Tone2 NEMESIS – „NEO-FM“-Synthesizer-Plugin

TESTBERICHT VON PERRY STALTIC

In der altgriechischen Mythologie bezeichnet Nemesis die Göttin der gerechten Rache, Nemesis lautet aber auch der Name eines hypothetischen roten Zwergsterns, welcher laut einer umstrittenen astronomischen Vermutung als Zwilling unsere Sonne irgendwo auf halbem Wege zum nächsten Sonnensystem umkreisen und dabei mit seiner Gravitation periodisch auch diverse Kometen aus der sogenannten Orthschen Wolke in unsere Richtung schubsen soll.

Nun, die Namensgebung beim neuen Sprössling von Tone2 dürfte wohl eher von der als „NEO-FM-Synthese“ bezeichneten Klangarchitektur inspiriert sein.

In der Welt der Synthesizer(-Plugins) erwarte ich inzwischen eigentlich keine wirklich „neuen“ Syntheseformen mehr, ich kann mir mittlerweile auch kaum noch etwas vorstellen, das bisher völlig unerhört war…

Auch beim Terminus „FM“ denkt vermutlich jeder Elektromusikant unwillkürlich sofort an den YAMAHA DX7 und seine zahlreichen Derivate in Hard- und Softwareform. Da überrascht es umso mehr, wenn Tone2 uns bei der Beschreibung des NEMESIS zu Beginn erst einmal darauf hinweist, dass eben genau diese Geräte, welche (auch von mir) bisher immer als der Prototyp des FM-Synthesizers angesehen wurden, in Wirklichkeit eigentlich gar keine Frequenzmodulation betreiben, sondern vielmehr eine Modulation der Phase (klingt für mich doch eher nach CASIO…), man dies aus Marketinggründen jedoch als FM bezeichnet habe. Nun, wie auch immer, der neue NEMESIS soll laut Tone2 dagegen „echte“ FM-Synthese bieten, dabei typische Schwächen der DX/TX-Architektur ausbügeln, kaum CPU-Ressourcen benötigen und Soundschrauber zudem auch noch einen vereinfachten Zugang zur FM-Synthese ermöglichen. So etwas lesen wir natürlich immer gerne!

Tone2 - Nemesis
Tone2 – Nemesis

Das Übliche…

NEMESIS gibt’s für den Mac genauso wie für Windows. Neben einer Standalone-Version, gibt es auch die Formate VST und AU (Letzteres natürlich nur für Mac…), und das alles jeweils in 32 und in 64 Bit.

Zum Schutz vor Raubkopien dient neben einer mit digitalem Wasserzeichen versehenen Setup-Datei ein geziptes Key-File, welches man nach der Installation des NEMESIS in dessen Ordner entpacken soll, um damit das Plugin beim ersten Aufruf zu aktivieren. Ich hatte dieses Key-File bereits vor der Installation im dafür vorgesehenen Ordner deponiert, daher entfiel bei mir auch der letzte Schritt, und NEMESIS zeigte sich ohne weitere Prozeduren sofort einsatzbereit.

Die Bedienoberfläche weist für mein Empfinden gewisse (äußerliche) Ähnlichkeiten zum letzten Synthesizer auf, den wir von Tone2 hier zum Test hatten, nämlich zum RAYBLASTER , aber das ist nur oberflächlich und sorgt für einen Wiedererkennungswert im Produktportfolio.

Ansonsten wirkt alles auf den ersten Blick strukturiert, aufgeräumt und gut ablesbar, erst auf den zweiten Blick entdeckt man noch diverse, per Tab oder Popup erreichbare Parameter-Menüs.

Eine MIDI-Learn-Funktion ist vorhanden, aber auch die von mir notorisch geforderte Parameteränderung mittels des Mausrades wird angeboten!

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Was die von Tone2 angepriesene CPU-Freundlichkeit angeht, die auch den Einsatz zahlreicher Instanzen ermöglichen soll, so dürfte sich das sicherlich auf aktuelle Rechner-Generationen beziehen und nicht auf meinen dampfbetriebenen Computer mit Lochkartenleser, und im direkten Vergleich zum RPCX BLUE, den ich hier erst kürzlich getestet habe, zieht NEMESIS auch sofort die kürzere Schnitte, aber das ist wohl auch kein sonderlich fairer Wettbewerb (dazu würde sich wohl eher der angekündigte BLUE II eignen, mal sehen, ob der dann auch noch so CPU-freundlich ausfällt…).

