Testbericht: ARTURIA V COLLECTION 7 – Sieben auf einen Streich!

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Ein Testbericht von Perry Staltic und Andreas,
veröffentlicht am 09.06.2019

ARTURIA hat kürzlich seinem Softwarebundle V COLLECTION mal wieder ein Upgrade verpasst und dabei die Versionsnummer auf die magische 7 angehoben. Neben Updates der bereits aus den Vorgängerversionen bekannten Plugins haben es auch drei Neuzugänge mit ins Paket geschafft, namentlich der CZ V, der SYNTHI V sowie das MELLOTRON V.

Andreas und ich haben uns dieses Trio sowie das einmal mehr aufgerüstete ANALOG LAB 4 im Rahmen eines gemeinschaftlichen Testberichts genauer angesehen, und da wir hier bei BuenasIdeas zwar schon die Plugins der V COLLECTION 4 und 5 unter der Lupe hatten, die 6er-Version seinerzeit jedoch aus Zeitgründen einfach überspringen mussten, kommen nun auch noch der DX7 V, der BUCHLA EASEL V und der CMI V gleich mit auf die Teststrecke…

Alles neu macht der Mai…?

Die V COLLECTION 7 ist für PC und für MAC erhältlich, als Mindestvoraussetzung nennt ARTURIA Windows 7 bzw. OSX 10.11, auf Hardwareseite sollte wenigstens eine CPU mit 2,5 GHz und 4 GB RAM-SPEICHER sowie eine zu OpenGL 2.0 kompatible Grafikkarte vorhanden sein, hinzu kommen dann noch rund 16 GB an freiem Festplattenspeicher für eine Komplettinstallation.

Die Instrumente der V COLLECTION 7 sind den Plugin-Formaten VST 2.4, VST 3, AAX sowie AU verfügbar, darüber hinaus gibt es auch noch Standalone-Versionen zum Betrieb ohne separaten Host. Außer den allerneuesten Plugins im Paket (ANALOG LAB 4, B-3 V2, CZ V, MELLOTRON V und SYNTHY V) weisen alle Instrumente Kompatibilität zu dem von NATIVE INSTRUMENTS in die Welt gerufenen NKS-Standard auf.

Wer noch mit einem 32-bit-Betriebssystem und/oder DAW-Programm unterwegs ist (das soll es ja durchaus noch geben), der ist ab sofort außen vor, denn die Plugins der V COLLECTION 7 laufen ab sofort nur noch in 64-bit-Umgebungen. ARTURIA hat damit die die Unterstützung von 32 bit komplett unter den Tisch fallen lassen. Schlimmer noch: Bei der Installation der neuen 64 bit-Versionen löscht das Setup-Programm dann auch noch die alten 32 bit-Versionen! Wenigstens erscheint aber vorher noch eine Info-Box, die einen die Installation bei Bedarf wieder abbrechen lässt…

Wer also noch alte Projekte mit den 32-bit-Versionen abzuarbeiten hat, der sollte daher die entsprechenden Vorgängerversionen noch nicht deinstallieren bzw. updaten, sondern diese zuerst einmal einmal sichern, am besten mittels Disk-Image!

Mag ja sein, dass 64-bit die Zukunft gehört und sowieso alles dahin tendiert, aber diesen Wegfall der in der Vorgängerversion noch vorhandenen 32-bit-Plugins nebst ihrer zwangsweisen Deinstallation dann in der Versionshistorie dann auch noch als „Feature“ aufzuführen, grenzt meiner Meinung nach schon an eine Frechheit!

ARTURIA SOFTWARE CENTER (ASC)

Wie auch bisher schon, soll auch die V COLLECTION 7 nach wie vor durch das separat zu installierende ARTURIA SOFTWARE CENTER, kurz ASC, vor „Raupkopierern“ geschützt werden (wie erfolgreich dies tatsächlich ist, sei hier einmal dahingestellt…), diese ist zur Aktivierung zwingend erforderlich. Letztere kann löblicherweise bei Bedarf auch offline erfolgen.

Auch der Download und die Installation der Plugins lässt sich darüber erledigen, ich habe mich jedoch für den alternativen Weg entschieden und mir lieber die Setup-Dateien der einzelnen Instrumente von der ARTURIA-Webseite heruntergeladen (mit meinem separaten Internetrechner) und diese dann manuell auf dem Studiorechner installiert, ich persönlich empfand dieses Vorgehensweise als deutlich flotter und flexibler, da das ASC beispielsweise jeden Download einzeln nacheinander abarbeitet und alle Plugins im selben Verzeichnis installieren möchte. Zudem muss man so auch nicht beim Betrieb auf mehreren Rechnern (ARTURIA gewährt jeweils bis zu 5 Aktivierungen), den Download jedes Mal erneut durchführen.

Lediglich das ebenfalls in der V COLLECTION 7 enthaltene optionale Presetpaket namens SYNTHOPEDIA ließ sich bei uns ausschließlich über den In-App-Store des ANALOG LAB 4 herunterladen, denn im ASC tauchte es gar nicht erst auf, und der Download-Link zur entsprechenden Setup-Datei in unserem ARTURIA-Account führte leider bloß zu einer 404-Fehlerseite. Zumindest Letzteres stellt laut dem daraufhin kontaktierten ARTURIA-Support aber nur ein Fehler dar, der behoben werden soll.

Nachtrag vom 13.06.2019: Der direkte Download von der Webseite funktioniert zwar immer noch nicht, allerdings ist SYNTHOPEDIA in der neuesten ASC-Version nun auch darüber verfügbar, und wenn man in den Einstellungen des ASC das Löschen heruntergeladener Setup-Dateien nach der Installation deaktiviert, dann kann man diese auch zur Wiederverwendung aus einem Unterverzeichnis der Systempartition (bei Windows: „C:\Users\Benutzername\Downloads\Arturia“) herauskopieren!

Übrigens, in meinem Fall glänzte der Support durch wirklich schnelle Reaktionszeiten, die teilweise unter einer Viertelstunde lagen!

ARTURIA V COLLECTION 7 – Preset-Browser

Ein gemeinsames Element aller Instrumente der V COLLECTION ist der Preset-Browser, der bis auf kleine grafische Unterschiede eigentlich immer gleich aufgebaut ist und durch seine Kategorien und Auswahlfilter sowie durch seine Schlagwortsuche ein schnelles Suchen und Finden von Presets ermöglicht.

Eine Gemeinsamkeit aller Plugins scheint auch zu sein, dass keines die Werteränderung via Mausrad ermöglicht, Letzteres kann hier lediglich zum Scrollen der Bedienoberfläche verwendet werden.

Die Bedienungsanleitungen zu den Instrumenten liegen als einzelne PDF-Dateien vor, für manche der Instrumente gibt es dabei inzwischen sogar deutschsprachige Versionen, allerdings längst nicht für alle.

Es sei noch erwähnt, dass die V COLLECTION 7 nicht etwa das vollständige Software-Portfolio von ARTURIA beinhaltet, sondern lediglich die diversen Nachbildungen realer Instrumente. Die hauseigene virtuelle Drummachine SPARK wurde ja bereits mit Einführung der V COLLECTION 5 aus dem Bundle deportiert, und wer sich schon erhofft hatte, im Rahmen der V COLLECTION 7 auch gleich den kürzlich erschienenen Software-Synthesizer PIGMENTS erwerben zu können, den müssen wir an dieser Stelle leider enttäuschen, ebenso wie ARTURIA die mittlerweile neun Effekt-Plugins umfassende „You’ll Actually Use“-Reihe komplett außen vor gelassen hat.


SYNTHI V

(von Perry Staltic)

Dem ersten Neuling in unserem Test hat ARTURIA den Namen SYNTHI V verpasst. Als Hardware-Vorbild stand hierbei der SYNTHI AKS der Firma EMS Pate. Bei diesem wiederum handelt es sich im Prinzip um die in einen Koffer eingebaute Version des 1969 vorgestellten und bis heute nach wie vor erhältlichen(!) VCS 3, ergänzt um eine Sensortastatur (ähnlich der, die man heute in diversen KORG-Schachteln oder dem ARTURIA MICROFREAK antrifft) und einen Sequencer. Es gab übrigens auch noch eine Version namens SYNTHI A, bei dem dann halt einfach Keyboard („K“) und Sequencer („S“) fehlten.

Die EMS-Synthies besitzen allesamt keine fest verdrahtenen Signalwege, sondern sind modular aufgebaut, im Gegensatz zu herkömmlichen Modularsystemen, kommen hierbei aber nicht die sonst üblichen Patchkabel zum Einsatz, vielmehr verfügen diese Synthesizer über ein sogenanntes Kreuzschienensteckfeld mit je sechzehn Ein- und Ausgängen, was den Geräten ein wenig den Look des alten MB-Spiels „Flottenmanöver“ (aka „Schiffe versenken“) verleiht. In der damaligen Zeit haben die EMS-Synthies sicherlich sehr futuristisch gewirkt, heute versprühen sie mit ihren großen, bunten Drehreglern eher einen wohlig-nostalgischen Retro-Charm.

Neben tonal spielbaren, analogen Standardsounds vermögen diese Synthesizer durch ihre Architektur insbesondere auch allerlei schräges Klanggut und abgefahrene Effekte wiederzugeben.

Der SYNTHI V ist beileibe nicht der erste und einzige Versuch, die EMS-Synthesizer als Plugins nachzubilden. Neben ein paar Freeware-Varianten, die eher Strukturkopien als klanglich identische Emulationen darstellen, gibt es auch kommerzielle Nachahmungen, von denen XILS 3 und 4 von XILS LAB wohl die bekanntesten darstellen dürften (ironischerweise wird XILS LAB von einem ehemaligen ARTURIA-Programmierer geleitet und hat seinen Firmensitz ebenfalls in Grenoble…). Interessanterweise bietet auch EMS selbst ein entsprechendes Plugin an, das allerdings mittlerweile nun auch schon ein paar Jährchen auf dem virtuellen Buckel hat (das Teil ist noch für Windows 98SE und XP ausgelegt…).

ARTURIA SYNTHI V

Rein optisch ist der SYNTHI V, so wie eigentlich fast alle ARTURIA-Emulationen, sehr hübsch anzusehen, insbesondere auf einem großen Monitor meint man hier schon fast, das Original vor sich zu haben (na gut, die Position einiger Regler wurde leicht verändert). Im Vergleich zur Konkurrenz aus dem Hause XILS-LAB (ich habe hier nur den XILS 3 LE zur Verfügung) gefällt mir persönlich das mehrstufig skalierbare GUI des SYNTHI V besser, auch finde ich hier die Bedienung durch die größeren Regler etwas einfacher und nicht so hakelig. Dafür bietet allerdings der SYNTHI V gegenüber dem XILS leider keine Parameteränderung via Mausrad.

