5 Hz bis 30 Hz. Über den FREQ(ency) ACCEL(eration)-Regler lässt sich bestimmen, inwieweit die Geschwindigkeit beim Aufdrehen des Modulationsrades ansteigen soll.

LFO 2 kann lediglich mit einer Dreieckswellenform aufwarten, als Modulationsziele kommen die Oszillatorfrequenz (für beide Oszillatoren gleichzeitig) und die Filterfrequenz in Frage. Mit den beiden BEND-Reglern lässt sich die Modulationsintensität des Pitch Benders für eben diese beiden Ziele festlegen.

Zusätzlich lässt sich definieren, ob LFO 2 nur den oberen, nur den unteren oder beide möglichen Layers gleichzeitig (zu diesen gleich mehr!) beeinflussen soll.


Tiramisu…

Wie sein Vorbild SYNTHEX ist auch der ELKA-X duo-timbral, das bedeutet, er kann zwei unterschiedliche Klänge gleichzeitig erzeugen. Diese können dann entweder auf zwei Hälften der Tastatur aufgeteilt oder aber als Doppelklang zusammen abgespielt werden. Im ersteren Falle kann beim ELKA-X der Splitpoint via Menü oder MIDI-Keyboard frei gewählt werden. Die beiden Klangebenen des ELKA-X werden UPPER LAYER und LOWER LAYER genannt. Alternativ kann der Synthesizer auch im Single-Modus nur einen einzigen Klang wiedergeben, also monotimbral arbeiten, dann ist ausschließlich der UPPER LAYER aktiv.

CHERRY AUDIO ELKA-X - Panel Control Utility
CHERRY AUDIO ELKA-X – Panel Control Utility

Welchen der beiden Layers im Split- oder Double-Modus man gerade mit den Bedienelementen einstellt, kann man in der weiter rechts gelegenen Sektion PANEL CONTROL festlegen, hier gibt es zudem auch ein UTIL(ity)-Menü, das das Kopieren, Vertauschen und Rücksetzen der Layers erlaubt. Jedes Layer besitzt zudem eigene Einstellmöglichkeiten für Lautstärke und Panorama.

Die maximale Stimmenanzahl lässt sich ebenfalls festlegen, sie kann zwischen zwei und sechzehn Stimmen betragen, dies gilt dann immer für beide Layers gemeinsam.

Die Stimmenzuweisung kann man für UPPER LAYER und LOWER LAYER getrennt einstellen. Neben einem polyphonen Modus existieren auch zwei Mono-Modi, einer davon ist einstimmig, während der andere Unisono-Klänge mit regelbarer Verstimmung erzeugt. Bei den beiden Mono-Modi kann man sich aussuchen, ob die Hüllkurven beim Legato-Spiel bei jedem Notenanschlag neu getriggert werden oder nicht.

Auch an eine CHORD MEMORY-Funktion pro Layer hat CHERRY AUDIO gedacht. Damit lassen sich beliebige Notenintervalle und Akkorde mit nur einer einzigen Taste abspielen und über die Tastataur transponieren.


Spielautomaten…

Für elektronische Musik sind ja kleine Helfer zum automatischen Abfeuern von exakt gespielten Sequenzen immer gerne gesehen. Der SYNTHEX hatte zu diesem Zwecke „nur“ einen kleinen Sequencer an Bord. Den besitzt der ELKA-X auch, aber CHERRY AUDIO hat ihm zusätzlich auch noch einen einfachen Arpeggiator verpasst.

CHERRY AUDIO ELKA-X - Arpeggiator
CHERRY AUDIO ELKA-X – Arpeggiator

Dieser ist schnell erklärt. Er verfügt über vier Abspielmuster (aufwärts, abwärts, alternierend und zufällig) und kann die Arpeggios über ein bis vier Oktaven wiedergeben. Die Geschwindigkeit ist manuell einstellbar oder lässt sich zum Host-Tempo synchronisieren, und ein HOLD-Schalter lässt die auch dann Arpeggios weiterspielen, wenn man die Keyboardtasten wieder loslässt.

