Dr. Sound erklärt: Wie funktioniert ein Kompressor?

Die Welt der Kompressoren in der Tontechnik: Eine Erklärung der Grundlagen und unterschiedlichen Arten der Kompression

Beispiel Hardware Kompressor Tegeler Vari Tube Compressor

Grundlagen der Kompression

Bevor wir uns mit den verschiedenen Arten von Kompressoren befassen, ist es wichtig, die Grundlagen der Kompression zu verstehen. Im Wesentlichen funktioniert ein Kompressor, indem er laute Signale abschwächt und leise Signale verstärkt, um die Dynamik eines Audiosignals zu verringern. Dies geschieht durch Anwendung einer Variablen- oder Konstantenkompression, wobei die Verstärkung des Signals entsprechend seiner Lautstärke angepasst wird.

Die grundlegende Funktionsweise eines Kompressors kann in vier Hauptparameter unterteilt werden: Threshold (Schwellenwert), Ratio (Verhältnis), Attack (Anstiegszeit) und Release (Abfallzeit).

Native Instrument Vintage Compressors VC 2A
Beispiel: Native Instrument Vintage Compressors VC 2A Plugin – Testbericht

Die Funktionsweise eines Audio-Kompressors:

Der Threshold bestimmt den Pegel, ab dem der Kompressor aktiv wird, während das Ratio das Verhältnis der Abschwächung des Signals angibt. Die Attack-Zeit bestimmt, wie schnell der Kompressor reagiert, wenn das Signal den Schwellenwert überschreitet, und die Release-Zeit bestimmt, wie schnell der Kompressor die Abschwächung aufhebt, wenn das Signal unter den Schwellenwert fällt.

Die Funktionsweise eines Kompressors beruht auf der Anwendung von Pegelveränderungen basierend auf den Einstellungen der verschiedenen Parameter. Im Folgenden schauen wir uns einmal die grundlegenden Parameter eines Kompressors und derer Auswirkungen auf das Audiosignal genauer an:

1. Threshold (Schwellenwert):
Der Schwellenwert bestimmt den Pegel, ab dem der Kompressor zu arbeiten beginnt. Wenn das Eingangssignal den Schwellenwert überschreitet, greift der Kompressor ein und beginnt, das Signal zu komprimieren.

2. Ratio (Verhältnis):
Das Verhältnis bestimmt, wie stark das Signal komprimiert wird, sobald es den Schwellenwert überschreitet. Ein höheres Verhältnis führt zu einer stärkeren Kompression. Zum Beispiel bedeutet ein Verhältnis von 4:1, dass für jedes 4 dB, die das Signal den Schwellenwert überschreitet, nur 1 dB am Ausgang des Kompressors erscheint.

3. Attack (Anschlagszeit):
Die Anschlagszeit bestimmt, wie schnell der Kompressor reagiert, sobald das Eingangssignal den Schwellenwert überschreitet. Eine schnellere Anschlagszeit führt dazu, dass der Kompressor schneller anspricht und somit die dynamischen Spitzen schneller kontrolliert werden. Eine langsamere Anschlagszeit hingegen lässt mehr Transienten durch und kann zu einem dynamischeren Klang führen.

4. Release (Auslaufzeit):
Die Auslaufzeit bestimmt, wie schnell der Kompressor die Kompression wieder aufhebt, nachdem das Eingangssignal unter den Schwellenwert gefallen ist. Eine schnellere Auslaufzeit führt zu einer schnelleren Wiederherstellung der Dynamik, während eine langsamere Auslaufzeit zu einem längeren „Halten“ der Kompression führt.

5. Knee (Knie):
Das Knie bestimmt, wie abrupt der Kompressor die Kompression anwendet, sobald das Signal den Schwellenwert überschreitet. Ein harter Kniepunkt führt zu einer sofortigen Anwendung der Kompression, während ein weicherer Kniepunkt zu einer sanfteren, weniger abrupten Kompression führt.

6. Gain (Verstärkung):
Der Verstärkungsregler bestimmt, wie viel Ausgangspegel dem komprimierten Signal hinzugefügt wird, um die Lautstärke zu erhöhen. Dies ermöglicht es, das Gesamtniveau des Signals nach der Kompression anzupassen.

Zusätzlich zu diesen grundlegenden Parametern verfügen viele Kompressoren über weitere Steuerungselemente wie Sidechain-Filter, Make-up Gain, Mix-Regler und mehr, um die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Kompressors zu erhöhen.