Aber eine schöne Optik ist schlichtweg irrelevant, wenn die inneren Werte und der Klang nicht mithalten können. Um es direkt vorwegzunehmen, ich vermag an dieser Stelle nicht zu beurteilen, wie nah der SYNTHI V klanglich tatsächlich an sein Vorbild herankommt, dazu fehlt mir nämlich einfach das Hardware-Pendant für einen direkten Hörvergleich – so wie bei den meisten der anderen Emulationen ebenfalls (bei einigen davon vermag ich aber zumindest auf meine Erinnerung an frühere Begegnungen zurückzugreifen…).

Der SYNTHI V ist wie sein reales Gegenstück vollmodular konzipiert, was man spätestens dann bemerkt, wenn man einmal alle virtuellen Pins aus dem ebenso virtuellen Kreuzschienensteckfeld herausnimmt. Dann bleibt der Synthesizer nämlich komplett stumm. ARTURIA bietet aber unter den zahlreichen Presets auch eine Handvoll an vorkonfigurierten Templates an, die sich gut als spielbereite Ausgangsbasis für eigene Klangexperimente und -kreationen eignen.

ARTURIA SYNTHI V – Modulations-Matrix

Wenn man übrigens die Maustaste über einen der virtuellen Pins gedrückt hält, dann erscheint ein Kreis mit vier Farbfeldern zur Auswahl, von denen jedes für einen anderen Signalanteil steht, weiß bedeutet hier also „volle Möhre“. Dies entspricht somit den farblich kodierten Pins mit ihren unterschiedlichen Widerstandswerten beim Hardware-Vorbild, die dort ja anstelle stufenlos regelbarer Attenuatoren zum Einsatz kommen.

Die grundsätzliche Klangarchitektur besteht aus drei Oszillatoren mit jeweils zwei separat abgreifbaren Wellenformen sowie einem Noise-Generator, die u.a. durch ein resonanzfähiges Tiefpassfilter, einem Ringmodulator, einer Hüllkurve, einem Trapezoid-Generator und einer Sample-and-Hold-Vorrichtung beeinflusst werden können. Jeder Oszillator kann zudem auch selbst als FM-/AM-Modulator bzw. als LFO dienen. Auch eine Nachbildung des eingebauten Halleffekts befindet sich mit an Bord.

ARTURIA SYNTHI V – Functions-Page

ARTURIA hat es sich aber einmal mehr nicht nehmen lassen, dem SYNTHI V durch nach oben hin aufklappbare Zusatzmenüs noch diverse Extrafunktionen zu verpassen, mit denen das reale Gerät nicht aufwarten kann.

Unter FUNCTIONS etwa finden sich fünf weitere, grafische Hüllkurven, deren Verläufe entweder frei eingezeichnet oder aber mittels vorgefertigter Muster definiert werden können. Das Modulationsziel ist wählbar, Modulationstiefe und -geschwindigkeit lassen stufenlos einstellen, Letztere lässt sich dabei auch mit musikalischen Werten zum Host-Tempo synchronisieren. Darüber hinaus lassen sich diese Hüllkurven bei Bedarf loopen, so dass sie alternativ auch als komplexe LFOs dienen können.

ARTURIA SYNTHI V – Joystick-Page

Doch damit ist es mit den erweiterten Modulationsmöglichkeiten noch lange nicht vorbei, denn ARTURIA legt noch ein paar Schüppen drauf. Auf der JOYSTICK-Page lässt sich der auf dem Hauptbedienfeld vorhandene gleichnamige, manuelle Regler automatisieren, indem man seine Bewegungen aufzeichnet oder diese via Zufallsfunktion generieren lässt, auf Wunsch lässt sich dieser Verlauf auch wieder als Loop und/oder temposynchron wiedergeben.

ARTURIA SYNTHI V – Modulations-Page

Auf der MODULATIONS-Page gibt es dann noch einen weiteren LFO, vor allem aber einen Step-Sequencer, der bis zu 32 Schritte umfassen kann und der nicht nur für melodische Darbietungen die Tonhöhe der Oszillatoren, sondern im Sinne eines Modulationssequencers auch andere Klangparameter beeinflussen kann. Beide können natürlich wieder brav zum Host-Tempo mitlaufen. Eine kleine zusätzliche Modulationsmatrix findet sich hier ebenfalls, in der auch diverse MIDI-Parameter als Quellen herhalten können.

ARTURIA SYNTHI V – Effects-Page

Auf der EFFECTS-Page schließlich befinden sich drei identisch aufgebaute Effekteinheiten, die entweder parallel oder seriell miteinander verschaltet werden können und die jeweils eine Auswahl aus insgesamt zehn Algorithmen bieten, die allesamt auf dem für ARTURIA typischen Niveau liegen.

ARTURIA SYNTHI V – Keyboard und Sequencer

Zurück auf der eigentlichen Bedienoberfläche finden wir am unteren Rand noch die Nachahmung der Sensorklaviatur nebst einigen Bedienelementen für den integrierten Noten-Sequencer. Letzterer erlaubt nach Betätigung des RECORD-Tasters das einfache Einspielen von Melodien in Echtzeit, wahlweise zeit- oder taktbasiert (von 0,120 bis 33,3 Sekunden Länge oder von 1/32 bis 4 Takte). Eine solche Sequenz kann via Keyboard getriggert und transponiert oder aber über den PLAY-Taster durchgängig abgespielt werden. Der RANDOM-Taster auf der rechten Seite erzeugt übrigens nicht etwa Zufallssequenzen, sondern transponiert die bereits aufgenommene Sequenz lediglich auf einen zufälligen Grundton, ist also wohl eher etwas für gewisse Effektklänge.

Dieser integrierte Sequencer ersetzt natürlich keine DAW, und das ist wohl auch nicht sein Sinn. Vielmehr erlaubt ein schnelles Skizzieren von kurzen Ideen, die einem zu dem entsprechenden Patch einfallen und die dann DAW-übergreifend als integraler Bestandteil des Presets erhalten bleiben. Aber auch für so manchen Effekt ist das Teil ganz gut.

Unabhängig von der eingangs bereits angeführten Unmöglichkeit eines Eins-zu-Eins-Vergleichs mit einem realen SYNTHI AKS, vermag ich dem SYNTHI V einen guten Klang zu bescheinigen, er setzt allerdings für mein Empfinden auf dem Gebiet quasi-analoger Emulationen nun auch nicht unbedingt neue Maßstäbe.

Bei den mitgelieferten Presets kommen immer wieder Assoziationen zu bekannten Vintagesounds aus den1970ern auf. Obgleich der SYNTHI V natürlich auch Standards wie Bässe, Streicher, Pads und Leads locker hinbekommt, so sehe ich sein Hauptaufgabengebiet doch eher in der Erzeugung von schrägen bis „spacigen“ Effektsounds und experimentellen Klängen. Für Sounddesigner bietet er eine sehr schöne und gut bedienbare Spielwiese.

Hier folgt eine kleine Auswahl aus den Presets:

KLANGBEISPIEL ARTURIA SYNTHI V

Wem hierbei der Anfang doch sehr bekannt vorkommen sollte, der hat natürlich Recht… 😉

Der SYNTHI V gehört übrigens zu den Instrumenten im Bundle, zu denen ARTURIA auch ein PDF-Manual in deutscher Sprache bereitstellt.


CZ V

(von Andreas Eberhardt)

Es war in den Achtzigern, als ich 3.000,- D-Mark in die Hand nahm, zum Musikinstrumenten-Dealer meiner Wahl tapperte und dieses Geld gegen einen Casio CZ-5000 Synthesizer tauschte. Der CASIO CZ-5000 war mein erster polyphoner Synthesizer, acht Stimmen und MIDI-Multimode samt Sequenzer und einer gänzlich neuen Klangerzeugung namens Phase Distortion.

CASIO CZ-5000 Phase Distortion Synthesizer

Lange lange war ich mit dem CASIO CZ-5000 glücklich, und ich ärgere mich noch heute, dass ich ihn dann doch verkauft habe, um einen Ensoniq ESQ1 zu finanzieren, der steht allerdings noch heute in meinem Studio, wie vieles andere auch, denn nach dem ich meinen CZ-5000 weggeben und das bitter bereut habe (noch heute), schwor ich mir, dass ich nie wieder etwas weggeben werde.

Doch zu meinem Glück hat die bekannte Softwareschmiede ARTURIA aus Frankreich seit einiger Zeit ein Hammerprodukt am Start, welches in kurzen Zeitabständen immer wieder aktualisiert wird, seit neuestem ist eine Synthesizer-Emulation dabei, die sich der Casio CZ-Reihe annimmt, das Ganze nennt sich ARTURIA CZ V und ist so nah am Original, das sich selbst die Original-SysEx-Daten der CZ-Hardware-Synthesizer importieren lassen.

Alle Parameter aus den Originalgeräten wurden übernommen und viele zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, nach meiner Auffassung und auch der von Perry (der hatte damals einen CZ-3000) klingt das CZ V-Plugin von ARTURIA auch noch einen Tacken besser als die Hardware-Originale aus dem letzten Jahrtausend.

Die Synthese bzw. Klangerzeugung

ARTURIA CZ V – Synthesis

Die Klangerzeugung des CZ V ist zu 100% der Phase Distortion-Synthese nachempfunden, neben den acht Wellenformen, die der DCO bereithält, können hier als ganz besonderes Schmankerl auch eigene Wellenformen erzeugt werden. Dazu dient der Button CUSTOM, hier könnt Ihr dann ganz nach Belieben Eure eigene Wellenform einzeichnen.

Insgesamt finden wir zwei DCO Bereiche welche jeweils zwei Wellenformen wiedergeben können, die beiden Bereiche wiederum können mit einem Ringmodulator oder einem Rauschgenerator moduliert werden. Innerhalb eines Bereiches sind die zwei Wellenformen mittels DCW ineinander überblendbar. Dazu dienen jeweils achtstufige Hüllkurven. Besonders genial finde ich das beim Sounddesign der Verlauf der Hüllkurven in Echtzeit animiert dargestellt wird. Auch die Verwandlung der Wellenformen, so wie diese im DCW eingestellt wird, ist animiert dargestellt.

Das hört sich jetzt sicher alles sehr komplex an aber durch die wirklich gelungene Benutzeroberfläche (GUI) geht das Verändern oder Erstellen von Sounds wirklich einfach von der Hand, wenn ich da jetzt mal zurückdenke an das kleine LCD-Display des CZ-5000, ist das schon eine riesige Erleichterung.

Zusätzlich finden wir auch noch eine Detune-Funktion, zwischen den beiden DCO Bereichen, in der wir Oktaven, Noten und eben eine Feineinstellung in Cent vornehmen können, Oktave und Note ist natürlich kein wirkliches Detuning aber das muss ich Musikproduzenten ja nicht erläutern. Außerdem verfügt der CZ V über eine Unisono Funktion, welche den Sound so richtig schön anfetten kann.

