Testbericht: ARTURIA ACID V – Sauer macht lustig!

Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 22.08.2023

Ich war einigermaßen überrascht und ehrlich gesagt auch etwas skeptisch, als ich erfuhr, dass sich die musikalischen Franzosen mit dem ARTURIA ACID V der rolandschen Kultschachtel TB-303 angenommen haben und auf Basis dieser eine Emulation an den Start brachten. Nicht etwa, dass ich die 303 nicht für ein gutes Vorbild halten würde, ganz im Gegenteil, sondern vielmehr, weil es recht mutig von ARTURIA ist, ein Plugin auf einen Markt zu werfen, der bereits mit sehr potenten Platzhirschen besetzt ist, an denen sich ACID V messen lassen muss. Aber vielleicht hat der Neue aus Grenoble ja noch ein Ass im Ärmel…?


Säure-Basen-Haushalt…

Bevor wir uns dem eigentlichen Kern von ACID V zuwenden, folgt zunächst wieder ein Abriss der grundlegenden Merkmale des Plugins, die es sich mit seinen Geschwistern aus dem Hause ARTURIA teilt.

ACID V ist als 64-Bit-Plugin in den Formaten VST2, VST3, AAX und AU erhältlich. Zudem ist es zu NKS kompatibel. WINDOWS ab Version 8.1 unterstützt und macOS ab Version 10.13. Eine native Unterstützung von APPLE SILICON-CPUs ist ebenfalls gegeben. Erfahrungsgemäß laufen ARTURIA’s Plugins häufig auch noch unter älteren Betriebssystemversionen, erfahren darunter aber keinen Support mehr.

Mein nicht mehr gerade junger Studiorechner (CPU i7-4790K mit 4 x 4,0 GHz und 16 GB RAM) verkraftete locker an die dreißig geladene Instanzen von ACID V, ohne mit der Wimper zu zucken (Okay, die liefen jetzt aber auch nicht alle gleichzeitig…). Ich habe übrigens wieder einmal nur die VST-Varianten getestet.

Die Installation kann einerseits über eine separat erhältliche Setup-Datei, andererseits über das sogenannte ARTURIA SOFTWARE CENTER (ASC) erfolgen, eine gesonderte App, die zur Aktivierung von ACID V sowieso benötigt wird. Im zweiten Fall benötigt der Host-Rechner dann aber eine aktive Internetverbindung zum Download des Plugins. Da ich ACID V bereits vor der offiziellen Veröffentlichung erhalten hatte, war es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht im ASC verfügbar, so dass ich es via Datei installieren musste.

Ohne Aktivierung läuft das Plugin in einem eingeschränkten Demo-Modus, in dem die Speicherung von Einstelllungen deaktiviert und die Laufzeit auf lediglich 20 Minuten am Stück beschränkt ist (nach einen Neustart hat man dann weitere 20 Minuten zur Verfügung usw.).

Für die Freischaltung des Plugins wird, wie oben erwähnt, das ASC benötigt. Hierbei hat man die Wahl zwischen einer Online- und einer Offline-Aktivierung. ACID V kann auf bis zu fünf verschiedenen Rechnern gleichzeitig genutzt werden.

ARTURIA ACID V - obere Toolbar
ARTURIA ACID V – obere Toolbar

Das Plugin wird oben und unten jeweils durch eine Toolbar eingerahmt. Die obere Toolbar bietet Zugriff auf die Presets, das sogenannte ADVANCED PANEL und ein Extra-Menü mit einigen globalen Parametern. Zudem findet sich hier ein Regler für die Ausgangslautstärke nebst dB-Anzeige.

ARTURIA ACID V - untere Toolbar
ARTURIA ACID V – untere Toolbar

Die untere Toolbar hingegen beherbergt neben einer multiplen Undo/Redo-Funktion inklusiver eigener Historie sowie einer Anzeige des prozentualen Ressourcenverbrauchs auch vier kleine Macro-Regler, mit denen sich jeweils mehrere Parameter auf einmal steuern lassen.

