Nils Schneider veröffentlicht NILS‘ K1v – kostenlose Emulation des KAWAI K1

Ich vermute mal, Nils Schneider aus Neuss dürfte nicht jedem unserer werten Leser als Pluginentwickler bekannt sein. Das ist aber auch nicht weiter verwunderlich, beschränkt sich sein bisheriger Output doch auf nur sehr(!) wenige Veröffentlichungen, die dafür allerdings umso interessanter erscheinen. Nach seinem Erstlingswerk HEAT, einem der wenigen brauchbaren VA-Synthesizer für ANDROID (und WINDOWS), über den ich hier bereits Anno 2014 berichtete, präsentiert der gute Mann nun mehr als ein halbes Jahrzehnt später eine gelungene Emulation des KAWAI K1.

Nils' K1v - Edit Common
Nils‘ K1v – Edit Common

Eben dieser KAWAI K1 erschien in den späten 1980ern als relativ günstiger Synthie, der sich in erster Linie an Einsteiger richtete. Für die breiten Massen war Analogsound damals Schnee von gestern (wie die Zeiten und Moden sich doch ändern…) und selbst digitale FM- und PD-Klänge waren schon nicht mehr der letzte Schrei. Dafür waren jetzt sample-basierte Synthesizer angesagt, boten sie doch vermeintlich realistische Imitationen traditioneller Instrumente. Vorreiter stellten hier insbesondere ROLAND D50 und KORG M1 dar, beide mit einem Verkaufspreis von jeweils mehreren Kilo-Deutschmark nicht unbedingt für jedermann erschwinglich. Da erhoffte KAWAI sich wohl, in Low-Budget-Gefilden auf dieser Welle mitreiten zu können, und dieser Plan ging dann auch tatsächlich auf. Das Gerät erschien in verschiedenen Reinkarnationen: als Keyboard (K1), als Tischgerät (K1m) sowie als Rackversion (K1r), später folgte dann noch der etwas aufgepimpte K1 II.

Speicherplatz war damals noch ziemlich teuer und daher knapp bemessen. Aus diesem Grund verzichtete der K1 auch auf üppige Multi-Samples, sondern bot ähnlich wie die Konkurrenten von ROLAND lediglich Samples für die Attackphasen seiner Klänge an, kombiniert mit statischen, zum Teil additiv erzeugten Wellenformspektren für die Sustainphasen. Ein Filter sucht man im K1 ebenfalls vergeblich, dafür gibt es jedoch die Möglichkeit der Amplitudenmodulation. Ein Patch des K1 konnte dabei aus bis zu vier Parts bestehen, zwischen denen sich mittels eines kleinen Vektor-Joysticks dynamisch überblenden ließ, leider aber ohne die Möglichkeit, derartige Bewegungen aufzuzeichnen (wie dies etwas SCI PROPHET VS, YAMAHA SY-22/35 oder KORG WAVESTATION erlauben).

Nils' K1v - Edit Mode
Nils‘ K1v – Edit Mode

Der NILS‘ K1v orientiert sich optisch an der Desktopvariante K1m und ist für als VST2-Plugin in 32 und 64 Bit für WINDOWS verfügbar. Die Bedienoberfläche lässt sich frei skalieren und damit an den eigenen Bildschirm anpassen. Gegenüber dem Vorbild geht die Klangprogrammierung hier deutlich bequemer vonstatten, und wer die Original-Hardware besitzt, der kann den NILS‘ K1v sogar als Software-Editor dafür benutzen! Das bedeutet auch, dass die Klänge bzw. die SyEx-Daten zwischen Hard- und Software kompatibel sind.

Nils' K1v - Play Mode
Nils‘ K1v – Play Mode

A propos Klänge, der NILS‘ K1v hat 768 Presets an Bord, darunter auch alle Werksklänge sowie die Presets aller damals erhältlichen optionalen ROM-Karten. Für fette Bässe u.ä. gibt es sicherlich jede Menge bessere Alternativen, das ist nicht die Domäne des K1. Dafür punkten Original und Emulation vor allem im Bereich der typischen Klänge aus den späten 80ern, insbesondere röchelnde Chöre und mutierte Panflöten (der FAIRLIGHT CMI lässt grüßen…), aber auch Glocken, diverse drahtige Klänge sowie ein paar ungewöhnliche, auf Loops basierende Effekte sind sein Metier.

Der NILS‘ K1v bildet KAWAIs Synthie überzeugend nach und im Gegensatz zum Original lassen sich die Klangparameter in der DAW automatisieren, was insbesondere beim ebenfalls vorhandenen virtuellen Joystick willkommen ist, denn der NILS‘ K1v mutiert damit zu einem echten Vektor-Synthesizer und ist seinem Vorbild dadurch sogar überlegen.

NILS‘ K1v lässt sich bei Nils Schneider ohne lästige Umwege oder Datenherausgabe direkt herunterladen, die in der ZIP-Datei enthaltenen DLLs kopiert man dann einfach an den gewünschten Ort im Plugin-Ordner, alles ganz genau so, wie ich es am liebsten mag!

Das Plugin ist zwar kostenlos, Nils Schneider freut sich aber gleichwohl über eine kleine Spende, ein unaufdringlicher DONATE-Button auf der Bedienoberfläche lädt ebenfalls dazu ein, aber ansonsten nervt der NILS‘ K1v löblicherweise nicht mit irgendwelchen Aufforderungen oder Nag-Sceens!

Produktwebseite: https://www.nilsschneider.de/wp/nils-k1v/

Nachtrag: Wie Nils Schneider mir heute nachmittag mitteilte, hat er aufgrund der hohen Nachfrage vor, auch eine Version des NILS‘ K1v für MacOS sowie für LINUX zu veröffentlichen, wann dies tatsächlich der Fall sein wird, steht derzeit aber noch in den Sternen, gut Ding will Weile haben…

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