Hüllkurven

ARTURIA CZ V – Hüllkurven (Envelopes)

Um Bewegung in den Klang zu bringen, verfügt der CZ V über eine sehr übersichtliche Hüllkurven Sektion, hier kann sowohl die Tonhöhe der beiden DCO-Bereiche, die Filter (DCW ist bei der Phase Distortion-Synthese eigentlich kein Filter aber ich es macht halt etwas ähnliches) und natürlich die Verstärkungen (AMP) sowie die Modulation.

Die Hüllkurven bestehen wie bei den Original CZ-Synthesizern aus acht Schritten, die in Stärke und Zeit einstellbar sind, hier grafisch am Bildschirm. Was mit man mit den Hüllkurven so alles anstellen kann, ist beachtenswert, ich habe unter den vielen mitgelieferten Presets Sequenzen gefunden die ganz ohne den im CZ V integrierten Appegiator auskommen. Hier werden einfach die acht Schritte als rhythmisches und melodisches Element genutzt.

Modulationen

ARTURIA CZ V – Modulations-Sektion

Die Modulations Sektion des CZ V ist sehr umfangreich ausgefallen, hier kann so ziemlich jeder Parameter mit jedem anderen Parameter in irgendeiner Art agieren. Neben der Modulationsmatrix im linken Bereich die aus zwei Feldern besteht welche jeweils 64 Modulationsverknüpfungen bieten finden wir zwei LFOs die fünf unterschiedliche Wellenformen (Sine, Triangle, Square sowie SAW down und Saw up) und eine Sample+Hold Funktion bieten. Diese LFOs können entweder polyphon oder monophon tätig werden.

Die Quelle, aus der die Sample & Hold-Funktion gespeist wird, kann zudem noch spezifiziert werden. Damit nicht genug, ist auch der LFO Rate Type einstellbar. Neben den LFOs gibt es auch noch verschiedene Hüllkurven die den Klang zusätzlich verformen können, diese Hüllkurven können nach dem CZ-Prinzip, also achtstufig oder nach einem DADSR (Delay, Attack, Decay, Sustain, Release) sowie einem MSEG Mode genutzt werden.

Effekte

ARTURIA CZ V – Effeksektion

Nun kommen wir zu einem Bereich den mein CZ-5000 leider nicht vorweisen konnte, daher musste ich damals auf externe FX Hardware zurückgreifen in Form eines YAMAHA SPX90 (Das ich auch leider verkauft habe… Grmpf). ARTURIA zeigt sich bei der Ausstattung mit Effekten des CZ V sehr spendabel, wir finden hier ein Reverb, ein Delay, einen Chorus, einen Phaser, einen Flanger, einen Multimode-Filter sowie einen Overdrive-Effekt, einen Compressor und einen Bit-Crusher. Eingesetzt werden können diese Effekte in insgesamt vier Effektslots, wobei festgelegt werden kann, ob die Effekte parallel pro DCO-Bereich oder in Serie geschaltet sind.

Die schmale Version

ARTURIA CZ V

Wie bei so gut wie allen ARTURIA V COLLECTION-Instrumenten gibt es neben der Editier-Version, also die, welche das grafische Editieren der umfangreichen Klangparameter erlaubt, auch eine schmale kleinere Version, die nur zum Musizieren einlädt. Hier sind nur die wichtigsten Parameter vorhanden, wir finden im linken Bereich vier Makro-Fader, rechts daneben die zwei Wellenformen der DCO-Bereiche, darüber den Master Tune-Regler, den Oktav-Einstellregler und den Unison Detune-Regler. Rechts ist die Vibrato-Funktion beheimatet, und unter dieser finden wir den (im CZ-5000 auch leider nicht vorhandenen) Arpeggiator. Dieser verfügt nun auch über einen Hold-Button, somit kann beim Sounddesign der Arpeggiator dudeln, sehr hilfreich.

Neben unterschiedlichen Pattern, können wir hier auch noch die Rate und Gate-Funktion einstellen, natürlich lässt sich der Arpeggiator auch zur DAW synchronisieren. Eine regelbare Portamento-Funktion welche auch polyphon spielbar ist rundet die schmale GUI Version des CZ V ab.

Presets

Also, was die Presets-Auswahl für den CZ V angeht, da wird man wirklich reichlich bedient, aufgeteilt in Bereiche wie Bass, Strings, Sequences usw. findet sich hier eine sehr große Auswahl, ich habe es bisher noch nicht geschafft, alle Presets durchzuspielen. Bei manchen der Presets denke ich mir aber „Wooow wie haben die das denn geschafft?“, erstaunlich was die Spezialisten von ARTURIA der Phase Distortion-Synthese entlocken konnten. OK, wir sollten dabei im Hinterkopf behalten, dass ja eigene Wellenformen erstellbar sind, das ging mit den Hardware-Geräten damals nicht.

Klangbeispiel ARTURIA CZ V

Ich bin wieder glücklich, mein CZ Synthesizer habe ich nun als Software aber mit einer viel besseren Bedienoberfläche, der CZ V klingt auch noch eine Nummer besser als der originale CZ-5000, zudem ist die Software-Version 32stimmig polyphon und bietet eine umfangreiche Effekt-Sektion.

Mein Fazit daher: Daumen rauf für diese gelungene Emulation einer Synthesizer-Kult-Legende. Ich sage es mal auf Spanisch: „Viva CZ Synthesizer, Olé

Zu bemäkeln habe ich nichts, gefallen hat mir alles, und dieses Mal bleibt der CZ-Synthesizer für immer und ewig bei mir. 😉

Ergänzung von Perry Staltic: Auch mein erster Synthesizer war ein CASIO CZ-Modell, wie Andreas schon bemerkte, handelte es sich um den CZ-3000 (entspricht dem CZ-5000, nur ohne dessen eingebauten Sequencer), für den ich als Gebrauchtgerät immer noch eine ganze Kilomark auf den Tisch blättern musste. Bei mir geschah der Kauf allerdings aus naiver Unwissenheit heraus, einfach weil ich damals noch keinerlei Plan von Synthesizern und ihren Unterschieden hatte… Als ich dann einige Wochen später den ROLAND JUNO-106 kennenlernte, gefiel mir dieser klanglich und von seinem Bedienkonzept her sofort ungleich besser (so einen kaufte ich mir dann im darauffolgenden Jahr, als ich ihn zu einem erschwinglichen Preis in einer lokalen Kleinanzeige entdeckte, davor waren aber erst noch ein YAMAHA TX81Z und eine KORG DDD-1 Trommelmaschine fällig gewesen…).

Beim CZ vermisste ich nämlich die Möglichkeit, notenübergreifende Klangveränderungen bei einer laufenden Sequenz vorzunehmen, beispielsweise Filtermodulationen. Ein CZ-Klang konnte durch seine besonderen Hüllkurven zwar minutenlange Sweeps erzeugen, aber eben nur nur bei entsprechend lang gehaltenen Noten, bei jeder neuen Note startete der vorprogrammierte Klangverlauf erneut. Und da eine Anschlagsdynamik nur dem teuersten Modell der CZ-Serie, dem CZ-1, vorbehalten war, gerieten mit dem CZ-3000 erstellte Sequenzen immer etwas statisch. Außerdem klang er für meinen Geschmack doch recht nach Plastik, längst nicht so aggressiv und metallisch hart wie beim TX81Z und auch nicht so analog wie beim JUNO-106. Und so war ich denn auch froh, als ich nur wenige Jahre später einen noch unwissenderen Käufer für meinen CZ-3000 fand, im Gegensatz zu Andreas habe ich den Weiterverkauf damals nur wenig bis gar nicht bereut, die Geschmäcker sind halt verschieden…

Anfang der 90er hatte ich auch noch mal die Gelegenheit einen Nachfolger der CZ-Serie anzutesten, den CASIO VZ-10M, der gefiel mir klanglich zwar recht gut, allerdings war die Bedienung trotz seines großen Grafik-Displays ein Graus, die Menüseiten bauten sich darauf so zäh auf wie ein Hammer im Teer.

Beim ARTURIA CZ V muss ich Andreas aber völlig zustimmen. Die Bedienung ist um Längen einfacher als beim Original (ähnlich wie auch beim DX7 V), und auch der Klang übertrifft für meinen Geschmack die alten CASIOS (Okay, damals hatte ich natürlich auch noch keine Studio-Monitore, sondern verwendete die Kack-Boxen meiner billigen Stereo-Anlage als Abhöre…), das ging mir allerdings auch schon beim PHASEWAVE von TubeOhm so (siehe hier). Und wie Andreas schon schrieb, mit dem CZ V sind ungleich dynamischere Klänge möglich, von denen man bei unseren alten CZ-3000 bzw. CZ-5000 nur träumen konnte. Hätte man als Musiker damals in den 80ern schon die Wahl gehabt, dann hätte man vermutlich einem CZ V den Vorzug vor einem CASIO CZ gegeben (die unrühmliche Hardware-versus-Software-Debatte jetzt einmal völlig außer Acht gelassen…)! Mir gefällt der CZ V jedenfalls ziemlich gut und auch um Längen besser als meine frühere Tischhupe! Just my two cents…


MELLOTRON V

(von Andreas Eberhardt)

Das gute alte Mellotron ist nun auch Bestandteil in der ARTURIA V COLLECTION, zuletzt habe ich das Mellotron auf der Musikmesse in Frankfurt gesehen, 2017 war das, meine ich zumindest, ehrlich gesagt bin ich noch nie ein großer Fan von diesem Instrument gewesen, aber es schadet ja nicht, einmal einen Blick auf das MELLOTRON V zu werfen. Im Grunde genommen ist das Mellotron ja der erste Sampler der Welt, hier ist dazu mehr zu lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Mellotron

ARTURIA MELLOTRON V

Mit recht wenig Bedienelementen bestückt präsentiert sich das MELLOTRON V nach dem Öffnen, neben dem Lautstärkeregler (Volume), finden wir einen Klangregler (Tone) und einen Regler für die Tonhöhe (Pitch). Darüber ist ein Schalter angeordnet, mit dem man zwischen den drei Tonsignalen wählt, welche das MELLOTRON V wiederzugeben vermag, A, B und C stellen die einzelnen Spuren dar, und ALL spielt alles zusammen ab.

Klangbeispiel ARTURIA MELLOTRON V

Öffnen wir mal den Deckel….

ARTURIA MELLOTRON V – geöffnet

Nun sehen wir schon weitaus mehr Regler, links oben findet sich eine Hüllkurve mit den üblichen Verdächtigen Attack, Decay, Sustain und Release. Rechts daneben finden wir eine Animation der Mechanik, die im Mellotron verbaut ist, und oberhalb davon sind die Regler, mit denen sich der Klang des Mellotrons auf „fabrikneu“ bis hin zu „kurz vor kaputt“ einstellen lässt.