ARTURIA ACID V - Macros
ARTURIA ACID V – Macros

Welche dies genau sind, lässt sich in einem separaten Menü definieren, dass sich bei einem Klick auf das Zahnrad(?)-Symbol auf der rechten Seite öffnet. Unter dem dort vorhandenen Tab namens MACROS existiert sogar eigens eine Funktion zum Anlernen eines MIDI-Controllers an die Macro-Regler, einschließlich einer bedarfsweisen Eingrenzung des Wertebreichs.

ARTURIA ACID V - MIDI Learn
ARTURIA ACID V – MIDI Learn

Im selben Menü, aber unter dem Tab MIDI, lasen sich darüber hinaus die übrigen Bedienelemente mit MIDI-Befehlen verknüpfen. Auch hier steht MIDI Learn zur Verfügung, ebenfalls mit einer nachträglichen Definition von minimalen und maximalen Werten. Während die Effekt-Plugins von ARTURIA solche Funktionen vermissen lassen, bieten sie die Möglichkeit, die Parameter auch via Mausrad zu steuern, was bei den Instrumenten wie dem ACID V wiederum aus mir aus mir unbekannten Gründen nicht implementiert wurde.

ARTURIA ACID V - Preset-Browser
ARTURIA ACID V – Preset-Browser

Selbstverständlich ist auch wieder der altbekannte Preset-Browser von ARTURIA mit an Board, der über typische Funktionen wie Kategorien, Such-Filter und eine Favoritenliste verfügt. Rechts unten finden sich zudem noch etwas größere Duplikate der erwähnten Macro-Regler. ARTURIA liefert zum ACID V insgesamt 156 Presets mit, diese beinhalten nicht nur Klangeinstellungen sondern auch dazu passende Sequenzen

ARTURIA ACID V - In-App-Tutorials
ARTURIA ACID V – In-App-Tutorials

Das eben schon beschriebene rechtsseitige Menü verfügt noch über zwei weitere Tabs. Neben den wenigen unter SETTINGS verfügbaren globalen Einstellungen, etwa bezüglich des MIDI-Kanals oder dem Schwellwert für die via Anschlagsdynamik auslösbare Accent-Funktion, gibt es auch wieder die von ARTURIA schon vor einigen Jahren eingeführten In-App-Turorials, die in schriftlicher Form (auf Englisch) eine Einführung in das Plugin und seine Funktionen inklusive einigen praktischen Anwendungstipps bietet. Ich persönlich finde so etwas sehr viel sinnvoller als irgendwelche meist langatmigen YouTube-Videos, die sich hinziehen wie ein Kaugummi. Zudem hat man diese integrierten Tutorials bei der Arbeit mit dem Plugin immer zur Hand.


Säureregulator…

Die Bedienoberfläche von ACID V ist skalierbar und lehnt sich optisch erkennbar an ihr Vorbild an, zumindest in Bezug auf die Farbgebung und die Form der Bedienelemente. Dennoch fallen dem geneigten Connaisseur sofort einige Unterschiede auf, zu denen wir gleich noch kommen. Bleiben wir erstmal bei den Merkmalen, die identisch zum Original ausfallen.

Die grundlegenden Klangparameter der TB-303, sprich Wellenformauswahl (abfallender Sägezahn oder Rechteck), Tonhöhe (PITCH, heißt beim Original TUNING), Grenzfrequenz (CUTOFF), Resonanz, Hüllkurvenintensität (ENV MOD), Abklingzeit (DECAY) und Betonung (ACCENT) finden sich hier unverändert wieder.

ARTURIA ACID V
ARTURIA ACID V

Eine Reihe darunter, dort wo sich bei der TB-303 die Drehregler für Tempo und Lautstärke sowie die Auswahlschalter für die Pattern-Gruppen und den Aufnahme/Abspiel-Modus befinden, hat ARTURIA einige zusätzliche Parameter untergebracht, die bei einem unmodifizierten Original nicht existieren.

Neu hinzugekommen ist ein Sub-Oszillator, der die drei Wellenformen Rechteck, aufsteigender Sägezahn und Sinus, einen Auswahlschalter für die Oktavlage (0, -1 und -2) sowie einen eigenen Volume-Regler bietet. In der Mitte befindet sich ein auf die Tonhöhe wirkender LFO (VIBRATO) mit regelbarer Geschwindigkeit (SPEED) und Modulationsintensität (AMOUNT). Ganz rechts schließlich ist eine Verzerrer-Sektion (Distortion) mit zahlreichen auswählbaren Algorithmen, einem Drive-Parameter und einem Regler für das Mischungsverhältnis zwischen trockenem und verzerrtem Signal (DRY/WET).

