Testbericht TubeOhm T-FM v1.48 Synthesizer-Plugin

TubeOhm: Wer öfters mal auf BuenasIdeas.de vorbei schaut, dem dürfte diese kleine, aber feine (und leider viel zu unterbewertete) Plugin-Schmiede aus Oer-Ekenschwick am nördlichen Rande des Ruhrgebietes ein Begriff sein. TubeOhm hat uns vor allem in der jüngeren Vergangenheit sukzessive gleich ein ganzes Arsenal an wirklich „amtlich“ klingenden Synthesizern im VST-Format präsentiert, die klanglich durchaus mit den bekannten Platzhirschen mithalten können.

Persönlich nenne ich den BRUNO-205 mein eigen, der bei mir sehr gut den JUNO-106 ersetzt (und sogar teilweise übertrifft), den ich früher mal, zu meinen Hardware-Zeiten, verwendete.

Auch sind mir bei TubeOhm bisher häufig die guten Werkspresets aufgefallen, die meist recht viel Liebe zum Detail aufweisen. TubeOhm hat nun bereits wieder etwas neues im Portfolio, nämlich einen waschechten FM-Synthie, der auf den Namen T-FM hört.

Die FM-Synthese

Wer hier jetzt auf eine Einführung in die mathematischen Grundlagen der FM-Synthese (FM steht hier für „Frequenz-Modulation, Ihr kennt das auch schon vom UKW-Radio…) gehofft hatte, den muss ich leider enttäuschen, das ist nämlich nicht mein Metier. Und für eine praktische Einführung in die FM-Synthese empfehle ich gleich das PDF-Handbuch zum hier getesteten TubeOhm T-FM, denn dieses liefert dazu ein sehr gutes Tutorial, doch dazu später mehr.

Auch wenn die Grundlagen für die so genannte FM-Synthese bereits Jahre zuvor entwickelt wurden, so stellt doch für die Meisten von uns die Einführung des YAMAHA DX7 vor fast drei Jahrzehnten die Initialzündung dar. Der DX7 und seine Epigonen hat in den 1980er Jahren die allgemeinen Hörgewohntheiten maßgeblich mitgestaltet, zumindest in der Popmusik. Auf einmal wollte keiner mehr die vermeintlich altmodischen analogen Kisten mehr hören (ja, diese Zeiten gab es wirklich mal…), sondern eben diesen „neuen“, angesagten Digitalsound.

Wer nicht nur Musik diesseits der Jahrtausendwende rezipiert, der hat den DX7 und seine Kollegen sicherlich bereits unzählige Male gehört. Dudelnde E-Pianos, bimmelige Glockenklänge, knochentrockene Bässe, aber auch fiese, sägende EBM-Sounds, irgendwie hört man den DX7 und Co. doch immer wieder deutlich heraus. Ich persönlich fand diesen zu digitalen Klang dann oft schon ermüdend, und ich bin nach wie vor der Meinung, dass FM-Sounds ihre Wirkung am besten entfalten, wenn man sie mit analogen Synthesizern mischt, gegen die sie sich dann im Mix gut durchsetzten können und somit einen Kontrast ins Klangfarbenspektrum bringen.

Diese neue Klangvielfalt wollte aber auch erst einmal erschlossen werden, und da kam dann die Kehrseite der schönen, digitalen Welt ins Spiel: Die Flut an Parametern musste nämlich mittels lediglich ein paar Tastern und auf einem winzigen Taschenrechner-Display bewältigt werden, was eher der Bedienung eines Videorekorders gleichkam, als intuitivem Sounddesign, ganz zu Schweigen von der zunächst wenig durchschaubaren Syntheseform. Nix mit subtraktiven Filtern und so weiter! Und bald schon trauerte man doch wieder den altmodischen Knöpfen der „Synthesizer von gestern“ hinterher… 😉

Auch ich besaß damals eine solche FM-Büchse, in Form eines TX81Z im 19“-Format, und ich muss gestehen, dass ich nur wenige Sounds von Grund auf damit gestrickt habe. Meistens habe ich einfach nur bestehende Presets angepasst und dabei auch teils drastisch verändert, insgesamt jedoch lieber an den Reglern meiner anderen Synthies gefummelt.