Unter anderem kann die Bandsättigung und die Stärke der mechanischen Geräusche angepasst werden, zudem ist das Alter des Bandmaterials mit dem Regler „FLUTTER“ veränderbar, ganz wichtig ist natürlich auch Bandrauschen hinzuzufügen (Ich habe immer gegen Rauschen gekämpft im Studio, heute ist Vintage aber wieder in Mode, und die ARTURIA V COLLECTION ist halt bis ins letzte Detail der originalen Hardware angepasst).

Weitaus interessanter finde ich die Sektion unter der Tastatur, hier können die drei Klangspuren auf der Tastatur verschoben werden, so ist es zum Beispiel möglich, die Spur A in den unteren Oktaven, die Spur B in den mittleren Oktaven und die Spur C in den oberen Oktaven zu nutzen. Oder wie Ihr oben in der Grafik seht, eine Kombination aus den drei Spuren.

The next Step, der Editor

ARTURIA MELLOTRON V – Editor

Jetzt wird es doch noch digital… 🙂 Wer früher die Band-Schleifen verändern wollte, der musste ziemlichen Aufwand betreiben, im MELLOTRON V ist dies mittels eines eingebauten Sound-Editors um einiges einfacher zu bewerkstelligen. Ganz besonders interessant finde ich den Button „LOAD“, denn mit diesem können eigene Samples geladen werden, und somit wird das MELLOTRON V zum echten Vintage-Sampler. Auch das Setzen der Loopbereiche, Start- und End-punkte, die Position im Stereo-Panorama und das Stimmen der Samples ist im Edit-Bereich möglich.

Effekte

ARTURIA MELLOTRON V – Effekte

Der FX-Button ganz oben rechts öffnet die Gewürzkiste, hier finden wir in Form von „Tretminen“, also eigentlich für Gitarristen gedachte Bodeneffekte, das gesamte Arsenal:

  • Chorus
  • Flanger
  • Equalizer
  • Compressor
  • Phaser
  • Delay
  • Distortion
  • Reverb
  • Stereo Panner
  • Analog Delay
  • Band Echo
  • Limiter

Zudem ist auch noch eine Amp-Simulation verbaut, die einen Twin-Amp und einen Leslie-Amp anbietet. Auch unterschiedliche Räume sind noch auswählbar, dazu bietet die Effektsektion des MELLOTRON V vom leeren Supermarkt über eine Konzerthalle bis zum Buchla Spring-Reverb unterschiedliche Umgebungen.

ARTURIAs MELLOTRON V ist wirklich hervorragend ausgestattet, insbesondere die Möglichkeit, eigene Samples zu nutzen, ist genial, wer den Klang des Mellotrons mag, der kommt hier voll auf seine Kosten. Ich bin nicht der große Fan vom Mellotron, aber die Umsetzung von ARTURIA verdient Respekt, Chapeau!


ANALOG LAB 4

(von Andreas Eberhardt)

Das zentrale Werkzeug in der ARTURIA V COLLECTION 7 ist ANALOG LAB 4, es handelt sich hierbei nicht um eine herkömmliche Emulation, sondern um ein studio-, bühnen- und DAWtaugliches Tool, das es erlaubt, auf alle in der V COLLECTION enthaltenen Instrumente zuzugreifen. ANALOG LAB 4 ist wie auch alle anderen V COLLECTION 7-Instrumente sowohl Standalone oder als Plugin einsetzbar.

Die Kombination mit einem der ARTURIA KeyLab Controller/Masterkeyboards, die speziell auf ANALOG LAB zugeschnitten sind, ist live oder im Studio sicherlich die beste Lösung, insbesondere da die Masterkeyboards in den ESSENTIAL-Versionen inzwischen für knappe 250,- Euro zu haben sind, siehe hier: https://www.arturia.com/keylab-essential-61/overview

Aber ANALOG LAB 4 arbeitet auch mit Masterkeyboard-Controllern anderer Hersteller zusammen, so konnte ich mein FAME KX88HC Masterkeyboard ohne Probleme an ANALOG LAB 4 so anpassen, dass die Potis und Fader in ANALOG LAB 4 von meinem Masterkeyboard gesteuert werden.

Selbst die Programmwechsel konnte ich über die MIDI-Zuweisung auf die Buttons meines KX88HC legen. Dies alles ging extrem einfach, und ANALOG LAB 4 merkt sich diese Zuweisungen selbst dann noch, wenn ich es als Plugin in der DAW einsetze, genial.

ARTURIA ANALOG LAB 4

Ganz oben links im ANALOG LAB 4 finden wir eine Suchfunktion, darunter können wir mittels Tags die in ANALOG LAB 4 enthaltenen Presets filtern, es werden 6.500 Presets mitgeliefert, daher ist diese Filterung recht nützlich. Je nachdem welche Kategorie-Tags aktiviert sind (Synths, Pianos, Organs oder Multis) erscheinen die darauf basierenden Tags.

Sollte zum Beispiel Multi festgelegt sein, erscheint als Instrument immer nur ANALOG LAB, ist Synths festgelegt, erscheinen alle in ANALOG LAB 4 enthaltenen Synthesizer. Was jetzt passiert, wenn wir Pianos oder Organs festlegen, könnt Ihr Euch sicher denken, genau, es werden dann nur die Pianos oder nur die Orgeln angezeigt. Auch die Types-Tags und die Styles-Tags sind immer abhängig von der vorhergehenden Auswahl.

Wer bei Arturia zusätzliche Preset Pakete, hier als Banks bezeichnet, erworben hat, der kann auch die gesamte Auswahl nur auf eben diese Bank(s) begrenzen. Die mitgelieferten Presets finden sich in der „Factory“-Bank, Eigenkreationen landen in der User-Bank.

Der Concert Mode

ARTURIA ANALOG LAB 4 – Concert Mode

Neu in ANALOG LAB 4 ist der Concert Mode, hier finden wir die Möglichkeit, uns selbst eine Instrumentenliste zu erstellen, die wir für den nächsten Gig benötigen. Dazu geben wir dem Concert einen Namen und erstellen dann eine Song Liste, dieser wiederum können wir pro Song das passende Instrument und insgesamt sechs Effekte hinzufügen, dazu sind zwei Send-Channels und ein Master-Channel vorgesehen.

Zudem können wir auch ein weiteres Instrument hinzufügen und selbiges layern oder splitten. Mittels der Funktion „GO TO STAGE“ erhalten wir dann eine vereinfachte sehr übersichtliche Darstellung mit allen Songs für unseren Gig (Concert). Dort finden sich dann die Instrumente, die wir pro Song festgelegt haben sowie die erstellte Effektkette.

Folgende Effekte stehen in ANALOG LAB 4 bereit:

  • Multifilter
  • Param. Equalizer
  • Compressor
  • Distortion
  • Chorus
  • Flanger
  • Phaser
  • Stereo Panner
  • Delay
  • Reverb

Einstellungen in ANALOG LAB 4

ARTURIA ANALOG LAB 4 – Edit

Über den Button „ADD FX“ rechts oben können wir die Presets an unsere Wünsche anpassen, die bereits erwähnten 6 Effektslots oder die Möglichkeit eine Sound-Kombi via Splitpoint oder Layer zu erstellen wird in diesem Bereich festgelegt. Der Button „QUIT MIXER“ zeigt dann wieder den normalen Modus an.

Das ANALOG LAB 4 bietet eine Möglichkeit, dem Parameter-Dschungel der einzelnen in der V COLLECTION 7 enthaltenen Instrumente zu entkommen und nur eins zu machen, nämlich Musik. Die enthaltenen 6.500 Presets bieten so ziemlich alles, was an Sounds für das Komponieren oder für den Live-Auftritt nötig ist.

Der Concert Mode ist auch bei der Komposition oder Ideenfindung sinnvoll, denn damit kann ich mich selbst etwas einschränken, zum Beispiel lege ich einen Song namens Komposition an und nutze dort nur ein DX7-Piano mit ein wenig Hall. Der Vorteil ist, ich muss dann nicht erst alle Plugins durchsuchen, um mich höchstwahrscheinlich in der Plugin-Sammlung zu verlieren, nein ich konzentriere mich so nur einfach auf das Wesentliche. That’s it.

(Ich glaube, ich werde alt, wir stellen doch auf BuenasIdeas am laufenden Band neue Plugins vor, was’n los mit mir??? Kommt nun doch endlich die Vernunft…? 😉

Ergänzung von Perry Staltic: Andreas hat es ja gerade schon auf den Punkt gebracht, das ANALOG LAB 4 bietet gegenüber den einzelnen Instrumenten der V COLLECTION den immensen Vorteil, dass man auf der Suche nach einem Sound nicht erst lange überlegen muss, welches Plugin aus dem Bundle man denn nun dazu verwenden sollte, sondern sich direkt pluginübergreifend auf die Soundauswahl konzentrieren kann.

Natürlich vorausgesetzt, dass man überhaupt willig ist, mit vorgefertigten Presets zu arbeiten, aber nicht immer steht bei einer kommerziellen Musikproduktion ja der künstlerische Aspekt des kreativen Sounddesigns im Vordergrund, sondern oft genug spielt auch der Zeitfaktor eine maßgebliche Rolle, etwa bei engen Zeitrahmen und nahenden Deadlines von Seiten der Auftraggeber. In einem solchen Falle ist man sicherlich froh, auf einen bereits bestehenden Fundus an guten Klängen zurückgreifen zu können, und den bietet ANALOG LAB 4 auf jeden Fall.

Wenn man zu den von Andreas erwähnten 6500 Presets des ANALOG LAB 4 auch noch die in der V COLLECTION 7 ebenfalls enthaltene Soundbank SYNTHOPEDIA sowie die bei ARTURIA kostenlos erhältlichen optionalen Soundbänke hinzurechnet, dann kommt man auf die enorme Anzahl von sage und schreibe 8520 Presets im Direktzugriff! Und wer noch mehr braucht, der kann sich dann noch zusätzlich mit weiteren, kostenpflichtigen Soundbänken eindecken und dürfte damit dann locker in den fünfstelligen Bereich gelangen

Übrigens, wer tatsächlich kaum die Neigung mitbringt, von Grund auf eigene Klänge mit den dedizierten Einzelinstrumenten erstellen zu wollen, für den könnte das ANALOG LAB 4 durchaus auch eine Alternative zum Kauf der gesamten V COLLECTION 7 darstellen, und zumindest basale Eingriffmöglichkeiten gibt es schließlich ja auch hier.


SYNTHOPEDIA

(von Perry Staltic)

Bei SYNTHOPEDIA handelt es sich um eine in der V COLLECTION 7 inkludierte Soundbank, die auch als Einzelprodukt für 99,- Euro feilgeboten wird. SYNTHOPEDIA bringt satte 800 neue Presets für die

Bei SYNTHOPEDIA handelt es sich um eine in der V COLLECTION 7 inkludierte Soundbank mit Presets einiger renommierter Sound-Designer, die von ARTURIA auch als Einzelprodukt für 99,- Euro feilgeboten wird.