ARTURIA ACID V - Feintuning-Parameter
ARTURIA ACID V – Feintuning-Parameter

Wenn man den kleinen Schalter über dem ACID V-Schriftzug betätigt, öffnet sich nach oben hin ein eine erweitere Ansicht, die acht virtuelle Trimmer beherbergt, mit denen sich noch ein Feintuning am Grundklang betreiben lässt, ähnlich wie auch bei den Konkurrenten ABL3 und PHOSCYON 2.

So erhält man hier Zugriff auf die Bassanhebung (BASS BOOST), die Pulsweite des Rechtecks (PW), den Attack betonter Noten (ACCENT ATTACK), dem Regelbereich der Grenzfrequenz (CUTOFF RANGE), die Tonhöhengenauigkeit (PITCH TRACKING) sowie Intensität des Rauschen und der Übersteuerungsbeschneidung im simulierten Schaltkreis (NOISE GAIN und CLIPPER).

ARTURIA ACID V - Sequencer-Bereich
ARTURIA ACID V – Sequencer-Bereich

Der Sequencer im unteren Bereich ähnelt zwar auf dem ersten Blick sehr dem der TB-303, ist jedoch anders konzipiert, meinem persönlichen Empfinden nach zum Glück! Denn auch wenn so mancher 303-Purist den originalen Sequencer, den BEHRINGER in seinem Klon TD-3 ebenfalls unverändert übernommen hat, kultig findet und der Meinung ist, dass er einen maßgeblichen Anteil an zünftigen Acid-Lines hat, so erscheint mir seine Bedienung eher grauenhaft und wenig intuitiv.

Bei aller optischen Ähnlichkeit, was man bei ACID V in der Standard-Ansicht vom Sequencer tatsächlich zu sehen bekommt, ist eigentlich bloß der kleine schwarze Bereich unter dem Schriftzug PATTERN. Hier kann man die Sequenzen mittels Pfeiltaster auswählen, darüber hinaus wird einem lediglich angezeigt, wie viele Schritte die Sequenz hat, welcher Schritt gerade aktiv ist und in welchem Modus sich ACID V aktuell befindet (Sequencer oder Arpeggiator).

Im SEQ-Modus wird ein komplettes Pattern wiedergegeben, dieses lässt sich dann über ein Keyboard oder die Piano Roll transponieren. Im ARP-Modus übernimmt der Sequencer nur das rhythmische Grundgerüst, die wiederzugebenden Noten müssen hingegen auf dem Keyboard ausgewählt werden. Eine Hold-Funktion lässt das Pattern auch nach dem Loslassen der Tasten weiterspielen.

Neben diesen beiden Modi, die sich mittels der Taster auf der rechten Seite anwählen lassen, gibt es noch einen dritten Modus, der sich EXT nennt und der die Steuerung der Tonerzeugung über den Sequencer der DAW oder über externes MIDI-Equipment ermöglicht.

Die restlichen Tasten sind ausschließlich für die Echtzeitbedienung vorgesehen. So gibt es eine Tastatur mit einem Umfang von einer Oktave, und die drei Taster namens ACCENT, SLIDE und VIBRATO dienen gleichermaßen dem Live-Spiel und nicht etwa der Programmierung des Sequencers.


Sauerland…

Den vollen Zugriff auf den internen Sequencer von ACID V erhält man erst, wenn man das sogenannte ADVANCED PANEL öffnet, entweder über die gleichnamige Schaltfläche oben rechts oder über einen Doppelklick auf den oben beschriebenen Pattern-Bereich.

ARTURIA ACID V - Advanced Panel mit Sequencer
ARTURIA ACID V – Advanced Panel mit Sequencer

Dann öffnet sich nach unten hin ein eine Sektion mit mehreren Tabs, von denen der erste einen äußerst komfortablen Step-Sequencer mit bis zu 64 Schritten enthält. Neben einem Editor in Form einer Piano Roll (im ARP-Modus deaktiviert) und separaten Schaltern für Slide, Accent und Vibrato sowie Oktavwahl pro einzelnem Schritt finden wir auf der linken Seite zahlreiche Extras.