Der CPU-Bedarf ist bei NEMESIS sehr vom jeweiligen Preset abhängig, es gibt Sounds, die sich tatsächlich sehr bescheiden in den den Anforderungen an den Rechner zeigen und problemlos den Einsatz weiterer Instanzen (oder anderer Plugins…) erlauben, andere Presets hingegen, vor allem die, bei denen die Onboard-Effekte eine sehr starke Rolle spielen, hauen bisweilen auch schon mal die integrierte Leistungsanzeige in meinem Cubase 5.5 bis zum Rechtsanschlag.

Wo wir gerade dabei sind: Ich kann ja nachvollziehen, dass dies vermutlich hauptsächlich aus Marketinggründen geschehen mag, aber für meinen Geschmack weisen leider viele der mitgelieferten Presets einen (man könnte fast schon sagen Tone2-typischen) „zu feuchten“ Effektanteil auf, was solo abgehört vielleicht beeindrucken mag, im Zusammenspiel aber nicht selten für eine gewisse Indifferenz sorgt. Dies bezieht sich jetzt aber ausschließlich auf den allgemeinen Umgang mit integrierten Effekten in Presets, nicht etwa auf den Grundklang dieses speziellen Synthesizers an sich!

NEO Genesis FMgelion…

Das NEMESIS beileibe kein weiterer DX/TX-Klon ist, erkennt man schon an der Ausführung der Klangarchitektur, welche doch nur rudimentär an einen alten DX7 erinnert, und sich in vielen Punkten auch deutlich von diesem unterscheidet.

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Zunächst einmal verfügt NEMESIS (Hmmm, ich merke gerade, dass ich mich die ganze Zeit davor drücke, einen geschlechtsbestimmenden Artikel zu verwenden, denn muss es nun eigentlich „die NEMESIS“ (was sprachlich korrekt wäre) oder „der NEMESIS“ heissen, man hat ja früher auch „der JUNO-106“ gesagt und nicht etwa „die JUNO-106“…?) über zwei separate Operatoren- (in der YAMAHA-Terminologie…) oder meinetwegen auch Oszillator-Stränge, die ihrerseits wiederum jeweils aus zwei Oszillatoren bestehen, von denen einer als CARRIER (C) dient, also als Träger, während der Andere als MODULATOR (M) fungiert. Jeder Oszillator kann unter anderem einzeln ver-/gestimmt werden, zudem lassen sich die Modulatoren auch in ihrer Startphase beeinflussen.

Bisweilen hätte ich mir gewünscht, die beiden Stränge mittels Schalter separat ein- und ausschalten zu können, um etwa beim Sounddesign nur den Strang zu hören, den man gerade editiert.

Recht FM-untypisch findet man hier auch Regler zur Einstellung der Filterstärke. Tone2 weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Filtereinstellungen direkt in die bestehende Wellenform hinein gerechnet werden und nicht – wie bei subtraktiven Synthesizern üblich – nachträglich erfolgen. Das Filter ist als reines Tiefpassfilter mit enormen 90 dB Flankensteilheit ausgeführt und verfügt über keinen Resonanzparameter, ein Indiz dafür, dass es speziell auf die Erfordernisse zur Nachbearbeitung der obertonreichen Frequenzmodulation ausgelegt ist und nicht etwa als weitere Analogklang-Nachbildung herhalten muss.

Was die verfügbaren Wellenformen für die Oszillatoren angeht, so ist bei NEMESIS auf jeden Fall „Klotzen statt Kleckern“ angesagt. Während der ursprüngliche DX7 nur simple Sinuswellen erzeugen konnte, und auch der spätere TX81Z gerade mal 8 Wellenformen anbot, gibt’s bei NEMESIS fast keine Grenzen.

Auf der rechten Seite gibt es für jedes Oszillatorpaar ein blaues Display, welches sowohl die Wellenform in Echtzeit als auch den aktuellen Algorithmus anzeigt. Ein Rechtsklick darauf fördert das Wellenform-Menü zutage.