Zwar gab es einige nett gemeinte Versuche, die komplizierte FM-Synthese in leichtverdaulicherer Form anzubieten, etwa von KORG mit dem DS-8, der dem Benutzer eine normale, subtraktive Struktur mit Oszillatoren und Filtern vorgaukelte, aber unter dessen Haube ein (übrigens recht gut klingender!) 4-Operatoren-FM-Synthie steckte, jedoch waren damit gleichzeitig auch wieder die Klangmöglichkeiten eingeschränkt, denn dem Benutzer musste ja einiges vorenthalten werden, um die Illusion der analogen Struktur aufrecht zu erhalten …

Im Zeitalter der Audio-Software lebt die FM-Synthese weiter in Form von allerlei Plugins, mal besser, mal schlechter umgesetzt, und neben reinen FM-Emulationen finden wir auch einige hybride Erscheinungsformen, bei der die FM-Synthese etwa mit zusätzlichen subtraktiven Filtern, mit Samples oder auch mit additiver (Re-)Synthese kombiniert wird.

Doch nun genug des Geschwafels, kommen wir endlich zum TubeOhm T-FM, um den sich dieser Test ja eigentlich dreht …

Allgemeines (Installation, Optik, Bedienung etc.)

Die Installation des T-FM ging schnell, glatt und unauffällig, und auch das Wrappen des Plugins mit Novation Automap verlief ohne Probleme. Das Plugin verwendet dankenswerterweise keine für den ehrlichen Käufer lästigen Kopierschutzmechanismen (die letztendlich dann meist doch nicht verhindern, dass das Plugin gecracked wird…), umso mehr sollte man dieses Entgegenkommen von TubeOhm auch (im wahrsten Sinne des Wortes…) honorieren, denn Raubkopien bedeuten gerade für solche kleinen Unternehmen, die über keine großen Kapitalreserven, Marketing-Budgets und Käufermehrheiten verfügen, häufig mal eben den Unterschied zwischen Weitermachen oder Aufgeben (müssen), da die Lebensgrundlage fehlt!

Die Bedienoberfläche des T-FM weist eine moderate Größe auf und deckt auch einen 19“-Monitor nicht völlig zu. Insgesamt sieht das Plugin (für einen FM-Synthie wohlgemerkt!) trotz der vielen Parameter noch einigermaßen übersichtlich aus, auch wenn man vielleicht das eine oder andere Mal genauer hinschauen muss, um die recht kleine Beschriftung mit diversen Abkürzungen lesen zu können.

Ein nettes Feature sind die kleinen PopUps, die erscheinen, wenn man mit dem Mauszeiger über einen Parameter stehenbleibt, und die dann eine etwas aussagekräftigere Bezeichnung, zum Teil auch mit sehr knappen Erläuterungen, des entsprechenden Parameters anzeigen. Die Presets lassen sich entweder mittels zweier Schalter im unteren Bereich der Bedienoberfläche durchsteppen oder aber durch einen Mausklick auf den Presetnamen am oberen Rand, der dann ein PopUp-Menü aufruft, aus dem sich die Presets jeweils direkt anwählen lassen. Abhängig vom verwendeten Plugin-Host lassen sich natürlich auch in eben diesem die Presets aufrufen.

Insgesamt lädt die Bedienoberfläche zum Experimentieren mit den Parametern ein, und auch eventuelle FM-Novizen werden somit nicht davon abgeschreckt, eigene Sounds zu basteln. Einfach mal die Werkspresets anspielen, dabei den FM-Algorithmus ändern und hören, wie der Klang sich teils drastisch ändert!

Die Bedienoberfläche des T-FM teilt sich über dem immer sichtbaren, virtuellen Keyboard nebst Spielhilfen in insgesamt drei Sektionen auf, zwischen denen mittels der entsprechend beschrifteten Schalter oben rechts gewechselt wird: „MAIN“ (der eigentliche Synthesizer), „EFFECTS“ (Na, was wohl…?) sowie „ARP-STEP“ (wohinter sich, man mag es schon vermuten, der Arpeggiator sowie der Step-Sequencer verbergen).