Verschiedene musikalische Skalen sowie spezielle Acid-Skalen stehen ebenso zur Verfügung wie eine Swing-Funktion, das Tempo lässt sich in BPM oder in diversen Notenwerten definieren und auch die Haltedauer (GATE) der gespielten Steps kann frei eingestellt werden. Die Abspielrichtung kann geändert werden und eine POLYMETRIC-Funktion erlaubt unterschiedliche Längen für jede Reihe. Per Knopfdruck auf x2 kann eine Sequenz auf die doppelte Länge bei gleichzeitig halbiertem Tempo gebracht werden.

TRANSMUTATION bietet einen Zufallsgenerator (GENERATE) zur automatischen Erstellung von Patterns und mit dem DENSITY-Regler eine Möglichkeit, diese durch Wegnahme oder Hinzufügen von Noten auszudünnen oder dichter zu gestalten.

ARTURIA ACID V - Sequence Browser
ARTURIA ACID V – Sequence Browser

Die mit dem internen Sequencer erstellten Patterns lassen sich via Export-Funktion auch an die DAW übertragen, etwa, um sie dort einfacher arrangieren zu können. In diesem Fall muss man anschließend natürlich in den EXT-Modus wechseln. Eine praktische Lock-Funktion bewirkt, das sich das aktuelle Pattern auch bei einem Wechsel des Klang-Presets beibehalten wird. Apropos Presets, auch der Sequencer verfügt über einen eigenen Preset-Browser, hier SEQUENCE BROWSER genannt, der ausschließlich der Verwaltung von Patterns dient.

ARTURIA ACID V - Modulation
ARTURIA ACID V – Modulation

Die folgenden drei Tabs im ADVANCED PANEL sind mit MODULATION 1, 2 und 3 beschriftet und allesamt identisch aufgebaut. Sie enthalten jeweils einen auch schon von anderen ARTURIA-Produkten bekannten Modulationsgenerator, der eine Art Schimäre aus komplexer Hüllkurve und LFO darstellt.

Kurvenverläufe können hier mit bis zu 64 Knotenpunkten frei eingezeichnet werden. Alternativ dazu kann man aber auch einen der fertigen Verläufe, die einfachen Grundwellenformen nachempfunden sind oder eine der komplexeren Presets auswählen. Die Geschwindigkeit kann in Hertz oder synchron zum Host-Tempo eingestellt werden.

Modulationen werden einem oder mehreren Zielen durch Drag & Drop zugewiesen, indem man die kleine animierte Graphik, die oben im Tab zu sehen ist, auf den gewünschten Parameter zieht. Eine wahlweise positive oder negative Modulationsintensität lässt sich einstellen.

Mit Hilfe der Modulatoren könne nicht nur lebendige Acid-Sequenzen erzeugt werden, sondern auch eher artfremdes Klanggut, das dann überhaupt nicht mehr an eine TB-303 erinnert. So findet man unter den Factory-Presets etwa auch eine im Takt hämmernde Kickdrum, die durch eine schnelle Modulation des Pitch-Reglers erzeugt wurde.

ARTURIA ACID V - Effekte
ARTURIA ACID V – Effekte

Im vierten und letzten Tab ist die Effekt-Sektion untergebracht. Diese bietet vier seriell angeordnete Slots, welche jeweils mit einem von siebzehn Algorithmen belegt werden können. Einstellungen können von einem Slot auf die jeweiligen anderen kopiert werden.

Zur Verfügung stehen hier REVERB, DELAY, TAPE ECHO, COMPRESSOR, MULTIBAND, MULTIFILTER, PARAM(etrischer) EQ, DISTORTION (unabhängig vom Verzerrer im Main Panel), BITCRUSHER, SUPER UNISON, CHORUS, CHORUS JUN-6, FLANGER, BL-20 FLANGER, PHASER und STEREO PAN.

Jeder Effekt-Algorithmus verfügt über sein individuelles Set an Bedienelementen, einen zusätzlichen grafischen Editor sowie eigene Presets. Außerdem besitzt jeder entweder einen DRY/Wet- oder einen Intensitäts-Regler, je nach Art des Effekts.

