Der Einstieg der Firma Propellerhead aus Schweden in die Hardwareproduktion wurde mit dem Audiointerface BALANCE (Presseinfo hier) realisiert. Es handelt sich um ein musikerfreundliches und ergonomisch leicht bedienbares Audiointerface samt DAW, REASON Essentials wird mitgeliefert.
Der erste Schreck kam, als noch vor der Anlieferung des von mir für einen Test angefragten BALANCE eine Rechnung über satte 500,- Euro bei buenasideas.de eintrudelte, als Artikel war auf der Rechnung eine 60 Tage Testversion von BALANCE samt REASON Essential gelistet, so richtig lustig fand ich das jetzt nicht und fühlte mich daher bewogen die deutsche Marketing Firma darauf anzusprechen.Die gab dann auch schnell und freundlich Entwarnung, die Rechnung wäre nur für den Fall, wenn ich das Testmuster nach 60 Tagen nicht zurücksende, aha eine kleine Motivation für den Tester, nun gut immerhin lag dem, dann 2 Tage später vom UPS Mann ans Haus gebrachte, Päckchen ein Abholschein bei, somit brauche ich immerhin nicht für den Rückversand aufkommen.
Design, nee ist dat schön….
Gar keine Frage, das Audiointerface BALANCE von Propellerhead entstammt der Vorstellungskraft eines begnadeten Designers. Tiefschwarz im Pult Look macht das Balance schon was her auf dem Arbeitsplatz. Zwei große und griffige Drehregler nehmen den gesamten unteren Bereich des BALANCE in Anspruch, der Linke Regler ist für die Lautstärkekontrolle vorgesehen und der Rechte für die Pegelregelung des Kopfhörerausgangs. Über den beiden Reglern finden wir einen kleinen Taster für die Mute- und Direct Monitoring Funktion der, sofern er aktiviert wurde, ein rotes Licht aufblitzen lässt.
Oberhalb dieses eher unscheinbaren Tasters liegt die Eingangssektion, beginnen wir von Links. Zwei in zwanzig Schritten gerasterte Pegelregler dienen der Einstellung der Empfindlichkeit für das Eingangssignal, ein Übersteuern wird durch eine LED pro Eingangskanal angezeigt, soll heißen, wenn diese anstatt Grün beginnt, in roter Farbe zu leuchten, dann ist dies nicht so ganz optimal.
Unter der Signal/Clip LED findet sich eine weitere LED, die mit der Bezeichnung „Ready“ darauf hinweist, dass wenn sie (weiß) leuchtet, der Aufnahmekanal bereit ist, ein Signal entgegenzunehmen. Unterhalb dieser LED befindet sich dann noch pro Kanal die Aktivitätsanzeige für die 48 Volt Phantomspannung, diese kann für jeden Kanal separat ein und ausgeschaltet werden, somit ist es möglich ein Bändchen Mikrofon und ein Kondensatormikrofon gleichzeitig am BALANCE Audiointerface zu betreiben.
Rechts finden wir zehn Taster von denen acht Taster dazu dienen die Eingänge am BALANCE umzuschalten. Das Audiointerface ist rückseitig mit zwei XLR Buchsen sowie sechs Line Buchsen ausgestattet, wer nun denkt „Klasse Acht Eingänge!“ liegt hier leider falsch denn es handelt sich beim BALANCE tatsächlich nur um ein Audiointerface mit zwei Eingängen, diese sind allerdings über die gerade erwähnten Taster schaltbar, so dass Gitarre, Bass, Keyboard, Mikrofone usw. fest mit dem BALANCE verkabelt werden können und das lästige Umstecken, zumindest bei kleinen Setups, entfällt.
Hervorzuheben ist hier das jeder Kanal unabhängig einem der 2 Eingänge zugewiesen werden kann, das macht daher Sinn da Gitarre oder Bass, wie auch die Mikrophonsignale im allgemeinen Mono sind, so ist es zum Beispiel möglich, den Gesang und die Gitarre gleichzeitig auf zwei verschiedenen Kanälen aufzuzeichnen.