Die Hüllkurven der 6 Operatoren des T-FM werden ebenso wie die FM-Algorithmen grafisch dargestellt. Dies dient jedoch nur zur Visualisierung, eine direkte Manipulation der angezeigten Kurven etwa mittels der Maus ist nicht möglich, dazu dienen ausschließlich die vorhandenen Dreh- und Schieberegler. Bei gleichzeitig gedrückter STRG (CTRL)-Taste lässt sich mit der Maus eine feinere Parameteränderung erzielen. Ein Rechtsklick auf einen der Regler öffnet ein PopUp mit dem jeweiligen MIDI-Learn-Menü. Schön.

Leider reagieren die Regler des T-FM ebenso wie die der anderen TubeOhm-Plugins nicht auf Mausrad-Bewegungen, was zwar vielen Leuten herzlich egal sein dürfte, mir eben jedoch nicht (Stichwort Griffin PowerMate/AI-Knob…). Schade. Update…?

Die Steuerung über einen Controller mit Novation Automap hingegen verlief im Test ohne jegliche Ungereimtheiten.

Das mitgelieferte Manual im PDF-Format, jeweils auf Deutsch und auf Englisch, ist auf jeden Fall lesenswert, denn es beinhaltet gleich ein komplettes Einstiegstutorial in die FM-Synthese, das sich an Musiker und nicht etwa an Quantenphysiker richtet. Schritt für Schritt wird hier in lockerer Sprache auch für Laien nachvollziehbar, wie die FM-Synthese allgemein funktioniert und wie sie sich am T-FM in Klang umsetzen lässt. Ein Erbsenzähler mag vielleicht den Verzicht auf diverse Kommata bemängeln, dennoch gehört das „Handbuch“ zum T-FM eindeutig zu den Besseren seiner Art.

Beim Test ist mir aufgefallen, dass der T-FM bisweilen eine recht hohe CPU-Last erzeugt. Dies war abhängig vom aufgerufenen Preset. So ließ gleich das erste Werkspreset „The Digital II“die Auslastungsanzeige von CUBASE 5 weit nach rechts schnellen, vor allem beim Spielen mehrerer Noten gleichzeitig. Auch die testweise abgeschaltete Effekt-Sektion änderte nichts an diesem CPU-Hunger des Presets, so dass die Ursache wohl in dem hohen Rechenbedarf bei der Stimm-Erzeugung zu suchen sein dürfte, zumal das genannte Preset im Layer-Modus (dazu gleich noch mehr…) arbeitet, bei dem noch mehr CPU-Last angefordert wird. Andere Presets wiederum verhielten sich unauffälliger, was die Auslastung angeht.

Übrigens habe ich diesen Test noch in EnergyXT 2.6 sowie in der Demo-Version vom Eareckon BloXPander wiederholt: EnergyXT revanchierte sich für die CPU-Last sofort mit einem unschönen digitalen Geknackse, dasselbe auch in BloxPander, dessen CPU-Tacho gleich bis zum Anschlag schoss. Bei dem verwendeten Testrechner kam eine AMD Ahtlon X2 4200+ Doppelkern-CPU sowie 2,5 GB RAM zum Einsatz, was bei mir normalerweise auch für umfangreichere Projekte mit vielen Plugins ausreicht. Das Betriebssystem war übrigens Windows XP Pro mit SP3 in der x32-Version.

Wenden wir uns nun einmal den einzelnen Sektionen des T-FM zu. Den Anfang macht mal

Der Synthesizer (MAIN)

TubeOhm - T-FM MAIN

Hier finden wir alle Parameter, die wir zum Erstellen der Sound-Patches benötigen, und hier werden auch die Presets geladen und bei Bedarf abgespeichert. Die Presets lassen sich übrigens auch aus den anderen Sektionen heraus aufrufen, was somit den einen oder anderen Mausweg ersparen dürfte.

Zunächst zu den Operatoren. Wer mag, kann diesen Terminus einfach durch „Oszillator“ ersetzen, denn nichts anderes stellt so ein Operator eigentlich dar. Im Unterschied zur herkömmlichen Anwendung in der subtraktiven Synthese, kann ein Operator in der FM-Synthese sowohl als Klangerzeuger, dann nennt man ihn im FM-Jargon „Carrier“ (= „Träger“), als auch als Klangformer (dann „Modulator“ genannt) arbeiten. Die jeweilige Arbeitsweise der einzelnen Operatoren wird durch den gewählten FM-Algorithmus festgelegt, doch dazu gleich mehr.

