Mit einem großen Update wird die DAW Studio One auf die Version 2 aktualisiert. Viele hochinteressante angekündigte neue Funktionen, wie zum Beispiel die Melodyne Integration, haben mich hellhörig werden lassen und so habe ich mir Presonus Studio One 2 einmal näher angesehen. Eins vorweg, es handelt sich bei Studio One 2 um ein sehr umfangreiches Programm für die Musikproduktion, ich gehe hier in der Hauptsache auf die neuen Funktionen der aktualisierten Version ein. Studio One 2 wird in drei verschiedenen Versionen angeboten:
Studio One 2 Artist beinhaltet alle wichtigen Audio-und MIDI-Recording sowie Editing-Funktionen, plus einer Vielzahl von 32-Bit-Effekt-Plug-Ins und virtuellen Instrumenten. Im Gegensatz zu anderen Einsteiger- DAWs, wurde bei Studio One Artist weder die Anzahl der möglichen Tracks oder der Plug-in Instanzen und auch nicht die Bearbeitungsfunktionen eingeschränkt. Diese Version liegt gratis bei Hardwareprodukten von Presonus bei. (Zum Beispiel bei den Audio Interfaces).
Studio One 2 Producer bietet alles, was in Studio One Artist enthalten ist, zusätzlich gibt es noch Support für ReWire und AU / VST-Plug-Ins, MP3 Import und Export sowie zusätzliche Inhalte anderer Hersteller.
Studio One 2 Professional ist die Komplettlösung und kann mit allem aufwarten was Studio One 2 Producer bereits bietet plus der Projekt-Seite, eine komplett in Studio One 2 Pro integrierte Mastering-Lösung. Auch eine voll lizenzierte Melodyne essential Version ist hier bereits enthalten (die Artist und Producer Version beinhalten nur eine TRIAL also Testversion von Melodyne essential). Weiterhin gibt es in der Pro Version die SoundCloud ™-Unterstützung sowie Red Book kompatibles CD-Brennen, Video-Wiedergabe und Synchronisierung sowie fünf zusätzliche native Effekt Plug-Ins: Groove Delay, Multiband Dynamics, Openair, Pipeline- und IR-Maker.
Selbst eine Double Layer DVD reicht hier nicht aus!
Für den Testbericht liegt mir die „Professional Version“ vor. Der Download hat einen ganzen Nachmittag und den darauffolgenden Abend in Anspruch genommen, insgesamt habe ich so satte 14,2 Gigabyte auf meine Festplatte geschaufelt, wobei ich nicht alles downloaden konnte, da der Download des Electronic Audioloops Pakets bisher nicht funktioniert, zumindest bei mir, der Download startet zwar, es wird aber nicht angezeigt, wie groß die Datei ist und irgendwann so bei 700 Megabyte bricht der Prozess dann ab, ich habe es bereits mehrfach probiert. Die Installation und Freischaltung von Studio One 2 ging erfreulich einfach und problemfrei vonstatten, installiert habe ich die DAW auf meinem Audio Rechner No. 1 einem Compaq Dual Core (weitere Infos zu dem System hier).
Du kummst hier nicht rein!
Der erste Start von Studio One 2 hat dann erst einmal zwei VST Instrumente als potentielle Systemkiller entlarft, und zwar das SKNote Q796 und den RG von Rob Papen, schade eigentlich, auf das SKNote Q796 kann ich verzichten, den RG habe ich aber in mein Herz geschlossen, egal was soll`s mit allen anderen DAW`s läuft der RG ja problemfrei. Die von Studio One 2 als inkompatiblen Plug-Ins werden automatisch einer „Blacklist“ hinzugefügt und stehen so später in der DAW nicht mehr zur Verfügung. Auch meine absichtliche Quicktime Abstinenz wurde von Studio One 2 bemerkt und angemeckert, also wenn ich Videos vertonen will dann brauche ich Quicktime, aber das mache ich eh lieber in meiner Videoschnitt Software Video Pro X.
Problem(chen)
Soweit, so gut aber hier beginnt erst einmal eine kleine Odyssee denn es gab ein kleines aber dennoch gewaltiges Problem, welches gelöst werden musste. Meine Audio und Midi Hardware, besteht aus einem Native Instruments KOMPLETE AUDIO 6 und einem FAME KX88HC Masterkeyboard, das per USB mit dem Rechner kommuniziert. Folgendes passierte, ich rief ein virtuelles Instrument im Studio One 2 auf (also ein VSTi Plugin oder eines der in Studio One 2 bereits integrierten Instrumente) und wollte dieses über das Masterkeyboard spielen, leider ging dies aber nicht.
Allerdings zeigte die Midiaktivitätsanzeige im Studio One 2 an, wenn ich eine Taste drückte und auch im Editor konnte ich auf der virtuellen Tastatur beobachten, dass die vom KX88HC gesendeten Midi Signale in Studio One registriert wurden. Nur die Plugins wollten nicht, natürlich habe ich mich erstmal an die Midi Einstellungen gewagt und Verschiedenes ausgetestet und selbstverständlich habe ich in diversen Foren nach einer Lösung dieses Problems gefahndet, leider erfolgslos.