Der Sequencer ist da schon ein wenig komplexer gestaltet. Zwar orientiert er sich grundsätzlich an dem des SYNTHEX, doch hat CHERRY AUDIO hier noch einige Änderungen vorgenommen.

Während das Exemplar im SYNTHEX nämlich sowohl in Echtzeit als auch schrittweise programmiert werden konnte, setzt das im ELKA-X strikt auf einen reinen Step-Sequencer. Als Grund dafür gibt CHERRY AUDIO an, dass die Echtzeiteingabe im Original ziemlich wackelig ausfiel und daher wenig Anlass zur Freude gab, zumal sich eine moderne DAW für derartige Einspielversuche deutlich besser eignet.

CHERRY AUDIO ELKA-X - Sequencer
CHERRY AUDIO ELKA-X – Sequencer

Der Sequencer im ELKA-X biet vier monophone Spuren mit einer Kapazität von bis zu 128 Schritten. Eine aufgenommene Sequenz lässt sich auch nachträglich noch problemlos editieren und kann zudem während des Abspielens via Keyboard transponiert werden. Die Sequenzen werden zusammen mit dem Preset gespeichert, können aber bei Bedarf auch zu anderen Presets kopiert werden, um sie dort weiter zu nutzen.

Die Anzahl der Schritte kann frei bestimmt werden, ebenso die Grundnote, die ähnlich wie oben beim Splitpoint beschrieben entweder aus einem Menü oder aber über die entsprechende Taste des angeschlossenen Keyboards ausgewählt wird.

Die Geschwindigkeit lässt sich auch hier wieder manuell oder synchron zum Host-Tempo einstellen und auch die Abspieldauer der Noten lässt sich via GATE-Regler festlegen. Über den mit SEQ ASSIGN beschrifteten Schalter wird betimmt, ob die Sequenz vom UPPER LAYER oder vom LOWER LAYER abgespielt werden soll.

CHERRY AUDIO hatte zunächst wohl auch darüber nachgedacht, die einzelnen Sequencer-Spuren verschiedenen Layers zuordbar zu machen, sich aber schließlich dagegen entschieden, weil dies das Handling unnötig kompliziert und verwirrend gestaltet hätte.

Ich verstehe allerdings nicht, warum es keine Möglichkeit gibt, die Sequencen von beiden Layers gleichzeitig wiedergeben zu lassen, etwa im Double-Mode, dazu hätte bei SEQ ASSIGN doch eine Schalterposition „BOTH“ genügt…


Feuchtgebiet…

Nicht alle, aber die meisten Synthesizer, die CHERRY AUDIO im Portfolio hat, verfügen über eingebaute Effekte, so auch der ELKA-X. UPPER LAYER und LOWER LAYER können dabei auf separate Einstellungen zurückgreifen (die Effekt-Sektion ist somit also gleich doppelt vorhanden). Alle Effekte arbeiten parallel, lassen sich also nicht ineinander routen. Dies ist vergleichbar mit den Send-Effekten in einer DAW. Im Gegensatz zum Mono-Output der Synthese-Sektion des ELKA-X sind die Effekte allesamt in Stereo ausgeführt.

CHERRY AUDIO ELKA-X - Effekte
CHERRY AUDIO ELKA-X – Effekte

Neben einem einfachen CHORUS mit drei Presets ohne weitere Einstellmöglichkeiten gibt es ein DELAY mit drei verschiedenen Modi (Standard, Tape und Ping Pong), Verzögerungszeiten bis zu 2000 Millisekunden und Synchronisationsmöglichkeit sowie ein REVERB mit den vier Algorithmen ROOM, PLATE, HALL und GALACTIC. Letzteren kennt man bereits von den hauseigenen Plugins DREAMSYNTH DS-1 und GALACTIC REVERB.