Man stelle sich einen normalen Oszillator in einem stinknormalen Analogsynthesizer vor. Der schwingt nun munter vor sich hin. Wenn man jetzt einen LFO (Low Frequency Oscillator = Niederfrequenz-Oszillator), der die Tonhöhe moduliert (aha!), auf diesen Oszillator loslässt, dann erhält man die bekannten an- und absteigenden Sirenensounds. Nun stelle man sich einfach nur mal vor (das wird jetzt zugegebenermaßen nicht einfach…), dieser LFO würde den Oszillator nicht mit niedrigen Frequenzen modulieren, sondern eben mit hohen Frequenzen im Audiobereich, wie sie ja auch unser Oszillator erzeugt, dann entstehen völlig neue Obertonspektren, und man bekommt eine Ahnung davon, wie die FM-Synthese (In diesem Beispiel mit lediglich 2 Operatoren, der T-FM hat jedoch 6 davon…) funktioniert.

Auf der linken und auf der rechten Seite finden wir untereinander jeweils die Parameter für 3 Operatoren inklusive der visualisierten Hüllkurven, was laut Adam Riese den T-FM als FM-Synthie mit 6 Operatoren identifiziert (also wie der DX7 und nicht wie der TX81Z). Wir erhalten somit Direktzugriff auf alle relevanten klangformenden Parameter, was im Gegensatz zu den alten 80er-Jahre-FM-Synths geradezu zum Soundbasteln auffordert.

Vom DX7 unterscheidet den T-FM, dass seine Operatoren nicht nur mit Sinuswellen operieren, sondern ähnlich dem TX81Z verschiedene komplexere Wellenformen bieten, deren Obertongehalt sich beim T-FM zudem noch extra variieren lässt.

FM-Novizen, die bisher hauptsächlich mit subtraktiven Synthesizern gearbeitet haben, dürften zunächst die altbekannten einfachen ADSR-Hüllkurven vermissen, die beim T-FM durch deutlich flexiblere Time/-Level-Hüllkurven ersetzt wurden, so wie man sie auch in den FM-Urgesteinen vorfand. Dank der Visualisierung der Hüllkurven sollte man aber schnell dahinter steigen, was es damit auf sich hat.

In der oberen Mitte der MAIN-Sektion finden zwei umfangreich ausgestattete LFOs, die sich auch zum Host-Tempo synchronisieren lassen. LFO 1 ist hierbei für eine Amplitudenmodulation (AM) zuständig, die für jeden Operator separat einstellbar ist..

Genau in der Mitte schließlich finden wir das Display für die so genannten FM-Algorithmen, die im Prinzip nichts anderes darstellen als „festverdrahtete“ Verknüpfungen der einzelnen Operatoren untereinander. Diese Verknüpfungen bestimmen, ob ein Operator als Carrier oder aber als Modulator arbeitet (siehe oben). Der T-FM bietet insgesamt 22 verschiedene Algorithmen, bei denen die Verknüpfung der 6 Operatoren miteinander jeweils grafisch visualisiert wird. Rechts von diesem Display befindet sich ein kleiner virtueller Hebel, mit dem sich die einzelnen Algorithmen anwählen lassen.

Für das erste, spielerische Experimentieren mit Sounds empfehle ich einfach mal, bei den zahlreichen Werkpresets jeweils eine Note auf dem Keyboard gedrückt zu halten oder eine kurze Sequenz abzuspielen und dabei dann den Regler für die Algorithmus-Auswahl zu bewegen (geht natürlich am besten mit einem Controller…). Je nach Algorithmus erleben wir dabei mehr oder minder drastische Klangveränderungen bei ansonsten aber identischen Parametern. Macht Spaß!

Im folgenden Klangbeispiel zum T-FM habe ich einmal ein Preset durchlaufen lassen, welches gleichzeitig auch schön den eingebauten Step-Sequencer mit seinem „Ratchet“-Modus demonstriert, und dabei habe ich dann mit dem Modulationsrad nach und nach alle 22 FM-Algorithmen durchfahren.