Dies bewog mich dazu eine Anfrage an den Support von Presonus zu stellen, nach einigen Mails, einem von mir erstelltem Video sowie einigen Screenshots zur Problemanalyse ergab ein Anruf bei Presonus die Lösung des Problems, es lag an der Verwendung eines Zeitstempels für die Midi und Audio Bearbeitung, mein KOMPLETE AUDIO 6 von NI vertrug sich nicht mit Studio One 2. Hier dann noch einmal ein großes Dankeschön an den Presonus Support für die schnelle und kompetente Hilfe.
So jetzt kann es aber endlich losgehen!
Ja und zwar mit einem fetten Lob an Presonus, nein es geht noch gar nicht um die DAW sondern um das was da so mitgeliefert wird, wir finden KOMPLETE 7 Elements im Paket von Studio One 2 Professional! Also damit haben wir alle Player Versionen samt zusätzlichem Content von Native Instruments im Wert von 99,- Euro im Paket. Ausserdem finden wir in der Pro Version auch die aktuelle Version von Celemony Melodyne essential. Im Handbuch steht, das auch die Toontrack EZDrummer Lite Plus im Paket enthalten wäre, ich habe aber leider nichts gefunden, was für mich nicht schlimm ist, da ich den EZDrummer in der „großen“ Version auf dem Rechner habe, manch anderer wird sich hier aber ärgern. Zum Handbuch ist außerdem noch zu sagen, dass dieses nur in englischer Sprache vorliegt, Quellen aus dem Internet habe ich entnommen, dass eine deutsche Version wohl erst mit dem nächsten Update geliefert werden wird, nun ja.
Wie sagte doch gleich unser ehemaliger Außenminister Guido Westwave: „Hier sind wir in Deutschland und hier spricht man Deutsch.“ Damit hat er zwar recht aber englisch können wir Deutschen, bedingt dadurch, dass wir in der Schule immer gut aufgepasst haben, im Allgemeinen auch verstehen und zudem ist das Handbuch relativ einfach geschrieben. (Ich freue mich trotzdem schon auf die deutsche Version). Jetzt habe ich diesen Abschnitt mit Lob begonnen und beende ihn fast mit Tadel, es gibt jedoch doch noch ein Lob, Presonus hat ganz hervorragende Video Tutorials ins Internet gestellt, die sich jeder Interessierte gratis betrachten kann, ja die sind auch nur in englisch 🙂 Hier werdet Ihr fündig: studioone.presonus.com/tutorials/overview/
All die tollen Tutorials und die anderen Videos über die Neuheiten von Studio One Version 2 haben eine gewisse Begeisterung in mir ausgelöst, so stark das ich meiner Frau schon vorab vorgeschwärmt habe was allein mit der Melodyne Integration alles möglich sein würde. Über eine neue Schnittstelle namens ARA sollen Plugins die diese Schnittstelle unterstützen viel schneller und umfangreicher mit Studio One kommunizieren können.
Entwickelt wurde ARA von Presonus und Celemony, es soll möglich sein mit einer Tastenkombination (Windows Strg+M / Mac Cmd+M) die gerade ausgewählte Audiospur direkt in Melodyne zu bearbeiten, OK das klappt auch, allerdings muss Melodyne auch hier noch den Track erst analysieren und das dauert ein wenig. Ist dies erledigt, kann die Bearbeitung unter Melodyne – in Studio One 2 – beginnen, mir ist allerdings dabei aufgefallen, dass die CPU Last gewaltig ansteigt sobald Melodyne geladen ist, meinem Dualcore mit 4 GB Speicher ist dabei fast komplett die Puste ausgegangen.
Die Idee Melodyne zu integrieren ist genial, die Umsetzung haut mich noch nicht wirklich vom Stuhl, aber ….. es ist ein Update für Melodyne, auf die Version 2.0 geplant, also auch hier ein großes Update, dieses Update wird voraussichtlich Mitte dieses Monats erscheinen. Somit werde ich dann noch einmal nach der CPU Last schauen, die von der Version 1.3 im Zusammenspiel mit Studio One 2 erzeugt wird.
Ein anderes tolles Gimmick war für mich die Möglichkeit, Spuren die einmal von Melodyne gescannt worden sind einfach auf eine MIDI Instrument Spur zu ziehen, also Drag + Drop und dann das, was vorher auf der Audiospur als Melodie vorhanden war, nun der MIDI (oder VSTi) Spur zu vererben. Hört sich fantastisch an, so fantastisch das ich das sofort ausprobiert habe, nunja … ohne Nachbearbeitung bin ich da nicht weit gekommen, es klang zumindest so ähnlich wie die Audiospur. Aber wie gesagt, sobald Melodyne 2.0 raus ist, werde ich dies noch einmal testen.