Der Sidechain Filter macht den Einsatz des Kompressors abhängig von der Signalstärke einer anderen vorab definierten Audiospur, als Beispiel könnte eine Audiospur, auf der die Bassdrum aufgenommen wurde, immer dann den Einsatz des Kompressors auf der Audiospur, welche den E-Bass wiedergibt, steuern. Das Make-up Gain dient dazu, das nach der Kompression resultierende Signal in der Lautstärke anzupassen, da es vorkommen kann, dass ein Audiosignal nach der Kompression leiser erscheint, als vor der Kompression. Der Mix Regler bestimmt, in welcher Relation das bearbeitete Audiosignal zum Originalsignal wiedergegeben wird. Beispiel: 40 % bedeutet, dass nur 40 % des bearbeiteten Audiosignals und 60 % des unbearbeiteten Audiosignals wiedergegeben werden.

Durch die präzise Steuerung dieser Parameter kann man die Dynamik eines Audiosignals kontrollieren und formen, um einen ausgewogenen und konsistenten Klang zu erzielen. Ein gut eingestellter Kompressor kann dazu beitragen, die Spitzen im Signal abzufangen und zu glätten, um einen angenehmen und ausgewogenen Klang zu erzielen, während gleichzeitig die Integrität des Audiosignals erhalten bleibt.

Beispiel Analog Obsession dBComp Kompressor Plugin

Eigentlich wurden die Kompression von Audiosignalen für den Bereich der Fernmeldeelektronik erfunden, der Einsatz dieser Technik sollte das Signal, welches am anderen Ende der Telefonleitung ankommt, verständlicher machen.

Arten von Kompressoren

  1. VCA-Kompressoren:
    VCA (Voltage-Controlled Amplifier) Kompressoren zeichnen sich durch ihre schnelle Reaktionszeit und ihre präzise Steuerung aus, was sie ideal für den Einsatz in Live-Soundumgebungen und Studioaufnahmen macht. VCA-Kompressoren verwenden elektronische Schaltungen, um das Audiosignal zu analysieren und entsprechend zu komprimieren, wobei sie eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit und Flexibilität bieten.
  2. Opto-Kompressoren:
    Opto-Kompressoren verwenden eine optische Schaltung, um das Audiosignal zu analysieren und zu komprimieren. Sie bieten in der Regel einen warmen und musikalischen Klang, der sich besonders gut für Gesang, akustische Instrumente und Vintage-Sounds eignet. Opto-Kompressoren haben eine langsamere Reaktionszeit im Vergleich zu VCA-Kompressoren, was zu einem sanfteren und natürlicheren Klang führt. Sie werden oft als „Musikmacher“ bezeichnet, da sie dazu neigen, dem Klang eine angenehme Färbung zu verleihen.
  3. Röhrenkompressoren:
    Röhrenkompressoren nutzen Röhrenverstärker, um das Audiosignal zu analysieren und zu komprimieren. Sie sind für ihren warmen und satten Klang bekannt, der sich besonders gut für die Bearbeitung von Instrumenten sowie Sprach- und Gesangsaufnahmen eignet. Röhrenkompressoren erzeugen eine sanfte und natürliche Kompression, welche dem Klang eine angenehme Wärme und Fülle verleiht. Sie sind beliebt in der Musikproduktion für ihre klangliche Vielseitigkeit und ihre Fähigkeit, harmonische Verzerrungen hinzuzufügen.

Anwendungen von Kompressoren

Kompressoren finden in einer Vielzahl von Anwendungen in der Tontechnik Anwendung, sowohl in der Aufnahme als auch in der Wiedergabe von Audio. Hier sind einige der häufigsten Anwendungen von Kompressoren:

VarietyOfSound - ThrillSeekerLA
Beispiel VarietyOfSound ThrillseekerVA Kompressor Gratis
  • Vocal Compression: hilft dabei, die Gesangsspuren glatter und gleichmäßiger klingen zu lassen, um die Intensität der Stimmen im Mix zu erhöhen.
  • Drum Compression: dient dazu, die Transienten zu glätten und die Drums insgesamt konsistenter klingen zu lassen. Dies hilft, den Drum-Mix zusammenzuführen und einen kräftigen und ausgewogenen Klang zu erzielen.
  • Mastering Compression: verfeinern und optimieren den Klang einer Aufnahme. Durch die Kontrolle der Dynamik kann die Lautstärke erhöht und der Klang insgesamt dichter gemacht werden.
Review NI KOMPLETE 14

Weitere Informationen zum Thema Kompression in der Tontechnik

https://de.wikipedia.org/wiki/Kompressor_(Signalverarbeitung)