[soundcloud params=“auto_play=false&show_comments=true“]http://soundcloud.com/andreas-eberhardt/tubeohm-t-fm-klangbeispiel[/soundcloud]

Unter dem FM-ALGO-Display finden wir noch eine Einstell-Möglichkeit für die Stimmenverteilung. Im Modus „Norm“ arbeitet der T-FM als 10-stimmiger Synthesizer, im Modus „Lay“ wird das Preset sozusagen mit sich selbst gelayert, dabei lassen sich die Layer gegeneinander tunen, dennoch stehen immer noch 10 Stimmen zur Verfügung! Diese Sounds sind es dann auch, die besonders CPU-gierig erscheinen, kein Wunder, bei der doppelten Anzahl an Operatoren pro Stimme, die hier berechnet werden müssen. Im Modus „Uni“ schließlich, der für Unisono steht, gibt’s die volle Dröhnung aller Operatoren auf einer Stimme (à la DX7 II), der T-FM bleibt dabei duophon spielbar.

Die Effekt-Sektion (EFFECTS)

TubeOhm - T-FM FX

Ein virtueller Knopfdruck bringt uns zur Sektion mit den Effekten, die sich als recht übersichtlich präsentiert. Das Audiosignal, das in der MAIN-Sektion erzeugt wurde, durchläuft bei Bedarf zunächst einen Chorus, dann ein Delay und danach schließlich ein Reverb, bevor es zu den Ausgängen gelangt. Die Reihenfolge der einzelnen Effekte in dieser Kette ist vorgegeben uns lässt sich vom Benutzer nicht verändern, allerdings lassen sich diese drei genannten Effekte auf Wunsch jeweils separat ein- oder ausschalten.

Insgesamt könnten die Regler und Schalter der Effekt-Sektion für meinen Geschmack gerne etwas größer gestaltet sein, ausreichend Platz wäre dafür ja schließlich da… 😉

Die einstellbaren Parameter des Chorus sind rudimentär und beschränken sich auf die Auswahl der drei Chorus-Typen sowie einem Mix-Regler für die Stärke des Effektanteils. Das Ganze erinnert mich, auch klanglich, an den entsprechenden Chorus im Bruno-205. Zum Anfetten des Ausgangssignals taugt dieser Effekt also durchaus, er sollte aber in Maßen eingesetzt werden, damit er nicht zu aufdringlich wirkt.

Das Delay erlaubt neben den üblichen Parametern für Verzögerungsdauer, Feedback und Effektlevel die Wahl zwischen einem normalem Echo oder einem „Ping-Pong“-Delay sowie die Synchronisation zum Host-Tempo. Was soll ich sagen? Das Teil macht seine Sache recht ordentlich, wenngleich ich in meinem Plugin-Ordner eigentlich über genügend Spezialisten für so etwas verfüge.

Das Gleiche lässt sich im Prinzip auch zum Reverb sagen. Es neigt bei extremeren Einstellungen ein wenig zum Shattern, und ich persönlich würde im Mix auch ein externes Plugin bevorzugen, zumal ich dann auch noch andere Signale durch den gleichen Hall laufen lassen kann. Zum Bühnen-Einsatz, wo zu jedem Preset dann gleich der passende Hall mit abgespeichert werden kann, oder auch zum leichten „Anfeuchten“ im Rahmen des kreativen Sounddesigns lässt sich das Reverb aber durchaus gewinnbringend verwenden. Der eingebaute Digital-Hall etwa, den ich damals in meinem ROLAND JD-800 vorfand, klang doch um Längen blechener, und er hat dennoch seinen Dienst verrichtet. Ansonsten ist das Reverb mit ausreichend Parametern versehen, um den Hall-Effekt noch an den persönlichen Geschmack und auch an das entsprechende Preset anzupassen, hier also ein Plus.

Und zu guter Letzt klicken wir uns auch noch mal in die letzte Sektion hinein, denn dort versammeln sich

Arpeggiator und Step-Sequencer (ARP-STEP)

TubeOhm - T-FM ARP + STEP

Zunächst finden wir in der linken oberen Seite das MIDI-Routing des T-FM. Hier lässt sich einstellen, ob die eingehenden MIDI-Noten, etwa von einem MIDI-Keyboard, nur die Sounderzeugung, den Step-Sequencer oder den Arpeggiator antriggern sollen. „MIDI to T-FM“ erlaubt somit also das Spielen der Sounds ohne diese eingebauten MIDI-Effekte. „MIDI to STEP“ und „MIDI to ARP“ aktivieren alternativ dazu die jeweilige Sektion, logischerweise können aber nicht beide MIDI-Effekte gleichzeitig verwendet werden.