Neben einem Riesenvorrat an unterschiedlichsten synthetischen Wellenformen besteht auch die bereits vom RAYBLASTER bekannte Möglichkeit, eigene Samples zu importieren und diese gegebenenfalls einer Resynthese zu unterziehen. Somit lassen sich also beliebige Klänge zur Frequenzmodulation und zu allerlei anderen Untaten überreden. Davon konnte man als Sounddesigner in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wohl sicherlich bloß träumen! In der Praxis bietet es sich an, hierbei eher sehr kurze Samples oder gar nur einzelne Wellenformzyklen zu verwenden, denn NEMESIS ist nun mal kein herkömmlicher Sample-Player, längere Samples werden intern zur Verwendung als Carrier oder Modulator zurechtgestutzt, sie sollen ja lediglich als Ausgangsmaterial zur weiteren Verwurstung dienen.

nemesis-04Über den sogenannten ADDITIV SPECTRAL EDITOR kann man mittels Schiebebalken zudem noch direkten Einfluss auf die Amplitude der Teiltöne ausüben, sowohl für den CARRIER als auch für den MODULATOR. Alle Änderungen wirken sich dabei unmittelbar auf die darunter liegende Wellenformanzeige aus:

nemesis-05Das ist aber noch längst nicht alles, über EDIT ruft man jeweils ein Menü auf, welches noch einmal allerlei Modifikationen auf der digitalen Ebene zulässt, nämlich durch diverse Rechenvorschriften, wie beispielsweise Phasendrehungen:

nemesis-06NEMESIS bietet insgesamt 22 unterschiedliche Algorithmen an, von Tone2 als Syntheseformen bezeichnet, die bestimmen, in welcher Art und Weise CARRIER und MODULATOR sowie Filter miteinander verknüpft werden. Darunter findet man neben exotischeren Bezeichnungen auch alte Bekannte, wie etwa Ringmodulation oder auch PD (Phase Distortion). Mit „FM/PM Vintage DX“ wird übrigens ein Algorithmus angeboten, mit welchem die von vielen durchaus geschätzten Unzulänglichkeiten im Klangbild des alten DX7, das aus den damals schwächelnden Rechenchips resultierte.

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Bei den Hüllkurven findet man Standardkost in Form der bekannten und bewährten ADSR-Envelopes vor. Eine dezidierte Hüllkurve ist für den Lautstärkeverlauf abkommandiert, die beiden anderen Hüllkurven sind zwar auch für die Oszillatoren zuständig (Filter C und FM Morph), lassen sich aber über die Modulationsmatrix auch frei zuordnen.

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Auch eine UNISONO-Funktion ist vorhanden. Darüber hinaus verfügt NEMESIS über zwei bei Bedarf BPM-synchronisierbare Niederfrequenz-Oszillatoren, auch LFOs genannt mit den üblichen Parametern sowie diversen Wellenformen.

Geschmacksverstärker…

Auf der linken oberen Seite des GUI findet sich ebenfalls ein Tone2-typisches blaues Doppeldisplay. Während die obere Hälfte gewählte Soundbänke und Presets anzeigt, dient die untere Hälfte mot der Menü-Bar der Anzeige diverser zusätzlicher Parameter und Gadgets.

BROWSE öffnet einen, wer hätte es gedacht, Preset-Browser. Dieser ist zwar sehr übersichtlich, hat allerdings den kleinen Nachteil, dass er über den Bedienelementen klebt, bis er wieder geschlossen wird.

nemesis-09Ein Tab-Button namens SHOP öffnet bei bestehender Internetverbindung (hat meine DAW jedenfalls nicht…) einen direkten Kanal zu einschlägigen Teleshopping-Sendern auf, bei denen Ihr unter anderem farbenfrohe Bekleidung für adipöse Hausfrauen oder praktische Multifunktionswerkzeuge, mit denen man gleichzeitig Hämmern, Bohren und Sägen kann, erwerben vermögt, außerdem könnt Ihr dort noch günstige Botoxreisen nach Rumänien buchen, Euch ein exklusives 72teiliges CD-Set mit den größten Mundharmonika-Hits oder einen handgewürgten Energie-Bären aus echtem Polyester bestellen und Euch von einem sekundärbegabten Lebensberater mit Wochenendfortbildung zum Schamanen mal so richtig die Quartettkarten legen lassen.

Nee, stimmt ja gar nicht, in Wirklichkeit öffnet ein Klick auf den Button folgende, selbsterklärende Dialogbox:

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Gleich daneben liegt der Tab-Button mit der Bezeichnung FILE. Hier kann man beispielsweise Presets laden oder abspeichern, Inits durchführen, die Einstellungen eines Oszillators auf den jeweils Anderen übertragen oder auch das PDF-Handbuch aufrufen.