SYNTHOPEDIA bringt satte 800 neue Presets für zwölf der Synthesizer mit, nämlich für (in alphabetischer Reihenfolge) ARP 2600 V, BUCHLA EASEL V, CMI V, CS-80 V, DX7 V, JUP(iter)-8 V, MATRIX-12 V, MINI V, MODULAR V, PROPHET V, SEM V sowie SYNCLAVIER V. Zudem sind alle Presets nach der Installation auch im ANALOG LAB 4 verfügbar. Die Neuzugänge CZ V, SYNTHI V und MELLOTRON V bleiben hier außen vor, ebenso wie die restlichen Instrumente der V COLLECTION 7.

Wie schon weiter oben im allgemeinen Teil dieses Testberichts erwähnt, funktionierte der direkte Download-Link zur Setup-Datei in unserem ARTURIA-Account leider nicht, was laut Support aber lediglich einen Webdesign-Fehler darstellt, der von ARTURIAs IT-Team in Kürze behoben werden soll (was allerdings zumindest bis zu unserem Redaktionsschluss und der Veröffentlichung des vorliegenden Testberichts noch nicht der Fall war…).

ARTURIA SOUND STORE
ARTURIA SOUND STORE

Da SYNTHOPEDIA merkwürdigerweise auch nicht bei uns im ASC auftaucht, obwohl dies auf der Produktwebseite so beschrieben wird (sogar mit einem Screenshot…), bleibt derzeit somit nur eine einzige Möglichkeit zur Installation übrig, nämlich die über den integrierten In-App-Store des ANALOG LAB 4, welches wiederum dazu natürlich bereits vorab installiert sein muss (selbst für den eventuellen Fall, dass man es sonst eigentlich gar nicht zu nutzen gedenkt). Daher muss der entsprechende Rechner dann logischerweise auch zwingend über einen Internet-Zugang verfügen.

Hoffen wir also mal, dass ARTURIA den kaputten Download-Link recht bald repariert, dann wird auch eine Offline-Installation unabhängig vom ANALOG LAB möglich sein. Bei den kostenlosen Soundbänken, die ARTURIA anbietet, ist dies ja schließlich ebenfalls kein Problem.

Nachtrag vom 13.06.2019: Der Redundanz halber sei hier noch einmal erwähnt, dass sich SYNTHOPEDIA inzwischen auch über das ASC herunterladen und installieren lässt, und wenn man in den Einstellungen des ASC das Löschen heruntergeladener Setup-Dateien nach der Installation deaktiviert (einfach das entsprechende Häkchen entfernen…), dann findet man (bei Windows) den separaten SYNTHOPEDIA-Installer unter „C:\Users\Benutzername\Downloads\Arturia“).

ARTURIA SYNTHOPEDIA
ARTURIA SYNTHOPEDIA

Was die Presets, die übrigens auch zum älteren ANALOG LAB 3 kompatibel sind, selbst angeht, Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, dass wir bei dieser schieren Masse aufgrund unseres begrenzten Zeitrahmens bisher unmöglich jedes einzelne Exemplar durchzuhören vermochten, sondern uns hier auf Stichproben beschränken mussten.

Von der qualitativen Seite her fügen sich die Presets nahtlos in den bereits bestehenden Klangvorrat der ARTURIA-Instrumente ein, der sich meiner Meinung nach auf einem hohen Niveau bewegt. Natürlich sind die Geschmäcker verschieden, und nicht alles gefällt jedem, das ist klar, aber insgesamt finden sich sehr viele inspirierende Vertreter in dieser Soundbank, die nicht nur im isolierten Zustand nett anzuhören sind, sondern sich darüber hinaus auch praxistauglich in professionelle Produktionen einzufügen vermögen. Bisweilen hätte ich mir lediglich einen etwas weniger exzessiven Einsatz der Effekte gewünscht, aber wie gesagt, alles Geschmackssache…

Hier ein paar Presets aus SYNTHOPEDIA:

KLANGBEISPIEL ARTURIA SYNTHOPEDIA

Ich würde vermutlich zwar keine 99,- Euronen für diese Soundbank auf den Tisch blättern wollen, aber in dieser Hinsicht bin ich auch kein Maßstab, da ich persönlich generell keine Presets kaufe (die einzige Ausnahme hiervon fand in den späten 1980ern statt, als ich einmal für meinen CASIO CZ-3000 ein Preset-Bundle erwarb, das wurde dann damals auf Patch-Sheets aus Papier geliefert, war etwas frustrierend, wenn nach einem langen, nervtötenden Fingergetippe dann meist doch nur ein eher mediokrer Klang ertönte…). Im Rahmen der V COLLECTION 7 jedoch stellt diese Soundbank durchaus einen willkommenen Mehrwert dar.


DX7 V

(von Perry Staltic)

Was könnte ich hier wohl noch Neues zum YAMAHA DX7 schreiben, war dies doch DER Digitalsynthesizer der 1980er Jahre schlechthin, in unzähligen Musikstücken aus dieser Zeit zu hören, sei es mit dem obligatorischen glockigen E-Piano in schnulzigen Popballaden oder mit harten und knochtentrockenen Aggrosounds in EBM-Tracks. Und eigentlich auch überall sonst…

Dieser Synth läutete allerdings ebenfalls die unrühmliche Phase der wenig intuitiven Bedienungsweise einzig über verschachtelte Menüs, wenigen (Folien-)Tastern und eher winzigen LCD-Displays, während das beherzte, spielerische Drauflosgeschraube an den Parameterreglern hier leider ein paar Jahre lang völlig außer Mode geriet. Auch war die als FM-Synthese angepriesene (in Wirklichkeit arbeiteten DX7 und Konsorten eigentlich nicht mit Frequenzmodulation, sondern vielmehr mit Phasenmodulation…) Klangerzeugung nicht unbedingt für jedermann direkt nachvollziehbar, so dass das Zeitalter der Nutzung vorprogrammierter Presets eingeläutet wurde.

Auch der DX7 und seine kleineren Brüder sind schon häufig als virtuelle Surrogate in Softwareform gegossen worden, NI’s FM7 und sein Nachfolger FM8 existieren gefühlt bereits seit Ewigkeiten, und auch im Freeware-Sektor finden sich zahlreiche gute Nachahmungen, etwa der DEXED, um hier nur ein Beispiel zu nennen. Daher verwundert es schon ein wenig, dass sich ARTURIA ausgerechnet dieses Vorbild für eine Emulation ausgesucht hat. Nur eine reine „Me-Too“-Geschichte, oder steckt doch mehr dahinter?

ARTURIA DX7 V
ARTURIA DX7 V

Äußerlich orientiert sich der DX7 V lediglich grob an sein Vorbild, Farbgebung und Beschriftung wirken zwar gleich, ebenso die angedeuteten Folientaster und die DATA ENTRY-Regler (von denen das Original aber lediglich einen besaß), ansonsten macht er jedoch durchaus einen eigenständigen Eindruck. Das GUI ist von 50% bis 200% skalierbar, bei 100% wirkt der DX7 V auf meinem 32“-Bildschirm damit schon ähnlich groß wie ein realer DX100 oder ein REFACE DX.

Was die Bedienung angeht (auch zu diesem Instrument existiert ein deutschsprachiges Manual), so gehört der DX7 V zur Abwechslung einmal zu den eher selten anzutreffenden Synthesizer-Emulationen, bei denen die die Handhabung und das Editieren von Klängen deutlich schneller und einfacher vonstatten geht, als beim Originalinstrument. Das ist beim DX7 allerdings auch keine sonderlich große Kunst, musste dieser doch mit ein paar Tastern, einem Schieberegler zur Dateneingabe, einem taschenrechnerartiges Display sowie einer eher umständlichen Menüstruktur zur Programmierung auskommen. Kein Wunder, dass ein paar Jahre später dann auch die Softwaregattung der sogenannten Editor-Programme mit Mausbedienung ins Leben gerufen wurde, verkehrte Welt damals!

Eine weitere Unzulänglichkeit des DX7 hat ARTURIA ebenfalls überwunden, schwächelte dieser bzw. sein Keyboard doch in der Umsetzung der MIDI-Anschlagsdynamik und bot daher nicht die volle Auflösung, wie sie bei heutigen Instrumenten längst Standard ist (statt 0 bis 127 lediglich 16 bis 100). Dennoch lässt ARTURIA einem beim DX7 V die Wahl, denn am rechten unteren Rand der Bedienoberfläche findet sich ein kleines Menü, mit dem sich bei Bedarf auch auf das Velocity-Verhalten des originalen DX7 umschalten lässt.

ARTURIA DX7 V - MIDI-Velocity
ARTURIA DX7 V – MIDI-Velocity

Dies ist insbesondere deshalb durchaus von Relevanz, da der DX7 V in der Lage ist, die unzähligen Presetdateien seines Hardware-Vorbilds einzulesen und wiederzugeben, womit sich allein schon ein eigenes Universum an Klängen auftut. Diese alten Presets klängen dann allerdings mit voll aufgelöster Anschlagsdynamik häufig viel zu scharf im Vergleich zum Original, ein Problem, mit dem manch andere DX7-Emulation zu kämpfen hat. Ein kleiner Pluspunkt also an dieser Stelle für den DX7 V.

Auf der Hauptseite der Bedienoberfläche finden sich lediglich einige grundlegende Einstellmöglichkeiten inklusive einer grafischen Anzeige der Algorithmen, mit denen sich die sechs Operatoren des DX7 V verknüpfen lassen sowie einem Arpeggiator, mit dem der reale DX7 gar nicht aufzuwarten vermochte. Ein ganzer Berg an weiteren Parametern eröffnet sich nach dem virtuellen Aufklappen der GUI nach oben. Auf mehrere Tabs verteilt erhält man hier Zugriff auf detaillierte Einstellmöglichkeiten.

ARTURIA DX7 V - Overview-Page
ARTURIA DX7 V – Overview-Page

Bei manchen davon hat man sogar die Wahl zwischen den beschränkten Möglichkeiten des originalen DX7 und den von ARTURIA implementierten Erweitertungen, etwa bei den Hüllkurven. Auch das resonanzfähige Filter mit den den drei Typen Hochpass, Bandpass und Tiefpass gab es beim Vorbild noch nicht, beim DX7 V ist es es als zusätzlicher Klangformungsparameter aber willkommen.

ARTURIA DX7 V - Wellenform-Auswahl
ARTURIA DX7 V – Wellenform-Auswahl

Die Operatoren des DX7 V vermögen nicht nur die ursprünglich vorhandenen Sinuswellen zu erzeugen, sondern zudem noch allerlei weitere Wellenformen, darunter auch die des beliebten TX81Z, denn ich ein gutes Jahrzehnt lang ebenfalls mein Eigen nennen durfte.