Übrigens werden auch bei aktiviertem Arpeggiator oder Step-Sequencer nur die Noten, die man auf dem Keyboard spielt, in der DAW aufgezeichnet. Mit anderen Worten, es werden also nicht die vom Arpeggiator oder die vom Step-Sequencer erzeugten Noten als MIDI-Output ausgeben. Zumindest ist mir persönlich dies nicht gelungen, auch nicht unter EnergyXT, wo man ja sehr schön alles modular miteinander verkabeln kann.

Der Arpeggiator gehört eindeutig zu den flexibleren seiner Art, bietet genügend Einstellmöglichkeiten (etwa modulierbare Gate-Zeit) sowie Abspielmodi und lässt sich auch zum Host-Tempo synchronisieren. Hier habe ich eigentlich nichts vermisst, das Teil ist gut!

Der Step-Sequencer des T-FM ist sogar noch besser und verdient auf jeden Fall Beachtung, denn er sticht unübersehbar aus der Masse heraus! Ich habe schon einige Synthesizer-Plugins mit eingebautem Step-Sequencer gesehen oder auch selbst benutzt, aber der T-FM zeigt zweifellos allen Anderen, wo der Hammer hängt!

Im Prinzip handelt es sich hier um eine etwas eingedampfte Version des hauseigenen TubeOhm Stepper, einem der besten Step-Sequencer im VST-Format, den ich kenne und von dem es auch eine Freeware-Variante gibt.

Am ehesten dürfte wohl die Visualisierung der Sequenz-Noten in Form kleiner Klaviaturen ins Auge stechen. Musikerfreundlicher geht es wohl kaum. Ich persönlich zumindest ziehe so etwas einem herkömmlichen virtuellen Drehknopf eindeutig vor.

Neben verschiedenen, flexiblen Abspielmodi (unter anderem kann der Sequencer entweder frei durchlaufen und sich dabei über ein MIDI-Keyboard transponieren lassen oder aber bei jedem erneuten Tastenanschlag an einem frei wählbaren Schritt der bis zu 16 Steps neu starten.) und der Möglichkeit, nicht nur den Sequencer zum Host zu synchronisieren, sondern auch den vorher erwähnten Delay-Effekt zum Sequencer zu synchronisieren (das entsprechende PopUp erwähnt, dass in der Effekt-Sektion das Delay ebenfalls zum Host synchronisiert werden muss!), ist auch die so genannte „Ratchet“-Funktion erwähnenswert.

Hiermit können zu jedem der 16 Steps quasi bis zu 4 „Sub-Steps“ gesetzt werden, also temposynchrone Wiederholungen, die deutlich interessantere Sequenzen erlauben, als dies herkömliche Step-Sequencer mit gleicher Step-Länge bei allen Schritten in der Sequenz ermöglichen. Anders ausgedrückt, es lassen sich somit innerhalb solch einer Step-Sequenz des T-FM zum Beispiel auch einfach 16tel und 32tel Noten gleichzeitig verwenden usw.

Der Step-Sequencer des T-FM ist wirklich ein tolles Spielzeug (aber kein Kinderkram!).

Fazit:

Das Wichtigste an einem Synthesizer ist ja zweifellos der Klang, und dieser ist beim T-FM auf jeden Fall amtlich. Das Teil erzeugt bei Bedarf schon ordentlich Druck, vor allem im Unisono-Modus, bietet eine immense Klangvielfalt auch abseits der altbekannten FM-Klischees (die er aber natürlich auf Wunsch ebenso bietet). Als zeitgemäßes DX7-Surrogat taugt er auf jeden Fall, mal abgesehen von der fehlenden Import-Funktion für dessen Presets, und hängt die alten Gurken aus den 80ern bedienungsmäßig sowieso ab. Mit einem T-FM wird der geneigte Klangschrauber vermutlich mit weitaus mehr Freude, Intuition und Geschwindigkeit eigene Sounds basteln, als mit den Folientastern und dem winzigen LCD der ersten DX7-Modelle… 😉