Eingebauter Toningenieur?
Richtig, es fehlen noch zwei Tasten, als da währen die Clip-Save Taste die einen, Achtung jetzt kommt es dicke, eingebauten „Recording Engineer“ darüber wachen lässt, dass kein Eingangssignal ins Clipping gerät. Nun ja ich denke das hier nur ein Brickwall Limiter seinen Dienst versieht und einem der Werbespezialisten beim Texten ein wenig die Pferde durchgegangen sind. Auf jeden Fall eine tolle Funktion, insbesondere deshalb da die Indikatoren die den Pegel der Eingangsignale anzeigen nicht wirklich brauchbar sind, selbst eine stinknormale deutsche Ampel ist mit drei Status Anzeigen, Grün, Gelb und Rot besser ausgestattet wie die Pegelanzeigen des BALANCE, nur den Status Grün und Rot anzugeben finde ich etwas mager. Aber wie gesagt, schalten wir den Clip-Safe Modus ein und alles wird gut.
Clip-Safe ist schon komfortabel aber Propellerhead setzt noch was drauf, mit dem Taster Meter/Tuner können wir, sofern das Audiointerface gerade mit REASON zusammenarbeitet, ein chromatisches Stimmgerät aufrufen oder eine anständige Pegelanzeige, was mich hier aber extrem stutzig macht ist dass auch wenn die Clip-Save Funktion aktiviert ist diese Pegelanzeige voll in den roten Bereich hineinläuft, nun da wird das Signal wohl vor dem eingebauten Toningenieur abgezweigt aber wie kommt es dann in REASON an? Ich habe es mal getestet, Clip-Save eingeschaltet und eine E-Gitarre so eingestellt, dass es Clippen muss, das Ganze habe ich dann in REASON Essential aufgezeichnet, da geht das Signal zwar nicht über die Null db Marke, es hört sich aber trotzdem recht angezerrt an.
Gesucht habe ich die Kopfhörerbuchse, erst ein Blick in die Bedienungsanleitung brachte mich darauf an der rechten Seite vorne nachzusehen, ich hätte die Kopfhörerbuchse eher vorne an der Stirnseite des BALANCE vermutet. An der Rückseite befinden sich neben den schon erwähnten sechs Line- und zwei XLR Buchsen ein USB 2.0 Anschluss, der auch der Spannungsversorgung dient sowie noch zwei LINE Ausgangsbuchsen, digitale Aus- und Eingänge sind ebenso wenig vorhanden wie Midi Anschlüsse Ok das Midi Pärchen ist heutzutage nicht mehr so unbedingt wichtig, kann aber manchmal recht hilfreich sein.
Der Aufbau des BALANCE wäre also insoweit abgehandelt, wie klingt das Teil?
Ausgesprochen sauber und klar, was sicherlich auf die hochwertigen Ausgangswandler zurückzuführen ist, die Hi-end 24-bit ADC/DACs können von 44.1 bis zu 96kHz betrieben werden. Auch die Mikrofonvorverstärker klingen sehr gut und sauber.
Die DAW, hin und hergerissen….
Die mitgelieferte DAW Software REASON ESSENTIAL ist für Einsteiger in das Recording hervorragend geeignet, die Brot und Butter Instrumente und Effekte sind dabei und der Workflow wirkt durchdacht und auch für Anfänger nicht zu schwierig. Der Nachteil ist hier das wir keine VST oder DXI Instrumente / Effekte einsetzen können. Die eingebauten Effekte und Instrumente sind für viele Zwecke zwar ausreichend, aber wenn ich mir die Konkurrenz in der Preisklasse von 500,- Euro anschaue, (Audiointerface+DAW) dann wird die Luft hier schon etwas dünn. Allerdings hat die REASON ESSENTIAL Variante einen gewaltigen Vorteil, durch den Verzicht von viel Gedönse ist die Gefahr des in den vielen Möglichkeiten verhuddelns anstatt Musik zu machen so gut wie gebannt.