ARTURIA DX7 V - Envelopes-Page
ARTURIA DX7 V – Envelopes-Page

Die Hüllkurven des DX7 V lassen sich für jeden Operator einzeln einstellen. Während sie sich auf dem OVERVIEW-Tab ein Display teilen müssen und darauf jeweils nur alternativ angezeigt und editiert werden können, bietet der ENVELOPES-TAB eine größere Ansicht, in der der alle Hüllkurven gleichzeitig und mit unterschiedlicher Farbkodierung sichtbar sind, was so manche Anpassung deutlich vereinfacht. Zusätzlich erreicht man hier auch noch eine Pitch- sowie zwei Modulationshüllkurven, die jeweils global zur Verfügung stehen. Diese bieten bei Bedarf diverse vorgefertigte Muster zur Auswahl und können sogar gelooped und zum Host-Tempo synchronisiert werden.

ARTURIA DX7 V - Mods-Page
ARTURIA DX7 V – Mods-Page

Auf dem MODS-Tab erreicht man auf der linken Seite eine Modulationsmatrix, die aus Platzgründen wiederum in drei Untertabs aufgeteilt wurde und somit bis zu vierundzwanzig Modulationsquellen und -ziele beherbergt. Die rechte Seite des Tabs teilen sich zwei synchronisierbare LFOs sowie der darunter angeordnete Stepsequencer, der ebenfalls einen sehr löblichen Zuwachs gegenüber dem echten DX7 darstellt. Über einen weiteren Untertab kann man hier auch noch mal die beiden oben erwähnten Modulationshüllkurven erreichen.

ARTURIA DX7 V - FX-Page
ARTURIA DX7 V – FX-Page

Auf dem letzten Tab mit der Bezeichnung FX finden wir wie erwartet die eingebauten Effekteinheiten des DX7 V, derer es vier an der Zahl sind. Es lassen sich entweder alle vier Einheiten seriell miteinander verknüpfen, oder aber jeweils nur die oberen und die unteren zwei, wobei diese beiden Paare dann parallel zueinander betrieben werden. Die Auswahl der Effekte und deren Qualität entspricht im Wesentlichen der, die man auch in den anderen aktuellen ARTURIA-Instrumenten wiederfindet.

Klanglich weiß der DX7 V mir sehr gut zu gefallen, und obgleich ich auch hier wieder kein Hardware-Pendant zum direkten A/B-Vergleich stehen habe, so ist mir der typische FM-Klang doch sehr vertraut, sei es aus unzähligen Musikstücken, sei es durch den Besitz eines TX81Z (und später eines SY-35) oder sei es durch den persönlichen Kontakt mit diversen Gerätschaften von Freunden und Bekannten (YAMAHA TX802, TX7, DX21, FB01, KORG DS-8 etc.). Als reine Emulation der alten Synthesizer eignet sich der DX7 V für meinen Geschmack schon mal sehr gut, durch die zahlreichen Erweiterungen, die ARTURIA ihm spendiert hat bringt er darüber hinaus aber noch zahlreiche Sounds hervor, die die Originale ohne zusätzliche Gerätschaften niemals zustande brachten, etwa ganze Sequenzen und Arpeggios sowie lebendig gefilterte Klangverläufe.

Doch hört einmal selbst:

KLANGBEISPIEL ARTURIA DX7 V

Gerade beim DX7 V war ich ja anfangs etwas skeptisch, existieren doch Plugins, die allgemein auf der FM-Synthese basieren und auch die, die speziell einen DX7 und seine Abkömmlinge emulieren, inzwischen zur Genüge, zumal auch als Freeware. Insofern betritt ARTURIA hier mit dem DX7 V ein Marktsegment, das bereits großräumig von der bestehenden Konkurrenz abgesteckt wurde, eigentlich kein sonderlich vorteilhafter Ausgangspunkt.

Zum Glück wurde ich hier aber recht positiv überrascht, denn für mein Empfinden hat ARTURIA es durchaus geschafft, ein konkurrenzfähiges Produkt zu präsentieren, dass sich in einigen Punkten wohltuend von seinen Mitbewerbern abhebt, ohne dabei das Rad komplett neu zu erfinden. Der DX7 V ist aus den vorgenannten Gründen vielleicht kein unabdingbares Must-have geworden, aber auch alles andere als das befürchtete mediokre Plagiat, und insbesondere im Rahmen der V COLLECTION ist er der Vollständigkeit halber gern gesehen (und gehört!).


BUCHLA EASEL V

(von Perry Staltic)

Ich muss gestehen, dass mir der BUCHLA MUSIC EASEL, also das reale Vorbild, überhaupt erst durch die Emulation von ARTURIA ins Bewusstsein gerückt ist. Er ist auch heute noch (oder besser gesagt wieder) als Hardware-Gerät käuflich erwerbbar, mit einem Preis im höheren vierstelligen Bereich dürfte er aber wohl leider im Budget der wenigsten von uns liegen.

Mit den Synthesizern von BUCHLA verbindet man üblicherweise die sogenannte „West-Coast-Synthese“, ganz einfach nur deshalb, weil diese Firma eben aus Kalifornien stammt (im Gegensatz zu an der amerikanischen Ostküste beheimateten Herstellern wie etwa MOOG).

Und wer Analog-Synthesizer mit subtraktiver Synhese gleichsetzt, der darf bei einem BUCHLA-Synth erstmal völlig umdenken, denn dessen Konzept unterscheidet sich deutlich vom vergleichsweise eher konservativen Ansatz beispielsweise eines MOOG- oder eines OBERHEIM-Synthies, mit welchen man ja ursprünglich traditionelle akustische Instrumente wie Streicher oder Bläser zu imitieren versuchte und die sich in erster Linie an Keyboarder richteten. Don Buchla hingegen war mehr daran interessiert, in neue Klang-Galaxien vorzudringen, die nie ein Mensch zuvor gesehen, ähh… gehört hat.

Die Auswahl an Plugins, die sich der West-Coast-Synthese verschrieben haben, ist erstaunlich übersichtlich, auf Anhieb kommt mir hier nur der AALTO von MADRONA LABS in den Sinn, und auch für REAKTOR 6 gibt es ein paar entsprechende virtuelle Module (Blocks), ebenso für das VCV RACK. Mit dem BUCHLA EASEL V beschreitet ARTURIA also noch eher weniger ausgetretene Pfade.

ARTURIA BUCHLA EASEL V
ARTURIA BUCHLA EASEL V

Aus einem rein ästhetischen Betrachtungswinkel gesehen, muss ich ATURIA einmal mehr ein sehr gelungenes, skalierbares GUI bescheinigen. Der BUCHLA EASEL V wirkt mit seiner fotorealistischen Bedienoberfläche so echt, dass man fast schon meint, ihn anfassen zu können. Das ist für ein Software-Instrument jetzt ja nicht gerade ausschlaggebend, sieht aber dennoch schön aus. Wichtiger hingegen ist aber, dass dabei zum Glück die perspektivischen Verzerrungen und Schattierungen der Drehregler nicht unnötig die Bedienung erschweren, da habe ich bei einigen Konkurrenten mit einem ähnlichen Ansatz schon ein deutlich schlechteres Design gesehen und erfahren. Hier stört es jedenfalls nicht.

Wer bisher eher wenig bis gar keine Berührungspunkte mit der West-Coast-Synthese hatte, der dürfte beim BUCHLA EASEL V erstmal dastehen wie der Ochse vorm Scheunentor. Zumindest ging es mir so, und ich fummele immerhin auch schon seit mehreren Dekaden an Synthesizern herum, aber eben nun mal überwiegend an solchen mit einer subtraktiven Klangarchitektur, wenn man mal von diversen FM-Vertretern absieht. Am ehesten in Richtung West-Coast-Synthese tendiert da vielleicht noch mein modularer Winzling BASTL KASTLE, und den kann man sicher nicht als exemplarisch bezeichnen. Aber er kommt dem BUCHLA-Ansatz tatsächlich näher, als alle meine anderen Synthies, natürlich mit gewissen Abstrichen.

Neueinsteigern kann ich hier dager nur das Studium der recht ausführlichen Bedienungsanleitung ans Herz legen, von der löblicherweise ebenfalls eine deutsche Übersetzung existiert. Wer sich lieber spielerisch einarbeiten möchte, dem bietet das sich unter den Presets befindliche Default-Template eine gute Ausgangsbasis für Experimente nach dem Trial-an-Error-Verfahren. Am Anfang dauert es vielleicht etwas länger (eine nette Beschäftigung für veregnete Sonntage oder lange Winterabende…), aber nach und nach wird man herausbekommen, wie die einzelnen Sektionen des BUCHLA EASEL V (also Complex und Modulation Oscillator, Lowpass Gates sowie virtuelle Spannungsquellen) zusammenarbeiten und sinnvoll miteinander verknüpft werden können, die eine oder andere klangliche Überraschung inklusive. Also ist das definitiv kein Synthesizer für schnelle Ergebnisse während einer hektischen Produktion! Für solche Fälle wird aber wiederum auch ein ausreichender Fundus an Presets mitgeliefert. Oder man beschränkt sich dann gleich auf das ANALOG LAB 4.

ARTURIA BUCHLA EASEL V - Left Hand-Page
ARTURIA BUCHLA EASEL V – Left Hand-Page

In typischer ARTURIA-Manier lässt sich auch das GUI des BUCHLA EASEL V nach oben hin erweitern, um dort dann allerlei Zusätze freizulegen. Hier sind es vier Sektionen. Die erste davon nennt sich LEFT HAND und bietet fünf Slots mit Funktionsgeneratoren, die in ihrer Intensität regelbare virtuelle Spannungen erzeugen. Einzelne Slots lassen sich dabei bedarfsweise auch deaktivieren. Der jeweilige Kurvenverlauf eines Slots wird auf der rechten Seite angezeigt und lässt sich dort mit der Maus umfangreich editieren. Die Kurven können zudem auch als Loop wiedergegeben werden, auf Wunsch auch synchron zum Host-Tempo.

ARTURIA BUCHLA EASEL V - Modulationszuordnung
ARTURIA BUCHLA EASEL V – Modulationszuordnung

Die Modulationsziele lassen sich per Slot in einem zweigeteilten Untermenü zuordnen, die obere Hälfte enthält dabei die verfügbaren Ziele auf, während sich in der unteren Hälfte deren einzelne Funktionen befinden.

ARTURIA BUCHLA EASEL V - Right Hand-Page
ARTURIA BUCHLA EASEL V – Right Hand-Page

Der sogenannte RIGHT HAND-Bereich beinhaltet einen polyphonen Step-Sequencer mit bis zu 32 Schritten, natürlich wahlweise zur DAW synchronisierbar. Für jeder Schritt kann zusätzlich noch die Tonlage mit Hilfe von vier sogenannten Preset-Pads sequenziert werden, die sich wiederum auf der Hauptbedienoberfläche rechts über der Tastatur befinden und deren virtuelle Spannungen auch noch einmal moduliert werden können, etwa mittels der Funktionsgeneratoren aus dem LEFT HAND-Bereich. Man mag sich schon vorstellen, dass damit dann äußerst komplexe Sequenzverläufe möglich werden.