Die Qualität gibt keinen Anlass zur Klage und entspricht der anderer ARTURIA-Plugins bzw. der FX COLLECTION (). Das gilt übrigens auch für den auf dem Hauptpanel untergebrachten Verzerrer.


pH-Wert-Messung…

All diese schönen Möglichkeiten sind natürlich nur einen feuchten Furz wert, wenn das klangliche Ergebnis hinter den gesetzten Erwartungen zurücksteht. Und im Falle einer TB-303-Emulation liegt die Hürde angesichts der sehr gut aufgestellten Konkurrenz doch schon ziemlich hoch. Damit werden wir uns gleich auch noch etwas genauer befassen.

Doch zunächst macht ACID V so ganz für sich allein genommen eigentlich erstmal eine recht gute Figur als 303-Ersatz. Der Name ist Programm, denn hinten kommt tatsächlich auch Acid raus.

Wie schon erwähnt, sind aufgrund der zahlreichen zusätzlichen Parameter, die dem Original fehlen, auch allerlei Klänge realisierbar, die deutlich über das hinausgehen, was man von einer TB-303 erwartet, und die auch nicht mehr allzu viel mit dem typischem Acid-Sound gemein haben.

Ob dies nun relevant ist oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich selbst habe genügend Synthesizer, und wenn es anders klingen soll als 303, dann benutze ich eben diese. Von daher brauche ich beispielsweise auch nicht unbedingt einen Suboszillator in einer TB-303-Emulation, aber so mancher mag mag dies eventuell völlig anders sehen und sich darüber freuen.

Nachfolgend gibt es eine Auswahl an Factory-Presets, bestehend aus unterschiedlichen Klangeinstellungen und Sequenzen. Die erste Hälfte wird von verzerrten Acid-Lines dominiert, danach kommen etwas untypischere Klänge:

Klangbeispiel ARTURIA ACID V – Presets

Und damit man das Ganze etwas besser in einen rhythmischen Kontext einordnen kann, hier noch einmal die gleiche Zusammenstellung, nur dieses Mal zusätzlich mit einer Kickdrum unterlegt:

Klangbeispiel ARTURIA ACID V – Presets + Kick

Wie oben schon angedeutet, habe ich ACID V auch mit einigen seiner Rivalen verglichen, als da wären PHOSCYON 2 von D16 GROUP und ABL3 von AUDIOREALISM sowie das TB-303-Plugin aus der ROLAND CLOUD, dass ich mir aus reiner Neugier ebenfalls mal angehört habe. Hinzu kommt noch ein Hardware-Klon in Form der BEHRINGER TD-3.

In einem direkten A/B-Vergleich kamen mir ABL3 und PHOSCYON 2 stets noch das eine oder andere Quäntchen lebendiger und spritziger als ACID V und das TB-303-Plugin vor. Wir reden hier aber von sehr subtilen Unterschieden, die sich in einem kompletten Mix wohl noch wegbügeln lassen. Dennoch sind sie zumindest im nackten Vergleich nicht zu überhören.

Es gelang mir dafür recht einfach, nahezu identisch klingende Ergebnisse bei ACID V und dem ROLAND-Plugin zu erhalten, zumindest bei entsprechender Nachjustierung, denn ACID V klingt bei völlig geschlossenem Filter etwas dumpfer als die Mitbewerber. Bei aller Ähnlichkeit erschien mir die virtuelle TB-303 geringfügig flacher im Klang gegenüber ACID V, welches hier auf mich noch ein wenig druckvoller wirkte. Interessant, das ausgerechnet ROLAND, der Erfinder des Originals, hier meiner Meinung nach am schwächsten abliefert, was übrigens auch die Bedienung betrifft.

Damit Ihr Euch Euer eigenes Urteil bilden könnt, habe ich mit jedem Kandidaten eine einfache Sequenz inklusive Filtersweep erstellt. Grundlage war dabei ein Patttern von meiner TD-3, auch deren Klangeinstellung habe ich möglichst genau auf den Plugins nachzubilden versucht. Zudem steuerte der Sequencer der TD-3 via MIDI alle Plugins an, deren interne Sequencer blieben somit außen vor. Damit die Bedingungen für alle Testteilnehmer gleich waren, wurden natürlich auch eventuell vorhandene interne Effekte bzw. Verzerrer-Einheiten deaktiviert.