FAZIT: Das BALANCE Audiointerface klingt gut und sieht vor allem sehr gut aus, ich hatte es nun ca. 4 Wochen im Einsatz und kann nichts Schlechtes berichten, außer das es knackt beim Einschalten des Rechners, was den Monitoren nicht so ganz gut tut. Die Latenz des ASIO Treibers ist sehr gering. (Auch abhängig vom verwendeten Audiocomputer)
Die Installation des BALANCE war einfach und die Freischaltung der REASON ESSENTIAL DAW via Internet schnell erledigt, die Freischaltung soll auch im BALANCE abgelegt werden können, somit dient dieses dann zusätzlich als Kopierschutzstecker.
Probleme sehe ich beim BALANCE in der Preisgestaltung, 500,- Euro für ein Audiointerface mit gerademal zwei Ein und Ausgängen ohne Midi und Digitalanschlüssen zusammen mit einer relativ stark eingeschränkten DAW finde ich, auch wenn das BALANCE echt schick aussieht, viel zu hoch. In der Preisklasse sind Audiointerfaces mit mehr Ein und Ausgängen, Midi und Digitalanbindung samt einer weniger fremdelnden DAW, was VST Plugins anderer Hersteller angeht, ohne weiteres zu haben. Ich konnte allerdings recherchieren, dass der Straßenpreis inzwischen auf 399,- Euro gefallen ist, nur dumm das bei mir noch immer eine satte 500,- Euro Rechnung herumliegt, nun ich werde mich beeilen das kleine Schwarze wieder in seine schwedische Heimat zu senden, nicht das Propellerhead auch noch Gewinn mit unabhängigen Testern macht 🙂
TESTERGEBNISSE nach Schulnoten:
- Aussehen: Spektakulär schöööönn Sehr gut (1)
- Klang: Gut (2)
- Innovation: Gut (2)
- Ergonomie: Sehr gut (1) Da keine Kabel mehr umgesteckt werden müssen, bei kleineren Setups..
- Mitgelieferte Software: Befriedigend (3) bedingt durch den fehlenden VST Support
- Preisgestaltung: Mangelhaft (5) da überteuert
Gesamtwertung: Gut – (2,33)
Gerne hätte ich hier einen buenasideas.de Tipp gegegeben, dies scheiterte jedoch am recht hohen Preis des BALANCE REASON ESSENTIAL Bundles, mein Tipp an Propellerhead, bundelt das BALANCE anstatt mit REASON ESSENTIAL direkt mir REASON 6 und der Preis geht, meiner Ansicht nach, voll in Ordnung.
TESTAUSTATTUNG:
- Rechner: COMPAQ DualCore 2×2.2 GHz, 4 GB RAM, 32 bit Win 7
- Abhöre: Yamaha NS10M Studio an REVOX A77 (Als Amp genutzt)
Das BALANCE wurde neben REASON ESSENTIAL auch mit folgenden Audio Programmen erfolgreich betrieben:
Ein Gedanke zu “Testbericht: Propellerhead BALANCE – Audiointerface + DAW Software”
Der Verfasser des Artikels bezeichnet das Fehlen der VST-Hostfunktion in Reason (Essentials) als Nachteil und zieht dies in die Bewertung ein.
Dabei wurde aber nicht berücksichtigt, dass Reason noch nie VST-Host war und auch nie sein wird. Seit 10 Jahren sagt der Hersteller dies ganz offen und genauso lang sollte das auch bekannt sein.
Wer nicht darauf verzichten will, kann Reason problemlos mittels ReWire in eine andere Sequenzersoftware integrieren. Diese kann dann evtl auch VST, wenn es denn sein muss.
Darüber hinaus sind auf dem Markt so viele ReFills, Synth-Modellierungen usw. vorhanden, dass VST keineswegs ein MUST ist. Wer aber ganz gezielt ein VST-Instrument will, der soll eben diesen Weg gehen. Für den ist Reason eben nicht geeignet.
Warum das aber ein Nachteil der Software sein soll, kann ich nicht nachvollziehen.