Meiner Meinung nach spielt der T-FM klanglich in der selben Liga mit den Platzhirschen im FM-Sektor (etwa von NI, Image Line oder Rob Papen), die aber allesamt erheblich mehr kosten, als der T-FM. Ein kurzer, subjektiver Klangvergleich mit meinem „IL Toxic Biohazard“, welcher eigentlich ein FM-Hybride ist, ergab, dass der T-FM ihm bei ähnlichen Presets (also reinen FM-Sounds) klanglich in nichts nachsteht. Ein weiterer, ebenso subjektiver Vergleich mit dem „ODO DoubleSix“, einem Freeware-FM-Synth mit 6 Operatoren, liess bei mir schnell den Gedanken aufkommen, Letzteren mal wieder aus meinem Plugin-Ordner zu löschen, denn der T-FM hatte hier eindeutig die Nase vorn.

Der Step-Sequencer ist fast schon ein Kapitel für sich und mit das Beste, was ich bisher in dieser Richtung gesehen habe.

Ein paar negative Kritikpunkte hatte ich im Verlauf des Testberichts ja bereits erwähnt. Zum einen die fehlende Mausradbedienung, die ich mir als Standard bei allen Herstellern wünschen würde, zum Anderen die doch teilweise recht hohe CPU-Last. Aber vielleicht kann hier ja noch ein Update nachhelfen …?

Auch die Möglichkeit einiger Konkurrenten, die Presets der alten YAMAHA Synthesizer DX7 und TX81Z, zu importieren, wäre vielleicht ein sinnvolles Feature für ein mögliches Update und würde einen Zugang zu Tausenden von bereits vorhandenen Klängen bieten.

Insgesamt weiß der T-FM aber auch jetzt schon zu gefallen, und TubeOhm hat damit ein weiteres Mal ein klassisches Synthesize-Konzept in modernes Gewand gekleidet und ihm dabei seinen eigenen Stempel aufgedrückt.

Der T-FM ist meiner Meinung nach (wie eigentlich alle FM-Synthies) nicht auf einen bestimmten Musikstil festgelegt. Sicherlich erzeugt er keine naturgetreuen Abbilder akustischer Intrumente (allenfalls „hyperrealistische“ Stilisierungen davon …), aber dies ist ja eigentlich auch nie der Sinn der FM-Synthese gewesen.

Der T-FM klingt erst einmal elektronisch, ein richtiger Synthesitzer eben, und er wird auch vermutlich nicht der einzige Klangerzeuger sein, den man in einer Produktion verwendet (vergleiche auch diverse Tracks von böse wirken wollenden EBM-Bands aus den späten 80ern, die so klingen, als hätte man bis auf die Drums und die Quasimodo-Stimmen alle Sounds mit einem DX7 oder einem seiner Derivate erstellt und die sich trocken wie ein Furz anhören…), aber besonders in Kombination mit breiten, analogen Sounds spielt er seine Stärke als knackiger Gegenpart aus. Er setzt sich dann im Mix sehr gut durch.

Der T-FM eignet sich somit für alle Musikrichtungen, in denen elektronische Sounds gefragt sind, egal ob Pop, Hip-Hop, Elektro, Ambient oder EBM und was weiss ich sonst noch. Auch für Schlagermusik lässt er sich sicherlich verwenden, wenn es denn wirklich sein muss (Bimmel, bimmel, Glöckchen klingel…). 😉

Was mir besonders gut gefiel:

  • sehr guter Grundklang
  • Bedienkonzept
  • optisches Design
  • sehr guter und flexibler Step-Sequencer
  • lesenswertes PDF-Handbuch
  • Preis (in Relation zu vergleichbaren kommerziellen Konkurrenzprodukten)

Was mir weniger gut gefiel:

  • teilweise recht hohe CPU-Last
  • keine Bedienung der Regler via Mausrad möglich

Was ich für eine sinnvolle Erweiterung halten würde (also ein Wunsch):

  • Importmöglichkeit für DX7 und TX81Z-Presets

Mein subjektives Testurteil nach Schulnoten: 2 (Gut)

Dieser Testbericht wurde von Perry Staltic verfasst.

Der T-FM kostet 59,- Euro, für registrierte TubeOhm User wird es noch 10,- Euro preiswerter, hier sind es dann nur 49,- Euro, eine kostenlose Demo Version könnt Ihr vorab runterladen, weitere Infos gibt es bei TubeOhm: www.tubeohm.com

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