ARTURIA BUCHLA EASEL V - Gravity-Page
ARTURIA BUCHLA EASEL V – Gravity-Page

Die dritte Sektion der erweiterten Bedienoberfläche ist mit GRAVITY betitelt und beherbergt eine kleine Physik-Engine zur Erzeugung von Steuerspannungen mittels Schwerkraftsimulation. Ja, richtig gelesen! Kleine Projektile lassen sich dabei mit definierbarem Vektor und Energievolumen abschießen und mit Hilfe von frei positionierbaren grafischen Objekten wie Planeten (Anziehung), Repelloren (Abstoßung), Blockaden (Kollision) und sogar Wurmlöchern (Sprung) in ihrer Flugbahn beeinflussen, was wiederum komplexe Spannungsverläufe zur Folge hat. Die verfügbaren Modulationsziele entsprechen denen des LEFT HAND-Bereichs.

Das klingt hier nun vielleicht kompliziert, aber in der Praxis erinnert das Ganze schon eher an ein Computerspiel, irgendwo zwischen ARKANOID und ANGRY BIRDS SPACE angesiedelt. Auf jeden Fall ungewöhnlich und witzig, aber zugleich auch ein Quell für abgedrehte Klangexperimente, die man anders wohl kaum hinbekommen würde!

ARTURIA BUCHLA EASEL V - Effects-Page
ARTURIA BUCHLA EASEL V – Effects-Page

Und natürlich darf bei einem ARTURIA-Plugin auch eine Effekt-Sektion nicht fehlen, womit wir im vierten Bereich angelangt sind. Der BUCHLA EASEL V wartet mit zwei unabhängigen Effekteinheiten auf, die verfügbaren Algorithmen Kennen wir schon aus den anderen Instrumenten der V COLLECTION. Dazu kommt noch ein einfacher, lediglich in seiner Stärke einstellbarer Reverb-Effekt, der sich rechts auf dem Hauptbedienfeld befindet.

Das klangliche Spektrum des BUCHLA EASEL V ist nicht so leicht in Worte zu fassen. Vieles klingt irgendwie analogartig, aber eben doch wieder anders, als man es von einem subtraktiven Synthesizer kennt, sondern mit einem eigenen Charakter. Anderes dagegen klingt zwar durchaus so, als stamme es von einem herkömmlichen Synthie oder Modularsystem, allerdings selten in der gewohnten Darreichungsform.

Auffällig ist, dass auch die mitgelieferten Presets trotz vertrauter Kategorien wie Pads, Leads oder Strings etc. kaum den üblichen Mainstream abdecken (das ist jetzt übrigens als Lob gemeint!), sondern zumeist mit etwas schrägerem Klanggut und einem gewissen „Edeldreck“ aufwarten, häufig tendieren sie auch in Richtung dystopischer Sci-Fi-Soundtrack à la BLADE RUNNER 2049.

Eine Handvoll Presets:

KLANGBEISPIEL ARTURIA BUCHLA EASEL V

Wie auch der SYNTHI V stellt der BUCHLA EASEL V eindeutig ein Synthesizer für Experimentierfreudige dar. Beide Instrumente verfolgen dabei höchst unterschiedliche Ansätzte, ergänzen sich dabei aber recht gut. Wer nur schnell mal einen Brot-und-Butter-Sound zusammenschrauben will, der ist beim BUCHLA EASEL sicherlich an der falschen Stelle. Er gehört auf jeden Fall mit zu den Instrumenten in der V COLLECTION 7, die eine längere Einarbeitungszeit erfordern, wenn man damit zielführend arbeiten will, nicht zuletzt auch wegen seiner Syntheseform. ARTURIA bietet mit dem BUCHLA EASEL V einen gelungenen Einstieg in die West-Coast-Synthese, garniert mit allerlei nerdigen Schmankerln, wie etwa dem abgefahrenen GRAVITY-Bereich.


CMI V

(von Perry Staltic)

1979 erblickte mit dem FAIRLIGHT CMI der erste in Serie verfügbare digitale Sampler das Licht der Welt, der in den unmittelbar darauffolgenden 80er Jahren zusammen mit seinen Nachfolgern neue klangliche Maßstäbe in der Musikproduktion setzen sollte.

Viele der Klänge aus der Werkslibrary haben dabei ihre eigene Berühmtheit erlangt und wurden seinerzeit dann teilweise schon unangenehm inflationär und klischeehaft eingesetzt (Chorsound, Orchestertusch…).

Das Instrument konnte zudem mit für die damaligen Verhältnisse revolutionären grafischen Sequencer sowie futuristisch anmutenden Gadgets wie etwa einem Lichtgriffel aufwarten.

Allerdings war das Gerät, ähnlich wie der Konkurrent SYNCLAVIER, von seinem Anschaffungspreis her, vergleichbar mit einem Sportwagen, nur für sehr betuchte Musiker, Produzenten und Studios erschwinglich. Ich gehe also mal stark davon aus, dass niemand aus der werten Leserschaft jemals persönlich Hand an einen realen FAIRLIGHT CMI legen durfte, und das gilt für die Verfasser dieser Zeilen natürlich ebenso. Gehört haben wir ihn aber wohl alle schon einmal.

In heutigen Zeit, in denen man rechnerbasiert mit dazu vergleichsweise billigen Software-Samplern zu arbeiten pflegt, die sowohl von der Klangqualität als auch ihren technischen Möglichkeiten her einen alten FAIRLIGHT CMI locker auszustechen vermögen, stellt sich natürlich die Frage, was ARTURIA wohl mit der virtuellen Reinkarnation in Form des CMI V bezwecken mag. Ich vermute mal, dass man hier einfach erneut auf den Nostalgiefaktor setzt und Begehrlichkeiten besondere bei denen wecken möchte, die sich das Original damals unmöglich hätten leisten können, es aber so nun nachträglich wenigstens in virtueller Form ihr Eigen zu nennen vermögen. Hinzu kommt die typische 80er-Soundästhetik, die seit einiger Zeit ebenfalls wieder angesagt ist. Ja, ja, früher war bekanntlich alles besser… 😉

ARTURIA CMI V
ARTURIA CMI V

Ein weiteres Mal hat ARTURIA bei der Bedienoberfläche extremen Realismus walten lassen, inklusive kitschiger Tapete im Hintergrund. Selbst die kleine Computertastatur auf de rechten Seite gibt auf Mausklick klackernde Anschlagsgeräusche von sich, wer’s braucht… Es ist offensichtlich, etwa bei den Schiebereglern, dass der zur Verfügung stehende Bildschirmplatz zugunsten dieser optischen Gadgets kaum ausgenutzt wird. Das änderd sich allerdings bei einem Klick auf den nachgeahmten Bildschirm bzw. auf den SCR(een)-Button ganz oben rechts in der Menüleiste.

ARTURIA CMI V - Sound-Page
ARTURIA CMI V – Sound-Page

Dann öffnet sich nämlich die eigentliche Editier-Ansicht, die aus mehreren Menüs und zahlreichen Untermenüs besteht, die alle erst einmal erforscht werden wollen. Der Tab mit der SOUND-Page bietet zehn Slots, in welche einzelne Samples (WAV, AIFF sowie das dem FAIRLIGHT eigene VC-Format) mit einer maximalen Länge von 30 Sekunden geladen werden können. Hier stehen einige grundlegende Einstellungsmöglichkeiten bereit. Die Wellenformanzeige für die Samples lässt sich zwischen 2D- und 3D-Ansicht umschalten.

ARTURIA CMI V - Sample-Edit-Menü
ARTURIA CMI V – Sample-Edit-Menü

Ein Untermenü erlaubt das weitere Editieren des ausgewählten Samples, u.a. lassen sich hier auch die Bit-Tiefe und die Samplingrate anpassen. Man darf hier allerdings nicht die tiefreichenden Bearbeitungsmöglichkeiten modernder Sampler á la KONTAKT, HALION oder FALCO N erwarten, beim CMI V sind lediglich vergleichsweise rudimentäre Eingriffe möglich, halt ganz so wie früher. Selbst auf ein resonanzfähiges Filter muss man zugunsten der Authentizität verzichten.

Eine Betätigung des ANALYSE-Buttons zerlegt das Sample mittels der Fast Fourier Transformation in seine einzelnen Sinuswellen zur anschließenden Wiedergabe im speziellen TIME SYNTH-Modus.

ARTURIA CMI V - Time Synth
ARTURIA CMI V – Time Synth

Allerdings ist die Auflösung hierbei 32 Schwingungen limitiert, der so resynthetisierte Sound hat wirkt klanglich daher auch nur wie eine grobe Stilisierung des ursprünglichen Samples. Der bekannte Orchestertusch etwa hört sich dann fast so an, als hätte man ihn durch einen Vocoder gejagt. Dies mag aber durchaus als Quell für interessante elektronische Klangschöpfungen dienen.

ARTURIA CMI V - Time Synth-Edit
ARTURIA CMI V – Time Synth-Edit

Auch der TIME SYNTH verfügt über eigene Editiermöglichkeiten, beispielsweise lässt sich die Lautstärke-Hüllkurve für jeden der 32 Obertöne separat einstellen. Statt Sinuswellen können via WAVETABLE VOICE-Auswahl auch diverse andere Wellenformen verwendet werden, was den Klangcharakter deutlich verändert. Ein derart bearbeiteter additiver Klang lässt sich übrigens umgekehrt auch wieder zurück in ein normales Sample umrechnen. Insgesamt stellt das eine weitere Spielwiese für experimentierfreudige Klangschöpfer mit großzügigen Zeitfenstern dar!

ARTURIA CMI V - Spectral Synth
ARTURIA CMI V – Spectral Synth

Der SPECTRAL SYNTH-Modus schließlich basiert ebenfalls auf additiver Synthese, ist aber sehr viel einfacher strukturiert und klingt auch danach, will sagen, im Alleinbetrieb klingt das Ganze eher unspektakulär bis öde. Sinn macht der SPECTRAL SYNTH eigentlich erst, wenn man ihn in mehreren Slots parallel betreibt und die an sich einfachen Grundspektren dabei jeweils mit unterschiedlichen Modulationsquellen verbiegt, was dann tatsächlich auch eindrucksvollere Klänge zutage bringen kann.