Das Arbeiten mit Studio One 2
Genial, der Umgang mit Studio One 2 ist wirklich innovativ und einfach gelöst, das Meiste kann mittels Drag und Drop also ziehen und fallenlassen erledigt werden, ein Beispiel; Wir finden rechts den Browser, dieser enthält alle Instrumente, Effekte, Dateien usw. nehmen wir an ich benötige eine Klavierspur, dazu suche ich mir im Browserfenster unter „Instrumente“ das passende Plugin, entweder aus den mitgelieferten Presonus Instrumenten oder ein anderes VSTi Plugin, bin ich fündig geworden klicke ich mit der Maus auf das Plugin, halte die Maustaste gedrückt und ziehe das Plugin in den Arbeitsbereich von Studio One 2, fertig.
Genauso einfach geht das mit den Effekten, also ich möchte etwas Raum für das Klavier haben, ich suche rechts im Browser den passenden Effekt, klicke auf den gefundenen Effekt und ziehe diesen auf die Instrumentenspur fertig! Einfacher geht es nun wirklich nicht mehr, interessant ist, dass diese Vorgehensweise auch andersherum möglich ist, so kann ich zum Beispiel ein Take einfach in das Browser Fenster ziehen, um es dort als Loop oder Audio Datei abzulegen, Klasse Presonus!
Alles fertig und nu?
Jetzt geht es ans Mastern und dies könnt Ihr auch ganz einfach innerhalb von Studio One 2 erledigen, eine komplette Masteringumgebung, die CD`s nach dem Red Book Standard erstellen kann ist integriert. Die einzelnen Songs können hier zu einem Album zusammengestellt werden, einzeln gemastert werden und das globale Mastering für alle Songs im Album ist auch möglich. Weiterhin ist es möglich, wenn Euch ein Fehler im Arrangement oder in der Mischung auffällt, den Song aus dem Projektfenster (hier findet das Mastering statt) heraus zu öffnen, um diesen im Songfenster direkt zu korrigieren. Außerdem hat Presonus auch eine Lautheitsanalyse eingebaut, so könnt Ihr feststellen, ob Eure Musik noch genügend Dynamik hat oder noch zu viel davon, das ist wohl Ansichtssache. Effektseitig ist alles vorhanden was für das Mastering benötigt wird.
Schön ist auch die Soundcloud Integration in Studio One 2, wenn Ihr einen Account bei Soundcloud habt, könnt Ihr diesen direkt mit Studio One 2 verbinden und so Musikdateien aus der Cloud in Studio One 2 importieren oder aus Studio One 2 zur Soundcloud exportieren.
Die Liste der Neuheiten bei Studio One 2:
- Melodyne Essential Intonationskorrektur
- Transienten-Erkennung und Groove-Extract
- Mehrspur-Comping
- Mehrspur-MIDI-Editing
- Track Transform und Event-basierte Effekte
- Modernste Audio-Engine 32bit und 64bit
- Kompatibel und einfach zu Konfigurieren
- Innovative Startseite
- Konsequentes „Drag&Drop“
- Mastering Suite eingebaut
FAZIT: Ich kann Presonus bescheinigen, dass sie die wahrscheinlich musikproduzentenfreundlichste DAW überhaupt auf dem Markt haben, das Arbeiten mit Studio One 2 macht Spaß und geht leicht von der Hand. Die DAW steckt voller Innovationen, ich schätze, dass einige Ecken und Kanten die mir hier bei diesem Test aufgefallen sind mit dem nächsten Update ausgebügelt sein werden. Auch die Melodyne Integration wird sicherlich mit dem Erscheinen von Melodyne 2.0 noch besser sein. Die mitgelieferten Instrumente und Effekte sind allesamt von hoher Qualität. Die Soundcloudunterstützung zeigt das hier ein Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt hat, denn durch die Nutzung von Soundcloud sind auch globale Produktionen kein wirklich großes Problem mehr. Das Melodyne essential und Native Instruments KOMPLETE Elements mitgeliefert werden ist bei dem für Studio One 2 Pro verlangten Preis von knapp 400,- Euro sehr großzügig.
Bewertung nach Noten:
- Workflow: Sehr gut (1+)
- Qualität der mitgelieferten virtuellen Instrumente: Gut (2)
- Qualität der mitgelieferten Effekte: Sehr gut (1)
- Qualität der mitgelieferten Loops und Sounds: Gut (2)
- CPU Last: Gut (2)
- Support: Gut
- Innovationsfaktor: Excellent
- Punktabzug gibt es für die fehlende EZDrummer Version und die noch nicht optimale Melodyne Unterstützung.
Gesamtnote: Gut
Außerdem gibt es für ein so geniales Programm, das voller Musikerfreundlichen Innovationen steckt, natürlich einen ganz dicken und fetten buenasideas.de TIPP!
Preise und Verfügbarkeit:
Studio One 2 Artist: 99,- Euro (Tipp: wird bei allen Audiointerfaces von Presonus kostenlos mitgeliefert)
Studio One 2 Producer: 199,- Euro
Studio One Professional: 399,- Euro
Alle drei Versionen sind seit November 2011 verfügbar. Eine kostenlose Testversion kann heruntergeladen werden.