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ARP führt wie erwartet zum integrierten Arpeggiator von NEMESIS, der mit diversen Modi und grafischer Unterstützung so ziemlich genau das tut, was er soll:

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Eine ebenso einfach zu bedienende GATE-Funktion, etwa für typische Trance-Stotter-Sequenzen, ist ebenfalls mit an Bord:

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Natürlich hat Tone2 dem neuen Baby auch wieder eine FX-Sektion spendiert, genauer gesagt, lassen sich bei NEMESIS bis zu 2 Effekte gleichzeitig nutzen. Bei den insgesamt 33 Effekt-Algorithmen stehen unter anderem Reverb, Delay, Chorus, Phaser, Tremelo, Vibrato, Distortion, Amp-Simulation, Bitcrush, Degrader, Kompressor usw. zur Auswahl.

Was die Qualität der Algorithmen angeht, so habe ich daran prinzipiell nichts auszusetzen, wenngleich ich bei Synthesizern üblicherweise gerne auf interne Effekte verzichte und diese gegebenenfalls durch entsprechende Plugins oder durch ausgewählte Hardware ersetze. Aber wie gesagt, die NEMESIS-FX klingen grundsätzlich gut (mit dem WARMVERB hat Tone2 ja früher schon gezeigt, dass man dort so etwas auch beherrscht…) und lassen sich auch gewinnbringend einsetzen. Dafür knabbern sie allerdings auch etwas an den Rechner-Ressourcen.

nemesis-14Das Routing der beiden Effekt-Einheiten lässt sich übrigens über ein eigenes Popup-Menü einstellen, inklusive einiger Extra-Möglichkeiten wie Splitting oder Ducking:

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CFG steht für CONFIGURATION und erlaubt die Einstellung diverser Meta-Parameter, wie beispielsweise Polyphonie, Glide, Key-Trigger usw. Auch das virtuelle Keyboard kann hier ausgeblendet werden, um mehr Platz auf dem Bildschirm zu schaffen.

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Es gibt gleich zwei Tab-Buttons mit der Bezeichnung MAT, was für (Modulations-)Matrix steht. Es existieren insgesamt 12 Modulations-Slots, die sich lediglich aus Platzgründen auf die beiden identisch aufgebauten Menü-Seiten verteilen.

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An auswählbaren Modulationsquellen stehen nicht nur die üblichen Verdächtigen, wie etwa die Spielhilfen, die LFO oder diverse MIDI-CCs zur Verfügung, sondern auch ungewöhnlichere Dinge, so zum Beispiel Sinuswellen mit festen Frequenzen oder zeitlich determinierte Decay-Phasen:

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Die Modulationsziele sind ebenso zahlreich und bieten neben der Auswahl verschiedener Synthese-Parameter auch die Möglichkeit, selbst als Quelle für einen anderen Modulations-Slot zu dienen:

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Unsere kleine Rundreise durch den (erstaunlich gut zu handhabenden) Parameter-Dschungel von NEMESIS sei hiermit beendet, wer noch mehr darüber wissen möchte, dem empfehle ich einen Blick ins Manual. Wenden wir uns stattdessen nun dem Allerwichtigsten bei einem Synthesizer zu, nämlich dem Klang.

Frequenz-Sequenz

Wer aufgrund der aus zwei Modulator-Carrier-Paaren bestehenden Architektur nun vermutet, dass NEMESIS irgendwie einem der klanglich etwas schlankeren FM-Synths mit 4 Operatoren ähneln mag, dem sei gesagt, dass er sich hier gründlich auf dem Holzweg befindet! Derartige Synthesizer, an denen ich vor einigen Dekaden noch selbst herumgefummelt habe (etwa YAMAHA DX9 und TX81Z oder auch KORG DS-8), hängt NEMESIS locker ab und zeigt ihnen eine lange Nase. Aber meiner bescheidenen Ansicht nach kann NEMESIS vom Druck und von der Klangfülle her auch einem der klassischen 6-Operatoren-Synthies à la DX7 (bzw. FM8, SYTRUS etc. als dessen virtuelle Reinkarnationen…) problemlos das Wasser reichen.

Um etwaige Missverständnisse auszuschließen: NEMESIS kann aufgrund seiner völlig unterschiedlichen Architektur natürlich keine Presets der erwähnten Hardware laden. Macht aber gar nix, denn NEMESIS ist dafür zu einem weitaus breiteren Klangspektrum fähig, da FM ja schließlich nur eine der möglichen Syntheseformen darstellt. Zudem ist NEMESIS auch ganz eindeutig nicht als Emulation bereits existenter Gerätschaften konzipiert, sondern als eigenständiger Klangerzeuger.