ARTURIA CMI V - Sample-Browser
ARTURIA CMI V – Sample-Browser

Zu ladende Samples lassen sich überr einen eigenen Browser vorhören und auswählen. ARTURIA liefert bereits einen ordentlichen Grundstock mit. Dieser setzt sich in erster Linie aus den damaligen Original-Werksounds und der optionalen Library des FAIRLIGHT CMI Iix zusammen. Somit sollte man auch kein hyperrealistisches Klangmaterial erwarten, wie man es heutzutage etwa von einer gigabytegroßen KONTAKT-Library kennt, sondern eben typische Vintage-Samples aus dem vergangenen Jahrhundert, die dafür aber nach wie vor mit ihrem eigenen Charme aufzuwarten vermögen. Klanglich wird man hier also in die 80er Jahre zurückgebeamt. Natürlich lassen sich aber auch eigene Samples in den CMI V laden, lediglich die Obergrenze von 30 Sekunden Länge ist hierbei zu beachten.

ARTURIA CMI V - Sequencer-Page
ARTURIA CMI V – Sequencer-Page

Auf der SEQUENCER-Page finden wir, na, was glaubt Ihr? Natürlich, einen Sequencer! Dieser ahmt die sogenannte PAGE R des originalen FAIRLIGHT CMI Iix nach und bietet für jeden Slot eine eigene Spur (mach insgesamt also zehn Spuren). Maximal acht Patterns lassen sich hier erstellen und miteinander zu einem Song verknüpfen, wobei jedes Pattern zwischen einem und zweiunddreißig Steps lang sein kann.

Der Sequencer ähnelt im Prinzip den grafischen Step-Sequencern, die wir auch heute noch in diversen Softsynths vorfinden. Eine ausgewachsene DAW kann und soll er also gar nicht ersetzen, er dient hier eher zum schnellen Abfeuern und Transponieren einfacher Muster auf Tastendruck.

Eine schrittweise Noteneingabe kann nur manuell via Mausklick vorgenommen werden, nicht etwa über das angeschlossene MIDI-Keyboard. Zudem ist jede Spur auch nur monophon ausgelegt, mehrstimmige Harmonien und Akkorde erfordern also jeweils eine eigene Slot-Spur pro Note.

Unter den Presets, die ARTURIA mitliefert, finden sich dann auch einige Beispiele, die vom Sequencer Gebrauch machen und kleine musikalische Miniaturen darstellen. Auch hier lassen die 80er wieder häufig grüßen.

Die weiteren Sequenzierungsmöglichkeiten des Originals (Keyboard Sequencer sowie MCL Composer) hat man beim CMV II übrigens unter den Tisch fallen lassen, keine Ahnung, ob man diese in modernen DAW-Zeiten auch wirklich vermissen wird.

ARTURIA CMI V - Mixer-Page
ARTURIA CMI V – Mixer-Page

Ein integrierter Mixer bietet auf einer eigenen Unterseite einen Kanal für jeden der zehn Slots sowie einen Master-Kanal. Die zehn Slot-Kanäle verfügen jeweils über einen eigenen Insert-Effekt mit den schon von den anderen ARTURIA-Instrumenten bekannten Algorithmen. Der Master-Kanal kann sogar mit zwei Inserts aufwarten, lediglich die Halleffekte fehlen hierbei im Auswahlmenü. Darüber hinaus gibt es für alle Kanäle zusammen auch noch einen Send-Effekt mit eigenem Return-Kanal.

Da der CMI V keine Einzelausgänge mitbringt, sondern lediglich eine Stereosumme bietet, kann man die zehn Slot leider nicht mit unterschiedlichen externen Effekten in der DAW nachbearbeiten, was eigentlich schade ist. Hier muss man gegebenenfalls also mit separaten Instanzen mit jeweils nur einem belegten Slot arbeiten, unnötig umständlich.

Zu den klanglichen Qualitäten des CMI V habe ich ja schon ein paar Worte fallen lassen, diese machen modernen Sampling-Workstations keinerlei Konkurrenz, ergänzen Letztere jedoch mit ihrem eigenständigem und bisweilen etwas trashmäßigem Retro-Charakter.

Ein paar Beispiele gefällig? Bitte sehr:

KLANGBEISPIEL ARTURIA CMI V

Beim CMI V geht es nicht um die maximal mögliche Klangtreue bei der Wiedergabe aufgenommener Sounds, zumindest nicht nach heutigen Maßstäben, sondern um die Reproduktion technischer Unzulänglichkeiten, die in einem ganz eigenen akustischen Charakter resultieren, ähnlich wie auch beim MELLOTRON V, hier beim CMI V halt nur in einer digitalen Ausprägung.

Das Gebotene ist aus heutiger Sicht also eher als Kreativwerkzeug denn als der State-of-the-Art-Sampler zu verstehen, der der FAIRLIGHT CMI Iix früher vielleicht einmal war. Nostalgiebewußte und Sounddesigner mit Vorliebe für Edeldreck dürften hier eindeutig auf ihre Kosten kommen.

Und auch wenn ein KONTAKT, ebenso wie ein HALION oder auch ein FALCON mit seinen jeweiligen Möglichkeiten hier sicherlich weit über das Ziel hinausschießen dürfte, so muss man ehrlicherweise auch zugeben, dass man natürlich auch damit vergleichbare Ergbenisse erzielen kann, entsprechendes Samplematerial, passende Einstellungen und gegebenenfalls auch noch der eine oder andere Lo-Fi-Effekt vorausgesetzt. Andererseits mag man wiederum mit dem CMI V deutlich schneller und auch mit weniger Gefummel an das anvisierte Ziel gelangen.

Ach ja, bleibt der Vollständigkeit halber noch zu erwähnen, das es erfreulicherweise auch zum CMI V ein deutsches PDF-Manual gibt.


Fazit:

Die siebte Inkarnation der V COLLECTION hat für sich allein genommen schon einiges zu bieten. Insbesondere der neue CZ V weiß Andreas und mir sehr zu gefallen, und auch der SYNTHI V und das MELLOTRON V machen eine gute Figur in der Sammlung.

Neben viel Licht gibt es aber leider auch den einen oder anderen kleinen Schatten zu bemerken, so zum Beispiel den Wegfall jeglichen 32-bit-Supports, der sogar so weit geht, dass beim Update die vorhandenen älteren Versionen in diesem Format restlos von der Festplatte getilgt werden. Das hätte man auch weniger radikal lösen können.

Wenngleich die V COLLECTION 7 durch ihren vorrangigen Fokus auf „Synthesizer von Gestern“ insgesamt einen eher nostalgischen Retro-Charakter aufweist, so sind damit natürlich auch problemlos moderne Musikproduktionen am Puls der Zeit möglich.

Wenn man einmal von einigen einzelnen Emulationen konkurrierender Hersteller (etwa U-HE, SYNAPSE AUDIO oder XILS-lab ) absieht, würde ich die komplette V COLLECTION 7 noch am ehesten mit den Plugins aus der ROLAND CLOUD vergleichen. Letztere bieten klanglich und optisch ebenfalls einen gewissen Vintage-Charm, allerdings bleibt man hier auf ausschließlich auf Emulationen von ROLAND-Synthies beschränkt, zudem dürfte das ROLANDsche Abo-Modell inklusive der im Wochenrhythmus notwendigen Online-Aktivierung beileibe nicht jedem zusagen (mir jedenfalls nicht!). Bei der V COLLECTION 7 hingegen ist man nach Entrichtung des Kaufpreises auch tatsächlich Besitzer der Plugins, und der Rechner muss auch nicht zwangsweise regelmäßig mit dem Internet verbunden werden.

Mit mittlerweile 24 Software-Instrumenten plus einer umfangreichen zusätzlichen Soundbank relativiert sich auch der etwas hohe Einstiegspreis für Neukunden, der regulär 499,- Euro beträgt, denn teilt man diesen nur mal durch die 24 Instrumente, dann kommt man auf einen Verkaufspreis von rund 20,- Euro pro Plugin, was nun wirklich nicht teuer ist. Und selbst, wenn man nicht mit allen der enthaltenen Instrumente wirklich etwas anfangen kann (das geht Andreas und mir ja ebenfalls so…) und man die persönlichen „Nieten“ daher aus dieser Rechnung herausnimmt, dann sollte auch der verbleibende Rest immer noch einem einem guten Gegenwert fürs Geld entsprechen.

Wer sehr schnell zuschlägt, der kann mit dem Einführungsangebot von 399,- Euro noch mal 20% sparen, das läuft allerdings bereits am 10. Juni 2019 aus, somit also genau einen Tag nach Veröffentlichung dieses Testberichts (sorry, aber wir haben es einfach nicht schneller geschafft…). Wer aber von geduldiger Natur ist, der kann vermutlich bei einer der üblichen Gelegenheiten („Black Friday“, „Cyber Monday“ und wie sie sonst alle heißen…) ein ähnlich vergünstigtes Angebot wahrnehmen.

Wer schon im Besitz der Vorgängerversion ist, der muss selbst entscheiden, ob er etwas mit den drei Neuzugängen der V COLLECTION 7 anfangen kann und ob diese ihm den vergleichsweise saftigen Upgrade-Preis von 199,- Euro wert sind.

Ansonsten gibt es für noch Bestandskunden, die schon ein anderes ARTURIA-Produkt besitzen, ebenfalls individuelle Rabatt-Angebote, die man nach dem Einloggen in seinen Account angezeigt bekommt.

Gerne hätten wir übrigens auch noch die restlichen Plugins aus dem ARTURIA-Portfolio, also den PIGMENTS-Synthie und die Effekte, in der V COLLECTION 7 gesehen, aber es hat wohl (noch) nicht sollen sein… 😉

Nachtrag vom 14.06.2019: Gestern abend trudelte noch ein Newsletter von ARTURIA im Posteingang ein, darin wird u.a. ein Angebot erwähnt, das bis zum 04.07.2019 gültig ist und bei dem die V COLLECTION 7 zusammen mit PIGMENTS für 348,- Euro zu haben ist (PIGMENTS alleine für 99,- Euro).


Positives:

+ sehr detaillierte Umsetzung der Instrumente

+ guter Grundklang

+ breit gefächertes Klangspektrum

+ viele gute und brauchbare Presets

+ Offline-Aktivierung möglich

+ gelungener CZ V (Andreas‘ Liebling…)

Negatives:

– enthält nur noch 64-bit-Versionen

– alte 32-bit-Versionen werden automatisch deinstalliert

– keine Einzelausgänge beim CMI

– SYNTHOPEDIA kann derzeit nur via ANALOG LAB In-App-Store installiert werden


Produktwebseite:

https://wwhttps://www.arturia.com/de/products/software-instruments/v-collection/overview

Frühere Testberichte zu Plugins aus der V COLLECTION:

Arturia V Collection 4 – Testbericht – Teil 1: Casino Royale

Arturia V Collection 4 – Teil 2: Man lebt nur zweimal

Arturia V-Collection GOLDFINGER, 3 vintage Legenden, Solina, Wurlitzer und VOX Continental

Synclavier V von Arturia Testbericht

Piano V von Arturia Testbericht

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3 Gedanken zu “Testbericht: ARTURIA V COLLECTION 7 – Sieben auf einen Streich!”