Die Qualität der Effekte ist überaus brauchbar und erübrigt in vielen Fällen den Einsatz externer Spezialisten, nur wer hier noch tiefergehende Eingriffsmöglichkeiten benötigt, der kommt halt nicht drum herum.


Klingelbeutel…

Ihr könnt es Euch vermutlich schon denken, der SYNTHEX zählt nicht zu den Synthesizern, mit denen ich bereits persönlich Bekanntschaft machen durfte. Insofern blieben mir für einen Klangvergleich auch nur die üblichen Quellen im Internet.

Nach diesen zu urteilen, besitzt der SYNTHEX für einen alten Analogsynthesizer einen recht klaren und definierten Klang, der bisweilen schon leicht „digitale“ Züge anzunehmen vermag. Das bei alten Vintage-Boliden nicht selten anzutreffende Instabile oder der manchmal auch ins Verwaschene oder gar Muffige tendierende Klang scheint ihm weitgehend zu fehlen.

Meiner Meinung nach ist es CHERRY AUDIO mit dem ELKA-X durchaus gelungen, diese spezielle Charakteristik einzufangen, soweit mir dies anhand diverser Videos zu beurteilen möglich ist.

Der ELKA-X beherrscht neben den altebekannten analog-subtraktiven Brot-und-Butter-Sounds auch allerlei artfremdes Klanggut wie etwa Glocken und metallisch anmutende Konstrukte und deckt damit ein weiteres Feld an möglichen Klängen ab, als man ihm zunächst zutrauen würde. Selbst der eine oder andere synthetische Drumsound gelingt ihm überzeugend.

Klangbeispiel CHERRY AUDIO ELKA-X

Das vorliegende Klangbeispiel setzt sich aus 15 Instanzen des ELKA-X zusammen, inklusive Schlagwerk. Andere Plugins mussten dabei wie immer außen vor bleiben.


Fazit:

Ja, ich weiß, schon wieder eine Analog-Emulation. Brauchen wir die auch noch? Das ist eine Frage, die ich Euch nicht beantworten kann und werde und die auch nicht zielführend ist. Hat man denn den ELKA SYNTHEX damals gebraucht…?

Die Frage ist eher, ob der ELKA-X mit den eigenen Klangvorstellungen und mit dem gewohnten Bedienkonzept harmoniert. In meinem Fall tut er dies durchaus. Jedenfalls gelang es mir auf Anhieb, mich mit ihm anzufreunden und mich von ihm zu musikalischen Exkursionen inspirieren zu lassen. Ob dies bei Euch genauso der Fall ist, könnt Ihr ganz einfach durch Herunterladen und ausgiebiges Ausprobieren der Demoversion herausfinden, dazu ist sie ja schließlich da.

Der ELKA-X reiht sich nahtlos ein in die Riege der gut klingenden Software-Synthesizer von CHERRY AUDIO und braucht sich vor der Konkurrenz wahrlich nicht zu verstecken.

Der Einführungspreis des ELKA-X beträgt 39,- US-Dollar (derzeit gut 38,- Euro), als regulären Listenpreis nennt CHERRY AUDIO 59,- US-Dollar (nach aktuellem Wechselkurs nicht ganz 58,- Euro), aber wir wissen ja schon, der ist bei dieser Company eher hypothetisch angesiedelt.


Positives:

+ guter Grundklang
+ einfache Bedienung
+ Step-Sequencer und Arpeggiator
+ brauchbare Effekt-Sektion
+ umfangreiche MIDI-Learn-Sektion
+ geringe CPU-Anforderungen
+ günstiger Verkaufspreis

Negatives:

– keine Offline-Aktivierung bzw. -Installation möglich
– Step-Sequencer kann nicht beide Layers gleichzeitig ansteuern


Produktwebseite:

https://cherryaudio.com/products/elka-x

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