Die klanglichen Möglichkeiten reichen dabei weit über das hinaus, was man von den alten Kisten aus den Achtzigern erwarten konnte. Knackige und knarzige Klänge sowie trockene und saftige Bässe beherrscht NEMESIS ebenso wie strahlende, pulsierende Sounds oder Gläsernes à la KAWAI K5 und noch viele Klänge mehr, die sich schwerlich in Worte fassen lassen.

NEMESIS klingt einerseits sehr modern und dem Zeitgeist entsprechend, ist andererseits aber auch nicht auf bestimmte musikalische Genres festgelegt, auch wenn er sich in manchen davon besonders wohl fühlen mag. So kann NEMESIS sehr poppig und Charts-orientiert klingen, allerdings hätte sich bestimmt auch eine gemeine EBM-Kapelle aus den 1980ern ob der bösen FM-Sounds vor Freude in die schwarzen Lederkittel gepinkelt, wenn NEMESIS denn damals schon verfügbar gewesen wäre…

Abschließend gibt’s noch wie immer eine klangliche Demonstration für die Ohren, die zeigen soll, was NEMESIS so auf dem Kasten hat. Am Anfang hört Ihr unser altes BuenasIdeas-Speechie, dass ich mal in NEMESIS importiert und darin verwurstet habe. Bei der darauf folgenden Sequenz gab’s im internen EQ von Cubase 5.5 einen Hochpass bei 200 Hz, damit der Bassbereich frei bleibt, ansonsten sind alle Klänge unbearbeitet und stammen bis auf die Snare und die Hihat ausschließlich aus einem halben Dutzend NEMESIS-Instanzen, selbst die Kickdrum.

Dabei war auch auf meinem Rechner kein Freezing oder Track-Bouncing notwendig, ich konnte alle Spuren ohne Performance-Probleme „live“ abmischen und anschließend in einem Rutsch rendern. Ein weiteres Mastering erfolgte übrigens nicht, damit NEMESIS auch tatsächlich „pur“ zu hören ist, natürlich mal abgesehen von der MP3-Kompression.

Was meinen rein persönlichen Geschmack angeht, den Sound von NEMESIS finde ich amtlich, teuer und ausgesprochen gut. Er braucht sich nicht vor dem Klang anderer Synthesizer der Oberklasse verstecken, auch nicht vor preislich höher gelegenen Kandidaten. Mir hat es jedenfalls großen Spaß gemacht, mir einmal einen ganzen Nachmittag lang mit NEMESIS die Neuronen durchzupusten!

Fazit

buenasideas-tippMir gefällt die Richtung, die Tone2 bereits seit dem RayBlaster einschlagen hat und mit NEMESIS nun konsequent weiter geht, nämlich innovative und gut klingende Synthesizer-Plugins zu entwerfen, die sich endlich mal wieder weitab vom üblichen Einheitsbrei bewegen, der uns leider immer noch allzu häufig präsentiert wird. Ich bin schon gespannt, wohin die Reise bei Tone2 als Nächstes gehen wird. NEMESIS klingt jedenfalls toll und ist dabei dennoch sehr benutzerfreundlich, insbesondere für einen Synthesizer, der auf der FM-Synthese basiert (wenn ich da noch an das blöde Gefummel damals bei meinem TX81Z denke…).

NEMESIS ist für 149,- Euro bei Tone2 erhältlich, wer sucht, der bekommt ihn bei diversen Musikhändlern eventuell auch noch einen Zehner günstiger. Damit ist NEMESIS zwar kein Billigheimer, dafür klingt er aber auch nicht so und darf sich qualitativ in einer Gesellschaft wohlfühlen, deren Preise zum Teil noch deutlich darüber liegen.

Definitiv ein Synthesizer, der auf meiner Festplatte bleiben darf und öfters zum Einsatz gerufen wird, daher erhält er auch an dieser Stelle meine Empfehlung buenasideas Tipp!

Was mir besonders gut gefiel:

+ sehr guter, variabler und durchsetzungsfähiger Grundklang
+ moderater Umgang mit den Rechner-Ressourcen
+ innovative FM-Architektur
+ interessante klangliche Möglichkeiten einschließlich Resynthese
+ unkomplizierter Kopierschutz
+ MIDI-Learn
+ Reglerbedienung via Mausrad möglich

Was mir weniger gut gefiel:

– Oszillatorstränge nicht separat abschaltbar
– Presets teilweise für meinen Geschmack zu stark mit Effekten parfümiert (eher etwas lästig, als ein wirkliches Manko…)

Produktseite: http://tone2.com/html/nemesis.html

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