Den Anfang macht der Sägezahn, interessanterweise fällt dieser bei allen Kandidaten noch verhältnismäßig ähnlich aus:

Klangbeispiel ARTURIA ACID V Saw
Klangbeispiel D16 GROUP PHOSCYON 2 Saw
Klangbeispiel AUDIOREALISM ABL3 Saw
Klangbeispiel ROLAND CLOUD TB-303 Saw
Klangbeispiel BEHRINGER TD-3 Saw

Die Rechteckwelle mit ihrem etwas bauchigen Charakter hingegen scheint etwas schwieriger nachzubilden zu sein, zumindest sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Kandidaten hier schon deutlicher hörbar:

Klangbeispiel ARTURIA ACID V Square
Klangbeispiel D16 GROUP PHOSCYON 2 Square
Klangbeispiel AUDIOREALISM ABL3 Square
Klangbeispiel ROLAND CLOUD TB-303 Square
Klangbeispiel BEHRINGER TD-3 Square

Grundsätzlich eignet sich jeder dieser Kandidaten als veritabler 303-Ersatz, nur mancher halt noch besser als der andere. Auf jeden Fall bin ich persönlich der Auffassung, dass man heutzutage keinesfalls mehr völlig überzogene Gebrauchtmarktpreise für über vierzig Jahre alte, zum Teil ordentlich abgerockte Originale bezahlen sollte.

Und sicherlich wird auch kein Acid-Fan im Club abrupt aufhören zu tanzen und empört aufschreien: „Das ist ja gar keine echte 303!“


Fazit:

Klar, auch die Grenobler erfinden das Rad jetzt nicht neu, aber ACID V darf sich guten Gewissens unter die bereits existieren TB-303-Emulationen mischen und macht dort durchaus keine schlechte Figur.

Trotz gewisser kleiner klanglicher Unterschiede zu den Konkurrenten (die ja auch zwischen diesen selbst vorhanden sind und die durch Feintuning bzw. im Mix noch weiter verschwinden dürften!), vermag ARTURIA’s jüngster Sprössling diesen meiner Meinung nach auf Augenhöhe zu begegnen.

Die in meiner Einleitung aufgeworfene Frage nach einem Ass im Ärmel ist schnell beantwortet: ACID V punktet gegenüber den Mitbewerbern vor allem im Bereich der Modulationsmöglichkeiten, die auch ohne den Einsatz von MIDI-Controllern und/oder Automation sehr lebendige Klangveränderungen ermöglichen. In dieser Hinsicht gleicht ACID V auch die geringfügigen Abstriche aus, die man dafür in puncto Klang gegenüber den Platzhirschen ABL3 und PHOSCYON 2 hinnehmen muss.

ACID V ist ab sofort erhältlich und kann bis zum 14.09.2023 zum verbilligten Einführungspreis von 99,- Euro erworben werden. Bis zum selben Datum erhalten Bestandskunden von ARTURIA auf ACID V noch weitere individuelle Rabatte, die abhängig von Art und Anzahl der bereits vorhandenen Produkte sind und beim Einloggen in den eigenen Account angezeigt werden.

ACID V wird auch zusammen mit der V COLLECTION 9 feilgeboten, zusammen sollen beide Produkte 599,- Euro kosten.

Der spätere reguläre Verkaufspreis von ACID V wird 199,- Euro betragen, was ich allerdings viel zu hoch angesetzt finde, auch im Vergleich zur deutlich günstigeren Konkurrenz. Selbst eine TD-3 ist da ja billiger zu haben. Das kann natürlich – wie bei anderen Firmen auch – eine Taktik darstellen, um dann immer wieder mal mit massiven Preisnachlässen werben zu können… 😉


Positives:

+ guter, authentischer Grundklang
+ eingängiger Step-Sequencer
+ gute Effekte
+ umfangreiche Modulationsmöglichkeiten
+ einfache Bedienung
+ praktische In-App-Tutorials
+ Offline-Aktivierung möglich
+ CPU-freundlich

Negatives:

– regulärer Verkaufspreis zu hoch
– wirkt korrosiv auf Metalle und Hautoberflächen 😉


Produktwebseite:

https://www.arturia.com/products/software-instruments/acid-v/overview

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